Dialyse aktuell 2019; 23(02): 65
DOI: 10.1055/a-0828-3276
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Antikoagulation an der Dialyse

Markus van der Giet
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Publication Date:
14 March 2019 (online)

Eine gute Kontrolle der Gerinnung an der Dialyse ist essenziell, um die Dialyseprozedur optimal verlaufen zu lassen. Dialysepatienten haben leider ein erhöhtes Blutungsrisiko, das durch einen bereits primären Defekt in der primären Hämostase zu erklären ist. Bei den Dialysepatienten existiert eine Plättchendysfunktion und damit einhergehend auch eine veränderte Plättchen-Gefäß-Interaktion. Krankheitsbedingt kommt es bei den Patienten auch zur Nutzung von gerinnungshemmenden Medikamenten, wie Vitamin-K-Antagonisten oder auch Plättchen-Aggregations-Hemmern. All dies steigert bei den Patienten damit auch das Blutungsrisiko.

Man steckt in dem Dilemma, dass eine systemische Antikoagulation durchaus das Gerinnungsrisiko während der Dialyseprozedur v. a. im System geringhält, aber eine nicht effektive Antikoagulation zur Gerinnung im Dialysekreislauf führt – mit konsekutivem Blutverlust für den Patienten, aber auch einem Funktionsverlust der Dialyseprozedur. Auch besteht durch einen übermäßigen Einsatz systemischer Gerinnungshemmung für den Patienten ein erhöhtes Blutdruckrisiko im Alltag. In Kombination mit einer gestörten Blutbildung des Patienten kann dies durchaus fatal sein.

Seit dem Beginn der Entwicklung der Dialyse hat man daher nach Strategien für die optimale Gerinnungshemmung gesucht. In der vorliegenden Ausgabe der „Dialyse aktuell“ möchten wir Sie daher über die aktuellen Möglichkeiten, aber auch Entwicklungen bei der Gerinnungshemmung während der Dialyse informieren. Im ersten Schwerpunktartikel wird über die „normale“ Antikoagulation während der Dialyse berichtet. Immer noch Standard ist die Antikoagulation mit unfraktioniertem oder fraktioniertem Heparin. Aktuelle Protokolle und auch Probleme der Antikoagulation werden dargestellt. Im zweiten Beitrag wird fokussiert auf die Möglichkeit der Zitratantikoagulation eingegangen. Bereits Anfang der 1970er-Jahre wurde das Prinzip der lokalen Antikoagulation bereits vorgeschlagen und erfolgreich getestet. Aber erst mit der Entwicklung der modernen Dialysemaschinen ist technisch eine einfache Zitratdialyse im Alltag möglich geworden. Die Protokolle werden vorgestellt, aber auch v. a. auch die Risiken, die im Alltag nicht unterschätzt werden sollten. Im dritten Artikel wird auf die Möglichkeit der sogenannten heparinfreien Dialyse eingegangen. Hier werden die Möglichkeiten zur komplett heparinfreien Dialyse, aber auch neue Membranentwicklungen werden vorgestellt, bei denen eine systemische Antikoagulation nicht mehr notwendig sein soll.

Im "Journal-Club" möchte ich einen Artikel über eine neues zitratbasiertes Protokoll zur Antikoagulation bei einer Versorgung mit Niedrig-Effizienz-Dialyse (SLED) auf der Intensivstation vorstellen. Die Sicherheit und Effizienz wurden hier im Vergleich zu einem Standart-Heparin-Protokoll verglichen und auch die Kosten analysiert, was ja heute in der Medizin leider auch immer ein wichtiger Punkt ist.

Ich hoffe, dass wir Ihnen ein interessantes Heft zu den Möglichkeiten der Antikoagulation bei Dialysepatienten zusammenstellen konnten und wünsche viel Vergnügen beim Lesen und Studieren der Artikel!