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DOI: 10.1055/a-0838-3653
Liebe Leserinnen und Leser,
Publication History
Publication Date:
18 April 2019 (online)
die Ausgabe der Pneumologie, die Sie in Ihren Händen halten, enthält zwei Artikel
zu dem Thema „Luftschadstoffe“. Dieses Thema hat die deutsche Pneumologie in den vergangenen
Wochen in den Mittelpunkt des nationalen und internationalen öffentlichen Interesses
katapultiert. Insbesondere in Deutschland wurde die Auseinandersetzung über die hiermit
verbundenen Fragestellungen in nicht unbeträchtlichem Maße im Rahmen von Talkshows
und TV-Beiträgen geführt, und somit in einem medialen Umfeld, das einer sachlichen
Auseinandersetzung über diese Themen in meinen Augen in keiner Weise zuträglich war.
So entstand der Eindruck, dass nicht nur eine durchaus überschaubare Gruppe von „Lungenärzten“
sich veranlasst sah, eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit von aktuellen Grenzwerten
zu führen, sondern dass „die Lungenärzte“ in ihrer Gänze die Grenzwerte für Luftschadstoffe
„insgesamt für ungerechtfertigt“ ansehen. Diese medial aufgeheizte Diskussion hat
der deutschen Pneumologie ohne Zweifel nicht gut getan und vermutlich auch langfristig
geschadet.
Als Herausgeber der Pneumologie ist es mir ein dringendes Anliegen, in dieser verfahrenen
Situation dem wissenschaftlich fundierten Diskurs wieder zu seinem Recht zu verhelfen.
Daher habe ich mich entschlossen, ein unter der Federführung von Prof. Köhler entstandenes
Manuskript zum Thema, trotz nicht unerheblicher persönlicher Bedenken, zu publizieren.
Damit ergibt sich die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit einem Manuskript anstelle
von Schlagzeilen und Talkshow- Statements.
Diese Entscheidung ruht allein auf meinen Schultern, und insofern bin auch ich der
Adressat jeglicher Kritik hieran.
Das Manuskript von Prof. Köhler war in meinen Augen in der aktuellen Situation nicht
im klassischen Sinne begutachtungsfähig, da das Ergebnis der Begutachtung je nach
Auswahl der Gutachter determiniert gewesen wäre. Daher habe ich selbst das Manuskript
rein formal begutachtet, und es sind entsprechende Revisionen von den Autoren vorgenommen
worden.
Das Manuskript erscheint in unserer Rubrik „Standpunkt“, in der wir traditionell Manuskripte
veröffentlichen, die einen subjektiven Aspekt der Autoren enthalten, der nicht begutachtungsfähig
ist, aber trotzdem verspricht, die wissenschaftliche Diskussion über ein Thema anzuregen.
In diesem Sinne ist auch die zweite Publikation zu diesem Thema zu verstehen. In dieser
und den kommenden Ausgaben werden wir die Artikel der DGP-Publikation „Atmen: Luftschadstoffe
und Gesundheit“ als Übersichtsarbeiten in gering veränderter und aktualisierter Version
publizieren, da ich der Meinung bin, dass diese Artikel in der Pneumologie für unsere
Leserinnen und Leser und die wissenschaftliche Gemeinschaft greifbarer sind, als eine
alleinige Internetpräsentation es sein kann.
Über allem steht mein ernsthafter Wunsch, dass die deutsche Pneumologie in einer so
bedeutsamen Frage zu einem wissenschaftlich fundierten Diskurs zurückfindet, der in
den vergangenen Wochen im medialen Trubel selbst innerhalb unserer Fachgesellschaft
bedauerlicherweise verloren gegangen ist.
Lassen Sie uns also die Diskussion wieder „auf die Füße stellen“! Sie muss dabei von
der Prämisse geleitet sein, dass wir als Pneumologinnen und Pneumologen nicht nur
eine große Verantwortung für unsere Patienten tragen, sondern in diesem Fall auch
für all diejenigen, die möglichst nie unsere Patienten werden sollen.In der Hoffnung
auf Ihr Verständnis für meine ganz sicher nicht leichtfertig getroffenen Entscheidungen
verbleibe ich mit den besten kollegialen Grüßen als
Ihr
Tom Schaberg

