Schlüsselwörter
SLAM - mediokarpaler Kollaps - skapho-lunäre Rekonstruktion
Key words
SLAM - mediocarpal collapse - scapholunate ligament reconstruction
Einleitung
Bisher gibt es keinen Goldstandard für die sekundäre Behandlung von skapholunären
(SL-) Bandverletzungen. Zur Verfügung stehen neben stabilisierenden Eingriffen wie
der dorsalen Kapsulodese rekonstruktive Verfahren
(Knochen-Ligament-Knochen-Transplantat, Tenodese) und ablative Verfahren
(mediokarpale Teilarthrodese, Resektion der proximalen Handwurzelreihe) [1].
Die dorsale Kapsulodese bewirkt zwar eine Schmerzreduktion und Kraftzunahme,
gewährleistet jedoch keine ausreichende Sicherung des Repositionsergebnisses [2], [3]. Die
ablativen Verfahren sind mit einer deutlichen Reduktion der Beweglichkeit
vergesellschaftet [4]. Rekonstruktive Eingriffe
liefern zwar einen hohen Grad an Stabilität und eine deutliche Schmerzabnahme,
verbessern jedoch nicht die Beweglichkeit, gleich welche Technik (Gracia-Elias,
Brunelli oder Abeele) angewandt wird [5], [6], [7]. Die SLAM-
(scapholunate axis method) Technik soll durch Platzierung eines Sehnentransplantates
entlang der Rotationsachse von Skaphoid und Lunatum in der Sagittalebene und
zusätzlicher Rekonstruktion des dorsalen Abschnitts des SL-Bandes mit dem
überstehenden Anteil des Sehnentransplantates einerseits eine hohe Stabilität von
Skaphoid und Lunatum gewährleisten und andererseits eine verbesserte Beweglichkeit
postoperativ gegenüber präoperativ ermöglichen. Lee und Mitarb. konnten entsprechend
in ihrer biomechanischen Studie zeigen, dass die SLAM-Technik der modifizierten
Tenodese nach Brunelli und der dorsalen Kapsulodese in puncto Verkleinerung des
SL-Spaltes und Wiederherstellung des physiologischen SL-Winkels überlegen ist [8].
In der Absicht der Palmarkippung des Skaphoides und somit einer Erhöhung des
SL-Winkels noch stärker entgegen zu wirken, haben wir die von der Arbeitsgruppe um
Yao [9] beschriebene SLAM-Technik dahingehend
modifiziert, dass ein Ende des Sehnentransplantates nach Aufrichten des Skaphoids
dorsal am Kapitatum befestigt wird. Ziel dieser Arbeit war es zu prüfen, ob mittels
der so modifizierten SLAM-Technik eine Stabilisierung von Skaphoid und Lunatum sowie
Schmerzreduktion möglich ist, ohne dass es zu einem Verlust an Beweglichkeit und
Kraft kommt.
Patienten und Methoden
Fünf männliche Patienten wurden aufgrund einer älteren SL-Bandruptur mit der
modifizierten SLAM-Methode operiert. Der Altersdurchschnitt betrug 48,6 (36 bis 60)
Jahre. Vier Patienten waren Rechtshänder; viermal war das linke, zweimal das
dominante Handgelenk betroffen. Zwei Patienten waren beruflich vorwiegend sitzend
tätig (Verwaltungsbeamter und Innendienstmitarbeiter). Drei Patienten mussten
schwere körperliche Arbeiten verrichten (Schreiner, Facharbeiter und Krankenpfleger)
([
Tab. 1
]).
Tab. 1
Demographische Daten
|
Alter
|
Geschlecht
|
Händigkeit
|
betroffene Hand
|
Beruf
|
Zeitintervall Unfall-OP
|
1
|
49
|
männlich
|
links
|
links
|
Innendienst
|
3 Monate
|
2
|
36
|
männlich
|
rechts
|
links
|
Zimmerer
|
10 Monate
|
3
|
60
|
männlich
|
rechts
|
links
|
Verwaltungsbeamter
|
8 Monate
|
4
|
58
|
männlich
|
rechts
|
links
|
Facharbeiter
|
unbekannt
|
5
|
40
|
männlich
|
rechts
|
rechts
|
Krankenpfleger
|
8 Monate
|
Das Zeitintervall zwischen Verletzung und operativer Versorgung variierte zwischen
3
und 10 Monaten mit einem durchschnittlichen Alter der Verletzungen von 7 Monaten.
Ein Patient konnte sich an kein adäquates Trauma erinnern. Bei 4 Patienten lag eine
dynamische SL-Bandruptur vor, einmal eine statische ([
Abb. 1a und Abb. 1b
]). Arthrotische Veränderungen
fanden sich nicht.
Abb. 1 a präoperative a.p. Aufnahme einer statischen SL-Bandruptur.
b präoperative seitliche Aufnahme einer statischen SL-Bandruptur.
c postoperative (2.postoperativer Tag) a.p. Aufnahme einer
statischen SL-Bandruptur nach sekundärer SL-Bandrekonstruktion in der SLAM
Technik. d postoperative (2.postoperativer Tag) seitliche Aufnahme
einer statischen SL-Bandruptur nach sekundärer SL-Bandrekonstruktion in der
SLAM Technik. e postoperative (12 Monate postoperativ) a.p. Aufnahme
einer statischen SL-Bandruptur nach sekundärer SL-Bandrekonstruktion in der
SLAM Technik. f postoperative (12 Monate postoperativ) seitliche
Aufnahme einer statischen SL-Bandruptur nach sekundärer
SL-Bandrekonstruktion in der SLAM Technik.
Präoperativ und 12 Monate postoperativ wurden folgende Daten erfasst: das
Bewegungsausmaß mittels Goniometer für kleine Gelenke, die Grobkraft mit einem
hydraulischen Jamar-Handdynamometer (Sammons Preston, Bolingbrook, Illinois), die
Ruhe- und Belastungsschmerzen mittels der visuellen Analogskala (VAS), der DASH- und
des Mayo Wrist Scores erfasst. Auf Röntgenaufnahmen des Handgelenkes wurde durch
einen unabhängigen Radiologen der SL-Winkel gemessen.
Präoperativ betrugen Extension/Flexion durchschnittlich 50–0–49°,
Radial-/Ulnarduktion 15–0–25° und Supination/Pronation 81–0–81°. Die Grobkraft
betrug präoperativ durchschnittlich 24,6 kg (13–42 kg). Der DASH-Score lag
präoperativ durchschnittlich bei 60,4 (39–83), der Mayo Wrist Score bei 41 (20–60)
Punkten. Der SL-Winkel betrug präoperativ durchschnittlich 63,2 (48–86)°. Die
Ruheschmerzen lagen präoperativ durchschnittlich bei 1,4 (0–4). Die
Belastungsschmerzen betrugen präoperativ im Mittel 5,4 (3–7) ([
Tab. 2
] bis [
Tab. 4
]).
Tab. 2
DASH-Score, Mayo wrist Score und SL-Winkel präoperativ und 12 Monate
postoperativ
Patient
|
DASH-Score
|
DASH-Score
|
Mayo Wrist Score
|
Mayo Wrist Score
|
SL-Winkel
|
SL-Winkel
|
|
präop
|
12 Mo
|
präop
|
12 Mo
|
präop
|
12 Mo
|
1
|
39
|
35
|
45
|
85
|
48°
|
50°
|
2
|
53
|
25
|
60
|
80
|
86°
|
80°
|
3
|
83
|
32
|
45
|
70
|
65°
|
60°
|
4
|
76
|
44
|
35
|
70
|
62°
|
64°
|
5
|
51
|
36
|
20
|
65
|
55°
|
70°
|
Alle Patienten wurden über den Inhalt der Studie aufgeklärt und willigten in die
Teilnahme ein. Alle Patienten signierten ein Informationsdokument und eine
Einverständniserklärung. Ein positives Ethikvotum lag vor und die Studie wurde gemäß
den Richtlinien der Deklaration von Helsinki durchgeführt.
Operations-Technik
Die Operation erfolgt in Rückenlagerung, Blutleere und unter optischer
Lupenvergrößerung. Die Sehnenentnahme der Palmaris-longus (PL)-Sehne erfolgt mit
Hilfe eines Sehnen-Strippers minimal-invasiv. Wenn keine PL-Sehne vorhanden ist,
wird ein Teil der Flexor-carpi-radialis-Sehne entnommen. Eine Transplantatlänge von
ca. 15 cm ist für zur Rekonstruktion des SL-Bandes erforderlich.
Der Zugang zum Handgelenk erfolgt über eine dorsale, geschwungene Hautinzision. Nach
Spaltung des Retinakulum extensorum entlang der Extensor-pollicis-longus-Sehne wird
das Handgelenk über einen radial gestielten Kapsellappen nach Berger-Bishop
eröffnet. Narbengewebe wird aus dem SL-Spalt entfernt, um eine suffiziente
Reposition zu gewährleisten. Die Reposition mit Korrektur der DISI-Fehlstellung des
Lunatums gelingt mit Hilfe einer Repositionszange [10].
Der Zugang zur Platzierung des Zielbügels erfolgt über eine 2,5 cm lange geschwungene
Inzision direkt über der Tabatière ([
Abb.
2a
]). Nach der Hautinzision wird unter Schonung des Ramus
superficialis Nervi radialis und der Arteria radialis in die Tiefe präpariert und
die Kapsel im Verlauf des Skaphoids eröffnet. Die Platzierung des Zielbügels ist der
entscheidende Schritt der Operation. Der Eintrittspunkt ist mittig im Skaphoid am
Übergang der knorpeltragenden zur nichtknorpeltragenden Fläche lokalisiert. Der
korrespondierende Austrittspunkt am Lunatum ist am proximalen ulnaren Anteil
lokalisiert ([
Abb. 2b
]). Durch eine kleine
Farbmarkierung lässt sich der Eintrittspunkt am Skaphoid nach Setzen des Zielbügels
leichter finden. Flexion und Ulnarduktion des Handgelenkes erleichtert das Einhaken
des Zielbügels am Lunatum und das Platzieren des K-Drahtes im Skaphoid und Lunatum.
Es ist auf eine korrekte Platzierung zu achten, um ein Ausbrechen der
Tenodese-Schraube und eine Fehlbohrung nach mediokarpal zu vermeiden. Ist der
Zielbügel einmal gesetzt kann er im Röntgenbild den SL-Spalt verdecken. Ein Kippen
des Zielbügels aus der Ebene heraus sollte vermieden werden, da dadurch der
Zielbügel verrutschen und damit die achsgerechte Positionierung verloren gehen kann.
Nach radiologischer Kontrolle ([
Abb. 2b
])
erfolgt das Einbringen eines 1,6 mm Kirschner-Drahtes und das Überbohren mit dem
kanülierten Stufenbohrer. Die ulnare Kortikalis des Lunatums bleibt hierbei intakt,
um ein Durchbrechen des Ankers zu verhindern.
Abb. 2 a intraoperativer Situs. Der dorsale und der radiale Zugang
sind präpariert und der Zielbügel platziert. Der Sehnenanker ist bereits mit
dem Sehnentransplantat beladen und wird in den Zielbügel eingeführt.
b intraoperative Durchleuchtungskontrolle nach Platzierung des
Zielbügels. c intraoperativer Situs. Die PEEK-Tenodese Schraube wird
in das Skaphoid eingebracht und die Enden des Sehnentransplantates auf
Spannung gehalten, um den SL-Spalt zu verringern. d intraoperativer
Situs. Die beiden Sehnenenden des Sehnentransplantates werden zum Lunatum
und zum Kapitatum umgeschlagen und mit Knochenankern fixiert.
Das Sehnentransplantat wird in den Sehnenanker (Arthrex®, Naples USA)
eingeführt ([
Abb. 2a
]) und mit einem Hammer
in den Bohrkanal eingeschlagen. Das Transplantat wird im Skaphoid durch eine
PEEK-Tenodese-Schraube gesichert (Arthrex®, Naples, USA) ([
Abb. 2c
]). Die Transplantatenden werden mit
zwei Knochenankern im Lunatum und in Modifikation zur Technik von Yao und Mitarb.
[9] am Kapitatum fixiert ([
Abb. 2d
]). Hierdurch wird einerseits einer
erneuten SL-Dissoziation und andererseits einer Palmarkippung des Skaphoids
entgegengewirkt. Danach erfolgt eine skapholunäre und skaphokapitäre Transfixation
mittels Kirschner-Drähten (Stärke 1,4 mm bis 1,6 mm) ([
Abb. 1c und Abb. 1d
]). Der Wundverschluss erfolgt
schrittweise mit Rekonstruktion der Gelenkkapsel und des Retinakulums
extensorum.
Eine sechswöchige postoperative Ruhigstellung in einem gespaltenen
Unterarm-Handgelenksgips mit Daumengrundgliedeinschluss ist erforderlich, um das
Rekonstruktionsergebnis zu sichern. Danach werden die Kirschner-Drähte entfernt und
nach weiteren zwei Wochen mit Physiotherapie begonnen.
Ergebnisse
Bei der Nachuntersuchung nach 12 Monaten fand sich eine Verbesserung des DASH-Scores
mit durchschnittlich 34,4 (35–44) Punkten sowie des Mayo Wrist Scores mit
durchschnittlich 74 (65–85) Punkten. Im Gegensatz dazu konnte ein Voranschreiten der
SL-Dissoziation und eine damit verbundene Vergrößerung des SL-Winkels nicht bei
allen Patienten verhindert werden. Der SL-Winkel betrug durchschnittlich 64,8
(50–80)° und lag bei 3 Patienten im pathologischen Bereich ([
Abb. 1e und Abb. 1f
]) ([
Tab. 2
]).
Bei der Nachuntersuchung fand sich die Beweglichkeit im Mittel in allen
Freiheitsgraden verbessert (Extension/Flexion: 58–0–60 vs. 50–0–49;
Radial-/Ulnarduktion: 19–0–45 vs. 15–0–25 und Supination/Pronation: 87–0–90 vs.
81–0–81), allerdings nicht bei allen Patienten in allen Ebenen. Die Grobkraft stieg
von durchschnittlich 25 kg (13–42 kg) präoperativ auf 38 kg (29–50 kg) bei der
Nachuntersuchung an ([
Tab. 3
]).
Tab. 3
Kraft (gemessen mit einem hydraulischen Jamar Handdynamometer) und
Bewegungsausmaß präoperativ und 12 Monate postoperativ.
Patient
|
ext/flex
|
ext/flex
|
rad/uln
|
rad/uln
|
sup/pro
|
sup/pro
|
Grobkraft
|
Grobkraft
|
|
präop
|
12 Mo
|
präop
|
12 Mo
|
präop
|
12 Mo
|
präop
|
12 Mo
|
1
|
60–0–60
|
50–0–60
|
20–0–30
|
30–0–40
|
90–0–90
|
75–0–90
|
42
|
50
|
2
|
70–0–70
|
70–0–70
|
30–0–40
|
20–0–45
|
90–0–90
|
90–0–90
|
25
|
43
|
3
|
55–0–45
|
50–0–60
|
10–0–20
|
20–0–45
|
85–0–85
|
90–0–90
|
13
|
36
|
4
|
20–0–30
|
70–0–55
|
5–0–5
|
10–0–45
|
50–0–50
|
90–0–90
|
25
|
29
|
5
|
45–0–40
|
50–0–55
|
10–0–30
|
15–0–35
|
90–0–90
|
90–0–90
|
19
|
32
|
Zwölf Monate postoperativ zeigte sich bei allen Patienten eine Reduktion des
Ruheschmerzes im Mittel mit 0,2 (0–1), als auch der Schmerzen unter Belastung mit
1,4 (0–3) ([
Tab. 4
]).
Tab. 4
Schmerzentwicklung in Ruhe und unter Belastung präoperativ und 12 Monate
postoperativ
Patient
|
VAS (Ruhe)
|
VAS (Ruhe)
|
VAS (Belastung)
|
VAS (Belastung)
|
|
präop
|
12 Mo
|
präop
|
12 Mo
|
1
|
0
|
0
|
6
|
1
|
2
|
0
|
0
|
3
|
0
|
3
|
4
|
0
|
7
|
3
|
4
|
3
|
1
|
7
|
2
|
5
|
0
|
0
|
4
|
1
|
Diskussion
Die skapholunäre Bandläsion ist die häufigste karpale Bandverletzung und führt
unbehandelt meistens zu schwerwiegenden arthrotischen Veränderungen. Im Rahmen des
initialen Traumas wird die Verletzung oftmals übersehen, sodass sekundären
Rekonstruktionsverfahren ein hoher Stellenwert eingeräumt werden muss. Die aktuellen
sekundären Rekonstruktionsverfahren gewährleisten jedoch Schmerzfreiheit und
Stabilität nur auf Kosten der Beweglichkeit und Kraft.
Mit einer alleinigen dorsalen Kapsulodese lässt sich, wie die Langzeitergebnisse
zeigen, eine erneute SL-Dissoziation nicht verhindert [2], [3], [11]. Die SL-Bandrekonstruktion mit der
Knochen-Ligament-Knochen-Transplantation liefert einen möglichst originalgetreuen
Ersatz des skapholunären Bandkomplexes. Das postoperative Bewegungsausmaß zeigte
sich in mehreren Studien vielversprechend, allerdings kommt es im Verlauf bei zwei
Dritteln der Patienten zu arthrotischen Veränderungen, wie u. a. van Kampen und
Mitarb. berichten [3], [12], [13]. Die Tenodese-Technik nach
Brunelli gewährleistet eine hohe Stabilität. Jedoch zeigt sich postoperativ eine
deutliche Einschränkung der Flexion. So berichten Brunelli und Brunelli von einer
Reduktion der Beugung im postoperativen Verlauf von bis zu 60 % [5]. Aus diesem Grund modifizierten Garcia-Elias und
Mitarb. [6] sowie van der Abeele und Mitarb. [7] das Verfahren unter Verzicht auf eine
radiokarpale Fixierung. Van der Abeele und Mitarb. konnten in ihrer Arbeit zeigen,
dass sich die Schmerzhaftigkeit deutlich reduzieren ließ. Das postoperative
Bewegungsausmaß war jedoch weiterhin eingeschränkt [7].
Ziel dieser Arbeit war es, unsere Modifikation der SLAM-Technik der Arbeitsgruppe
um
Yao [8], [9]
darzustellen und zu prüfen, ob mit ihr eine hohe Stabilität und eine
Schmerzreduktion ohne Verlust an Beweglichkeit zu erreichen ist. Die Schwächen der
Studie sind vor allem die geringe Patientenzahl, die eine statistische Auswertung
nicht sinnvoll erscheinen ließ, und die kurze Nachuntersuchungszeit mit 12 Monaten.
Weitere Schwächen sind das Fehlen von Vergleichsdaten in puncto Kraft und
Beweglichkeit der unverletzten Gegenseite sowie der Umstand, dass der Abstand
zwischen Skaphoid und Lunatum nicht erfasst wurde, was zumindest bei dem Patienten
mit statischer SL-Dissoziation sinnvoll gewesen wäre.
Der innovative Charakter der SLAM-Technik besteht in der mehrdimensionalen
Rekonstruktion des SL-Bandes. Die Palmaris-longus-Sehne wird dabei mittig durch das
Skaphoid gezogen und im Lunatum verblockt. Zusätzlich wird der dorsale Abschnitt des
SL-Bandes durch ein Ende des Sehnentransplantates mit Fixierung dorsal am Lunatum
rekonstruiert. Durch diese mehrdimensionale Rekonstruktion soll ein palmares
Aufklappen von Lunatum und Skaphoids vermieden werden, wie es bei den rein dorsalen
Rekonstruktionsverfahren auftreten kann. Die Fixierung des zweiten Endes des
Sehnentransplantates am Kapitatum mit dem Ziel der Palmarkippung des Skaphoids
entgegen zu wirken, stellt eine eigene Modifikation der Technik nach Yao [9] dar.
In der vorliegenden Studie war im Durchschnitt eine Steigerung der
Handgelenksbeweglichkeit in allen Ebenen, insbesondere aber für die
Extension/Flexion zu beobachtet, allerdings nicht bei allen Patienten in allen
Ebenen. Die grobe Kraft konnte durch die Operation um 20 % gesteigert werden. Dieser
Effekt ist besonders hervorzuheben, da die Beurteilung der Kraft mittels Dynamometer
eine äußerst objektive Variable darstellt und auch indirekt Rückschlüsse auf die
Schmerzen zulässt. Während van der Abeele und Mitarb. mit 58 % eine deutliche
geringere Griffstärke im Vergleich zur gesunden Seite beschrieben, decken sich die
Ergebnisse von Garcia-Elias und Mitarb. annähernd mit unseren Ergebnissen von 69 %
[6], [7].
Sowohl der Ruhe- als auch der Belastungsschmerz konnten im Rahmen dieser Studie
deutlich gesenkt werden. Unsere Ergebnisse entsprechen diesbezüglich weitestgehend
den Ergebnissen der SL-Bandrekonstruktion mit einem
Knochen-Ligament-Knochen-Transplantat und denen der verschiedenen
Tenodese-Techniken. Im Gegensatz dazu beklagen 60 % der Patienten nach dorsaler
Kapsulodese persistierende Schmerzen [2], [3], [5], [6], [7], [11], [12], [13], [14], [15], [16]. Im
Rahmen unserer Studie konnte eine durchschnittliche Reduktion des DASH-Scores um 30
Punkte erzielt werden. Franchignoni und Mitarb. beschrieben eine Reduktion des
DASH-Scores um 10–15 Punkte als klinisch relevant [17]. Kritisch ist anzumerken, dass eine Verbesserung des SL-Winkels nur
bei 2 unserer 5 Patienten zu verzeichnen war. Bei drei Patienten lag der SL-Winkel
bei der Nachuntersuchung im pathologischen Bereich. Hier ist die weitere
Entwicklung, auch bzgl. degenerativer Veränderungen, abzuwarten.
Kritisch anzumerken sind auch die Kosten für das Einmalinstrumentarium (950 €) im
Vergleich zu den kostengünstigeren Alternativen. Zu bedenken ist auch, dass aufgrund
der Zugänge dorsal zum Handgelenk und zum Skaphoid über die Tabatiere mit einer
verlängerten OP-Zeit zu rechnen ist. Die Technik selbst birgt aufgrund ihrer
Invasivität gewisse Risiken. Hierbei ist auf eine zentrale und möglichst proximale
Bohrung im Skaphoid zu achten, um ein Ausbrechen der Tenodese-Schraube und eine
Fehlbohrung nach mediokarpal zu vermeiden. Die Durchführung setzt eine gewisse
Fachexpertise voraus und könnte der Grund für ein mögliches Herausnehmen aus dem
Portfolio der Fa. Arthrex sein.
Zusammenfassend muss man feststellen, dass es uns trotz Modifikation der SLAM-Technik
nicht gelungen ist, eine Überlegenheit der Methode gegenüber anderen sekundären
Verfahren zur Rekonstruktion des SL-Bandes, was die Wiederherstellung eines
physiologischen SL-Winkels betrifft, aufzuzeigen, sieht man von der dorsalen
Kapsulodese einmal ab. Was die klinischen Parameter betrifft, liefert das Verfahren
zwar befriedende bis gute Ergebnisse, zeigt sich jedoch nicht durchgehend anderen
Verfahren gegenüber als überlegen.