Augenheilkunde up2date 2020; 10(04): 315-334
DOI: 10.1055/a-1075-9276
Tränenwege, Augenlider, Orbita

Tränenwegsstenosen im Erwachsenenalter

Lacrimal Duct Obstruction in Adults
Jens Heichel
,
Hans-Gert Struck
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Zusammenfassung

Zur Aufrechterhaltung der okulären Oberflächenhomöostase und damit den Erhalt der optischen Eigenschaften sind Tränenproduktion, -verteilung und -abtransport essenzielle physiologische Funktionen. Störungen dieser funktionellen Einheit gehen mit starken Beschwerden und einem hohen Leidensdruck bei den Patienten einher. Da etwa 3% unserer Patienten eine Tränenabflussstörung aufweisen, ist die Thematik von hohem klinischem Interesse.

Abstract

The tearing eye (epiphora) is the guiding symptome of nasolacrimal duct obstruction. Depending on the localization of stenosis, mucopurulent lacrimal discharge occurs additionally. These symptoms induce alterations of the optical system and can cause severe complications such as acute phlegmonous dacryocystitis. The grade of suffering in these patients is very high. For the diagnosis, patientʼs history, ocular surface conditions and inspection (macro-/microscopically) as well as palpation of the lacrimal region are essential examinations. Moreover, functional and anatomical tests enable a classification of nasolacrimal duct obstruction regarding grade of stenosis (incomplete vs. complete), type (functional vs. mechanical), and localization (pre-, intra-, postsaccal). ENT consultation prior to lacrimal surgery is obligate. Through this, a purposeful therapeutic intervention is warranted. Surgical methods consist of minimally invasive transcanalicular procedures or anastomosing surgeries. Dependent on the clinical findings, these treatment options can be applied in a patient centered therapeutic concept.

Kernaussagen
  • Die Behandlung von erworbenen Tränenabflussstörungen beschäftigt die Menschheit seit vielen hundert Jahren und ist in den letzten 3 Jahrzehnten durch die Etablierung mikroendoskopischer Verfahren deutlich erweitert worden.

  • Der Fortschritt in der Endoskopietechnik führte zu kleineren Außendurchmessern mit besserer Bildauflösung. In frühen Erkrankungsstadien bei Patienten mit inkompletten Stenosen können immer mehr Patienten durch diese Operationstechnik erfolgreich versorgt werden.

  • Eine Verbindung zwischen transkanalikulärer und anastomosierender Operationstechnik wird durch die laserassistierte transkanalikuläre Dakryozystorhinostomie widergespiegelt.

  • Die Weiterentwicklung der Operationstechnik hat ebenso zu einer Verbesserung der anastomosierenden Verfahren geführt und auch hier ist ein zunehmend minimalinvasives Vorgehen möglich.

  • Die Bedeutung der Interdisziplinarität ist insbesondere bei komplexen Fragestellungen (Tumoren, Frakturen der Maxilla und Nasen-/NNH-Pathologien) ungebrochen hoch. Jede präoperative Diagnostik schließt die Beurteilung der Nase/NNH durch die Kollegen der HNO ein.

  • Die Vielfalt an verfügbaren Intubationstechniken zeigt eine vergleichbare Fortentwickelung. Zahlreichen pathologischen Szenarien kann mit geeigneten Stützmaterialien begegnet werden. Zudem können TNW-Chirurgen zunehmend flexibler auf intraoperative Situationen reagieren und patientenorientiert handeln. Hierdurch lässt sich der Behandlungserfolg steigern.

  • Entscheidend für die Nutzung dieser Errungenschaften sind zum einen die genaue Einordnung der vorliegenden Pathologie und zum anderen die Kenntnis der verschiedenen Verfahren. Vor diesem Hintergrund ist heutzutage eine sehr individualisierte und patientenzentrierte Therapie von Tränenwegsstenosen möglich.



Publication History

Article published online:
23 November 2020

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