Z Gastroenterol 2020; 58(01): 89
DOI: 10.1055/a-1079-1042
Der bng informiert
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Werden wir komplett fremd gesteuert?

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Publication Date:
13 January 2020 (online)

Geht es Ihnen auch so? Man arbeitet 24/7, der Termindruck ist erheblich, der Terminkalender ist sowieso komplett gefüllt und das auf mehrere Monate. Dennoch sind Patienten und Politik unzufrieden: Man solle mehr Kapazitäten schaffen. Aber seit Jahren ist es völlig egal, wie viel man arbeitet. Am Ende kommt fast immer das gleiche Einkommen rein. Die Kosten steigen dagegen unaufhörlich.

Leistungen wie die Gastroskopie sind so schlecht bezahlt, dass sie über andere Leistungen, wie die Koloskopie, quer finanziert werden müssen. Am Ende ist man mehr oder weniger mit dem Gewinn zufrieden. Das frustriert und führt zur Resignation.

Können wir was ändern oder werden wir komplett fremd gesteuert? Viele Aktionen verlaufen in den Instanzen einer fast undurchschaubaren Anzahl von Gremien. Und jetzt das: Ab 1. April 2020 tritt ein neuer EBM in Kraft. Unsere Kernleistung, die kurnative und vorsorgliche Koloskopie, wird um rund zehn Prozent abgewertet! Die Kostenseite bleibt natürlich voll erhalten, die Abwertung schlägt 100 Prozent auf den Gewinn durch.

Die Aktion wurde hinter unserem Rücken schnell durch gezogen. Das ist ein ganz schlechtes Signal in Sachen Vorsorgemedizin. Und eine Katastrophe hinsichtlich der Tatsache, dass die Koloskopie das Mittel zur Querfinanzierung unserer ansonsten sehr schlecht bezahlten Leistungen in der gastroenterologischen Praxis ist. Denn sowohl die Betreuung chronisch Kranker, (CED-Patienten, Hepatologie) als auch die Heerscharen von RDS-Patienten werden durch die Koloskopie finanziert.

Zwar wird die Leistung Gastroskopie ein wenig aufgewertet, da wir uns jedoch hier ohnehin schon im Billigpreissegment befinden, spielt das kaum noch eine Rolle. Unter dem Strich werden wir dann bei weiterhin hohen Kosten für die Endoskopie und den hohen Qualitätsstandard ein Minus von zehn Prozent haben. Und das bei gleicher Arbeit. Das ist nicht nur frustrierend, sondern macht auch wütend. Der bng ist fest entschlossen, das nicht mehr so hinzunehmen.

Wir wollten Ihre Meinung dazu wissen und haben eine Umfrage gestartet. Die meisten Praxen werden demnach versuchen, die finanzielle Situation zu kompensieren, indem defizitäre Leistungen wie z.B. die „sprechende Medizin“ reduziert werden. Der bng versucht seit Jahren genau das zu vermeiden, aber Politik wird mit den Füßen gemacht. Das wird weder Patienten noch den zuweisenden Hausärzten gefallen und ist sicher so nicht gewollt.

Es wird auf diesem Weg unvermeidbar zu weiterem Mangel am Gut Facharzt für Gastroenterologie kommen. Das werden wir entsprechend mit anderen Verbänden und der Öffentlichkeit kommunizieren müssen. Wir werden darüber hinaus den Druck auf KBV und Politik erhöhen. Die Einzelheiten wurden Ihnen bereits per Rundmail mitgeteilt. Über 90 Prozent der niedergelassenen Gastroenterologen sind durch den bng vertreten und das macht den Verband stark.

Zum Abschluss was Positives: Wir haben in den letzten Wochen ein Erklärvideo zur Koloskopie produziert. Der knapp 90 Sekunden lange Clip wird über Medien wie unsere Webseite www.magen-darm-aerzte.de und Youtube (https://youtu.be/13TcVjD9TSo) angeboten. Bitte teilen Sie den Link zum Video auf Ihrer Webseite, damit es verbreitet wird! 20.000 Clicks sollten machbar sein!

Ein wichtiges Anliegen meiner noch ganz frischen Vorstandstätigkeit wird die Modernisierung unserer Kommunikation sein, um schnell und effizient zu agieren. Das braucht Geduld, lohnt sich aber. Denn Zeit ist unser höchstes Gut. Und unsere Arbeit ist ehrenamtlich.