Die Wirbelsäule 2019; 03(01): 79
DOI: 10.1055/a-0819-8050
2. Posterpreis
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Endoskopischer versus mikroskopischer translaminärer Crossover Zugang für die effektive lumbale Dekompression bei älteren Patienten

B Rieger
1   Short Care Clinic, Neurochirurgie, Greifswald, Deutschland
,
KH Sitoci-Ficici
2   Uniklinik Dresden, Klinik für Neurochirurgie, Dresden, Deutschland
,
C Reinshagen
3   Massachusetts General Hospital, Radiology, Boston, Vereinigte Staaten
,
M Molcanyi
4   Universität Köln, Institut für Physiologie, Köln, Deutschland
,
T Pinzer
2   Uniklinik Dresden, Klinik für Neurochirurgie, Dresden, Deutschland
,
U Brautferger
5   Arbeitsgruppe Prospective Spine, Köln, Deutschland
,
G Schackert
2   Uniklinik Dresden, Klinik für Neurochirurgie, Dresden, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
22 February 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Für eine effektive minimalinvasive lumbale Dekompression haben wir die Routine der segmentalen Dekompression in der Weise verändert, dass an der Basis des Dornfortsatzes des oberen Wirbelkörpers mit einer Hochgeschwindigkeitsfräse oder einem Ultraschallmesser mit Ausrichtung auf den kontralateralen Rezessus begonnen wird: Translaminäre Crossover Dekompression (TCD).

    Methode:

    Insgesamt 330 ältere Patienten (≥65 Jahre) (ASA-Klassifikation 2, 3) wurden in eine Kohortenstudie eingeschlossen. Die Ergebnisse nach mikroskopischer mTCD bei 193 Patienten wurden mit den Ergebnissen bei 137 Patienten nach endoskopischer eTCD verglichen. In eTCD fand eine navigierbare Hülse, die eine Hochgeschwindigkeitsfräse oder ein Ultraschallmesser aufnehmen kann, Verwendung, um navigationsgestützt einen translaminären crossover Korridor zum Spinalkanal zu präformieren, ehe die neuralen Strukturen mit einem herkömmlichen Endoskop dekomprimiert wurden. Neben chirurgischen Daten wurden Numeric Rating Scale (NRS) für Rücken- und Beinschmerzen, Core-Outcome-Measurement-Index (COMI), Oswestry Disability Index (ODI) und MacNab Kriterien präoperativ, drei und sechs Monate sowie ein Jahr nach der Operation aufgezeichnet.

    Ergebnisse:

    Die mittlere Operationszeit betrug 43 ± 15 Minuten in der eTCD-Kohorte (49 ± 17 Minuten in der mTCD-Kohorte). Es gab keine Infektion bei eTCD-Patienten, während 2 Wundinfektionen nach mTCD mit notwendiger Revision auftraten (p < 0,01). Es gab keinen signifikanten Blutverlust bei den eTCD-Patienten, während der mittlere Blutverlust in der mTCD-Gruppe 153 ml ± 137 ml betrug. In zwei Fällen kam es bei den eTCD-Patienten zur unbeabsichtigten Eröffnung der Dura, ohne dass im weiteren Verlauf eine Durafistel aufgetreten wäre, während in einem Fall bei mTCD-Patienten aufgrund einer Durafistel eine Revision erfolgen musste (p < 0,01). Im Durchschnitt benötigten eTCD-Patienten wegen postoperativer Schmerzen seltener zusätzliche Medikamente (p < 0,05) und konnten nach drei Tagen, zwei Tage früher als mTCD-Patienten, entlassen werden (p < 0,01). Der Vergleich der präoperativen mit den postoperativen klinischen Scores zeigte eine signifikante Verbesserung nach TCD (p < 0,01): ODI von 49,1% ± 11,1% auf 16,5% ± 6,2%; NRS (Rücken) von 7,7 ± 2,0 auf 2,5 ± 1,3; NRS (Bein) von 8,4 ± 0,9 auf 1,5 ± 0,3; COMI (Rücken) von 9,6 ± 2,1 auf 2,9 ± 1,4, ohne signifikante Unterschiede in diesen Ergebnisparametern zwischen den beiden Kohorten.

    Diskussion:

    Es zeigt sich die Effektivität von TCD für die chirurgische Behandlung der lumbalen Stenose mit vergleichbaren neurologischen Ergebnissen bei endoskopischer und mikroskopischer Vorgehensweise. Bekannte chirurgische Vorteile der Minimalinvasivität wurden in der endoskopischen Variante der TCD gefunden. Die TCD beseitigt zugangsimmanent die zentrale Stenose und erleichtert die Dekompression der rezessalen Stenosen durch wechselseitiges Undercutting, während die Facettengelenke unversehrt bleiben.


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