Die konventionelle Röntgendiagnostik stellt bei Knochentumoren nach wie vor den wesentlichen
Bestandteil der Bildgebung dar. Lokalisation, Destruktionsmuster und Periostreaktionen
geben Aufschluss über die biologische Aktivität von Knochenläsionen [1]. Röntgenmorphologie und Matrixmineralisationsmuster erlauben oftmals eine spezifische
Diagnose oder erhebliche Einengung der Differenzialdiagnose. Die Röntgendiagnostik
stellt somit die Weichen für das weitere Vorgehen [2], [3]. Die Computertomographie (CT) hilft zusätzlich bei der Evaluation von Knochenläsionen
in anatomischen Regionen, in denen die Radiographie, bedingt durch Überlagerung, nur
eingeschränkt beurteilbar ist [4], [5]. Aufgrund der mit der Röntgen- und CT-Diagnostik verbundenen Strahlenbelastung wird
insbesondere für die Anwendung bei jungen Patienten mit benignen Knochenläsionen,
wiederholten Untersuchungen bzw. radiologischen Verlaufskontrollen nach Verfahren
gesucht, die ohne den Einsatz ionisierender Strahlung eine vergleichbare diagnostische
Aussagekraft liefern können.
Nordeck und Mitarbeiter konnten in einer radiologischen Studie zeigen, dass die Simulation
röntgenähnlicher Bilder anhand von 3D-MRT-Datensätzen möglich ist [6]. Diese Bilder basierten auf Protonendichte-gewichteten MRT-Sequenzen. Ziel der Studie
war es, mit einer kontrastreichen Darstellung der Kortikalis Winkelmessungen am Sprunggelenk
zu ermöglichen [6]. Die Studie zeigte diesbezüglich eine hohe Übereinstimmung zwischen konventionellen
und simulierten Röntgenbildern [6]. Bei der Bildgebung von Knochentumoren ist jedoch nicht nur die Darstellung der
Kompakta, also letztlich der Außenkontur des Knochens, sondern auch die Visualisierung
des trabekulären Knochens von entscheidender Bedeutung. Hierfür eignen sich insbesondere
T1-gewichtete Gradienten-Echo-Sequenzen, die die Grundlage für einen Algorithmus zur
Simulation von Röntgenbildern bieten können [4]. Wir haben diese Methode bei Patienten mit Knochentumoren angewandt, bei denen zuvor
im Rahmen der klinischen Diagnostik konventionelle Röntgenbilder akquiriert wurden
[4]. Die aus den MRT-Datensätzen berechneten simulierten Röntgenbilder und CT-ähnlichen
Bilder wurden mit konventionellen Röntgenbildern verglichen. Die Sensitivität und
Spezifität MRT-basierter Datensätze bei der Klassifikation der Knochenläsionen in
aggressive und nichtaggressive Läsionen waren vergleichbar mit der Sensitivität und
Spezifität konventioneller Röntgenbilder, wobei die histologische Diagnose als Referenzstandard
diente [Abb. 1]. Als Vorteil der MRT-basierten, CT-ähnlichen Bilder und simulierten Röntgenbilder
gegenüber konventionellen Röntgenbildern zeigte sich, dass zusätzliche Informationen
über extraossäre Tumorkomponenten und die Tumorarchitektur generiert werden konnten.
Abb. 1 Histologisch gesichertes intraossäres Angiosarkom in der distalen Tibia einer 18-jährigen
Patientin. (A) Die konventionelle Röntgenaufnahme zeigt eine inhomogene lytische Läsion
mit endostaler Ausdünnung der Kortikalis. Die gleiche Morphologie wird mittels (B)
MRT-basiertem und simuliertem Röntgenbild sowie (C) MR-basiertem, CT-ähnlichen Bild
visualisiert.
Zusammenfassung
Basierend auf einer hochaufgelösten MRT-Sequenz, können CT-ähnliche Bilder sowie simulierte
Röntgenbilder generiert werden, anhand derer Knochentumoren mit einer der konventionellen
Diagnostik vergleichbaren Sicherheit klassifiziert werden können. Zusätzlich können
aus den synthetischen Bildern wesentliche Informationen zur Tumorarchitektur und -ausdehnung
gewonnen werden. Der Einsatz dieser MRT-Sequenz in der muskuloskelettalen Diagnostik
könnte in Zukunft einen Beitrag zur Reduktion der Strahlenexposition von Patienten
führen.