Charles-Schoeman C.
et al.
Risk Factors for Major Adverse Cardiovascular Events in Phase III and Long-Term Extension
Studies of Tofacitinib in Patients With Rheumatoid Arthritis.
Arthritis Rheumatol 2019;
71: 1450-1459 doi:10.1002/art.40911
Diese Fragestellung untersuchten US-Wissenschaftler im Rahmen einer post hoc Analyse
von Studiendaten. Sie interessierte dabei besonders, ob ein Zusammenhang zwischen
therapieinduzierten Veränderungen des Lipidstatus und schweren kardiovaskulären Ereignissen
bestand. Hierzu werteten sie die Daten von 4076 erwachsenen Patienten mit einer mäßig
bis hoch aktiven rheumatoiden Arthritis aus, die an einer von 6 Phase III- bzw. an
einer von 2 Langzeit-Extensionsstudien teilgenommen und mindestens eine Tofacitinib-Dosis
erhalten hatten. Als schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse definierten sie Myokardinfarkte,
Schlaganfälle sowie den Tod aufgrund einer kardiovaskulären Ursache. Zunächst prüften
die Forscher, welcher Zusammenhang zwischen verschiedenen Basisvariablen und der Zeit
bis zum ersten schweren Herz-Kreislauf-Ereignis bestand. Anschließend objektivierten
sie, inwiefern sich die Basisvariablen nach 24-wöchiger Tofacitinib-Behandlung verändert
hatten und wie sich dies auf das zukünftige kardiovaskuläre Risiko auswirkte.
Ergebnisse
Die Analyse umfasste 12932 Patientenjahre mit Tofacitinib-Exposition. Im Studienkollektiv
traten 52 schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse auf. Dies entsprach einer Inzidenzrate
von 0,4 Patienten mit Ereignissen pro 100 Patienten-Expositionsjahren. Die multivariable
Analyse ergab: Das Patientenalter, ein vorbestehender Bluthochdruck sowie das Verhältnis
zwischen Gesamtcholesterin und HDL-Cholesterin – nicht jedoch die Krankheitsaktivität,
die Entzündungsparameter, die Variation der Tofacitinib-Dosis im Zeitverlauf, der
Ausgangs-Bodymassindex sowie ein vorbestehender Diabetes mellitus – stellten signifikante
Risikofaktoren für schwere kardiovaskuläre Komplikationen dar. Die 24-wöchiger Tofacitinib-Therapie
führte zu einem Anstieg des Gesamt-, des HDL- sowie des LDL-Cholesterins. Gemäß den
Ergebnissen einer weiteren multivariaten Analyse schützten sowohl der Anstieg des
HDL-Cholesterins als auch die Abnahme des Verhältnisses von Gesamtcholesterin zu HDL-Cholesterin
vor zukünftigen Herz-Kreislauf-Ereignissen. Die Veränderungen des Gesamtcholesterins,
des LDL-Cholesterins sowie die Krankheitsaktivität standen hingegen in keinem Zusammenhang
mit dem kardiovaskulären Risiko.
Nach 24-wöchiger Tofacitinib-Therapie, so das Fazit der Autoren, scheint der Anstieg
des HDL-Cholesterins, nicht jedoch der Anstieg des Gesamt- oder des LDL-Cholesterins
Patienten mit rheumatoider Arthritis vor schweren Herz-Kreislauf-Ereignissen zu schützen.
Weitere Studien müssen diese Beobachtungen bestätigen und die kardiovaskuläre Sicherheit
des Januskinase-Inhibitors beleuchten. Zwei aktuell noch andauernde randomisierte
Phase IIIb/IV-Studien vergleichen Tofacitinib diesbezüglich mit Adalimumab bzw. Etanercept.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell