Dialyse aktuell 2019; 23(10): 459-466
DOI: 10.1055/a-0990-1248
Schwerpunkt | Dialyse
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Peritonealdialyse beim akuten Nierenversagen und in der Intensivmedizin

Einsatzmöglichkeiten und Limitationen des Verfahrens
Michael Koch
1   Nephrologisches Zentrum Mettmann, Velbert
,
Matthias Kohnle
1   Nephrologisches Zentrum Mettmann, Velbert
,
Sendogan Aker
1   Nephrologisches Zentrum Mettmann, Velbert
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Publication Date:
18 December 2019 (online)

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ZUSAMMENFASSUNG

Das akute Nierenversagen (ANV) mit Nierenersatztherapie-Pflichtigkeit ist ein häufiges Krankheitsbild auf den Intensivstationen, verbunden mit hoher Mortalität. Als Nierenersatztherapie-Verfahren werden v. a. extrakorporale Methoden eingesetzt. Untersuchungen in den letzten Jahren zeigen, dass die Peritonealdialysetherapie eine effektive, sichere und durchführbare komplementäre Alternative zu den extrakorporalen Verfahren nicht nur bei Patienten mit chronischem, sondern auch bei (intensivpflichtigen) Patienten mit ANV darstellt. Die Peritonealdialyse (PD) bietet methodische Vorteile wie die Vermeidung eines Kathetergefäßzuganges mit entsprechendem Bakteriämie- und Sepsisrisiko, einen gleichmäßigen Flüssigkeitsentzug mit geringerer hämodynamischer Instabilität, einem fehlenden Antikoagulationsbedarf und einer Fortführbarkeit der Nierenersatztherapie bei fortbestehender Dialysepflichtigkeit. Insbesondere wäre die PD zu erwägen bei Erkrankungen wie fortgeschrittener chronischer Herzinsuffizienz mit kardiorenalem Syndrom, Leberzirrhose mit refraktärem Aszites, akut auf chronischem Nierenversagen mit anzunehmender chronischer Nierenersatztherapiepflichtigkeit, bei schlechten Gefäßzugangsmöglichkeiten und bei erhöhtem Blutungsrisiko. Bei bestimmten klinischen Situationen wie Septikämien mit Katecholamin-Pflichtigkeit und möglichem peritonealem Ultrafiltrationsverlust sowie aktiven chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sollte jedoch den extrakorporalen Verfahren der Vorzug gegeben werden. Ein limitierender Faktor für den Einsatz der PD kann insbesondere die akute und zeitige Anlage des PD-Katheters beim kritisch kranken Patienten darstellen. Jedoch erscheint dies durch die Etablierung einer entsprechenden Vorgehensweise und Methode mit Kooperation der beteiligten Disziplinen vor Ort auch in der Akutsituation möglich.