Schlüsselwörter
Seldinger-Technik - endovenöse Verfahren - Laser - EVLT - Radiowelle - RFA - Venenpunktion
Key words
Seldinger technique - endovenous procedures - laser - ELT - radio waves - RFA - venipuncture
Einleitung
Bei allen endovenösen Katheterverfahren erfolgt der Zugang zur zu behandelnden Vene
am distalen Insuffizienzpunkt. Bei den thermischen Verfahren muss auf gegebenenfalls
in der Nähe verlaufende Nerven geachtet werden. Hier kann es manchmal sein, dass der
Zugang zur Vene dadurch nicht am distalen Insuffizienzpunkt erfolgt.
Seldinger-Technik
Das Prinzip der intravasalen Diagnostik und Therapie beruht auf der Seldinger-Technik.
Das Vorgehen besteht bei allen endovenösen Verfahren aus einer Venenpunktion mittels
Punktionskanüle und der Kontrolle der intravasalen Lage mittels Ultraschalls.
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Am besten wird dies bei herabhängendem Bein (Anti-Trendelenburg-Lagerung) vorgenommen,
da so die Venen gut gefüllt und dadurch besser im Ultraschall darstellbar sind.
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Dabei wird die Kanüle schräg zur Hautoberfläche exakt unter der Mitte des Schallkopfes
eingestochen und mit der Spitze in Richtung schallkopfnaher Venenwand geführt.
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Es wird empfohlen, die Vene im Ultraschall im Längsschnitt bei den endovenösen Katheterverfahren
einzustellen und zu punktieren, da so ein versehentliches Durchstechen der Vene (z. B.
bei zu steilem Einfallswinkel) leichter vermieden werden kann ([Abb. 1a–c]).
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Bei der Schaumverödung ist es einfacher, im Querschnitt zu punktieren ([Abb. 2]). Die Schlifföffnung der Kanüle sollte dabei in Richtung Schallkopf, also nach oben,
schauen. Nur so ist die Kanülenspitze später im Lumen der Vene gut sichtbar. Bei Abweichungen
zur Seite kann die Stichrichtung unter Sicht korrigiert werden.
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Vor dem Eindringen der Kanülenspitze in die Vene beobachtet man oft ein Eindellen
der schallkopfnahen Venenwand und spürt manchmal auch einen leichten Widerstand.
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Die Nadel wird schließlich in die zu behandelnde Vene eingestochen und die korrekte
Lage durch eine ganz geringe Menge aspiriertes bzw. oft schon spontan zurückfließendes
Blut im Kanülenansatz sowie durch das typische Ultraschallbild kontrolliert ([Abb. 3], [4]).
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Falls vorhanden wird die Nadel der Punktionskanüle entfernt.
Abb. 1 a–c Einstellung der zu punktierenden Vene ultraschallsonografisch im Längsschnitt bei
endovenöser Kathetertechnik und Punktion der Haut genau in der Mitte des Schallkopfes.
Abb. 2 Direktpunktion mit aufgesetzter Spritze bei der Schaumverödung ultraschallsonografisch
im Querschnitt und Punktion der Haut genau in der Mitte des Schallkopfes.
Abb. 3 Intravasale Lage der Venenverweilkanüle.
Abb. 4 Zurückfließendes Blut im Kanülenansatz (hier bei der Schaumsklerosierung).
Das weitere Vorgehen bei Radiowellen und Laser gestaltet sich folgendermaßen[1]:
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Einführen des Führungsdrahts und Kontrolle (Ultraschall) ([Abb. 5a, b])
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Fixierung des Führungsdrahts auf manuelle Weise und Entfernung der Punktionskanüle
([Abb. 5c])
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evtl. lokale Anästhesiequaddel mit 1 %igem Lidocain ([Abb. 5 d])
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evtl. Stichinzision mit dem 11er-Skalpell ([Abb. 5e])
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Dilatation des Stichkanals mittels Dilatatoren über den Führungsdraht und Einsetzen
der Schleuse ([Abb. 5f, g])
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Entfernung des Führungsdrahts ([Abb. 5 h]) und des Dilatators ([Abb. 5i])
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Abmessen der Länge des Katheters ([Abb. 5j])
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Einführen des Katheters ([Abb. 5k–m]) und Positionierung unter Ultraschallkontrolle ([Abb. 5n])
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perivenöse Tumeszenzlokalanästhesie
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Beginn der endovenösen Operation
Abb. 5 a Einführen des Führungsdrahts. b Draht eingeführt. c Venenverweilkanüle entfernt. d Kleine Lokalanästhesie. e Schnitterweiterung mit dem 11er-Skalpell. f Einführen der Schleuse. g Cave: Draht festhalten. h Draht entfernt. i Dilatator entfernt. j Abmessen der Länge des Katheters, hier Venefit©.
Abb. 5 k Einführen des Venefit©-Katheters. l Einführen des RFITT©-Katheters. m Einführen des Laser-Katheters, hier ELVeS Radial™. n Positionierung des Katheters unter Duplexkontrolle.
Mögliche Probleme bei der Seldinger-Technik
Mögliche Probleme bei der Seldinger-Technik
Ist der perkutane Zugang durch Punktion nicht möglich, kann alternativ proximal ein
Tourniquet angelegt werden, was zu einer Erweiterung der Venen bei herabhängendem
Bein führt und so die Punktion erleichtert. Auch ein Eingriff in Intubationsnarkose
führt durch das hierbei verwendete Narkosegas zu einer Venenerweiterung. Eine Vena
sectio sollte die letzte Möglichkeit sein, um Zugang zur Vene zu erhalten.
Die Venenpunktion inklusive der Seldinger-Technik sollte gut geübt sein, damit die
endovenöse Operation erfolgreich durchgeführt werden kann. Je geübter der endovenöse
Operateur in der Punktion von Gefäßen ist, desto umfangreichere Befunde können angegangen
werden und desto besser sind die postoperativen Ergebnisse.
Hinweis
Endovenöse Verfahren haben sich zum neuen Therapiestandard bei der Behandlung der
Varikosis entwickelt. Das handliche Kompendium liefert detailliertes Praxiswissen
– von Laser, Heißdampf und Venenkleber über Radiowellen und mechano-chemische Katheterverödung
bis zur Schaumsklerosierung. Zusätzlich werden die Verfahren anhand anschaulicher
Videos demonstriert und erklärt. Diese können mittels QR-Code direkt abgerufen werden.
Umfassend, reich bebildert und mit zahlreichen Tipps renommierter Experten erleichtert
dieses Praxisbuch Anfängern den Einstieg in die minimalinvasiven Verfahren, dient
aber auch fortgeschritten phlebologisch tätigen Ärzten als praktisches Nachschlagewerk.
Zitierweise für diesen Artikel
Zitierweise für diesen Artikel
Dieser Artikel wurde erstveröffentlicht in Hartmann K. Seldinger-Technik. In: Hartmann
K, Hrsg. Endovenöse Verfahren. Stuttgart: Schattauer 2015; 45–52.