Arbeit und psychische Gesundheit bzw. psychische Erkrankung
Prof. Dr. Peter Brieger kbo-Isar-Amper-Klinikum gemeinnützige GmbH München-Ost
Prof. Dr. Johannes Hamann Klinikum rechts der Isar, München
Der Titel unseres Themenheftes soll schon andeuten, dass man das Thema Arbeit und
Psyche von mindestens zwei sehr verschiedenen Seiten betrachten kann: einerseits mit
dem Blick auf die krankmachenden Seiten von Arbeit, also dem Fokus auf Belastungen,
Risiken, Burnout etc. Andererseits gibt es den salutogenetischen Blick, der die Notwendigkeit
von Arbeit als wesentlichem Bestandteil des Lebens, die gesundheitsfördernden Aspekte
von Arbeit und die negativen Auswirkungen von Arbeitsverlust betont.
Warum die Beschäftigung mit dem Thema „Psyche und Arbeitswelt“ nottut, zeigen Joseph
Kuhn und Johannes Brettner in ihrem gleichnamigen Übersichtsartikel: Die Arbeitswelt
verändert sich, der Stellenwert psychischer Erkrankungen bei AU-Tagen und Berentungen
ebenfalls und damit auch die Aufmerksamkeit für mögliche psychische Belastungsfaktoren
am Arbeitsplatz.
Florian Seemüller und Kollegen fokussieren dann auf das Thema Burnout, wogegen Peter
Brieger und Susanne Menzel die salutogenetischen Aspekte von Arbeit hervorheben. Dabei
wird klar, dass diese beiden Positionen keinen Widerspruch darstellen, sondern eher
zwei Seiten derselben Medaille. Arbeit kann eben krank und gesund machen, und es ist
dringend nötig, die jeweiligen Faktoren zu identifizieren und dann im Sinne der Prävention
oder der Rehabilitation entsprechend zu beeinflussen.
Anschließend geht es mehr in die Details, d.h. es werden die schon ausgeführten Themen
für bestimmte Untergruppen von Patienten bzw. Arbeitnehmern genauer betrachtet. Stefan
Watzke und Peter Brieger gehen der Frage nach, inwieweit neuropsychologische Einschränkungen
bei verschiedenen psychischen Erkrankungen den Erfolg beruflicher Wiedereingliederungen
prädizieren können. Johannes Hamann und Peter Brieger diskutieren die Möglichkeiten
eines berufsbezogenen Entlassmanagements für stationär behandelte Patienten psychiatrischer
Kliniken, die noch einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt haben, und Elena
Schwarz und Kollegen stellen das Instrument der „Psychosomatischen Sprechstunde im
Betrieb“ vor, das eine Schnittstelle zwischen betrieblicher Ebene und dem medizinisch-therapeutischen
Versorgungssystem darstellt. Anna-Mareike Parchmann, Werner Kissling und Kollegen
schließlich stellen die Frage, wie es uns selbst in unserem Arbeitskontext Krankenhaus
geht und wie auch hier für gute Arbeitsbedingungen derjenigen gesorgt werden könnte,
die sich ja hauptsächlich mit den Belastungen anderer auseinandersetzen.
Neudeutsch gesagt: Unsere Take-Home-Message ist: In der Therapie und Versorgung psychisch
erkrankter Menschen wird der Bereich „Arbeit“ zu wenig beachtet. Er hat erhebliche
gesundheitliche Relevanz und sollte deswegen mehr bedacht werden.