CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2020; 99(S 01): S1-S4
DOI: 10.1055/a-1089-4172
Editorial
Eigentümer und Copyright ©Georg Thieme Verlag KG 2019

Editorial Referateband 2020

Welche Qualität macht den Unterschied? Article in several languages: deutsch | English
Andreas Dietz
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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Andreas Dietz
Präsident der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde
Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. 2019/2020
Univ. HNO-Klinik
Liebigstraße 10–14
D-04103 Leipzig

Publication History

Publication Date:
16 March 2020 (online)

 

    Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

    es freut mich außerordentlich, Ihnen den Referateband zur 91. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie vorzustellen zu dürfen: Welche – Qualität macht den Unterschied? Die Eingrenzung von Qualitätsmerkmalen im Rahmen der Effektivitätsbewertung verschiedener Therapiegebiete der HNO-Heilkunde nimmt mittlerweile breiten Raum in der Darstellung unseres Faches ein. Dies beschränkt sich nicht allein auf die Nutzenbewertungsbetrachtungen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) oder von Kostenträgern angestrengte Regulierungsinstrumentarien, sondern erstreckt sich über die Leitlinien bis hin zu dem anspruchsvollen Begriff der Evidenz. In Abgrenzung des Begriffs „Evidenz“ berührt der Qualitätsbegriff ungleich mehr, da er sich aus ärztlicher Sicht auf die Struktur der Leistungserbringung, die Güte der Ausbildung des ärztlichen und Fachpersonals, das Gesamtpaket der Vor- und Nachbehandlung und auf den in vielen Behandlungsfeldern wichtigen Begriff der Interdisziplinarität erstreckt.


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    Andreas Dietz

    Vom “Institute of Medicine of National Academy of Sciences, USA,” wurde 1990 folgende Definition des Qualitätsbegriffs entwickelt: “Quality of care is the degree to which health services for individuals and populations increase the likelihood of desired health outcomes and are consistent with current professional knowledge” bzw. übersetzt: Qualität der Behandlung ist das Maß, in dem die gesundheitliche Versorgung von Individuen oder Gruppen die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass vom Patienten erwünschte, auf die Gesundheit bezogene Ergebnisse erzielt werden und zwar in Übereinstimmung mit dem aktuellen Wissen des Berufsstandes. Hilfreich ist diese Definition für den Patienten, weil sie „patientenzentriert“ ist. Nicht das Ergebnis medizinischen Handelns allein steht im Mittelpunkt sondern gerade das vom Patienten wahrgenommene (idealerweise erwünschte) Ergebnis (patient reported outcome, PRO), dieses jedoch gemessen an dem fundierten Erkenntnisstand der Medizin (Leitlinien, Evidenz). Der Qualitätsaspekt wird sehr gerne, aber damit auch hoch inflationär und nicht klar in seiner genauen Bedeutung, auf werbenden Hompages von medizinischen Leistungsanbietern, aber auch von Kostenträgern und Industrie bemüht. Dies kommt auch in einer zunehmenden Zahl von Zertifikaten und Qualitätslabels zum Ausdruck, die häufig aus Patientensicht schwer in ihrer Güte einzuschätzen sind.

    Die Messung und Erfassung der medizinischen Behandlungsqualität ist aufwendig, methodisch nicht einfach und fehleranfällig. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat unter anderem den gesetzlichen Auftrag, Vor- und Nachteile von medizinischen Verfahren zu bewerten, also z. B. verschiedene Arzneimittel oder neuerdings auch Operationsverfahren untereinander zu vergleichen. Für die Auswahl und Bewertung der Studien nutzt das IQWiG die Methoden der evidenzbasierten Medizin. Mit dieser internationalen Standardmethode lässt sich einschätzen, wie zuverlässig das vorhandene Wissen tatsächlich ist. Schwierig allerdings gestaltet sich bei alleiniger Betrachtung der Studienlage die Aspekte der Strukturqualität der an den Studien teilgenommenen Behandlungszentren, die in der Regel sehr heterogen ist. Erst in jüngster Zeit spielen diese Aspekte auch in Studien eine größere Rolle. Beispielsweise belegen aktuelle Publikationen zur Ergebnisqualität nach Kopf-Hals-Tumortherapie ein signifikant unterschiedliches Gesamtüberleben in Abhängigkeit der Strukturqualität des jeweiligen Behandlungszentrums bei vermeintlich gleicher Therapie.

    Die folgenden Referate sollen helfen, in 8 Themengebieten unseres Faches und einer interessanten journalistischen Außensicht, eine kritische Standortbestimmung der aus ärztlicher Sicht relevanten Qualitätsstandards zu erstellen. Ich hoffe, dass diese äußerst umfangreichen und hoch detaillierten Arbeiten viele wertvolle Impulse für unsere tägliche Arbeit und die stetige Weiterentwicklung unseres schönen Faches geben werden.

    Prof. Dr. med. Andreas Dietz
    Präsident der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde,
    Kopf- und Hals-Chirurgie 2019/2020


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    Prof. Dr. med. Andreas Dietz
    Präsident der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde
    Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. 2019/2020
    Univ. HNO-Klinik
    Liebigstraße 10–14
    D-04103 Leipzig

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