Nervenheilkunde 2019; 38(07): 450
DOI: 10.1055/a-0883-3112
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Georg Thieme Verlag KG

Nervenheilkunde

Zeitschrift für interdisziplinäre Fortbildung
Johannes Hamann
1   München
,
Peter Brieger
1   München
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Publication Date:
10 July 2019 (online)

 

Arbeit und psychische Gesundheit bzw. psychische Erkrankung

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Prof. Dr. Peter Brieger kbo-Isar-Amper-Klinikum gemeinnützige GmbH München-Ost
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Prof. Dr. Johannes Hamann Klinikum rechts der Isar, München

Der Titel unseres Themenheftes soll schon andeuten, dass man das Thema Arbeit und Psyche von mindestens zwei sehr verschiedenen Seiten betrachten kann: einerseits mit dem Blick auf die krankmachenden Seiten von Arbeit, also dem Fokus auf Belastungen, Risiken, Burnout etc. Andererseits gibt es den salutogenetischen Blick, der die Notwendigkeit von Arbeit als wesentlichem Bestandteil des Lebens, die gesundheitsfördernden Aspekte von Arbeit und die negativen Auswirkungen von Arbeitsverlust betont.

Warum die Beschäftigung mit dem Thema „Psyche und Arbeitswelt“ nottut, zeigen Joseph Kuhn und Johannes Brettner in ihrem gleichnamigen Übersichtsartikel: Die Arbeitswelt verändert sich, der Stellenwert psychischer Erkrankungen bei AU-Tagen und Berentungen ebenfalls und damit auch die Aufmerksamkeit für mögliche psychische Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz.

Florian Seemüller und Kollegen fokussieren dann auf das Thema Burnout, wogegen Peter Brieger und Susanne Menzel die salutogenetischen Aspekte von Arbeit hervorheben. Dabei wird klar, dass diese beiden Positionen keinen Widerspruch darstellen, sondern eher zwei Seiten derselben Medaille. Arbeit kann eben krank und gesund machen, und es ist dringend nötig, die jeweiligen Faktoren zu identifizieren und dann im Sinne der Prävention oder der Rehabilitation entsprechend zu beeinflussen.

Anschließend geht es mehr in die Details, d.h. es werden die schon ausgeführten Themen für bestimmte Untergruppen von Patienten bzw. Arbeitnehmern genauer betrachtet. Stefan Watzke und Peter Brieger gehen der Frage nach, inwieweit neuropsychologische Einschränkungen bei verschiedenen psychischen Erkrankungen den Erfolg beruflicher Wiedereingliederungen prädizieren können. Johannes Hamann und Peter Brieger diskutieren die Möglichkeiten eines berufsbezogenen Entlassmanagements für stationär behandelte Patienten psychiatrischer Kliniken, die noch einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt haben, und Elena Schwarz und Kollegen stellen das Instrument der „Psychosomatischen Sprechstunde im Betrieb“ vor, das eine Schnittstelle zwischen betrieblicher Ebene und dem medizinisch-therapeutischen Versorgungssystem darstellt. Anna-Mareike Parchmann, Werner Kissling und Kollegen schließlich stellen die Frage, wie es uns selbst in unserem Arbeitskontext Krankenhaus geht und wie auch hier für gute Arbeitsbedingungen derjenigen gesorgt werden könnte, die sich ja hauptsächlich mit den Belastungen anderer auseinandersetzen.

Neudeutsch gesagt: Unsere Take-Home-Message ist: In der Therapie und Versorgung psychisch erkrankter Menschen wird der Bereich „Arbeit“ zu wenig beachtet. Er hat erhebliche gesundheitliche Relevanz und sollte deswegen mehr bedacht werden.


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Prof. Dr. Peter Brieger kbo-Isar-Amper-Klinikum gemeinnützige GmbH München-Ost
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Prof. Dr. Johannes Hamann Klinikum rechts der Isar, München