Rehabilitation (Stuttg) 2019; 58(03): 149
DOI: 10.1055/a-0892-8126
Aktuelles
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fachtagung „20 Jahre Patientenorientierung in der Reha-Forschung“

Further Information

Publication History

Publication Date:
18 June 2019 (online)

Vor 20 Jahren wurde im Förderschwerpunkt Rehabilitationswissenschaften der Bayerische Reha-Forschungsverbund (RFB) gegründet. Mit dem Verbundthema „Patienten in der Rehabilitation“ wurde eine patientenorientierte Perspektive gewählt, die bis heute in der Würzburger Rehabilitationsforschung und im Netzwerk Rehabilitationsforschung in Bayern (NRFB) eine zentrale Rolle spielt. Parallel wurde vor 10 Jahren in Würzburg das Zentrum Patientenschulung eingerichtet, das die Weiterentwicklung, Evaluation und Dissemination patientenorientierter Gruppenprogramme fördert.

Diese Jubiläen waren Anlass, Entwicklungen und künftige Aufgaben patientenorientierten Vorgehens in Rehaforschung und -praxis bei einer gemeinsamen Fachtagung „20 Jahre Patientenorientierung in der Reha-Forschung“ am 15. und 16. November 2018 in Würzburg zu betrachten und mit rund 100 Tagungsgästen zu diskutieren.

Patientenorientierung steht für die Berücksichtigung des Erlebens und Verhaltens sowie der Ziele und Bedürfnisse von Patienten. Gerade chronische Erkrankungen erfordern vielfältige Bewältigungskompetenzen und häufig auch Veränderungen des Lebensstils. Die medizinische Behandlung und Rehabilitation zielt deshalb auch auf ein kompetentes Krankheitsmanagement durch die Patienten selbst, auf eine Steigerung ihrer Aktivitäten und Teilhabe und damit auf die Verbesserung ihrer Lebensqualität.

In der Rehabilitationsforschung werden theoriegeleitet und evidenzbasiert neue Konzepte der Patientenschulung und Gesundheitsförderung zur Förderung der Krankheitsbewältigung und des Selbstmanagements sowie der Motivation zur Lebensstiländerung entwickelt. Zur Prüfung und Evaluation werden hochwertige randomisiert-kontrollierte Studien durchgeführt und Fragebögen zum subjektiven Erleben der Patientinnen und Patienten verwendet. Auch für die Aus- und Weiterbildung von Ärzten und weiterer Berufsgruppen in der Rehabilitation werden patientenorientierte Konzepte zur Behandler-Patient-Kommunikation weiterentwickelt und angeboten.

Die Themen der Tagung spiegelten gleichermaßen Entwicklungen in wichtigen Bereichen patientenorientierter Rehabilitationsforschung wie auch Wirkungsschwerpunkte des Würzburger Reha-Wissenschaftlers Prof. Dr. Dr. Hermann Faller wider. Unter der jeweiligen Betrachtung von Ergebnissen und neuen Aufgaben wurden überregionale und regionale Entwicklungen seit Begründung der Reha-Forschungsverbünde 1998 betrachtet (Koch-Gromus, Vogel, Trempa). Die Rolle von Patientenorientierung in Reha-Praxis und Forschung (Buschmann-Steinhage) sowie rehabilitationswissenschaftliche Forschungsansätze und -methoden (Pfeifer, Kohlmann, Schuler) wurden als übergreifende Themen ausführlich diskutiert. Ausgewählte konkrete Bereiche von Patientenorientierung in der rehabilitativen Forschung und Praxis waren Fragen der psychologischen Diagnostik in der somatischen Rehabilitation (Bengel), Psychoonkologie (Mehnert, Jentschke, Koch) und Partizipative Entscheidungsfindung (Härter). Ein besonderes Augenmerk lag zudem auf dem Themenfeld Patientenschulung (Worringen, Meng), das einen Schwerpunkt der Würzburger Reha-Forschung und des Zentrums Patientenschulung und Gesundheitsförderung (Reusch, Küffner) darstellt. Als bedeutsame Perspektiven wurden schließlich die der Fachöffentlichkeit und der universitären Lehre aufgegriffen (Mau, Neuderth, Lukasczik). In der abschließenden Diskussion wurde vor dem Hintergrund des komplexen Erkenntnisgewinns und der beeindruckenden Entwicklungen der Patientenorientierung in den letzten 20 Jahren ein Ausblick auf zukünftige Aufgaben gewagt.

Das Tagungsprogramm und die Vortragsfolien können auf der Homepage des Zentrums Patientenschulung und Gesundheitsförderung (ZePG e. V.) eingesehen werden: www.zentrum-patientenschulung.de/tagungen/tagung2018.

Die Jubiläumsveranstaltung war zugleich Abschiedstagung und Dankeschön an den Würzburger Reha-Wissenschaftler Professor Dr. Dr. Hermann Faller, der maßgebliche Impulse für diese Entwicklungen gegeben und sie wesentlich mitgestaltet hat. Seine Professur für Rehabilitationswissenschaften wurde 2000 mit anfänglicher Förderung der Rentenversicherung (damals LVA Unterfranken und VDR) initiiert und von der Universität Würzburg weitergeführt. Seine wissenschaftlichen Leistungen, seine Aktivitäten und sein Engagement in Fachgesellschaften und Lehre, sein Einfluss bezogen auf die Forschungsmethoden und patientenorientierten Angebote der Rehabilitation sowie der Psychoonkologie, wurden in den Vorträgen der Referentinnen und Referenten der Tagung gewürdigt und außerordentlich wertgeschätzt. Die hohen Standards, die auch durch Professor Faller in der rehabilitativen Forschung gesetzt wurden, sollten bei aktuellen Themen der Prävention, Nachsorge und der Nutzung moderner Medien in der Versorgung weitergetragen werden.

Mit einer Würdigung von Professor Fallers Leistungen an der Universität Würzburg durch den Prodekan und Institutsleiter Professor Dr. Peter Heuschmann sowie einem Dankeschön der Mitarbeitenden des Instituts und einem langen Applaus der Anwesenden endete die Tagung.

Elisabeth Trempa, Roland Küffner und Andrea Reusch, Würzburg