Tollisen A.
et al.
Longitudinal Health Status from Early Disease to Adulthood and Associated
Prognostic Factors in Juvenile Idiopathic Arthritis.
J Rheumatol 2019;
46: 1335-1344. doi: 10.3899/jrheum.180948
Sie berichten über 96 Patienten, die zwischen 1995 und 1999 an der
Universität Oslo aufgrund einer JIA behandelt worden waren. Zwischen der
Diagnose und dem Studieneinschluss waren höchstens 18 Monate vergangen. Die
Kinder (67% Mädchen) waren im Schnitt 6,1±4,0 Jahre alt und
wurden in den folgenden 3 Jahren halbjährlich nachuntersucht. Im Rahmen
dieser Termine erfassten die behandelnden Ärzte die
Krankheitsaktivität, die funktionelle Leistungsfähigkeit sowie
Schmerzen, Fatigue und das allgemeine Wohlbefinden der Patienten. Etwa 19 Jahre
später stellten sich die Patienten zu einer erneuten Nachuntersuchung vor.
Sie hatten inzwischen ein Alter von durchschnittlich 25,1±4,2 Jahren
erreicht. Neben demografischen Informationen erfassten die Forscher hier mithilfe
des „Medical Outcomes Study 12-item Short Form Health Survey/Version
2“ ihre physische und psychische gesundheitsbezogene Lebensqualität
sowie mithilfe des „Health Assessment Questionnaire-Disability Index
(HAQ-DI)“ körperliche Einschränkungen. Schmerzen, Fatigue
und das allgemeine Wohlbefinden waren erneut Teil der Erhebung. Das
Vergleichskollektiv bildeten 96 bezüglich des Alters und des Geschlechts
gematchte gesunde Personen aus der Allgemeinbevölkerung.
Ergebnisse
Während der ersten 3 Nachbeobachtungsjahre nahmen die
Krankheitsaktivität und der Grad der Einschränkungen signifikant ab
und der Anteil der JIA-Patienten mit dem bestmöglichen Wohlbefinden nahm
signifikant zu. Die Schmerzstärke und die Fatigue veränderten sich
in diesem Zeitraum dagegen nicht wesentlich. Nach 19 Jahren beobachteten die
Forscher ähnlich starke Schmerzbelastungen sowie Einschränkungen der
körperlichen Leistungsfähigkeit und des Wohlbefindens wie nach 3
Jahren, der Grad der Erschöpfung hatte allerdings im Zeitverlauf signifikant
zu- und der Anteil der Patienten ohne körperliche Defizite signifikant
abgenommen. 19 Jahre nach Studieneinschluss wiesen die JIA-Patienten im Vergleich
zu
den Kontrollen eine deutlich stärkere Schmerzbelastung und Fatigue sowie
eine signifikant schlechtere physische gesundheitsbezogene Lebensqualität
auf. Bezüglich der psychischen Komponente der Lebensqualität
unterschieden sich die Patienten und die Gesunden dagegen nicht wesentlich. Die
multivariate Analyse ergab: Anhand der Anzahl betroffener Gelenke und der
körperlichen Einschränkungen bei Studieneinschluss sowie der
Einschränkungen nach 3 Jahren ließ sich die
Schmerzintensität nach 19 Jahren vorhersagen. Bezüglich der
physischen gesundheitsbezogenen Lebensqualität nach 19 Jahren erwiesen sich
die Schmerzbelastung und die Anzahl betroffener Gelenke bei Studieneinschluss sowie
die Anzahl betroffener Gelenke und die körperlichen Einschränkungen
nach 3 Jahren als prädiktiv.
Die JIA geht über einen langen Zeitraum mit einer stabilen
körperlichen Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden sowie
Schmerzbelastungen einher, schlussfolgern die Autoren. Bis zum Erwachsenenalter
nehmen allerdings Erschöpfungssymptome zu und die Patienten weisen im
Vergleich zu Gesunden eine reduzierte Gesundheit auf. Schmerzen, die
Gelenkaktivität sowie körperliche Einschränkungen
scheinen dabei frühe Prädiktoren für einen
ungünstigen Krankheitsverlauf darzustellen.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell