ZUSAMMENFASSUNG
ADHS ist eine entwicklungspsychiatrische Erkrankung, die im Erwachsenenalter häufig
unerkannt und unbehandelt bleibt. Die Folgen für die Betroffenen sind neben häufigeren
Arbeitsplatzverlusten, ein erhöhtes Unfallrisiko und Schwierigkeiten in der sozialen
Interaktion. Häufig präsentiert sich die ADHS im Erwachsenenalter sehr heterogen und
ist in ca. 80 % der Fälle mit psychiatrischen Komorbiditäten, wie Depressionen, bipolare
Störung, Angststörung, Borderline- und dissoziale Persönlichkeitsstörung sowie Suchterkrankungen
vergesellschaftet. Letztere führt zu der hohen Inzidenz von Cannabismissbrauch von
Patienten mit ADHS. Auf der anderen Seite wird vermutet, dass Cannabis von den Betroffenen
als leichtes Sedativum im Sinne einer Selbstmedikation gegen einige Symptome des ADHS
wie innere Unruhe, Rastlosigkeit und Schlafstörungen eingesetzt wird. Seit den frühen
1990er-Jahren sind zahlreiche Studien erschienen, die den Zusammenhang zwischen einer
Störung des physiologischen endogenen Cannabinoidsystems und der Genese psychiatrischer
Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, posttraumatischer Belastungsstörung
(PTBS), Schizophrenie, Suchterkrankungen und Schlafstörungen beschreiben und im Endocannabinoidsystem
eine potenzielle Möglichkeit neuer pharmakologischer Behandlungsmöglichkeiten, z.
B. durch den Einsatz von synthetischen Cannabinoiden, sehen. In diesem Artikel sollen
grundlegende Mechanismen des Endocannabinoidsystems erklärt und die Zusammenhänge
mit der Genese des ADHS anhand der Studienlage beleuchtet werden. Zudem soll ein Ausblick
auf mögliche Therapieoptionen mit Cannabinoiden gegeben werden.
ABSTRACT
ADHD is a developmental psychiatric disorder that often goes unnoticed and untreated
in adulthood. The consequences for affected individuals include frequent school drop-outs,
job losses, more frequent accidents, and difficulties in social interaction. ADHD
presents in adult life in about 80 % of cases comorbid with other psychiatric disorders,
like major depression, bipolar disorder, anxiety disorder, borderline personality
disorder, antisocial disorder and substance abuse. Especially cannabis use, and misuse
has a high incidence in patients with ADHD. They use cannabis as a light sedative
in the sense of a self-medication for ADHD symptoms such as inner restlessness, motor
restlessness and sleep disorders. Since the early 1990 s frequent studies investigated
a potential role of the endocannabinoid system in the genesis of psychiatric disorders
such as depression, anxiety disorders, post-traumatic stress disorder (PTSD), schizophrenia,
and sleep disorders. In targeting the endocannabinoid system with synthetical cannabinoids
new opportunities for treatment of these mental disorders are discussed. In this article
mechanisms of the endocannabinoid system are explained and the connections with ADHD
are mentioned. In addition, an outlook on possible treatment options with cannabinoids
is given.
Schlüsselwörter
Endocannabinoide - ADHS - Dopamin - Cannabidiol
Key words
Endocannabinoids - adhd - dopamine - cannabidiol