Notaufnahme up2date 2020; 2(01): 39-53
DOI: 10.1055/a-0971-2556
CME-Fortbildung
Metabolismus und Immunsystem
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Hyponatriämie in der Notaufnahme – eine ernst zu nehmende Elektrolytstörung

Till Dringenberg
,
Matthias Schott

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Dr. med. Till Dringenberg, Düsseldorf.
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Publication Date:
14 January 2020 (online)

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Die Hyponatriämie ist die häufigste Elektrolytstörung in der Notaufnahme. Dieser Artikel soll dabei helfen, die verschiedenen Verlaufsformen der Hyponatriämie zu erkennen und deren zugrunde liegenden pathophysiologischen Mechanismen zu verstehen. Ein Hauptaugenmerk wird auf die differenzierte Therapie und deren Fallstricke gerichtet, um Behandlungsfehler in der täglichen Praxis zu vermeiden.

Kernaussagen
  • Die Hyponatriämie ist die häufigste Elektrolytstörung in der Notaufnahme. Aktuelle Studien gehen von einer Prävalenz von 15 – 20 % bei stationär aufgenommenen Patienten aus.

  • Die Hyponatriämie wird unter Berücksichtigung der Serumosmolalität in eine hypoosmolare, isoosmolare und hyperosmolare Verlaufsform eingeteilt. Die hypoosmolare Hyponatriämie ist die weitaus häufigste Unterform.

  • Die hypoosmolare Hyponatriämie wird anhand des klinischen Flüssigkeitsstatus in eine hypovoläme, euvoläme bzw. hypervoläme Verlaufsform unterteilt. Als „grobe Merkhilfe“ gilt: Die hypovoläme Verlaufsform bedarf einer Volumensubstitution, die euvoläme Verlaufsform einer Trinkrestriktion und die hypervoläme Verlaufsform einer kalkulierten diuretischen Therapie.

  • Die Einteilung der Hyponatriämie in eine akute (< 48 h) bzw. chronische Verlaufsform ist insbesondere für die initiale Therapieentscheidung sinnvoll, in der Notaufnahme aber häufig schwer zu eruieren. Die akute Hyponatriämie erlaubt eine raschere Natriumkorrektur durch eine 3 %ige NaCl-Lösung. Die chronische Hyponatriämie sollte sehr behutsamen ausgeglichen werden.

  • Patienten mit akuter symptomatischer Hyponatriämie sind durch Zellschwellungen, Patienten mit chronischer Hyponatriämie durch Zellschrumpfungen im Rahmen einer zu forcierten Natriumkorrektur gefährdet. Zellschwellungen führen im schlimmsten Fall zur zentralen Einklemmungssymptomatik, Zellschrumpfungen im schlimmsten Fall zur pontinen Myelinolyse.

  • Um das zugrunde liegende Störungsbild der Hyponatriämie zu erkennen, ist die Anwendung eines diagnostischen Algorithmus notwendig, der die Anamnese, das klinische Erscheinungsbild und weiterführende Laboranalysen berücksichtigt.