Beckenbodentherapie – Praxistauglich

Spezifische funktionelle Übungen, die die „schnürende“ Funktion, die Trampolinfunktion und die Gurtfunktion des Beckenbodens erhalten und fördern, entwickelte Physiotherapeutin Renate Tanzberger schon in den 70er-Jahren. Ein Klassiker dieser Beckenbodentherapie, bekannt als Tanzberger-Konzept, ist in der 4., aktualisierten Auflage erschienen. Das physiotherapeutische und ärztliche Autorenteam bietet verständliche Informationen über die Anatomie und Physiologie der Strukturen im Becken und deren Pathophysiologie bei Frauen und Männern in den verschiedenen Lebensphasen. Besonders empfehlenswert ist das Kernstück des Werkes: die Physiotherapie in der Kontinenzbehandlung, die viele bebilderte therapeutische Übungsbeispiele enthält wie das „Bürzelwippen“.

Neu sind verschiedene Therapie-Fragebögen, die eine zielgerichtete Therapie erleichtern.

Negativ fallen mir alte, nicht überarbeitete Literaturhinweise auf und der mangelnde Hinweis auf Therapiestudien, die den Nutzen der Physiotherapie in diesem Bereich beweisbar machen und damit in Behandlungsempfehlungen nationaler Leitlinien münden können.

Leider bewertet die Autorin im Befundteil die vaginale und rektale Untersuchungstechnik (Inspektion und Palpation), die als internationaler Standard neben der Ultraschalldiagnostik gilt, nur für eingeschränkt nützlich. Schade. Viele Studien beweisen den Nutzen dieser Technik. Insgesamt ist dieses Werk eine Bereicherung für die Beckenbodentherapie, besonders für Interessierte am Tanzberger-Konzept und für Patienten.

Ulla Henscher, Physiotherapeutin aus Hannover