Radiopraxis 2019; 12(03): E65-E73
DOI: 10.1055/a-0942-7512
CPD–Fortbildung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Uroonkologische und nuklearmedizinische Behandlungsmöglichkeiten beim metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC)

Markus Kroenke
1   Institut für Nuklearmedizin, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München
,
Matthias Eiber
1   Institut für Nuklearmedizin, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München
,
Robert Tauber
2   Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München
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Publication Date:
04 September 2019 (online)

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Einleitung

Das Prostatakarzinom ist die mit 26 % häufigste solide Krebserkrankung des Mannes. Kommt es zu einem Lokalrezidiv nach kurativer Therapie lässt sich dieses mittels salvage Bestrahlung oder salvage Prostatektomie kurativ behandeln. Grundlage der Therapie im metastasierten Stadium ist die Androgendeprivationstherapie. Bei hoher Tumorlast wird diese ergänzt durch eine frühe Chemotherapie mit Docetaxel. Alternativ können Patienten mit einem primär metastasierten, unbehandelten Prostatakarzinom und einem hohen Risikoprofil mit einer erweiterten Hormontherapie mit Abirateron / Prednison und Andogendeprivation therapiert werden. Im Krankheitsverlauf kommt es allerdings trotz Androgendeprivationstherapie mit Testosteronwerten im Kastrationsbereich zu einem Tumorprogress. In diesem Fall spricht man von einem kastrastionsresistenten Prostatakarzinom (CRPC) [1]. Dieses definiert sich wie folgt:

  • Testosteronspiegel < 50 ng/dl (oder < 1,7 nmol/l) mit

  • drei konsekutiven PSA-Anstiegen mit einem Abstand von mindestens einer Woche mit zweimaligem Anstieg um mehr als 50 % über einen Nadir > 2 ng/ml

oder

  • Nachweis von 2 oder mehr neuen Knochenmetastasen im Skelettszintigramm (PCWG3, Prostate Cancer working group [2]) oder Wachstum der Weichteilmetastasen (RECIST 1.1, response evaluation criteria in solid tumors [3]).

Bei Vorliegen von Metastasen spricht man vom metastasierten kastrastionsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC).

Basierend auf den kürzlich publizierten Daten der Phase-III-Studien PROSPER [4] und SPARTAN [5] kann ein radiografisch nicht-metastasiertes CRPC mit den Antiandrogenen Enzalutamid oder Apalutamid behandelt werden. Für die medikamentöse Therapien des mCPRC stehen verschiedene, zugelassene Therapieoptionen zur Verfügung. Durch die Einführung von 223Ra-Dichlorid sowie die Möglichkeit des individuellen Heilversuchs mit radioaktiv markierten PSMA-Liganden sind nuklearmedizinisch tätige Ärzte zunehmend in die Behandlung dieser Erkrankung mit eingebunden. Daher soll dieser Artikel die aktuellen Therapiemöglichkeiten des mCRPC zusammenfassen, um einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten und Sequenz der aktuellen Therapien zu geben. Hauptpfeiler der medikamentösen Therapie sind die sekundäre Hormonmanipulation mit Abirateron und Enzalutamid sowie Taxan-haltige Chemotherapeutika, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Sequenz eingesetzt werden können.