Hands on - Manuelle und Physikalische Therapien in der Tiermedizin 2019; 1(02): 56
DOI: 10.1055/a-1009-6378
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„Mehr als die Summe der einzelnen Teile“

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Die jährliche Zahl der wissenschaftlichen Publikationen nimmt exponentiell zu. Das Wissen auch? © Maren Winter – adobe.stock.com [rerif]

Inzwischen gibt es viele verschiedene Therapiemethoden und diese werden von den Patientenbesitzern auch immer stärker nachgefragt. Es gibt Methoden, die sich auf die Grundlagen der konventionellen Medizin beziehen, aber auch Methoden, die auf klinischen Erfahrungen basieren, wie z. B. in der TCM. An einigen Universitäten wird dieser Tatsache bereits Rechnung getragen. So gibt es in Deutschland in der Humanmedizin für Naturheilkunde und integrative Medizin 3 Stiftungsprofessuren an der Charité in Berlin und Lehrstühle für Naturheilkunde in Essen, Rostock, Witten/Herdecke und Tübingen.

Wissen und Informationen wachsen exponentiell. Exponentielle Funktionen sind jedoch nichts für unser Gehirn. Wie in der Reiskornlegende, in der ein Brahmane sich als Dank von seinem König ein Reiskorn wünscht, das auf jedem Feld eines Schachbretts verdoppelt wird. Oder haben Sie tatsächlich 18 446 744 073 709 551 615 (ja genau, es sind 18,5 Trillionen!) Reiskörner erwartet?

Unser Wissen explodiert.

Die generelle Wissens- und Informationsexplosion und die damit verbundene exponentielle Entwicklung in der medizinischen Forschung sind für unsere anachronistischen Gehirne nur schwer vorstellbar. Dank technologischer Entwicklungen sind bereits große Fortschritte in der Erarbeitung von therapeutischen Wirkmechanismen erreicht worden. Dies hat insbesondere auf die Akzeptanz von einigen Therapiemethoden einen sehr positiven Einfluss. So kann beispielsweise eine funktionelle MRT vom Gehirn die Auswirkungen von Meditation oder Akupunktur bildlich darstellen und messbar machen.

Was aber tun, wenn für Erfahrungen aus der Klinik (noch) keine messbaren Erklärungen bzw. keine beschriebenen Wirkmechanismen existieren? Auch bei unseren zugelassenen Arzneimitteln sind weder alle Wirkungsmechanismen geklärt noch gibt es für alle Verfahren Wirksamkeitsbelege. Aus diesem Grund bemühen sich die Behörden, Daten zu sammeln, um diese Informationen besser eingrenzen zu können und deren Anwendung spezifischer und sicherer zu machen. Zentraler Aspekt in dieser Entwicklung: Kommunikation.

Kommunikation ist alles.

Kommunikation ist eine grundsätzliche Fähigkeit von allen Netzwerken und besteht nicht nur zwischen Individuen. Jedes Individuum wird ebenso durch Netzwerke gesteuert. Damit Funktionen des Körpers reibungslos verlaufen und eine Anpassung an Veränderungen stattfinden kann, müssen diese Netzwerke miteinander kommunizieren. Auch hier kann uns die Natur als Beispiel dienen, denn auch die Entwicklung von neuen Therapieansätzen in der Medizin ist auf die Kommunikation ihrer Individuen angewiesen. Offenheit, Transparenz und Kooperation sind gefragt.

Auch wenn das Verlassen der eigenen Komfortzone oft eine Herausforderung darstellt – es lohnt sich! Der österreichische Aphoristiker Ernst Ferstel hat es einmal so ausgedrückt: „Andersdenkende sind oft ganz anders, als wir denken“ und das Ergebnis einer erfolgreichen integrativen Therapie oft größer als die Summe der Einzelteile.

Dr. Doris Börner



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Article published online:
18 December 2019

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