Lucchi G.
et al.
Superficial vein thrombosis in non-varicose veins of the lower limbs and
thrombophilia.
Phlebology 2018;
33: 278-281 doi:10.1177/0268355517690643
Ein Thrombophilie-Screening ist teuer, deshalb lehnen Fachgesellschaften bei
oberflächlichen Venenthrombosen (SVT) einen Automatismus ab. Andererseits können bei
unerkannten Fällen weitere thromboembolische Erkrankungen auftreten, mit Leid für
die Erkrankten und Kosten für die Gemeinschaft. Daher ist wichtig zu wissen, wie oft
bei der Risikogruppe mit SVT ohne Varizen eine Thrombophilie besteht. Die
Arbeitsgruppe untersuchte 73 Patienten mit SVT der Unterschenkel auf die Prävalenz
von Gerinnungsstörungsstörungen, die zu Thrombosen prädisponieren. Zu den
Ausschlusskriterien gehörten u. a. Bindegewebserkrankungen, arterielle
Verschlusskrankheit der unteren Extremitäten, Leberzirrhose und fortgeschrittene
Niereninsuffizienz. Alle Studienteilnehmer erhielten neben dem
Thrombophilie-Screening weitere Blutanalysen, eine Abklärung des tiefen Venensystems
und eine Tumorsuche inklusive PSA bei den Männern und Mammografie bei den
Frauen.
Mit durchschnittlich 42 Jahren waren die 44 Männer und 29 Frauen vergleichsweise
jung. Die SVT bezog in 58 Fällen die V. saphena magna und in 10 Fällen die V.
saphena parva ein. 14 Thrombosen betrafen Seitenäste. Eine Assoziation zu einer
tiefen Beinvenenthrombose kam 9-mal vor. Bei 26 Patienten ließen sich
Differenzialdiagnosen zur Thrombophilie als Ursache der SVT ermitteln (u. a.
Hormontherapie, Schwangerschaft, rezente OPs, lange Flüge, Bettlägerigkeit).
60 Erkrankte erhielten ein umfassendes Thrombophilie-Screening. 14 Personen wiesen
keine Gerinnungsstörung auf (24 %). 46 Fälle waren positiv (76 %). Bei 5,4 % der
Patienten bestätigte sich ein Malignom. Die häufigste Thrombophilie betraf den
Faktor V Leiden, gefolgt von 23 MTHFR-Mutationen (38,3 %).
Antiphospholipid-Antikörper kamen bei 8,3 %, Prothrombin-G20210A-Mutationen bei
3,3 % sowie Protein-C- und Protein-S-Defizite bei jeweils 1,6 % vor. Ein
Antithrombinmangel bestand in keinem Fall. Fast jeder 3. Patient wies eine
kombinierte Störung auf.
Die Autoren schlussfolgern, dass Thrombophilien nicht als Raritäten zu betrachten
sind. Sie empfehlen bei Patienten mit SVT ohne Varicosis die systematische Abklärung
mit dem Ausschluss anderer Auslöser und ggf. einem umfassenden Gerinnungsscreening.
Die relative kleine Anzahl von Karzinomen und geringe Prävalenz von tiefen
Beinvenenthrombosen begründen sie mit dem jungen Alter der Erkrankten. Einschränkend
verweisen Lucchi et al. auf die geringe Fallzahl und die Notwendigkeit größerer
Studien.
Dr. med. Susanne Krome, Melle