Prof. Michael Forsting
Einer der Vortragstitel heißt „Blockchains for Healthcare“ – was haben Gesundheit
und Gesundheitsmanagement mit dieser Krypto-Technik zu tun?
Viele denken bei Blockchains zuerst an die Internetwährung Bitcoins. Doch diese Technik
kann noch viel mehr und gibt Antwort auf große Herausforderungen beim Handling von
sensiblen Gesundheitsdaten. Einer der Hauptfragen etwa bei der elektronischen Patientenakte
epa lautet ja: Wo sollen die Daten liegen? Blockchain-Technik hat darauf Antworten
parat. Blockchain kann auch helfen, das ärztliche Verschreibungsverhalten zu verbessern.
So lässt sich etwa die Verschreibung von Arzneien blockieren, wenn in den bereits
bestehenden und zu überschreibenden Datensätzen Kontraindikationen sichtbar werden.
Vieles davon, worüber wir sprechen werden, befindet sich übrigens bereits in praktischer
Anwendung. Das kleine baltische Land Estland hat das komplette Gesundheitswesen bereits
digitalisiert und arbeitet mit der Blockchain-Technik. Davon können wir lernen.
Ein speziell auf die interventionelle Radiologie abzielender Beitrag beschäftigt sich
mit Image Guided Interventions – was darf man sich darunter vorstellen und wohin geht
die Entwicklung in der Interventionellen Radiologie?
Image Guided Interventions dienen vor allem der Definition von Zielpunkten. Beispielsweise
bei der Punktion eines Tumors. Ich muss wissen, wo sich der bösartigste Teil des Tumors
verbirgt und genau diesen punktieren. Die technischen Entwicklungen in diesem Bereich
sollen die Punktionsmethode verbessern und Fehldiagnosen verringern. Das ist zum Beispiel
bei der Prostatadiagnostik entscheidend, wo das Punktionsergebnis zum Beispiel über
die Frage „Operation oder active surveillance?“ entscheidet.
Erstmals nimmt Ihre Tagung auch rechtliche Fragen in den Blick, Stichwort FDA-Zulassung
bei AI-Apps.
Eine App, die im diagnostischen Bereich zum Einsatz kommt, ist ein Medizinprodukt
und muss den hohen Sicherheitsstandards hinsichtlich Qualität und Datensicherheit
genügen. Wichtig ist auch, dass gerade wir Universitätsklinika uns unserer besonderen
Rolle bewusst werden: Wir sind es, die über die wichtigste Währung im Künstliche-Intelligenz-Sektor
der Medizin verfügen, nämlich eine große Zahl an validen Datensätzen – Datensätze,
die die Entwickler brauchen, um damit die Algorithmen für die Anwendungen zu trainieren.
Die entscheidende Frage für die Universitätsradiologie wird sein, wie wir uns hier
vermarkten.
Der Schlussvortrag ist betitelt: „The end of medicine as we know it.” Was wird die
Medizin im Zeitalter künstlicher Intelligenz kennzeichnen und welche Rolle wird die
Medizin dabei spielen – und speziell die Radiologie?
Offen gestanden glaube ich, dass sich die Radiologie gar nicht so dramatisch verändern
wird, denn unsere Disziplin ist ja bereits digitalisiert und hat vieles von dem, was
anderen medizinischen Fächern noch bevorsteht, bereits antizipiert. Künstliche Intelligenz
wird sich in der Medizin dort durchsetzen, wo die meisten Fehler gemacht werden –
und das ist die sprechende Medizin. Bereits vor einiger Zeit kam eine App auf den
Markt, die mit hoher Prädiktion via Stimmerkennung eine depressive Erkrankung diagnostizieren
konnte. Wir müssen uns davon verabschieden, dass der Arzt der Wissensträger ist. Das
ist bei der zunehmenden Komplexität der Medizin auch gar nicht mehr möglich. Aber
das muss uns nicht sorgen, im Gegenteil: Künstliche Intelligenz wird helfen, die Medizin
zu verbessern und tut es bereits.
Artificial Intelligence and Smart Hospital Summit
Die Tagung „Emerging Technologies in Medicine“ – ETIM 2019 – findet vom 22. bis 23.02.2019
unter der Leitung von Prof. Michael Forsting und Prof. Jochen Werner im Lehr- und
Lernzentrum der Medizinischen Fakultät Essen statt. Der Eintritt ist frei. Anmeldung
und weitere Informationen unter https://etim.uk-essen.de/.