PiD - Psychotherapie im Dialog 2020; 21(02): 119
DOI: 10.1055/a-0974-8784
Backflash

Deutschland, das Virus und das Klopapier

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(Quelle: Thieme Gruppe)

Es ist viele Jahre her, dass es mir passierte, mich über das Ausmaß der Beschäftigung eines Menschen mit dem Thema „Toilettenpapier“ zu wundern. Ein Kollege, den ich auf einer Tagung kennengelernt hatte, rief mich an, weil er sich an meine Wüstenerfahrung erinnert hatte. Er wolle mit seinem 8-jährigen Sohn auf eine Gruppentour in den Süden Marokkos fahren. Es sei eine Woche in der Wüste geplant, und nun habe er ein paar Fragen. Ich rechnete mit Sorgen um Wasser, die passende Kleidung, angemessenen Sonnenschutz oder ähnlichen Themen. Weit gefehlt: Es ging um die Frage, wie dem Sohn in Vorbereitung auf die Reise beizubringen sei, möglichst wenig Toilettenpapier zu benutzen. Nachdem ich tief Luft geholt hatte, versuchte ich möglichst ernsthaft zu erklären, dass man sich zwar mit dieser Frage befassen könne, andererseits aber festzustellen sei, dass die einheimische Bevölkerung das „Problem“ anders, nämlich mit dafür bereitgestelltem Wasser, löse. Dies wiederum stieß auf eine Mischung aus Unverständnis und Ungläubigkeit bei dem Ratsuchenden, und ich weiß nicht, ob dies dazu führte, dass ich anschließend nichts Weiteres von ihm hörte.



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Article published online:
02 June 2020

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