Diabetes aktuell 2019; 17(06): 209
DOI: 10.1055/a-0959-5352
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Diabetesstrategie – es ist an der Zeit!

Antje Bergmann
1   Dresden
,
Peter E.H. Schwarz
2   Dresden
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Publication Date:
29 October 2019 (online)

Bereits im Koalitionsvertrag hatten CDU/CSU und SPD 2018 eine nationale Diabetesstrategie diskutiert und verabschiedet.

Nun warten alle Interessierten gespannt auf tatsächliche Umsetzungsstrategien, Ziele, Maßnahmenvorschläge – doch es ist noch nichts zu hören aus den gesundheitspolitisch informierten Kreisen. Dass es eine Nährwertkennzeichnung in Deutschland geben wird, Werbebeschränkungen für zuckerhaltige Lebensmittel oder gar eine in anderen europäischen Ländern bereits seit Jahren etablierte Reduktion von Zucker in zuckergesüßten Getränken, das wird wohl eine Zukunftsvision bleiben. Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks nannte in verschiedenen Interviews die „Zuckersteuer“ eine „gesunde Mehrwertsteuer“.

Warum ist die ernsthafte Diskussion um eine Kennzeichnung von stark zuckerhaltigen Getränken und Lebensmittel wichtig?

In einer kürzlich erschienen prospektiven Kohortenstudie aus Lyon wurden Erwachsene beobachtet, die täglich 2 oder mehr zuckerhaltige Getränke konsumieren [1]. Die Studienergebnisse waren verblüffend: Ein erhöhtes Sterberisiko lag auch dann vor, wenn die Getränke keinen Zucker enthielten, sondern mit künstlichen Süßstoffen versehen waren. In dieser Gruppe war das Risiko auf einen Herz-Kreislauf-Tod erhöht. Wer denkt, nun sei belegt, dass zuckerhaltige Getränke doch nicht so gefährlich sind, irrt: denn diese erhöhten deutlich das Risiko auf tödliche Verdauungserkrankungen. Diese Ergebnisse lassen Raum für Interpretationen. Eine Erklärung könnte sein, dass zuckerhaltige Süßgetränke kein Sättigungsgefühl erzeugen und damit die Kalorienzufuhr erhöht sein kann. Eine erhöhte Kalorienzufuhr wiederum kann zu Adipositas und damit zu einem erhöhten kardiovaskulären Risiko führen.

Wir sollten weiterhin die Einführung einer Zuckersteuer fordern, aufklärend bereits in den Familien, in Kindereinrichtungen, Schulen, Universitäten auf Risiken der erhöhten Zuckerzufuhr hinweisen, Alternativen aufzeigen und die Gesundheitskompetenz des Einzelnen stärken!

 
  • Literatur

  • 1 Mullee A, Romaguera D, Pearson-Stuttard J. et al Association Between Soft Drink Consumption and Mortality in 10 European Countries. JAMA Intern Med 2019 doi:10.1001/jamainternmed.2019.2478