Diabetes aktuell 2019; 17(05): 177
DOI: 10.1055/a-0916-0638
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Diabetes mellitus – Es kommt auf die genaue Differenzierung an

Baptist Gallwitz
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

Die Bezeichnung Diabetes mellitus subsumiert sämtliche Stoffwechselerkrankungen, die mit einer Glukosestoffwechselstörung und konsekutiver Hyperglykämie einhergehen. Als häufigste Formen sind Ihnen sicher Typ-2- und Typ-1-Diabetes sowie der Gestationsdiabetes vertraut. Darüber hinaus gibt es jedoch auch sekundäre Formen des Diabetes, die oft falsch klassifiziert werden und bei denen die richtige Einordnung und Mitbehandlung der Grunderkrankung eine wesentliche Rolle spielt.

Auch die Diabetestherapie richtet sich hier nach der Ursache des sekundären Diabetes. Bei der Klassifikation der sekundären Diabetesformen [1], [2] werden zum einen Organerkrankungen aufgeführt, die zu einem Diabetes führen, wie z. B. Pankreaserkrankungen, bei denen die Insulinsekretion betroffen ist und der klinisch einem Typ-1-Diabetes ähnlich sein kann. Endokrinologische Erkrankungen, bei denen kontrainsulinäre wirkende Hormone vermehrt ausgeschüttet werden (z. B. Hyperkortisolismus oder Akromegalie), werden eher aufgrund der typischen Stigmata der endokrinen Störung erkannt [1], [2]. Auch manche in der Praxis eingesetzte Medikamente (nicht nur Glukokortikosteroide) können zu Diabetes führen [3]. Darüber hinaus sind genetisch bedingte Diabetesformen bekannt, wie der MODY-Diabetes (Maturity Onset Diabetes of the Young) und der neonatale Diabetes [2], [4].

Aber auch bei der bislang konsentierten Klassifikation des Diabetes gibt es neue Diskussionen um die große, aber „bunte“ Gruppe der Menschen mit Typ-2-Diabetes. Die skandinavische Arbeitsgruppe um L. Groop hat anhand von anamnestischen Daten, körperlichen Charakteristika und Stoffwechselparametern 5 unterschiedliche „Cluster“ oder Diabetes-Typen beschrieben, die das bisherige Kollektiv an Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes bezüglich des Krankheitsverlaufs, des Risikos für Folgeerkrankungen und bezüglich des Ansprechens auf Diabetesmedikamente möglicherweise besser einteilen als die bisherige Klassifikation [5]. Derzeit wird dies von anderen Arbeitsgruppen weiter untersucht und zum Teil schon in anderen Kohorten validiert.

In dieser Ausgabe machen wir Sie mit 2 klinisch wichtigen sekundären Diabetesformen vertraut – dem medikamenten- und hier insbesondere dem steroidinduzierten Diabetes – und danken den Kolleginnen und Kollegen, die die entsprechenden Übersichtsartikel verfasst haben. Ein weiterer Artikel führt Sie in das aktuelle Thema der neu postulierten Diabetesklassifikation ein. In der nächsten Ausgabe folgen weitere Beiträge rund um das Thema seltene Diabetesformen.

Wir sind sicher, das Heft gibt Ihnen eine gute Gelegenheit, Ihr Wissen zu den unterschiedlichen Diabetesformen aufzufrischen. Hinzu kommt ein erweiterter Blick, der nicht nur auf die Glukosestoffwechselstörung gerichtet ist, sondern auch eine verbesserte Begleittherapie für die dem Diabetes zugrundeliegenden Erkrankungen.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen der Artikel.

 
  • Literatur

  • 1 Nauck M. et al. Diabetologie und Stoffwechsel. 2017; 12: S94-S100 doi:10.1055/s-0043-115953
  • 2 American Diabetes Association. Diabetes Care. 2019 42. S13-S28 doi:10.2337/dc19-S002
  • 3 Fathallah N. et al. Drug Saf 2015; 38: 1153-1168 doi:10.1007/s40264-015-0339-z
  • 4 Fajans SS. et al. N Engl J Med. 2001; 345: 971-980
  • 5 Ahlqvist E. et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2018; 6: 361-369 doi:10.1016/S2213-8587(18)30051-2