Kontrastmittel - CT - Kontrastmitteldosis - Berechnungsmethoden
contrast agent - CT - contrast media dose - calculation methods
Einleitung
Eine 2019 von uns durchgeführte Untersuchung verfolgte die Fragestellung, inwieweit
sich die Kontrastmittelanwendung bei abdominellen CT-Untersuchungen zwischen den einzelnen
Instituten unterscheidet, wobei der Fokus auf der intravenösen Kontrastmittelapplikation
lag. Es wurden Befragungen an verschiedenen Krankenanstalten und Instituten in Österreich
und Deutschland durchgeführt. Die ermittelten Angaben bezogen sich auf einen normalgewichtigen
Patienten mit ca. 70 kg Körpergewicht und einer normalen Nierenfunktion. Es zeigte
sich, dass die verwendeten Kontrastmittel einen Jodgehalt von 300 bis maximal 400 mg
Jod pro Milliliter aufwiesen. Demzufolge unterschieden sich die applizierten Kontrastmittelmengen.
Um eine Vergleichbarkeit der verschiedensten Institute hinsichtlich der applizierten
Jodmenge zu ermöglichen, wurden die angegebenen Kontrastmittelmengen auf die insgesamt
applizierte Jodmenge in Gramm umgerechnet. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede
in den verabreichten Gesamtjodmengen. Diese betrug im Mittel bei Abdomen-Becken-CT
und bei Nieren- und Nebennieren-CT-Protokollen 32 g J (SD: 4,3; Range:26–39) bei Leber-CT-Protokollen
35,5 g J (SD: 5,9; Range: 28–48) und bei Pankreas-CT 33,5 g J (SD: 3,6; Range: 28–39).
Eine Optimierung der Kontrastmitteldosierung bzw. Standardisierung des benötigten
Enhancements stellt eine Herausforderung dar, da diese von zahlreichen Faktoren beeinflusst
wird. Dies sind [Abb. 1]:
-
patientenbezogene Faktoren,
-
kontrastmittelabhängige Faktoren,
-
untersuchungs- bzw. geräteabhängige Faktoren.
[Abb. 1]
Einflussgrößen auf die kontrastmittelverstärkte CT.
Patientenbezogene Faktoren
Patientenbezogene Faktoren
Ein gelungenes Kontrastmittelmanagement ist für die genaue Abklärung einer Fragestellung
in der Zielregion essenziell. Aufgrund der Zunahme von CT-Untersuchungen, insbesondere
bei Patienten mit höherem Lebensalter, sollten patientenbezogene Faktoren sowie der
Allgemeinzustand bei einer geplanten Kontrastmitteluntersuchung stärker berücksichtigt
werden. Zu den patientenbezogenen Faktoren zählen
Der Allgemeinzustand, das Alter und die Körpergröße nehmen Einfluss auf die kardiale
Auswurfleistung sowie das Blutvolumen.
Die kardiale Auswurfleistung (Herz-Zeit-Volumen, Cardiac Output) ist der bedeutendste
patientenbezogene Einflussfaktor auf die Kontrastierung. In Ruhe beträgt das Herzminutenvolumen
bei einem gesunden Erwachsenen etwa 4,5–5 l/min. Wenn die kardiale Auswurfleistung
erniedrigt ist, kommt es zu einer langsameren Zirkulation und einem Kumulieren des
Kontrastmittels in den Herzkammern. Daher muss bei unterschiedlicher kardialer Auswurfleistung
eine Adaption der Kontrastmittelapplikation erfolgen.
Das Blutvolumen variiert in Abhängigkeit von Körpergröße und Gewicht. Bei gleicher
kardialer Auswurfleistung ist bei einem höheren Blutvolumen (= höherem Körpergewicht)
eine höhere Kontrastmitteldosis notwendig, da ein größeres vaskuläres Volumen gefüllt
werden muss. Das Kontrastmittel wird während des First Pass durch die größere Blutmenge
stärker verdünnt. Ein Ansatz zur Protokolloptimierung ist es, gewichtsabhängige Untersuchungsprotokolle
zu erstellen (z. B. S ≤ 55 kg; M 56–95 kg; L > 95 kg) [1],[2],[3],[4],[5],[6].
First Pass
Erste Passage des i. v.-applizierten Kontrastmittels durch den Körper, bevor es wieder
im rechten Vorhof eintrifft.
Die Stärke der arteriellen Kontrastierung wird durch die kardiale Auswurfleistung
und das Blutvolumen bestimmt.
DEFINITION
Abkürzungen
BSA:
Body Surface Area, bzw. Körperoberfläche
CDK-EPI:
Chronic Kidney Disease Epidemiology Collaboration
eGFR:
(estimated) glomeruläre Filtrationsrate
eLBW:
Estimated Lean Body Weight, bzw. geschätzte fettfreie Körpermasse
FFM:
fettfreie Körpermasse
fT3
:
freies Trijodthyronin
fT4
:
freies Thyroxin
HU:
Hounsfield Units bzw. Hounsfield-Einheiten
KG:
Körpergewicht
PC-AKI:
Post-contrast acute kidney injury bzw. kontrastmittelassoziierte akute Nierenschädigung
ROI:
Region of Interest
sCr:
Serumkreatinin
TBW:
Total Body Weight, bzw. Gesamtkörpergewicht
TSH:
Thyreoidea stimmulierndes Hormon
ZVK:
zentraler Venenkatheter
Die Bestimmung der Nierenfunktion ist vor einer Kontrastmittelgabe essenziell, da
jodhaltige Kontrastmittel nierengängig sind. Hierfür wird das Serumkreatinin (sCr)
und die eGFR ermittelt, wobei der Laborbefund maximal 7 Tage alt sein soll. Die eGFR
ist die berechnete (estimated) glomeruläre Filtrationsrate–das von den Glomeruli der
Nieren filtrierte Volumen pro Zeiteinheit. Für die Berechnung der eGFR wird derzeit
für Erwachsene > 18 Jahre die Chronic Kidney Disease Epidemiology Collaboration (CKD-EPI)
Formel empfohlen, für Kinder die überarbeitete Schwartz-Formel [Tab. 1]. Der Normalwert für die eGFR ist > 90 ml / min/1,73 m2. Bei nicht vitaler Indikation ist eine Kontrastmittelgabe bei einer eGFR < 30 ml / min/1,73 m2 kontraindiziert [3],[7].
Tab. 1
Ermittlung der eGFR anhand des Serumkreatininspiegels [7].
Patient
|
Formel
|
CKD-EPI-Formel*
|
Frauen mit sCr < 62 µmol / l
|
144 x (sCr / 62)
–
,0329
x 0,993
Alter
|
Frauen mit sCr > 62 µmol / l
|
144 x (sCr / 62)
–1,2
09
x 0,993
Alter
|
Männer mit sCr < 80 µmol / l
|
141 x (sCr / 80)
–
0,411
x 0,993
Alter
|
Männer mit sCr > 80 µmol / l
|
141 x (sCr / 80)
–1,2
09
x 0,993
Alter
|
Überarbeitete Schwartz-Formel
|
Kinder
|
36,5 × Körpergröße / sCr µmol / l
|
* Bei Patientinnen und Patienten mit afroamerikanischer Abstammung sind alle Formeln
mit 1,159 zu multiplizieren.
Schilddrüsenfunktion
Thyreotropin (thyreoideastimmulierendes Hormon, TSH), wird im Hypophysenvorderlappen
gebildet und stimuliert die Hormonbildung in der Schilddrüse. Das freie Trijodthyronin
(fT3) und das freie Thyroxin (fT4) werden von der Schilddrüse gebildet und beeinflussen in Form von Botenstoffen den
Stoffwechsel. Die TSH-Bestimmung vor einer Kontrastmittelgabe ermöglicht eine Abschätzung,
ob die Kontrastmittelgabe ein Risiko birgt. Zu beachten ist, dass die Referenzwerte
von Labor zu Labor unterschiedlich sein können [2],[7],[8].
Venöser Zugang
Der venöse Zugang beträgt üblicherweise 18 G. Dabei sind jedoch nur Zugänge zu verwenden,
die für die Hochdruckinjektion zugelassen sind. Ein zentraler Venenkatheter (ZVK)
oder Portkathether sind nicht für die Hochdruckinjektion zugelassen. In der klinischen
Praxis wird bei Bedarf jedoch Kontrastmittel appliziert–der Flow sollte bei einem
Standard-ZVK maximal 2,5 ml/s betragen, bei Portkathetern 1,5 ml/s. Mit einem ZVK,
der für Hochdruckinjektoren geeignet ist, können Flussraten bis zu 5 ml / s verwendet
werden. Bei für die Hochdruckinjektion zugelassen Portkathetern hat der Patient einen
Portpass. In diesem ist der maximal zulässige Flow vermerkt. Des Weiteren muss bei
einem Portkatheter beachtet werden, dass dieser nur mit speziellen Portnadeln angestochen
werden darf [3].
Mit entsprechender Vorsicht kann auch über einen ZVK oder über ein Portkathetersystem,
das für die Hochdruckinjektion zugelassen ist, Kontrastmittel i. v. appliziert werden–ein
Flow von 3 ml / s ist in den meisten Fällen ausreichend [3].
Von einem Paravasat wird gesprochen, wenn das i. v. verabreichte Kontrastmittel aus
dem intravasalen Lumen austritt oder akzidentiell neben das Gefäß und somit in das
nebenliegende Gewebe injiziert wird, wobei die Inzidenz zwischen 0,04–0,9 % liegt.
Der Schweregrad der auftretenden Schäden ist von der paravasal applizierten Flüssigkeitsmenge
abhängig, wobei Volumina bis zu 150 ml meist nur geringe Beschwerden verursachen (Ödeme).
Bei schweren Schäden können
-
Hautulzerationen,
-
Weichteilnekrosen und
-
ein Kompartmentsyndrom
auftreten. Bei Volumina ≥ 150 ml ist ein chirurgisches Konsil angeraten.
Risikofaktoren für das Auftreten von Paravasaten sind:
-
Hochdruckinjektion–zu hohe Flussraten / zu großes Volumen,
-
Schmerzäußerung nicht bzw. nur bedingt möglich,
-
Adipositas,
-
fragiler Gefäßstatus,
-
pathologische Lymphsituation.
Therapeutisches Vorgehen
Betroffene Gliedmaßen hochlagern und kühlen (Eispackungen z. B. 3 x täglich für 3
Tage für jeweils 15–60 min bzw. bis keine Symptome mehr vorhanden sind). Ebenso hat
sich das Auftragen von Heparinsalbe bei intakter Haut bewährt. Zusätzlich soll eine
engmaschige Überwachung erfolgen. Bei Hinweis auf
-
Durchblutungsstörungen,
-
Parästhesien und
-
zunehmenden Schmerzen
muss auch bei Mengen ≤ 150 ml ein chirurgisches Konsil erfolgen [7],[9],[10].
Kontrastmittelbedingte Faktoren
Kontrastmittelbedingte Faktoren
Zahlreiche jodhaltige Kontrastmittel sind sowohl für Kinder als auch für Erwachsene
zugelassen. Jodhaltige Kontrastmittel werden nicht metabolisiert und können eine intakte
Blut-Hirn-Schranke nicht passieren. Nach Kontrastmittelinjektion diffundieren ca.
70 % des Kontrastmittels innerhalb von 2–5 min vom Plasma in den extravaskulären interstitiellen
Raum. Das Equilibriumstadium im extrazellulären Raum ist nach ca. 2 h erreicht. Die
Biodistribution des Kontrastmittels in den intra- und extrazellulären Raum ist von
der Körpergröße abhängig. Die Kontrastmittelkonzentration in parenchymatösen Organen
ist abhängig vom extrazellulärem Flüssigkeits- und Plasmavolumen. Die Ausscheidung
erfolgt überwiegend renal über die glomeruläre Filtration, die durch zahlreiche Faktoren
beeinträchtigt sein kann, die das Risiko einer PC-AKI erhöhen [Abb. 2]. Jodhaltige i. v. verbreichte Kontrastmittel sind bei normaler Nierenfunktion nach
ca. 2 h zu 50 %, nach 4 h zu 75 % und nach 24 h nahe vollständig ausgeschieden. Ein
kleiner Teil wird über das hepatobiliäre System und den Darm innerhalb von einigen
Tagen ausgeschieden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion erhöht sich die Eliminationshalbwertszeit
[1],[3],[5],[6],[10].
Abb. 2 Schematische Darstellung der Distribution und der Elimination eines Kontrastmittels.
Die Verträglichkeit des Kontrastmittels hängt vorwiegend von dessen physikalischen
und chemischen Eigenschaften sowie dessen Wasser- bzw. Fettlöslichkeit ab. Durch den
Jodgehalt (Gramm Jod pro Milliliter, g J / ml) wird das Ausmaß der Strahlenabsorption
und dadurch grundsätzlich der Kontrast festgelegt. Das bedeutet, dass dasselbe Kontrastmittelvolumen
bei niedriger Jodkonzentration zu geringeren Kontrastierungen als bei hohen Jodkonzentrationen
führt.
Die Viskosität (mPa s) beschreibt die innere Reibung einer Flüssigkeit. Je höher die
Anzahl und die Größe der gelösten Teilchen sind, desto höher ist die Viskosität und
somit die Reibung. Die Viskosität verändert sich temperaturabhängig–bei 20 °C höher
als bei 37 °C. Deshalb sollten auf Körpertemperatur erwärmte Kontrastmittel verabreicht
werden. Folgen einer hohen Viskosität sind:
Die Viskosität ist temperaturabhängig und beeinflusst die Fließeigenschaften.
Als Osmolalität (osmol / kg H2O) wird die Anzahl der osmotisch wirksamen gelösten Teilchen pro Kilogramm einer Flüssigkeit
bezeichnet. Niederosmolale Kontrastmittel (290–960 mosmol / kg H2O) führen zu deutlich weniger Nebenwirkungen als hochosmolale, was durch die Viskosität
und die elektrische Ladung eines Kontrastmittels verdeutlicht wird. Ionische Kontrastmittel
sind elektrisch geladen und haben eine höhere Osmolalität als Blut. Diese können Gefäßschmerzen,
Endothelschäden bis hin zu Thrombosen hervorrufen, da dem extravasalen Raum Wasser
entzogen wird. Die Flüssigkeitsverschiebung vom intrazellulären Raum in den extrazellulären
Raum führt zu einer Zelldehydration und erhöht die intrazelluläre Flüssigkeitsviskosität,
was sich nachteilig auf die Zellfunktion auswirkt. Nicht ionische Kontrastmittel verhalten
sich niederosmolal und sind somit besser verträglich als ionische Verbindungen und
werden deshalb in den ESUR-Guidelines für die Anwendung empfohlen [1],[7],[8],[9],[10].
Jodgehalt
Je höher der Jodgehalt eines Kontrastmittels ist, desto höher ist auch die Osmolalität.
Die Osmolalität beeinflusst die Kontrastmittelverträglichkeit. Zur i. v.-Applikation
werden nicht ionische, niederosmolale Kontrastmittel mit niedriger Viskosität verwendet.
Unerwünschte Wirkungen
Trotz der guten Verträglichkeit moderner Kontrastmittel kann es in seltenen Fällen
vorkommen, dass unerwünschte Wirkungen auftreten.
Bedeutung der Nierenfunktion
Nierengängige Kontrastmittel können vor allem an vorgeschädigten Nieren tubulotoxisch
wirken. Durch die Kontrolle
-
der Nierenfunktion,
-
die Verwendung von niederosmolalen, nicht ionischen Kontrastmitteln,
-
ausreichende Flüssigkeitszufuhr vor und nach Kontrastmittelapplikation sowie
-
das Reduzieren der Kontrastmitteldosis
kann das Risiko einer PC-AKI gesenkt werden.
Laut aktuellen ESUR-Empfehlungen soll bei Risikopatienten (eGFR = 30–45 ml / min)
eine präventive Hydrierung durch eine i. v.-Gabe von physiologischer Kochsalz- oder
Natriumbikarbonatlösung erfolgen. Bisher fehlt die Evidenz dafür, dass eine Hämodialyse
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion vor einer PC-AKI schützt [7],[8],[10].
PC-AKI
Eine PC-AKI wird definiert als eine Steigerung des Serumkreatinins (sCr) innerhalb
von 48–72 h nach intravaskulärer Kontrastmittelapplikation um mehr als 0,3 mg/dl (>
26,5 µmol / l) bzw. um mehr als 1,5-fache des Referenzwertes [7].
Bedeutung der Schilddrüsenfunktion
Das im Kontrastmittel an einen Trijodbenzolring gebundene Jod liegt zu einem geringen
Teil als freies atomares Jod (bei Produktion: ca. 0,5–36 μg/ml Kontrastmittel) vor
und dieses wird von der Schilddrüse aufgenommen. Nach der Verabreichung kommt es in
vivo durch Dejodination der organisch gebundenen Gesamtjodmenge zu einem raschen Anstieg
des freien Jodids (um ca. 0,001–0,15 % der insgesamt verabreichten Jodmenge). Bei
vermehrtem Jodangebot wird durch den Autoregulationsmechanismus der Schilddrüse bei
euthyreoten Personen die Jodaufnahme in die Schilddrüse sowie die Freisetzung von
bereits gebildetem T4 und T3 aus der Schilddrüse gehemmt. Infolgedessen kommt es nach der Verabreichung von jodhaltigem
Kontrastmittel zu einer Abnahme der Schilddrüsenhormonsynthese. Nach ca. 21 Tagen
zeigt sich dies in einem vorübergehenden leichten Anstieg des TSH und einem leichten
Abfall des fT4 und fT3, wobei die Werte üblicherweise innerhalb des Normbereichs bleiben.
-
Hyperthyreose: Für die Entstehung einer jodinduzierten Hyperthyreose ist der Anteil
des freien Jodids im Kontrastmittel entscheidend. Ein erhöhtes Hyperthyreoserisiko
haben Personen > 60 Jahre mit einer Schilddrüsenvorerkrankung und kardialen Begleiterkrankungen,
wenn diese Personen in einem Jodmangelgebiet leben [Tab. 2]. Eine kontrastmittelinduzierte Hyperthyreose (Thyreotoxikose) ist in der Regel ein
sich selbst limitierendes Geschehen. Weiterer Kontrastmittelgaben sollten in näherer
Zukunft nicht erfolgen. Die Therapie erfolgt je nach Schweregrad symptomorientiert
durch die Verabreichung von β-Blockern und Thyreostatika. Zu den Schilddrüsenvorerkrankungen
zählen:
-
Hypothyreose: Das Risiko einer jodinduzierten Hypothyreose besteht vor allem in Gebieten
mit ausreichender Jodversorgung. Die Schilddrüsenfunktion erholt sich meist innerhalb
von 2–4 Wochen. Bei Autoimmunthyreopathien besteht jedoch ein erhöhtes Risiko eine
dauerhafte Hypothyreose zu entwickeln–in diesen Fällen ist eine langfristige Überwachung
der Schilddrüsenwerte nötig. Zu den Risikogruppen zählen Personen mit:
-
Hashimoto Thyreoiditis,
-
Morbus Basedow,
-
subtotaler Schilddrüsenresektion,
-
abgelaufener silent,
-
post partum oder subakuter granulomatöser Thyreoiditis oder
-
mit erfolgter Radiojodtherapie.
-
Schwangerschaft: Hat eine Schwangere jodhaltiges Kontrastmittel bekommen, muss bei
einem Neugeborenen innerhalb der 1. Woche nach der Geburt die Schilddrüsenfunktion
überprüft werden [2],[7],[8],[10].
Tab. 2
Risikoabschätzung für Kontrastmitteluntersuchungen in Jodmangelgebieten [2].
Schilddrüsenwert (TSH)
|
Konsequenz Kontrastmittelapplikation
|
Bemerkungen
|
TSH < 0,01 fT4 und fT3 erhöht: manifeste Hyperthyreose
|
keine jodhaltige Kontrastmittelgabe
|
|
TSH < 0,01 fT4 und fT3 im Normbereich: latente Hyperthyreose
|
deutlich erhöhtes Hyperthyreoserisiko
|
Prophylaktische Therapie mit Perchlorat (3 x 20 Tropfen pro Tag–am Tag vor der Untersuchung
beginnen und 10–14 Tage einnehmen), fakultativ können auch Thyreostatika verabreicht
werden (z. B. Thiamazol, Methiamazol 10–20 mg / Tag) sowie Monitoring der Schilddrüsenfunktion
vor und nach Kontrastmittelgabe.
|
TSH zwischen 0,1 und 0,4
|
erhöhtes Hyperthyreoserisiko
|
Ein Monitoring der Schilddrüsenwerte soll 4 und 8 Wochen nach Kontrastmittelapplikation
erfolgen.
|
TSH normal
|
gering erhöhtes Hyperthyreoserisiko
|
Ein Monitoring der Schilddrüsenwerte soll 4 und 8 Wochen nach Kontrastmittelapplikation
erfolgen.
|
Es besteht ein erhöhtes Risiko für die Entstehung
Bei gesunden Personen < 60 Jahre besteht kein erhöhtes Risiko und es sind keine besonderen
Maßnahmen nach einer Kontrastmittelapplikation erforderlich [3].
Kontrastmittelreaktionen
Bekannte Allergien, Einnahme von Medikamenten aber auch Angst können das Risiko für
das Eintreten einer Kontrastmittelreaktion erhöhen.
Medikation [7],[10]
-
Biguanid-Antidiabetika (Metformin) sollten bei eingeschränkter Nierenfunktion vor
Kontrastmittelgabe abgesetzt werden, da ansonsten das Risiko einer Laktatazidose besteht.
Sollte sich die Nierenfunktion 48 h nach Kontrastmittelgabe nicht signifikant verändert
haben, kann die Metformin-Einnahme wieder begonnen werden.
-
Betablocker können bei einem Kontrastmittelzwischenfall die Behandlung eines Bronchospasmus
und das Ansprechen auf Adrenalin beeinträchtigen.
-
Antidepressiva oder Neuroleptika können die Krampfschwelle herabsetzen.
-
Interleukin- oder Interferonbehandlung erhöht das Risiko für Hautreaktionen.
Bei den Kontrastmittelreaktionen wird zwischen dosisabhängigen und dosisunabhängigen
Reaktionen unterschieden:
Eine Probeinjektion mit Kontrastmittel zur Überprüfung der Verträglichkeit darf nicht
durchgeführt werden!
Allergische Reaktionen auf Kontrastmittel treten meist in den ersten 20–30 min nach
Applikation auf–75 % der Reaktionen zeigen sich bereits in den ersten 3–5 min. Die
Nachbeobachtungszeit sollte unter Beibehaltung des venösen Zugangs mindestens 30 min
betragen. Bei späten Hautreaktion können zur Bestätigung Epi- und Intrakutantests
durchgeführt werden, die auch Kreuzreaktionen mit anderen Kontrastmitteln aufdecken.
Diese sollten bei zukünftigen Kontrastmitteluntersuchungen nicht angewendet werden
[7],[8],[10].
Scan-Faktoren
Die Kontrastmitteldosis ist so zu wählen, dass ein für die Fragestellung ausreichender
Gefäß- bzw. Gewebekontrast erreicht wird. Grundsätzlich sollte die niedrigste notwendige
Dosis verabreicht werden. Das Kontrastmittelvolumen ist von der Jodkonzentration (üblicherweise
300–400 mg J / ml) und dem gewünschten Enhancement abhängig. Bei Verwendung eines
Kontrastmittels mit hoher Jodkonzentration wird bei identem Enhancement eine geringere
Menge benötigt als bei einem mit niedriger Jodkonzentration. Eine zu hohe Kontrastmitteldosis–d.
h. ein großes Kontrastmittelvolumen mit hohem Jodgehalt–ist unökonomisch und kann
das Risiko einer PC-AKI erhöhen. Eine feststehende Kontrastmittelmenge ist bei einer
Untersuchung im Abdomen, welche stark vom Gewicht des Patienten abhängt, nicht sinnvoll.
Gewichtsbasierte Berechnungsmethoden können helfen, Unter- bzw. Überdosierungen zu
vermeiden [1],[10],[11],[12].
Die Scan-Dauer ist abhängig von der Größe des Untersuchungsbereichs, der zur Verfügung
stehenden CT-Detektorzeilenanzahl sowie den heute geräteabhängig zur Verfügung stehenden
Scan-Modi (z. B. Flash Mode, Mehrspektren-CT). Wird die Scan-Dauer beim Kontrastmittelprotokoll
nicht berücksichtigt, könnte die Injektionszeit zu lange bzw. zu kurz sein, was zu
suboptimalen Kontrastierungen oder zu hohen Kontrastmitteldosen führt. Die Grundregel,
dass die Injektion genauso lange dauern soll wie die Aufnahme selbst, gilt bei längeren
Scanzeiten (> 20 s) ist aber bei Mehrzeilendetektoren mit kurzen Scanzeiten nicht
mehr anwendbar. Die Injektionsdauer setzt sich aus dem Flow und dem Kontrastmittelvolumen
zusammen und sollte untersuchungsabhängig gleichbleiben.
Flow
Der Flow (auch die Flussrate oder die Injektionsgeschwindigkeit) ist definiert durch
die verabreichte Menge pro Sekunde.
Der Flow muss der Fragestellung, der Art des venösen Zuganges und der individuellen
Patientenkonstitution angepasst werden. Die Injektionsgeschwindigkeiten betragen zwischen
3–5 ml / s und sind von der Jodkonzentration des Kontrastmittels und dem gewünschten
Kontrast abhängig. Die [Tab. 3] zeigt exemplarisch den detektorzeilenabhängigen Zusammenhang für die Ermittlung
des benötigten Kontrastmittelvolumens [3],[12].
Tab. 3
Detektorzeilenabhängige Ermittlung des Kontrastmittelvolumens [3].
Detektorzeilenanzahl
|
Kontrastmittelvolumen
|
≤ 16
|
Scanzeit x Flow
|
16–32
|
(Scanzeit + 5) x Flow
|
≥ 64
|
(Scanzeit + 10) x Flow
|
Flash-Mode-, Volumen-CT
|
(Scanzeit + 15) x Flow
|
Jodadministrationsrate
Die Jodadministrationsrate oder auch der Jodfluss wird über den Flow und die Jodkonzentration
des Kontrastmittels beeinflusst [3].
Gefäßdarstellungen sowie die Darstellung der arteriellen Phase von Organen benötigen
für eine ausreichende Kontrastierung (Gefäßkontrast von mindestens 300 HU) einen hohen
Flow (z. B. 4 ml / s). Protokollabhängige Richtwerte für den Jodfluss sind [3]:
-
S: 1,3 g J / s,
-
M: 1,5 g J / s,
-
L: 1,7 g J / s.
Für die Organdarstellung in der parenchymatösen Phase kann ein geringerer Flow verwendet
werden, da nicht die Injektionsgeschwindigkeit, sondern die applizierte Jodmenge für
den Kontrast verantwortlich ist. So wird z. B. für eine optimale Parenchymkontrastierung
der Leber 360–500 mg Jod pro kg Körpergewicht empfohlen. Dabei muss jedoch beachtet
werden, dass es bei Verwendung eines niedrigen Flows auch länger dauert, bis die maximale
Parenchymkontrastierung erreicht ist [1]
[3]
[12].
Die arterielle Kontrastierung ist direkt proportional zur Jodadministrationsrate (mg
J / ml / s) – die Kontrastierung des Leberparenchyms ist proportional der applizierten
Gesamtjodmenge [12].
Scan-Delay
Für eine adäquate Kontrastierung ist der Zeitpunkt des Scanstarts nach Kontrastmittelapplikation
entscheidend. Der Scan-Delay ist abhängig von
Grundsätzlich wird zwischen
-
Fix-Delay,
-
Testbolusmethode und
-
Bolustracking
unterschieden.
Fix-Delay
Ein Fix-Delay kann grundsätzlich immer verwendet werden, allerdings kann das Untersuchungsergebnis
sehr stark variieren, da es große Unterschiede in der Kreislaufzeit der Patienten
gibt.
Testbolusmethode
Die Testbolusmethode ist die exakteste, aber auch aufwendigste Möglichkeit zur Ermittlung
des Bolusprofils, um Aufschluss über die Anflutungszeit und den für eine Untersuchung
benötigten Delay zu erhalten.
Bolustracking
Das Bolustracking ist bei CT-Angiografien und mehrphasigen Abdomen-CT Untersuchungen
etabliert, da die zeitliche Veränderung des Kontrastmittelpeaks, bedingt durch eine
reduzierte Herzleistung, ebenfalls berücksichtigt wird. Des Weiteren muss beachtet
werden, dass der herstellerabhängige Trigger-Delay (Zeit für Tischvorschub von Premonitoring-Schicht
in die Startposition) zur Injektionszeit hinzugerechnet werden muss. Der festgelegte
Schwellenwert beim Bolustracking sollte immer mindestens 20 HU höher liegen als der
native Dichtewert in der Region of Interest (ROI). Herstellerabhängig gibt es Unterschiede
in der Festlegung des Schwellenwertes [1]
[3]
[6].
Schwellenwert Scan-Delay [3]
-
GE, Siemens: Der aktuelle Messwert (z. B. Dichte von Blut in Aorta 45–55 HU) in der
ROI wird mit 0 HU festgelegt. Als Schwellenwert für den Scan-Delay werden meist 100
HU festgelegt.
-
Canon, Philips: In der ROI wird der aktuelle Dichtewert gemessen, und der Schwellenwert
für den Scan Delay wird meist mit 150 HU festgelegt.
Scan-Richtung und Röhrenspannung
Die Scan-Richtung ist vor allem bei arteriellen Phasen entscheidend. Es ist grundsätzlich
sinnvoll, beim Scannen der Blutflussrichtung zu folgen. Allerdings ist dies mit zunehmender
Detektorzeilenanzahl nur mehr bedingt gültig. Wird die Röhrenspannung (kV) verringert,
erhöht sich der Jod-zu-Gewebe-Kontrast, was sich in erhöhten HU des mit Kontrastmittel
gefüllten Gefäßlumens zeigt. Dadurch, dass sich die HU durch Verringerung der kV erhöhen,
kann mit einer geringeren Kontrastmitteldosis dasselbe Enhancement erreicht werden
bzw. bei gleichbleibender Kontrastmitteldosis ein verbessertes Enhancement erzielt
werden. Das durch die kV-Reduktion vermehrt auftretende Bildrauschen wird durch den
stärkeren Jodkontrast kompensiert. Zusätzlich bewirkt eine kV-Reduktion ebenfalls
eine Dosisreduktion [1],[3].
Niedrigere Röhrenspannungen verstärken den Jodkontrast und werden bei CT-Angiografien
angewendet.
Ermittlung Kontrastmitteldosis
Ermittlung Kontrastmitteldosis
Um das Risiko einer PC-AKI sowie einer jodinduzierten Hyperthyreose zu reduzieren,
ist eine individuelle Ermittlung der für eine Untersuchung benötigten Kontrastmittelmenge
sinnvoll. Gewichtsbasierte Methoden ziehen das Körpergewicht und zum Teil die Größe
und den Körperfettanteil als Bemessungsgrundlage heran und definieren Jodmengen, die
für ein bestimmtes Enhancement nötig sind. Ein Ansatz zur Risikoabschätzung einer
PC-AKI ist die Berücksichtigung der Nierenfunktion.
Total Body Weight
Für die Bestimmung des Total Body Weight (TBW) wird das Körpergewicht zur Ermittlung
der benötigten Jodmenge herangezogen. Es wird das Produkt aus dem Gewicht in Kilogramm
mit der empfohlenen Jodmenge pro Kilogramm Körpergewicht (KG) gebildet. Vor allem
bei adipösen Patienten führt diese Berechnung zu einer extrem hohen Kontrastmittelmenge.
Zusätzlich erschwerend ist, dass Dosierungsempfehlungen für die Ganzkörper-CT gängiger
Kontrastmittel nicht einheitlich sind. Um Unter- und Überdosierungen zu vermeiden,
erscheint es sinnvoll, für verschiedene Untersuchungsprotokolle eine minimale / maximale
Kontrastmitteldosis festzulegen. Bei einem Vergleich der Dosierungsempfehlungen lässt
sich für Erwachsene für ein Leber-Enhancement von 50 HU ein Richtwert von ca. 500 mg
Jod pro Kilogramm Körpergewicht ableiten. Für Kinder liegt die maximale Dosierung
bei 900 mg J / kg und einer Jodgesamtdosis von 30 000 mg J [1],[4],[11],[12],[13].
Fallbeispiel TBW
Bei Kontrastmittel X mit einem Jodgehalt von 300 mg J / ml und einer Dosierungsempfehlung
500 mg J / kg ≈ 1,66 ml Kontrastmittel / kg. Bei einem 70 kg schweren Patienten entspricht
das 116 ml Kontrastmittel und einer applizierten Jodmenge von 35 000 mg J.
Lean Body Weight
Die fettfreie Körpermasse (FFM) lässt sich als Körpergewicht abzüglich des Speicherfetts
definieren. Bei adipösen Patienten besteht ein großer Teil des Körpergewichts aus
Speicherfett, welches, im Vergleich zu anderem Gewebe, schlecht perfundiert ist und
somit wenig zur Verteilung des Kontrastmittels beiträgt. Bei adipösen Patienten korreliert
das Lean Body Weight (LBW) besser mit dem extrazellulären Flüssigkeitsvolumen als
bei der TBW-Berechnung. Allerdings ist eine exakte Messung des LBW sehr komplex und
in der klinischen Praxis schwierig. Praktikabler ist die Berechnung anhand von Formeln,
wobei für die Ermittlung des geschätzten LBW (eLBW) für die westliche Gesellschaft
die Boer-Formel bevorzugt angewendet wird, da diese bei Unter- und Übergewichtigen
ein gleichwertigeres Enhancement liefert [Tab. 4]. Vor allem bei abdominellen Untersuchungen adipöser Patienten ist, durch die nicht
gegebene Proportionalität zwischen Körper- und Lebergewicht, die Berechnung mittels
LBW vorzuziehen (0,712 g J / kg LBW ergibt ein Leber-Enhancement von 50 HU). Für Kinder
und Jugendliche gibt es zum derzeitigen Stand der Wissenschaft keine validen Erkenntnisse,
ob die LBW-Methode zur Bestimmung der Kontrastmitteldosierung sinnvoll ist [1],[4],[5],[6].
Tab. 4
LBW- und BSA-Ermittlung.
Formel
|
Berechnung[*]
|
LBW [5]
|
Boer-Formel: Männer
|
eLBW: 0,407 × Gewicht + 0,267 × Größe–19,2
|
Boer Formel: Frauen
|
eLBW: 0,252 × Gewicht + 0,473 × Größe–48,3
|
BSA [14]
|
Mosteller-Formel:
|
BSA=(Körpergröße x Körpergewicht / 3600)1 / 2
|
* Verwendete Einheiten: Gewicht–kg, Größe–cm; BSA–m2.
Kontrastmitteldosis
Die Kontrastmitteldosis mittels LBW wird wie folgt berechnet:
LBW x Jodmenge* pro kg fettfreies Körpergewicht
* Der Durchschnittswert beträgt 600 mg J / kg.
Body Surface Area
Als Body Surface Area (BSA) wird die gesamte Körperoberfläche in Quadratmeter (m2) definiert. Sie ist hauptsächlich von der Körpergröße und dem Körpergewicht abhängig,
wird aber leicht durch andere Faktoren, wie das Alter oder das Geschlecht, beeinflusst.
Die BSA wird in der Medizin häufig als Bemessungsgrundlage zur Medikamentendosierung,
z. B. bei der Chemotherapie, verwendet. Die BSA ist ebenso ein zuverlässiger Indikator
für die Körpermasse ohne das schlecht perfundierte Fettgewebe. Die Berechnung der
BSA ist weniger komplex als Messungen des Körperfettanteils, wobei die Mosteller-Formel
die zuverlässigsten Ergebnisse liefert [Tab. 4]. Zur Ermittlung der Kontrastmittelmenge wird das Produkt zwischen BSA und Jodmenge
pro Quadratmeter BSA gebildet. Mit einer Jodmenge von 18,6g J / m2 ist eine ausreichende Leberkontrastierung gegeben (Dichteanstieg um 50 HU).
Für Kinder gibt es keine validen wissenschaftlichen Daten zur Nutzung der BSA zur
Ermittlung der Kontrastmitteldosis [4],[6],[11].
PC-AKI-Risikoeinschätzung
PC-AKI-Risikoeinschätzung
Dafür wird das Verhältnis zwischen der Jodmenge des Kontrastmittels in Gramm (g) und
der eGFR gebildet. Um das Risiko einer PC-AKI nicht zu erhöhen, sollte der Wert < 1,0
sein. Ein Wert > 1 kann als Indikator für eine intensivere Patientenüberwachung nach
der Kontrastmittelgabe dienen. Laut den Empfehlungen der Schwedischen Gesellschaft
für Uroradiologie beträgt der Wert für Risikopatienten < 0,5. In den ESUR-Guidelines
ist derzeit diese Möglichkeit zur Risikoabschätzung nicht aufgenommen [15],[16] .
Berechnung der Jodmenge
Die Beispiele [Tab. 5] dienen zur Veranschaulichung und sollen aufzeigen, inwiefern sich die benötigte
Jodmenge bei einem 180 cm großen normalgewichtigen Mann (75 kg) und einer 170 cm großen
normalgewichtigen Frau (65 kg) im Vergleich zu einem gleich großen übergewichtigen
Mann (135 kg) / Frau (125 kg) in Abhängigkeit vom Berechnungsmodell verändert. Für
die Berechnung des Verhältnisses Jodmenge in Gramm (g) zu eGFR wird eine eGFR von
60 ml / min angenommen, was eine leichte Schädigung der Niere impliziert, jedoch keinen
Hinderungsgrund für eine Kontrastmittelapplikation darstellt. Es wird ersichtlich,
dass die benötigte Jodmenge (g J) bei der Berechnung mittels LBW und BSA geringer
ausfällt als mittels TBW. Vor allem bei der Berechnung mittels TBW liegt das Verhältnis
der Jodmenge zur eGFR über 1, während dieses Verhältnis bei den anderen Berechnungsmodellen
deutlich unter 1 liegt. Dies zeigt, dass die Berechnung mittels LBW und BSA für adipöse
Patienten besser geeignet zu sein scheint. Das g J / eGFR-Verhältnis kann bei der
Risikoeinschätzung einer PC-AKI hilfreich sein.
Tab. 5
Berechnungsbeispiele. Vergleiche der ermittelten Joddosis bei Verwendung von TBW,
LBW (nach Boer-Formel) und BSA (nach Mosteller-Formel) und Ermittlung gJ / eGFR-Verhältnis
Person [m / w]
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Gewicht [kg]
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TBW (0,5 g J / kg KG)
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LBW (0,6 gJ / LBW)
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BSA (18,6 g J / m2)
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Dosis g J
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g J / eGFR
|
Dosis g J
|
g J / eGFR
|
Dosis g J
|
g J / eGFR
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1 m
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75
|
37,5
|
0,62
|
35,631
|
0,59
|
36
|
0,6
|
2 w
|
65
|
32,5
|
0,54
|
29,094
|
0,48
|
32,59
|
0,54
|
3 m
|
135
|
67,5
|
1,12
|
50,283
|
0,83
|
48,32
|
0,8
|
4 w
|
125
|
62,5
|
1,04
|
38,166
|
0,63
|
45,19
|
0,75
|
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Die Optimierung der applizierten Kontrastmitteldosis ist sehr komplex und muss der
Patientensituation / Fragestellung angepasst erfolgen.
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Entscheidend für eine sichere Kontrastmittelapplikation ist
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Eine kV-Reduktion bedingt bei einer CT-Angiografie einen besseren Kontrast.
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Sowohl die Testbolus- als auch die Bolustracking-Methode berücksichtigen eine reduzierte
Herzleistung.
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Orientierung für die Ermittlung der Jodmenge mittels
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Total Body Weight (TBW): 0,5 gJ pro kg KG,
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Lean Body Weight (LBW): 0,6 gJ pro KG LBW,
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Body Surface Area (BSA): 18,6 gJ pro m2.
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LBW und BSA bieten eine geringere Variabilität bei unterschiedlichem Körpergewicht
und können der Protokolloptimierung bei adipösen Patienten dienen.
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Das gJ / eGFR-Verhältnis wird als Indikator zur Risikoeinschätzung einer kontrastmittelassoziierten
akuten Nierenschädigung (PC-AKI) angesehen und sollte < 1 sein.