„Je früher ein Leberkarzinom erkannt wird, desto besser sind auch die Chancen auf
Heilung“, sagt DEGUM-Experte Professor Dr. med. Christoph Sarrazin. Das Problem sei
jedoch, dass die Erkrankung häufig spät entdeckt würde, da sie in einem frühen Stadium
oft nur unspezifische, allgemeine Beschwerden verursache. „Insofern ist die Erkenntnis
der amerikanischen Forscher sehr wertvoll für die Krebsdiagnostik“, so Sarrazin, Hepatologe
am Leberzentrum Wiesbaden. Mögliche Anzeichen eines Leberkarzinoms sind Oberbauchschmerzen,
Übelkeit, Appetitlosigkeit und eine unerklärliche Gewichtsabnahme. Auch ein Schwächegefühl,
eine erhöhte Temperatur ohne erkennbare Ursache und eine tastbare Schwellung unter
dem rechten Rippenbogen können auf ein Leberkarzinom hindeuten. Wer mehrere dieser
Anzeichen wahrnehme, solle sich dringend untersuchen lassen, rät der Experte.
Bei der Diagnose des Leberkarzinoms ist die Ultraschalldiagnostik das Mittel der ersten
Wahl. „Mit der Sonografie des Bauchraumes können wir auch recht kleine Lebertumoren
entdecken. Der Einsatz von Kontrastmitteln kann dabei hilfreiche zusätzliche Informationen
liefern“, sagt Sarrazin. Die Sonografie hat gegenüber anderen Verfahren wie der Computertomografie
(CT) den Vorteil, dass sie strahlenfrei und somit besonders gesundheitsschonend durchgeführt
werden kann. Zudem ist sie für den Patienten schmerzfrei.
Eine Herausforderung war bislang die frühe Diagnose des Leberkarzinoms, da die Tumoren
im zirrhotisch veränderten Lebergewebe im Anfangsstadium häufig noch extrem klein,
schlecht abgrenzbar und somit schwieriger zu finden sind. Hier gibt es nun Hoffnung:
Laut Erkenntnissen von US-Forschern, die auf einer Metaanalyse aus 32 Studien beruhen,
können die Karzinome auch in einem frühen Stadium gut entdeckt werden, wenn neben
der modernen Ultraschalldiagnostik bei Risikopatienten auch ein spezieller Bluttest
durchgeführt wird. Dann würden 40 Prozent der Tumoren mehr frühzeitig erkannt. „Bei
diesen Tests wird das Blut der Patienten auf das sogenannte Alpha-Fetoprotein (AFP)
hin untersucht. Dieses Protein ist ein Eiweiß, das im Verdauungstrakt, in der Leber
und im Dottersack eines Fötus gebildet wird“, sagt DEGUM-Experte Professor Dr. med.
Andreas Schuler, Ärztlicher Direktor der Alb-Fils-Kliniken Göppingen-Geislingen. „Bei
gesunden, nicht schwangeren Erwachsenen ist der Protein-Wert normalerweise recht gering,
bei Schwangeren, den meisten Leberkrebs-Patienten und Personen mit anderen Lebererkrankungen
oder anderen Krebserkrankungen ist er hingegen erhöht.“ Ein solcher erhöhter Wert
gibt Anlass zur besonders sorgfältigen und hochqualifizierten Ultraschalluntersuchung
der Leber. Die Kombination der Methoden mit erhöhtem Wert und auffälligem Ultraschall
seien deutliche Anzeichen für ein Leberkarzinom.
„Diese aktuellen Erkenntnisse zeigen, wie relevant es bei der Diagnostik von Leberkrebs
ist, die bewährte Sonografie des Bauchraumes mit Blutuntersuchungen zu kombinieren“,
meint Schuler, Ärztlicher Direktor der Alb-Fils-Klinik Geislingen. Eine wichtige Voraussetzung
dafür sei die Qualität der Ultraschalldiagnostik. Nur mit qualifiziertem Wissen und
Expertise in den Diagnostikverfahren könnten diese kompetent angewendet werden. Die
DEGUM bietet Ärzten dafür entsprechende Aus- und Weiterbildungen an.
Risikofaktoren: Wie entsteht Leberkrebs? Wer ist besonders gefährdet?
Ein relevanter Risikofaktor für die Entstehung von Leberkrebs ist eine Leberzirrhose, die auch als „Schrumpfleber“ bekannt ist. Dabei handelt es sich um eine schwere
Leberschädigung, die häufig durch jahrelangen Alkoholmissbrauch entsteht. Auch Personen,
die an einer dauerhaften Leberentzündung – also an einer Hepatitis-Erkrankung – leiden, haben ein deutlich erhöhtes Risiko an einem Leberkarzinom zu erkranken.
Ein weiterer relevanter Faktor ist die Fettleber, die etwa durch erhöhten Alkoholkonsum, Diabetes mellitus und starkes Übergewicht
entstehen kann. Zudem können leberschädigende Substanzen in der Nahrung wie Aflaxion B 1 – ein spezielles Pilz-Gift –, erblich bedingte Erkrankungen des Stoffwechsels – wie Hämochromatose oder Morbus Wilson –, die Einnahme von Sexualhormonen wie Anabolika und die berufliche Belastung mit chemischen Substanzen wie Pflanzenschutzmitteln die Entstehung der Krankheit begünstigen.
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