Warum haben Sie die Dermatologie als Fachgebiet gewählt?
Als Student hatte ich die Möglichkeit, bei einer niedergelassenen Hautärztin in Aachen
zu famulieren. Dort war ich vom ersten Tag an von der Vielfalt ihrer Tätigkeiten in
ihrer Praxis beeindruckt, die sich über klassische Hautpatienten, Operationen, Phlebologie
und Allergologie erstreckte. Schön fand ich auch, dass man es mit allen Altersgruppen
bei den Patienten zu tun hatte.
Sind Sie mit Ihrer Wahl zufrieden und warum?
Ich bin sehr zufrieden, weil sich meine damaligen Erwartungen bestätigt haben. Die
Dermatologie mag aus Sicht eines Studenten eine Liebe auf den zweiten Blick sein.
Ich habe aber in meiner Laufbahn kaum einen Arzt kennengelernt, der – nachdem er sich
einmal mit der Dermatologie beschäftigt hatte – wieder zurück auf ein anderes Fach
gewechselt hat.
Welcher Fall ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Ein Patient, der mich sehr beeindruckt hat, war ein Patient mit einer ganz ungewöhnlich
hartnäckigen akuten febrilen neutrophilen Dermatose (Sweet-Syndrom), bei dem erst
post mortem, nachdem er an einer für dieses Krankheitsbild berüchtigten perakuten
Pneumonie verstorben war, das auslösende Adenokarzinom des Kolons festgestellt wurde.
Ich konnte in der Folgezeit feststellen, dass diese Erkrankung keineswegs so selten
ist, wie man dachte, und habe auch einen Beitrag zur Erforschung dieses Syndroms leisten
können.
Von wem haben Sie besonders viel gelernt?
Meine beiden klinischen Lehrer waren Herr Prof. Dr. Hornstein und Herr Prof. Dr. Simon
von der Hautklinik in Erlangen. Des Weiteren habe ich viel über Dermatohistologie
von Herrn Prof. Dr. Schell, dem langjährig leitenden Oberarzt an der Dermatologischen
Universitätsklinik Erlangen, lernen können.
Was ist momentan die wichtigste Entwicklung in der Dermatologie?
Die derzeit entscheidende Entwicklung in der Dermatologie ist der immense Fortschritt
unserer pharmakologischen Möglichkeiten. Vor allen Dingen durch den breiten Einsatz
von biologischen Medikamenten verändert sich sehr viel in der Versorgung der Patienten.
Diese Möglichkeiten miterleben zu können, betrachte ich als großes Privileg.
Wo sehen Sie die Zukunft der Dermatologie?
Besonders spannend ist bezüglich der Zukunft der Dermatologie, dass immer mehr rationale
pathophysiologische Erkenntnisse Diagnose und Therapie bestimmen. Diese gehen auch
einher mit konkreten Konsequenzen und der unglaublichen Möglichkeit, diese erkannten
pathophysiologischen Elemente in konkrete rationale Therapie umzusetzen. Dies geht
weit über die in meiner medizinischen Jugend noch vorherrschende, rein empirische
Dermatotherapie hinaus.
Was raten Sie jungen Kollegen?
Immer noch besteht der Reiz der Dermatologie auch darin, dass man mit der Kombination
aus guten Augen und viel Erfahrung in vielen Fällen unmittelbar die richtige Diagnose
stellen kann und so den Patienten vor aufwendigen Untersuchungen und sinnlosen Therapien
bewahren kann. Diese Mustererkennung kann man sehr wohl durch das Anschauen vieler
Patienten und auch Abbildungen von Erkrankungen trainieren. Ich würde in meiner Ausbildung
auch weiterhin unbedingt eine mehrjährige dermatologische Ausbildung an einer entsprechenden
Hautklinik bevorzugen, da hier die Möglichkeit besteht, auch viele seltenere Erkrankungen
einmal persönlich gesehen zu haben. Dies erleichtert im späteren Berufsleben das Erkennen
dieser Muster ganz enorm.
Korrespondenzadresse
Prof. Peter von den Driesch
Krankenhaus Bad Cannstatt
Klinik für Dermatologie und Allergologie
Prießnitzweg 24
70374 Stuttgart
PDriesch@klinikum-stuttgart.de