Einleitung und Historie
Die Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein ist Teil
des Universitätsklinikums der Technischen Universität München (TUM). Der Großteil
seiner Kliniken befindet sich auf dem Gelände des Münchner Klinikums rechts der Isar
(MRI). Die Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie befindet sich „am
Biederstein“ im nördlichen Schwabing in der Nähe des Englischen Gartens und wurde
1969 unter der Leitung von Prof. Dr. med. Dr. phil. Siegfried Borelli eröffnet. Er
war bis 1995 Klinikdirektor, gefolgt von Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring, der
bis 2014 diese Funktion innehatte. Seit April 2014 ist Prof. Dr. med. Tilo Biedermann
Leiter der Klinik ([Abb. 1]).
Abb. 1 Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring (links), Prof. Dr. med. Tilo Biedermann (mittig),
Prof. Dr. med. Dr. phil. Siegfried Borelli (rechts), Aufnahme aus dem Jahr 2015.
Die meisten Gebäude im Areal am heutigen Campus Biederstein wurden 1924/1925 als Hansa-Heime
gebaut ([Abb. 2]). Der Hansa-Bewegung lag die Idee zugrunde, katholische Jungkaufleute, Lehrlinge
und Studenten gemeinsam wohnen und unterrichten zu lassen, um gesellschaftliche Differenzen
zu überwinden. Die Anlage wurde 1938 unter dem Druck des NS-Regimes zwangsweise verkauft
und während der Nazizeit unterschiedlichen Verwendungen, u. a. einer Polizeischule,
zugeführt. Unmittelbar nach dem Krieg (1945 bis 1948) war am Biederstein eine große
venerologische Behandlungsstätte mit ca. 600 Betten angesiedelt. Damals wurde das
erste Penizillin in München am Biederstein verabreicht ([Abb. 3]). Bis Anfang 1955 befand sich hier die Dermatologische Abteilung des Städtischen
Krankenhauses München-Schwabing mit 167 Betten. Weitere Gebäude wurden in ein Städtisches
Krankenhaus mit internistischer Ausrichtung und geriatrischem Schwerpunkt umgewandelt,
das 1976 geschlossen wurde.
Abb. 2 Postkarte der Hansa-Heime München Dietlindenstraße (ca. 1930).
Abb. 3 Kühlschrank mit gelagertem Penicillin im sog. V.D. Krankenhaus „Hansa-Heime“ (1946
größtes derartiges Institut der U.S. Zone mit 9 Häusern und ca. 600 Betten) – Quelle:
Stadtarchiv München.
Frei gewordene Areale am Biederstein wurden in Zusammenhang mit der 1967 erfolgten
Neugründung der Fakultät für Medizin an der Technischen Universität München zur Nutzung
für die vorklinischen Institute sowie für die Dermatologische Klinik übertragen. So
konnte im November 1969 die Dermatologische Klinik und Poliklinik am Biederstein unter
der Direktion des Marchionini-Schülers Prof. Dr. med. Dr. phil. Siegfried Borelli
eröffnet werden.
Während seiner Amtszeit wurde 1977/78 – nach der letzten Pockenepidemie in Deutschland
– ein Zwischentrakt (heutiger Eingangsbereich) als Visitationsschleuse gebaut ([Abb. 4]). Ende des zweiten Jahrzehnts des Bestehens der Fakultät für Medizin wurde der Dermatologischen
Klinik am Biederstein ein weiterer Bau (Gohren-Schlösschen) zugeteilt ([Abb. 5]). Darüber hinaus wurden weitere kleinere Gebäude ausgebaut [1]
[2].
Abb. 4 Zwischentrakt (heutiger Eingangsbereich) als Visitationsschleuse zwischen Bau 604
und 605 (erbaut 1977/1978).
Abb. 5 Ehemaliges Gohren-Schlösschen („Rittersitz Neufelden“) links (heute u. a. Sitz der
Allergieabteilung) mit früheren Ökonomiegebäuden rechts (heute u. a. Sitz der photodermatologischen
Abteilung).
Unter Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring wurde 1997/1998 im Rahmen der Offensive
Zukunft Bayern das Forschungsgebäude ZAUM – Zentrum Allergie und Umwelt – neu errichtet
und 1999 feierlich eröffnet. Geleitet wurde es von 1999 bis 2010 von Frau Prof. Dr.
med. Heidrun Behrendt und beschäftigte sich sowohl mit Grundlagenwissenschaft als
auch ihrer klinischen Anwendung. Wesentlich für das ZAUM war ein Kooperationsvertrag
zwischen der TU München und der Großforschungseinrichtung Helmholtz-Zentrum in München-Neuherberg.
Seit April 2010 stellt das ZAUM ein eigenständiges Institut unter Leitung von Prof.
Dr. rer. nat. Carsten Schmidt-Weber dar, wobei die historisch gewachsene Kooperation
mit der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie stetig ausgebaut wird.
Weiterhin wurden während der Amtszeit von Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring bis
2014 molekularbiologische und zellbiologische Laborräume sowie ein histologisches
Labor neu eingerichtet, ebenso Sekretariate, Sprechstundenzimmer, Eingriffsräume und
Arztzimmer. Außerdem wurden viele der Patientenzimmer zeitgemäß ertüchtigt. Von besonderer
Bedeutung war die Neueinrichtung des operativen Bereichs ([Abb. 6 a, b]) inklusive der Kosmetik- und Laserabteilung [3].
Abb. 6 a, b Operationssäle.
Seit der Amtsübernahme von Prof. Dr. med. Tilo Biedermann im Jahr 2014 wurden weitreichende
Renovierungsmaßnahmen in den Bereichen der Krankenversorgung getätigt (Poliklinik,
Patientenzimmer), grundlegende Maßnahmen im Bereich der Arbeitsorganisation und Qualitätssicherung
umgesetzt sowie die Versorgungsschwerpunkte Dermatoonkologie und entzündliche Hautkrankheiten
weiter ausgebaut. Ein großes Studienzentrum betreut heute mehr als 60 klinische Studien,
darunter mehrere von Mitarbeitern der Hautklinik eingeworbene ‚Investigator Initiated
Trials‛. Die Berufung von Herrn Prof. Dr. Dr. med. Kilian Eyerich auf die erste medizinische
Tenure-Track-Professur der TUM im Jahr 2014 sowie seine positive Evaluation und Besetzung
auf eine W3-Professur im Jahr 2018 flankieren die innovative Entwicklung in diesem
Bereich. Um die weitere Perspektive der Forschung am Lehrstuhl zu sichern, wurden
insbesondere auch neue große Forschungslaboratorien am Campus Biederstein eingerichtet,
die mehrere Labore für immunologische und onkologische Grundlagenforschung und eine
Einheit zur Zellsortierung umfasst ([Abb. 7]). Als klinische Besonderheit dieser Klinik kann der Einsatz der Röntgenweichstrahltherapie
gelten, die mit einem modernen Gerät (Xstrahl) durchgeführt wird ([Abb. 8]). Die Klinik verfügt über das Spektrum der dermatologischen Diagnostik an einem
Haus der Maximalversorgung mit Mykologie und spezieller Bakteriologie inklusive PCR-Diagnostik,
Histologie und Immunhistologie, allergologischer und immunologischer Analysetechniken
sowie einer umfassenden STD-Diagnostik.
Abb. 7 High-Speed-Zellsorter (BD FACSAriaTM Fusion).
Abb. 8 Modernes computergesteuertes Gerät (Xstrahl100) zur Röntgenweichstrahltherapie.
Die Klinik im Jahr 2019
Das Einzugsgebiet für die Münchner Krankenversorgung umfasst etwa 3 Millionen Einwohner
in München Stadt und Land, unter Einschluss des Umfelds etwa 4 bis 6 Millionen mit
steigender Tendenz. Die Klinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der
Technischen Universität München ist das einzige universitäre Bettenhaus Münchens neben
zwei städtischen Bettenhäusern (Kooperation mit dem Universitätsklinikum der Ludwig-Maximilians-Universität,
städtische München Klinik). Als Universitäts-Hautklinik ist auch die Klinik und Poliklinik
für Dermatologie und Allergologie am Biederstein in eine stationäre und eine ambulante
Krankenversorgung (Hochschulambulanz) gegliedert. Die Notwendigkeit zur Interaktion
zwischen ambulanter und stationärer Versorgung ergibt sich insbesondere auch aus der
zunehmenden Schwere der Erkrankungen, denn die ständig größer werdende Patientengruppe,
die komplexe Therapien benötigt und unter einem Multi-Morbiditätsstatus leidet, erfordert
zusätzlich zur stationären Versorgung auch eine prä- und poststationäre Betreuung.
Die Struktur der Klinik und Verortung ihrer Ressourcen basieren auf der Häufigkeit
der Erkrankungen, ihrer Schwere und den nötigen Test- und Therapieverfahren. Außerdem
ist der Einsatz von innovativen systemischen Therapieverfahren eine zunehmende Indikation
zur universitären und interdisziplinären Versorgung. Die Universitätsmedizin für Dermatologie
und Allergologie an der Technischen Universität München bildet dabei die medizinische
Versorgung in der Dermatologie und Allergologie in ihrer gesamten Breite ab. Als besondere
Schwerpunkte stehen die Analyse, Charakterisierung und Behandlung von Krankheiten
mit dominierender Immunpathogenese, der Bereich Allergologie und die Dermatoonkologie
von der Untersuchung des Hautorgans über die Dermatochirurgie bis zur Systemtherapie
inklusive der Tumorimmunologie im Vordergrund. In diesen Bereichen wurden in Klinikum
und Fakultät in den letzten Jahren Schwerpunkte herausgebildet, in die sich die Dermatologie
erfolgreich einbringt (Hautkrebszentrum als Teil des CCC MünchenTUM, Comprehensive Allergy Center der TUM (ACTUM), Forschungsverbünde (SFBs) zu Imaging
(824), Tumorinflammation (1335) und Mikrobiom (1371) sowie Else-Kröner-Kolleg ‚Mikrobielle
Trigger‛). Die traditionell starken Verbindungen zum ‚Helmholtz-Zentrum München‛ konnten
durch Etablierung einer klinischen Kooperationsgruppe ‚Einheit klinische Allergologie‛
sowie verschiedene Projektförderungen weiter ausgebaut werden. Um die klinische Versorgung
der Patienten und die wissenschaftlichen Aktivitäten noch besser verzahnen zu können,
wurde die Klinik um die Biedersteiner BioBank, ein großes Studienzentrum und molekulare
und zelluläre Analytik ergänzt.
Die Klinik präsentiert sich noch heute als ein schönes, altehrwürdiges Gebäude in
einem Park-ähnlichen Umfeld ([Abb. 9]). Dies wird von vielen Patienten besonders geschätzt. Auf der anderen Seite kann
ein denkmalgeschütztes Gebäude auch Limitationen bedingen hinsichtlich Funktionalität
und Effizienz, wie sie in modernen Kliniken erwartet werden. So sind aus baulichen
Gründen die 74 vollstationären Betten der Klinik über 4 Stationen verteilt, die eine
Versorgung einer stetig steigenden Zahl von Patienten erlauben. Auch ambulant werden
aus verschiedenen Gründen immer mehr Patienten versorgt, zuletzt waren es jährlich
mehr als 60 000 ambulante Besuche. Ein dermatologischer Konsildienst für alle Fachabteilungen
des Klinikums rechts der Isar und des Deutschen Herzzentrums München wird von erfahrenen
Kollegen täglich durchgeführt. Die Patienten werden von einem Team des Direktors der
Klinik (ein Chefarzt) und 11 Oberärzten und -ärztinnen sowie 37 Assistenzärzten und
-ärztinnen (teilweise in Teilzeit, teilweise Drittmittel-finanziert) behandelt. Jährlich
legen zwei bis vier von ihnen die Facharztprüfung ab. Darüber hinaus betreuen 52 Pflegekräfte
(Organisation: Frau Selma Arzu Cakar) unsere Patienten stationär und ambulant. Die
Verwaltung und Patientenorganisation ist in alle wesentlichen Struktureinheiten für
eine funktionierende Klinik wie Aufnahme, Bettenmanagement, Controlling, Sekretariate
gegliedert und umfasst 22 Angestellte im Haus. Die kliniknahe Vorbereitung, Analyse
und Befundung der Patientenproben wird von speziell ausgebildeten technischen Assistentinnen
sowie einem Laborleiter betreut ([Abb. 10]).
Abb. 9 Luftbild Campus Biederstein mit Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie,
Zentrum Allergie und Umwelt, Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Institut
für Toxikologie und Umwelthygiene, Institut für Neurowissenschaften, Institut für
Zellbiologie des Nervensystems sowie Gartenanlagen, Mensa und großem Hörsaal.
Abb. 10 Mitarbeiter im Jahr 2019.
Dieses Team erlaubt es uns eine breite universitäre Patientenversorgung vorzuhalten.
Einige der Besonderheiten und Schwerpunkte unserer Klinik sollen im Folgenden kurz
dargestellt werden.
Allergologie inklusive atopische Erkrankungen
Allergologie inklusive atopische Erkrankungen
Die Allergologie hatte in der Dermatologischen Klinik am Biederstein von Beginn an
einen hohen Stellenwert. In der Allergieabteilung werden nach kontinuierlichem Wachstum
derzeit jährlich 5500 Patienten mit allergischen Erkrankungen diagnostiziert und behandelt.
Das Leistungsspektrum der Allergieabteilung bzw. assoziierter Sprechstunden umfasst
die Diagnostik und Therapie sämtlicher allergischer Erkrankungen bei Erwachsenen und
Kindern. Besondere Schwerpunkte sind die Abklärung allergischer Schockreaktionen (Anaphylaxie),
atopisches Ekzem (Neurodermitis), Insektengiftallergien, Nahrungsmittelallergien inklusive
Ernährungsberatung und Mastozytose, sowie die allergenspezifische Immuntherapie bei
ihren verschiedenen Indikationen. Dabei setzen wir alle anerkannten Methoden der angewandten
Allergologie ein inklusive kontrollierter Provokationstestungen. Die In-vitro-Diagnostik
umfasst das spezifische IgE mittels verschiedener Assays, den Nachweis der Tryptase
und eine zelluläre Diagnostik mit Lymphozyten- und Basophilenaktivierung. Die Zusatzbezeichnung
„Allergologie“ kann an der Klinik erworben werden. Die Leiter der Abteilung waren
zunächst Hans Düngemann, Jürgen Rakoski, Ulf Darsow und sind aktuell Ulf Darsow und
Knut Brockow.
Comprehensive Allergy Center der TU München (ACTUM) und EU-Exzellenz-Zentrum für Allergie
Im März 2017 wurde ein Comprehensive Allergy Center der TU München zertifiziert; beteiligt
sind dabei neben unserer Klinik mehrere Kliniken der TU München, die Augenheilkunde,
Gastroenterologie, HNO, Kinder- und Jugendmedizin (incl. Rehabilitation in Gaißach)
und Pneumologie. Sprecher ist derzeit Prof. Dr. Tilo Biedermann, der Geschäftsführer
ist Prof. Dr. Ulf Darsow. Die mit Allergiepatienten beschäftigten Kliniken der TU
München haben dieses gemeinsame Zentrum gegründet, um die Versorgung der Patienten
basierend auf gemeinsamen Standards zu optimieren. Bereits im Jahr 2004 wurde die
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein zusammen mit
dem ZAUM – Zentrum Allergie und Umwelt, zu einem von 26 Exzellenz-Zentren für Allergie
in Europa.
Forschung
Forschung im Bereich der Allergologie und Immunologie ist besonders sichtbar zu Typ
I Allergien und Anaphylaxie sowie zum atopischen Ekzem und anderen chronisch entzündlichen
Hauterkrankungen. Neben der durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, durch die Europäische
Union sowie das Helmholtz-Zentrum geförderten Grundlagenwissenschaft führen wir innovative
klinische Studien zur Immuntherapie und bei verschiedenen chronisch entzündlichen
Hauterkrankungen durch. Ein weiterer Schwerpunkt ist die zelluläre Allergie-Diagnostik
mit Basophilenaktivierungstest und Lymphozytentransformationstest. Verschiedene Kliniken
und Institute in der Region München haben sich zum Cluster Allergie und Immunologie
(CAI) zusammengetan, um Synergien in klinischer und grundlagenwissenschaftlicher Forschung
zu erzielen (www.cai-allergy.de). Hier erwarten wir auch für die Zukunft Impulse für das Verständnis sowie für Behandlung
und Prävention allergischer Erkrankungen.
Kompetenzzentrum entzündliche Hauterkrankungen
Kompetenzzentrum entzündliche Hauterkrankungen
Das Leistungsspektrum des Kompetenzzentrums entzündliche Hauterkrankungen (Leitung:
Prof. Dr. Dr. Kilian Eyerich) mit Schwerpunkt auf Patienten mit Psoriasis (Schuppenflechte),
atopischem Ekzem (Neurodermitis) sowie weiteren chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen
wie dem Lichen ruber planus oder der Pityriasis rubra pilaris umfasst folgende Aspekte:
Aufklärung und Beratung von Patienten, Anwendung neuester Methoden zur sicheren Diagnosestellung
(Histologie, Immunhistochemie, molekulare Klassifikatoren), Blick über die Haut hinaus
durch interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Kollegen der Rheumatologie, Radiologie
und Gastroenterologie, Überwachung und Anpassung von zugelassenen Systemtherapien,
Anwendungsmöglichkeit neuester Medikamente im Rahmen von klinischen Studien. Darüber
hinaus werden Patienten mit Kollagenosen (Sklerodermie, Lupus erythematodes, Dermatomyositis,
Überlappungssyndrome), bullösen Autoimmundermatosen (Pemphigus vulgaris, bullöses
Pemphigoid, Morbus Duhring, IgA-Dermatosen, Epidermolysis bullosa aquisita), Vaskulitiden,
granulomatösen Hautkrankheiten (Sarkoidose, Granuloma anulare) und Morbus Behçet intensiv
betreut.
Forschung
Im Mittelpunkt der Forschungsgruppe „Allergologie und Immunologie“ steht die Beschreibung komplexer Netzwerke der Immunregulation mittels Charakterisierung
der Regulation T-Zell-mediierter Immunantworten durch akzessorische Immunzellen und
Identifikation wichtiger daran beteiligter Pathways. Das funktionelle Verständnis
der Immunregulation − sowohl am Organ Haut als auch systemisch − wird darüber hinaus
für die Target-Evaluation und Biomarkerentwicklung herangezogen. Besonders im Fokus
stehen T-Lymphozyten, Mastzellen und basophile Granulozyten sowie dendritische Zellen
und myeloid derived supressor cells (MDSC). Als Modellerkrankung werden v. a. die
atopische Dermatitis, die Immunabwehr des Melanoms sowie die Anaphylaxie erforscht
und für „proof-of-concept“-Experimente herangezogen.
Der Fokus der Arbeitsgruppe „Experimentelle Dermatoimmunologie“ liegt auf der Erforschung der Pathogenese chronisch-entzündlicher Hauterkrankungen
wie der Psoriasis oder dem atopischen Ekzem. Auf dem Gebiet dieser sehr häufigen Hauterkrankungen
hat die intensive Grundlagenwissenschaft der letzten Jahre dazu geführt, dass viele
neuartige Therapien entwickelt wurden. Wesentliche Fragen sind dabei aber nach wie
vor ungeklärt, z. B. die nach primären Auslösern bzw. Faktoren, die zur Chronifizierung
entzündlicher Hauterkrankungen führen oder die Frage nach einer Prädiktion, welche
Patienten wie auf bestimmte Therapien ansprechen. Zur Beantwortung der Fragen werden
klinisch sehr gut charakterisierte Patienten aus unserem Kompetenzzentrum für entzündliche
Hauterkrankungen herangezogen, deren Daten in einer klinischen Datenbank und der Biobank
Biederstein gesammelt werden. Unsere Forschungsansätze beziehen dann Imaging-Techniken,
humane Zellkultur-Modelle und die Berechnung bioinformatischer Algorithmen aus Expressionsdaten
mit ein. Dafür arbeiten wir eng mit dem Helmholtz-Zentrum München zusammen. Mithilfe
des Studienzentrums Biederstein bemühen wir uns, unsere Forschungsergebnisse translational
zum Nutzen des Patienten umzusetzen.
Dermatoonkologie
Die Dermatoonkologie ist ein zentraler Bestandteil der Hautklinik und des Klinikums
rechts der Isar der TUM. Hauttumore (sowohl gutartige als auch bösartige) sind häufige
Erkrankungen v. a. bei Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Pro Jahr werden über
1500 Patienten mit epithelialen Tumoren (Plattenepithelkarzinom, Basalzellkarzinom),
mit Melanom oder Hautlymphomen erstmals bei uns vorstellig. Dabei haben wir besonders
über die letzten Jahre eine kontinuierliche und stetig weitere Zunahme von Patienten
mit bösartigen Hauttumoren verzeichnet. Die Betreuung erfolgt durch ein spezialisiertes
Team aus Ärzten und Pflege und wird unter anderem durch interdisziplinäre Zusammenarbeit
mit Pathologen, Internisten, Radiologen, Strahlentherapeuten und Chirurgen ergänzt.
Neben der regelmäßigen Nachsorge unserer Patienten bieten wir das breite und stetig
wachsende Spektrum therapeutischer Möglichkeiten in der Dermatoonkologie an. Hierzu
zählen die chirurgische Entfernung von Tumoren und Metastasen, die lokale Therapie
großflächiger oder nicht resezierbarer Tumore sowie die Systemtherapie mit sowohl
zielgerichteten Medikamenten als auch der Immuntherapie ( [Abb.11]). Diese Therapien werden durch ein reichhaltiges Portfolio aus klinischen Studien
ergänzt. Aufgrund der rasanten Entwicklungen haben wir eine spezialisierte Ambulanz
zur Diagnostik und Therapie von Hautnebenwirkungen moderner onkologischer Therapien
eingerichtet.
Abb. 11 Infusionsplätze im Hautkrebszentrum.
Hautkrebszentrum
Die Dermatoonkologie ist als Hautkrebszentrum von der Deutschen Krebsgesellschaft
(DKG) zertifiziert und wurde über viele Jahre von Prof. Dr. Rüdiger Hein geleitet.
Im Jahr 2018 ist es gelungen, Herrn Dr. Christian Posch, PhD, als Nachfolger der Dermatoonkologie
und Leiter des Hautkrebszentrums zu rekrutieren. Herr Posch verfügt über eine langjährige
klinische, klinisch-wissenschaftliche und grundlagenwissenschaftliche Erfahrung in
der Dermatoonkologie mit einem wissenschaftlichen Schwerpunkt bei der Melanomforschung.
Das Hautkrebszentrum ist Teil des Comprehensive Cancer Center München, Standort Klinikum
rechts der Isar der Technischen Universität München (CCC MünchenTUM, http://www.rhccc.med.tum.de) und des Comprehensive Cancer Center München (CCCM, http://www.ccc-muenchen.de). Die Zusatzbezeichnung „medikamentöse Tumortherapie“ kann an der Klinik erworben
werden.
Forschung
Sowohl klinische als auch prä-klinische (also experimentelle) Forschung werden bei
uns großgeschrieben. Über das Studienzentrum am Biederstein und in enger Kooperation
mit Abteilungen des Klinikums rechts der Isar bieten wir ein breites Spektrum klinischer
Studien an. Die experimentelle Forschung befasst sich sowohl mit Fragestellungen innovativer
Bildgebung, der molekularen Diagnostik und Therapie, als auch mit verschiedenen Aspekten
der Versorgungsforschung. Im Bereich der Versorgungsforschung werden Hochrisikopopulationen
hinsichtlich UV-induzierter Keratinozytenkarzinome („weißer Hautkrebs“) sowie assoziiertem
Risikoverhalten untersucht. In Kombination mit molekularen Analysen sollen hieraus
neue Einblicke in die Pathogenese aufgezeigt sowie zielgruppenorientierte Präventionsansätze
entwickelt werden.
Genetische und immunologische Veränderungen bei Patienten werden durch zahlreiche
Forschungsprojekte bearbeitet. Dabei wird die unmittelbare Umgebung des Tumorgewebes
(Mikroenvironment) als auch der Tumor selbst mittels Imaging (z. B. „multispectral
optoacoustic tomography“ (MSOT) und „ultra-wideband raster-scan optoacoustic mesoscopy“
(UWB-RSOM), Sequenzierung und verschiedener Modellsysteme untersucht. Mit diesen Projekten
sind Mitarbeiter der Klinik an zwei Sonderforschungsbereichen und einem EU-Projekt
beteiligt. Hierbei sind sowohl bed-to-bench als auch bench-to-bed Ansätze von großer
Bedeutung.
Dermatoinfektiologie und STD
Dermatoinfektiologie und STD
Sexuell übertragbare Erkrankungen, häufig auch als STD (sexually transmitted diseases),
STI (sexually transmitted infections) oder Geschlechtskrankheiten bezeichnet, können
von Viren, Bakterien, Pilzen, Protozoen („Einzellern“) oder Arthropoden verursacht
werden. Die Zahl sexuell übertragbarer Erkrankungen in Deutschland und insbesondere
in München steigt in den letzten Jahren wieder kontinuierlich. Die Diagnose und Therapie
sexuell übertragbarer Erkrankungen ist seit Jahrzehnten einer der Schwerpunkte der
Klinik, was sich in einer Spezialsprechstunde „Sexuell übertragbare Erkrankungen“
und in der Vielfalt verschiedener Ein- und Überweiser zeigt. Neben den STD ist die
Versorgung des breiten Spektrums infektiöser Dermatosen ein wesentlicher Behandlungsauftrag
der Hautklinik und das reicht vom komplizierten Zoster oder Erysipel bis hin zu importierten
Dermatosen unterschiedlichen Schweregrads. Ergänzt wird der Schwerpunkt der STDs daher
um die Forschung zur Versorgung und insbesondere Prävention dermatoinfektiologischer
Erkrankungen einschließlich der Mykologie. Ziel der Klinik ist dabei stets eine rasche
und zielgerichtete Diagnosestellung und Behandlung und Beratung Betroffener und möglicher
Kontaktpartner.
Eine Besonderheit der Klinik ist dabei ihre langjährige Expertise in der HIV-Therapie.
Die rasanten Entwicklungen bei HIV hinsichtlich Diagnostik, Betreuung und Therapie
einschließlich Prä- und Postexpositionsprophylaxe (PrEP & PEP) führten im Klinikum
rechts der Isar zur Gründung des Interdisziplinären HIV-Zentrums am Klinikum rechts
der Isar (IZAR), an welchem die Hautklinik von Beginn an beteiligt war und in dem
Herr PD Dr. Alexander Zink, MPH, PhD, als Oberarzt die Dermatologie vertritt. Sämtliche
dermatoinfektiologischen Weiterbildungsinhalte gemäß Weiterbildungskatalog zum Facharzt
für Haut- und Geschlechtskrankheiten der Bayerischen Landesärztekammer werden an der
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie abgebildet und aktiv gelehrt.
Dies wird ergänzt um regelmäßig stattfindende interne sowie externe dermatoinfektiologische
Fortbildungsveranstaltungen.
Dermatoinfektiologisches Labor
Unser dermatoinfektiologisches Labor ist seit 1970 wesentlicher Bestandteil der hauseigenen
Diagnostik unserer Klinik und ermöglicht einen intensiven Austausch zwischen Labor
und Klinik bei aktuellen Fragestellungen sowie eine Aus- und Weiterbildung an Patienten
und Gewebeproben. Aufgebaut unter der Leitung von Frau Prof. Krempl-Lamprecht, nach
deren Emeritierung weitergeführt von Herrn Dr. Hans-Peter Seidl sowie Frau Prof. Heidelore
Hofmann (Schwerpunkt Borreliose), steht es seit 2014 unter der Leitung von Dr. Martin
Köberle. Während man bei STDs zunächst v. a. an virale und bakterielle Pathogene denkt,
ermöglicht die Labor-Diagnostik bei Genitalinfektionen auch den Nachweis zoophiler
Dermatophyten (z. B. bei Tinea genitalis) und von Protozoen (Trichomonaden), sowie
die Bestimmung von Arthropoden (z. B. bei Verdacht auf Scabies). Als Besonderheit
hervorzuheben ist noch die umfangreiche mykologische Referenzstammsammlung ([Abb. 12]).
Abb. 12 Beispiele aus der Referenzstammsammlung im mykologischen Labor.
Forschung
In den letzten Jahren wurde eine Mikrobiomanalytik aufgebaut und diese wird derzeit
sowohl grundlagenwissenschaftlich als auch klinisch-translational in verschiedenen
durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Europäische Union und das Helmholtz-Zentrum
München geförderten Projekten eingesetzt. Eine große Sammlung von Pilzen steht als
Referenz zur Verfügung und wird derzeit ergänzend molekular analysiert. In enger Zusammenarbeit
mit verschiedenen Abteilungen des Klinikums werden zudem zahlreiche Studien mit dermatoinfektiologischen
Fragestellungen inkl. HIV durchgeführt.
Dermatochirurgie
In der Dermatochirurgie werden jährlich mit steigender Tendenz mehr als 2500 Operationen
in einem modernen OP-Bereich durchgeführt. Gemäß den Anforderungen wird die Dermatochirurgie
oberärztlich durch ausgewiesene Spezialisten betreut: Herr PD Dr. Dipl. chem. Alexander
Konstantinow hat mit Ausbildungszeiten in der plastischen Chirurgie und Dermatochirurgie
mit als erster in Deutschland die Sentinel-Operation in der Dermatologie eingeführt
und Herr Dr. Thomas Volz hat nach seiner Ausbildung unter den Professoren Breuninger
und Häfner das Spektrum der großen Dermatochirurgie an der Klinik weiter ausgebaut.
Die überwiegende Mehrzahl auch der großen Eingriffe erfolgt dabei in Tumeszenz-Lokalanästhesie.
Begleitend zum demografischen Wandel stellt die operative Versorgung von invasiven
nicht melanozytären Hauttumoren (BCC, SCC) den zahlenmäßig größten Anteil dar. Diese
Tumoren werden nahezu ausnahmslos mittels lückenloser schnittrandkontrollierter 3D-Histologie
aufgearbeitet und befundet (Leitung: Oberärztin Dr. Sigrid Möckel). Neben der geringeren
Rezidivrate im Vergleich zur konventionellen histologischen Aufarbeitung kann damit
auch gewebeschonender eine In-toto-Resektion erreicht werden. V. a. im Gesicht kommen
anschließend zur Defektdeckung alle gängigen Nahlappenplastiken zum Einsatz. Durch
Verwendung spezieller Nahttechniken wird dem ästhetischen Aspekt nach Rekonstruktion
besonders Rechnung getragen.
Patienten, die an Tumoren erkrankt sind, die ein erhöhtes lymphogenes Metastasierungsrisiko
(Melanom, Merkelzellkarzinom, Hochrisiko-Plattenepithelkarzinom) aufweisen, wird eine
Sentinel-Lymphknoten-Biopsie (auch im Kopf-Hals-Bereich) angeboten. Diese wird i. d. R.
ebenfalls in Tumeszenz-Lokalanästhesie durchgeführt. Die operative Therapie wird dabei
eng mit den Kollegen der Dermatoonkologie nach den aktuellen Leitlinien abgestimmt
und, wenn indiziert, werden die Patienten in den interdisziplinären Tumorboards vorgestellt.
Zentrales Anliegen ist es, eine integrierte Versorgung, die operative und konservative
Dermatoonkologie einschließt, für diese Patienten anzubieten und als Ansprechpartner
in allen Stadien der Erkrankung hinsichtlich der Diagnostik und Therapie zu fungieren.
Ein weiterer Schwerpunkt stellt die operative Behandlung der Acne inversa dar. Bei
Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsstadien mit z. B. ausgeprägten Narbensträngen
und Fistelgängen bleibt die radikale Exzision des betroffenen Gewebes weiterhin die
einzig kurative Behandlungsmöglichkeit. Die Nachbehandlung bei anschließender sekundärer
Wundheilung oder Planung einer Spalthauttransplantation erfolgt über eine spezielle
Acne inversa Sprechstunde, die auch von Mitarbeitern der OP-Abteilung betreut wird.
Neben den chirurgischen Interventionen werden auch Systemtherapien durchgeführt, bspw.
auch im Rahmen von Forschungsprojekten und klinischen Studien.
In Zusammenarbeit mit unseren Spezialsprechstunden für chronische Wunden und Phlebologie
werden Patienten mit chronischen Ulcera nach vorausgegangener Diagnostik und Therapie
der Grunderkrankung operativ versorgt. Hierzu werden überwiegend Spalthauttransplantationen
nach erfolgter Wundgrundkonditionierung (u. a. durch Vakuum-Pumpentherapie) durchgeführt.
Die Dermatochirurgie ist ein fester Bestandteil unserer Aus- und Weiterbildung.
Chronische Wunden & Phlebologie
Chronische Wunden & Phlebologie
Aktuell wird geschätzt, dass in Deutschland mehr als 2 Millionen Menschen an chronischen
Wunden leiden, davon etwa die Hälfte mit Wunden im Bereich der Unterschenkel. Die
Versorgung chronischer Wunden der Haut und Subkutis hat in der Dermatologischen Klinik
am Biederstein seit über 2 Jahrzehnten einen sehr hohen Stellenwert. Die häufigsten
Krankheitsentitäten sind Ulzera venöser, gemischt venös-arterieller und arterieller
Genese, ferner Pyoderma gangraenosum, nekrotisierende Vaskulitiden, Livedovaskulopathien
und diabetische Ulzera. Pro Jahr werden über 600 Patienten behandelt, aufgrund der
Schwere der Erkrankung der uns aufsuchenden Patienten die Mehrzahl von ihnen auch
stationär.
Die effiziente Wundversorgung setzt eine sehr gründliche und zuverlässige Diagnostik
der pathologischen Prozesse voraus. Diese wird durch eine moderne Geräteausstattung
gewährleistet. Es werden alle derzeit etablierten konservativen und operativen Therapieverfahren
angeboten (z. B. Unterdrucktherapie, Faszien- und Perforansvenen-Chirurgie, Hauttransplantationen)
und in bestimmten Fällen steht eine interdisziplinäre Versorgung an. Die ambulante
Behandlung der oft multimorbiden älteren Patienten wird sowohl durch unsere Wundambulanz
als auch durch kooperierende Pflegedienste und niedergelassene Kollegen sichergestellt.
Die phlebologische Weiterbildung erfolgt gemäß den von der Bayerischen Landesärztekammer
vorgegebenen Fortbildungsinhalten. Außerdem findet mehrmals wöchentlich eine fallorientierte
Fortbildung statt, welche auch die Pflegekräfte einbezieht. Für das Teilgebiet „Phlebologie“
liegt eine Weiterbildungsermächtigung über 6 Monate vor.
Forschung
Die Abteilung führt eigene klinisch orientierte Studien zum großen Themenkomplex „Therapie
akuter und chronischer Wunden“ durch. Derzeit liegt ein Forschungsschwerpunkt auf
dem Gebiet chronischer venöser sowie arteriell-venöser Ulzerationen sowie Pyoderma
gangraenosum.
Dermatohistologie
Die hochqualitative Versorgung von Patienten mit Hautkrankheiten lässt sich besonders
dann sichern, wenn die feingewebliche Diagnostik in der eigenen Fachabteilung (Leitung:
Oberärztin Dr. Sigrid Möckel) vorgehalten wird und somit die klinisch-pathologische
Korrelation jederzeit möglich ist. Wichtig ist dabei zur Aus- und Weiterbildung ein
entsprechendes Volumen der Begutachtung, das es ermöglicht, die entsprechende Erfahrung
zu machen und zu vermitteln. Eine zeitgemäße Diagnostik, die neben Routinefärbeverfahren
Spezialfärbungen und immunhistochemische Analysen sowie molekularbiologische Methoden
umfasst, und eine interdisziplinäre Vernetzung, insbesondere für genetische Analysen
an Tumoren, vervollständigen das Spektrum der Versorgung. Dabei erlaubt eine enge
Verzahnung von Patientenversorgung, Dermatohistologie und Forschung die stetige Weiterentwicklung
der Dermatohistopathologie und ergänzender Verfahren. Die Zusatzbezeichnung Dermatohistologie
kann an der Klinik erworben werden.
Auswahl weiterer wichtiger klinischer Teilbereiche der Klinik
Auswahl weiterer wichtiger klinischer Teilbereiche der Klinik
Die Kinderdermatologie hat traditionell einen hohen Stellenwert an unserer Klinik,
was sich bereits aus den Schwerpunkten Allergologie (insbesondere Nahrungsmittelallergie)
und atopisches Ekzem ergibt, welche besonders im Kindesalter häufig sind. Im Rahmen
einer kinderdermatologischen Sprechstunde (Leitung: PD Dr. Christina Schnopp) werden vorwiegend diese Kinder sowie solche mit
schweren oder seltenen Hauterkrankungen betreut. Für Kinder mit atopischem Ekzem bieten
wir eine umfassende Abklärung einschließlich oraler Provokationen unter stationären
Bedingungen und eine entsprechende Ernährungsberatung an. Eltern von betroffenen Kindern
können eine weitergehende Beratung erhalten und einer zertifizierten Neurodermitis-Schulung zugeführt werden. Daneben werden Kinder mit genetisch bedingten Hauterkrankungen (z. B. Ichthyose) behandelt.
Bei Bedarf arbeiten wir mit Spezialisten aus den Kinderkliniken, der Kinderchirurgie
sowie der Kinderrheumatologie zusammen.
Die Phototherapie hat ihren festen Stellenwert bei der Behandlung vieler Dermatosen.
Als Maximalversorger ist es daher wichtig das breite therapeutische Spektrum der Photodermatologie anzubieten inklusive UVB-311 nm-Ganz- und -Teilkörperbestrahlung, UVA-1 (360 nm – 400 nm)-Ganzkörperbestrahlung,
PUVA-Therapie (oral, Bad, Creme) Ganz- oder Teilkörperbestrahlung, 308 nm-Excimer-Lampe
sowie photodynamische Therapie (artificial Daylight PDT). Methoden zur Abklärung von
Lichtempfindlichkeit wie Lichttreppe UVB-Breitband, Lichttreppe UVA-Breitband, Lichttreppe
UVB-311 nm und Photoprovokationstestungen mit UVB, UVA, UVA + UVB sowie sichtbarem
Licht sind wie der Photopatchtest wichtig, um die diagnostischen Möglichkeiten zu
komplettieren. Das therapeutische Leistungsspektrum der Abteilung für Röntgenweichstrahltherapie, die mit einem modernen Gerät (Xstrahl) durchgeführt wird, umfasst die Behandlung von
M. Dupuytren, M. Ledderhose, Induratio penis plastica und Hauttumoren wie Basalzellkarzinomen,
spinozellulären Karzinomen, Lentigo maligna Melanomen, Lentigo maligna, Keratoakanthomen,
M. Bowen, Erythroplasie Queyrat, T-Zell-Lymphom/B-Zell-Lymphom, Kaposi-Sarkom in ausgewählten
Einzelfällen sowie die Rezidivprophylaxe bei Keloiden. Beide Abteilungen werden von
Frau Prof. Dr. Bernadette Eberlein geleitet.
LASER sind auch für medizinische Indikationen eine wichtige Ergänzung der therapeutischen
Möglichkeiten in der Dermatologie. Mittels eines „Fuhrparks“ aus Rubin-Laser, CO2-Laser (auch fraktioniert), Er:YAG-Laser, Nd:YAG-Laser, hochenergetischer Blitzlampe
(IPL) mit verschiedenen Handstücken und Dioden-Laser behandeln wir u. a. Gefäßveränderungen,
(Blutschwämmchen, erweiterte Äderchen, Besenreiser, flächige Rötungen, Feuermale),
gutartige Neubildungen (Warzen, „Alterswarzen“, Xanthelasmen, etc.), Narben, Falten,
unregelmäßiges Hautbild (v. a. eingesunkene Aknenarben, dicke Narben, stark gerötete
Narben), pigmentierte Veränderungen („Altersflecke“, Tätowierungen etc.), störenden
Haarwuchs und Nagelpilz (meist in Kombination mit zusätzlichen Therapien).
Im Rahmen der andrologischen Sprechstunde werden als Leistungen Fruchtbarkeitsuntersuchungen des Mannes, Untersuchung des Mannes
einschließlich Sonografie der Hoden, Samenuntersuchungen nach WHO, Untersuchungen
von Spermienfunktionen, Hormonstörungen des Mannes, Untersuchung von vergrößerten
Brustdrüsen des Mannes durchgeführt und Erektions- und Orgasmusstörungen sowie Ejakulationsstörungen
abgeklärt. Die Klinik verfügt über ein andrologisches Labor.
In unserer proktologischen Sprechstunde werden alle entzündlichen und nicht entzündlichen Hauterkrankungen, die auch die
Perianal- und Analregion einschließen (z. B. Ekzeme, Psoriasis, Lichen sclerosus et
atrophicus), behandelt, insbesondere Marisken, Hämorrhoiden (Sklerosierung, Infrarotkoagulation),
Analfisteln und Steißbeinfisteln („Sinus pilonidalis“), Anal- und Perianalthrombosen
sowie Kondylome. Wir arbeiten sowohl mit dem Enddarmzentrum im Klinikum rechts der
Isar als auch mit niedergelassenen Proktologen zusammen.
In der Abteilung für Medizinische Kosmetik umfasst das Behandlungsspektrum folgende Problembereiche: Akne (Komedonenentfernung,
Camouflage, Fruchtsäurepeeling), Rosazea (Massagen, Ultraschall, Camouflage), Couperose,
Teleangiektasien, Blutschwämmchen (Verödung), Haarwuchsstörungen (Haarwurzelstatus,
Hypertrichose), Narben (Needling), Falten (Botulinumtoxin, Hyaluronsäure), Weichteildefekte
(Hyaluronsäure und andere resorbierbare biologische Filler).
Weitere Forschungsbereiche der Klinik
Weitere Forschungsbereiche der Klinik
Für klinische Studien steht ein modern strukturiertes Studienzentrum in eigenen Räumlichkeiten zur Verfügung mit Studienkoordinatoren, Studienärzten und
Study nurses. Das Studienzentrum der Klinik am Biederstein bietet Studien und neueste
Therapien für Patienten mit Melanom, Schuppenflechte, Neurodermitis, unterschiedlichen
allergischen Erkrankungen, Acne inversa, Alopecia areata sowie mit chronischen Wunden
an.
Die Biobank Biederstein ist eine gemeinsame strukturelle Einrichtung der Klinik und Poliklinik für Dermatologie
und Allergologie sowie des Zentrums Allergie und Umwelt der Technischen Universität
München und des Helmholtz-Zentrums München. Hier werden Gewebeproben nach Abschluss
der Routineuntersuchungen an der dermatologischen Klinik sowie zu Forschungszwecken
entnommenes Gewebe unter Einhaltung aller Normen und Gesetze archiviert. Die Biobank
Biederstein sammelt dabei Serum, DNA, RNA, Blutzellen, Hautproben (Paraffin und Kryogewebe),
Gewebezellen und Immunzellen aus der Haut.
Der Forschungsschwerpunkt der Arbeitsgruppe „Epigenetik der Hautalterung“ von Frau Prof. Dr. Karima Djabali liegt auf dem zellulären Altern im Normal- und
Krankheitszustand, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der molekularen und zellulären
Pathogenese von vorzeitigen Alterungserkrankungen wie dem Hutchinson-Gilford Progerie-Syndrom
(HGPS) liegt. Mit multidisziplinären Ansätzen untersucht das Team die molekularen
Mechanismen, die dem vorzeitigen Altern zugrunde liegen. Es wird untersucht, wie Veränderungen
im LMNA-Gen, das für Laminat-A- und -C-Proteine kodiert und damit die Integrität des
Genoms schützt, zur Zellalterung beitragen. Darüber hinaus soll festgestellt werden,
ob diese Mechanismen auch für normales Altern von Bedeutung sind, einschließlich altersbedingter
Krankheiten, insbesondere Haut-, Gefäß- und neurologischer Erkrankungen der älteren
Bevölkerung. Darüber ist ein Forschungsschwerpunkt Hautstammzellen zu definieren,
zu isolieren und zu charakterisieren, um herauszufinden, wie sich das Altern auf die
Erneuerung und Differenzierung von Stammzellen auswirken könnte.
Publikationen
Mitarbeiter der Klinik sind Erst- oder Koautoren von etwa 50 Originalarbeiten (ohne
Reviews und Letters) jährlich. Ausgewählte Publikationen der letzten 5 Jahre sind
im Literaturverzeichnis aufgeführt [4]
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Fortbildung und Lehre
Die Klinik veranstaltet regelmäßig während des Semesters jeweils mittwochs das Biedersteiner
Kolloquium „Haut und Allergie“ für klinikinterne Kollegen sowie Kollegen aus dem Münchner
Raum, das innerhalb einer Vortragsstunde einem bestimmten Thema gewidmet ist. Umfangreicher
und auch für überregional ansässige Kollegen gedacht sind die halbtägig am Samstag
stattfindenden Biedersteiner Symposien „Haut aktuell“: Meist einmal jährlich werden
folgende Themen behandelt: „entzündliche Hauterkrankungen für die Praxis“, „praktische
Allergologie“, „onkologische Dermatologie für die Praxis“ und „Kinderdermatologie“.
2014 wurde von der Klinik das EMBRN-COST International Mast Cell and Basophil Meeting,
das EuroBAT Meeting und 2016 die 48. Jahrestagung der European Society for Dermatological
Research (ESDR) ausgerichtet. 2018 fand der jährliche Kongress der European Academy
of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) in München statt, an dem Mitarbeiter der
Klinik u. a. das „Clinical Village“ gestaltet haben. Im Jahr 2019 hatten wir die Jahrestagung
der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Forschung (ADF) und das EAACI Skin Allergy
Meeting (SAM) zu Gast.
Als Universitätsklinikum werden bei uns pro Semester etwa 450 Studenten der Medizinischen
Fakultät der Technischen Universität München unterrichtet. Neben der Vorlesung, in
der grundlegendes Wissen im Fachbereich Dermatologie, Allergologie und Venerologie
gelehrt wird, erfolgt in den Seminaren in Kleingruppen die vertiefende Ausbildung
der Studenten. Darüber hinaus steht während der Ausbildung im Praktischen Jahr, in
den Vorklinikerkursen und während des Praktikumstags der direkte Kontakt mit den Patienten
im Vordergrund. Folgende Wahlfächer werden den Studenten angeboten: Kinderdermatologie,
Allergologie, STD- und HIV-Prävention. Alle Lehrveranstaltungen werden evaluiert und
die Veranstaltungen der Mitarbeiter der Klinik werden regelmäßig mit den besten Bewertungen
und mit Lehrpreisen ausgezeichnet.