Zusammenfassung
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED), Morbus Crohn und Colitis ulcerosa,
sind nicht nur Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, sondern treten auch durch extraintestinale
Manifestationen als Ausdruck einer systemischen Erkrankung in Erscheinung [1]. Die diagnostische Latenz und die Erfolge in der Therapie der CED sind Ergebnis
aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse. Trotz Etablierung neuer therapeutischer
Ansätze besteht bei vielen Betroffenen auch heute noch ein starker Leidensdruck. Die
weiter ansteigende Inzidenz der CED ist ein wesentlicher Grund, pathogenetische Aspekte
bezüglich Ursachen und Verlauf der CED intensiver zu untersuchen. Ein wesentlicher
Faktor in der Krankheitsentstehung scheint eine veränderte bzw. gestörte Mikrobiota
zu sein, was zu einer fehlregulierten Immunantwort mit dem Ergebnis einer chronischen
Entzündung an bzw. in der Darmwand führt [2]. Ursache für diese Dysbiose sind Einflüsse unseres Ernährungsverhaltens [3].
Ernährung spielt aber auch eine entscheidende Rolle in der Therapie der CED. Durch
Ernährung direkt zu beeinflussende Folgen der CED sind Mikronährstoffmängel bis hin
zu manifester Mangelernährung (Malnutrition), Osteoporose und Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Das Entzündungsgeschehen ist eng mit dem Grad der Malnutrition verknüpft, beide sind
unabhängige Faktoren für Krankheitsverlauf und Prognose der CED [4]. Neben der medikamentösen und ggf. chirurgischen Behandlung ist eine Ernährungsintervention
somit als eine weitere ergänzende Therapiemöglichkeit anzusehen. Ernährungstherapie
kann Mangelerscheinungen durch Zufuhr spezieller Nährstoffe wie beispielsweise Vitamin
B12, Zink und Folsäure ausgleichen, Malnutrition durch adäquate Kalorienversorgung verhindern
bzw. beheben und somit auch den Krankheitsverlauf und die Ansprechbarkeit auf die
Primärtherapien verbessern sowie Komplikationen vermeiden [5]. Ein weiterer ernährungstherapeutischer Ansatz bei CED ist die sogenannte Immunonutrition,
die mittels antiinflammatorisch wirkender Nahrungsbestandteile aktiv in den Entzündungsprozess
eingreift und die zugrunde liegende Dysbiose positiv modulieren kann [6]
[7]
[8]. Als primäre Therapie ist die Ernährungstherapie umstritten und wird heute nur bei
Kindern als enterale Ernährung zur Vermeidung von Nebenwirkungen der Medikamente und
bei Erwachsenen in speziellen Situationen (z. B. Arzneimittelunverträglichkeiten)
eingesetzt [5]
[9].
Schlüsselwörter
Entzündung - Inflammation - Ernährungstherapie - Ernährung - chronisch-entzündliche
Darmerkrankungen (CED) - Morbus Crohn - Colitis ulcerosa - Malnutrition - Immunonutrition