Aktuelle Dermatologie 2019; 45(01/02): 8
DOI: 10.1055/a-0787-8326
Derma-Fokus
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Dem Juckreiz auf der Spur: Neue DFG-Forschungsgruppe zum Pruritus

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Publication Date:
12 February 2019 (online)

 

    Juckreiz (Pruritus) ist eine häufige Begleiterscheinung vieler Hauterkrankungen, tritt aber ebenso im Zusammenhang mit zahlreichen Systemerkrankungen wie Diabetes, Krebs oder Nierenversagen, wie auch bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen auf.

    Chronischer Juckreiz schränkt die Lebensqualität der Betroffenen massiv ein. Denn während sich der Juckreiz nach einem Insektenstich lindern lässt, sind die meisten chronischen Juckreizzustände kaum zu behandeln. Ihre Entstehungsursachen sind vielfältig und die pathophysiologischen Mechanismen komplex und nur unvollständig aufgeklärt. Die therapeutischen Möglichkeiten beschränken sich daher im Wesentlichen auf Histamin-abhängigen Juckreiz, hervorgerufen durch die Aktivierung von Mastzellen im Rahmen einer Nesselsucht (Urtikaria) und als Reaktion auf Arzneimittel oder Insektenstiche.

    Eine neue, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Forschungsgruppe „Translationale Pruritusforschung“ (FOR 2690) hat sich nun zusammengetan, um grundlegende Mechanismen des Juckreizes aufzudecken und so zu wirksameren Therapien zu kommen. Initiator und Sprecher ist Professor Dr. Martin Schmelz, der an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg die Abteilung „Experimentelle Schmerzforschung“ leitet. Er untersucht u. a. die Beziehung zwischen den Nervenfasern, die Schmerzen oder Pruritus auslösen.

    Juckreiz und Schmerz liegen nahe beieinander. Inwieweit unterscheiden oder gleichen sich Juckreiz- und Schmerzrezeptoren, Mediatoren, Signalwege und neuropathische Veränderungen bei Juckreiz und Schmerz? Diesen Fragestellungen geht die Forschungsgruppe in acht Projekten nach.

    Auf der Basis langjähriger Forschungskooperationen konnten Prof. Schmelz und Prof. Sonja Ständer, die an der Universitätshautklinik Münster die erste Juckreizambulanz leitet, deutschlandweit Experten in ihrer Forschungsgruppe versammeln. Sie stammen aus unterschiedlichen medizinischen Bereichen: Das Konsortium setzt sich aus Forschern aus der Dermatologie, Neurophysiologie, Anästhesiologie, Neurologie, Gastroenterologie und Radiologie zusammen, die an den Universitäten in Heidelberg, Münster, Hannover, Erlangen, Mainz, Würzburg, Düsseldorf und Oldenburg forschen (http://www.prusearch.net/). Dabei wird die traditionelle Trennung der Fachgebiete – insbesondere von Dermatologie und Neurologie/Anästhesiologie bzw. Patienten mit chronischem Juckreiz vs. chronischen Schmerzen – aufgehoben, um sich den Forschungsfragen optimal nähern zu können.

    Die Wissenschaftler erwarten, aus ihrer Forschung neue Erkenntnisse zu den Mechanismen des chronischen Juckreizes zu gewinnen, die ihnen wichtige Informationen für die Entwicklung von wirksamen Medikamenten liefern.

    Nach einer Mitteilung der Universitätsmedizin Mannheim


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