Slebos D-J.
et al.
Safety and Adverse Events after Targeted Lung Denervation for Symptomatic Moderate
to Severe COPD (AIRFLOW): A Multicenter Randomized Controlled Trial.
Am J Respir Crit Care Med 2019;
PMID: 31404499
An AIRFLOW-2 nahmen Patienten im Alter von 40 – 75 Jahren mit einer mäßigen bis schweren
COPD teil (FEV1/FVS < 0,70 und FEV1 30 – 60 %, mMRC ≥ 2 oder CAT-Score ≥ 10). Ausschlusskriterium war u. a. ≥ 2 stationär
behandelte Exazerbationen im Vorjahr. Die Studiendauer betrug insgesamt 12,5 Monate,
in der die Patienten nach einer Auswaschphase und dem Eingriff ihre inhalative Medikation
wie gewohnt fortsetzen konnten. Initial und während der gesamten Studien erhielten
die Erkrankten zahlreiche Untersuchungen, darunter Spirometrie, Plethysmografie, Fahrradergometrie
und Thorax-CT. Zusätzlich beantworteten die Patienten verschiedene Fragebögen zu pulmonalen
und gastrointestinalen Symptomen sowie zur Lebensqualität. Die Studie hatte ein doppelblindes
Design mit einer Kontrollgruppe (Sham) und einem zusätzlichen Nachbetreuungsteam,
das nicht über die Gruppenzuteilung informiert war.
Die gezielte Lungendenervation (TLD) erfolgte in Vollnarkose. Zunächst wurde ein Kontrastballon
in der Speiseröhre platziert, um eine Schädigung des ösophagealen Nervenplexus zu
vermeiden. Nach dem Vorschieben des TLD-Katheters und einer Positionskontrolle erfolgte
die rotierende Radiofrequenzablation entlang der Wand der großen Atemwege. Der primäre
Studienendpunkt waren unerwünschte respiratorische Ereignisse 3 – 6,5 Monate nach
der TDL. Diese waren definiert als Ateminsuffizienz, Exazerbationen, Influenza, Pneumonie,
Atemwegsinfekte, verschlechterte Bronchitis, zunehmende Atemnot, Tachypnoe und behandlungsbedürftige
lokale Atemwegsinfekte. Performanz-Endpunkte beinhalteten die Effizienz von Device
und Technik. Sekundäre Endpunkte waren die Ergebnisse im gesamten Studienzeitraum.
Nach der Randomisation von 82 Personen beendeten 3 Patienten im Verum- und 4 Patienten
im Kontrollarm frühzeitig die Studienteilnahme. Die Interventionsdauer betrug durchschnittlich
74 und 40 Minuten. Im Vergleich zur Scheinbehandlung kamen in Monat 3 – 6,5 im TDL-Arm
signifikant seltener unerwünschte respiratorische Ereignisse vor (71 % vs. 32 %; p = 0,0008).
Dabei handelte es sich überwiegend um Exazerbationen und Dyspnoe. Das Device hatte
eine Erfolgsrate von 100 %. Die technische Erfolgsrate war mit 90 % etwas geringer,
weil nicht in allen Fällen eine komplette Rotation des Ablationskatheters möglich
war. Im Gesamtzeitraum reduzierte die TLD respiratorische Ereignisse insgesamt nicht,
aber die Häufigkeit schwerer Exazerbation um 65 % (Hazard Ratio 0,35; 95 %-Konfidenzintervall
0,13 – 0,99; p = 0,0390). 32 % (Sham) und 12 % (TDL) der Erkrankten wurden wegen einer
Exazerbation stationär behandelt. Patienten mit einer Exazerbation im Vorjahr profitierten
von der TLD. Nach der Scheinbehandlung kamen bei 7 von 10 Erkrankten erneute Exazerbationen
vor und nach TLD bei 2 von 10 Patienten. Von den Patienten ohne Exazerbation im Vorjahr
wurden 9,7 % (TLD) und 19,4 % (Sham) erneut stationär aufgenommen (p = 0,473). Die
Gruppen beurteilten Symptome und Lebensqualität nicht signifikant unterschiedlich.
Ausnahme war ein reduzierter Dyspnoe-Score 6 Monate nach TLD. Bei den physiologischen
Untersuchungen bestanden keine wesentlichen Unterschiede. 5 Patienten hatten nach
der TLD schwere, aber transiente gastrointestinale Nebenwirkungen. Das Signifikanzniveau
wurde nicht erreicht (PAGI-SYM-Score). Hämoptysen, Pneumothoraces oder computertomografische
Veränderungen der Atemwege kamen nicht vor.
Die TLD „on top“ zur medikamentösen Therapie war sicher und machbar. Sie war mit einer
Abnahme respiratorischer Ereignisse bis zu Monat 6,5 und mit einer Reduktion stationärer
behandlungsbedürftiger Exazerbationen im gesamten Studienzeitraum assoziiert. Die
Autoren betonen insbesondere, dass 98 % der Teilnehmer bis zum Studienende verblindet
blieben. Folgestudien mit größeren Gruppen und einem längeren Beobachtungszeitraum
seien erforderlich.
Dr. med. Susanne Krome, Melle