Am Sonntag, dem 2.9.2018 war es endlich soweit: Der erste AOTrauma-Studentenkurs fand
in Halle statt! Vorangegangen waren intensive Diskussionen innerhalb der deutschen
AOTrauma-Gremien, ob und wie ein solcher Kurs etabliert werden sollte. Basierend auf
dem von PD Dr. Thomas Mendel (Halle), Prof. Dr. Tina Histing (Homburg) und Dr. Gereon
Schiffer (Bergisch Gladbach) entwickelten Konzept überwog letztlich bei den Mitgliedern
der EDUC-Kommission die Hoffnung, junge Studierende auf diesem Wege frühzeitig von
der AO-Idee begeistern zu können. Vor diesem Hintergrund wurde der Kurs nicht regulär
beworben, sondern man griff bei der Teilnehmerakquise auf das AO-Netzwerk zurück:
Die in der AO engagierten Mitglieder wurden angeschrieben und hatten die Möglichkeit,
vielversprechende Studentinnen und Studenten („bester PJ-Student“) nach Halle zu schicken.
Auf diesem Wege war die maximale Teilnehmerzahl von 40 innerhalb kürzester Zeit erreicht.
Abb. 1 Teilnehmende und Faculty. (Quelle: AO Foundation)
Die Anbindung an den AOTrauma-I-Kurs bot sich an, da die Kursmaterialien einschließlich
praktischen Übungsplätzen und dem Skills Lab ohnehin vor Ort waren.
Nach der Begrüßung von Prof. Hofmann und PD Dr. Mendel gab Dr. Wawro einen hervorragenden
und die Zuhörer fesselnden Überblick über die Geschichte der AO in beiden deutschen
Staaten. Prof. Britt Wildemann (Julius Wolff Institut Berlin) stellte den Teilnehmern
die Möglichkeiten unfallchirurgischer experimenteller und klinischer Forschung vor
und wie sie in ihrer Karriere Unterstützung durch das AO-Netzwerk erfahren hat.
Abb. 2 Die Faculty des Kurses. (Quelle: AO Foundation)
Nach einer Kaffeepause standen die „Basics“ der AO-Philosophie im Fokus: Die aufeinander
abgestimmten Vorträge von Dr. Gereon Schiffer zum Thema Knochenbruchheilung, Martin
Bäumlein (Marburg, „Biomechanik von Fraktur und Osteosynthese“) und Dr. Markus Heinecke
(Halle, „Platten & Schrauben“) wurden lebhaft diskutiert und bereiteten ideal das
folgende Skills Lab vor. Die fachkundig betreuten 7 Stationen, welche die Studierenden
in Kleingruppen reihum abarbeiteten, ergänzten die theoretischen Ausführungen ideal,
sodass sich ein spürbarer Lerneffekt einstellte. Anhand der Fragen und des Engagements
war zu merken, dass die Teilnehmer hier viel Spaß und „Aha“-Erlebnisse hatten.
Abb. 3 Zwei Teilnehmerinnen bei der praktischen Übung. (Quelle: AO Foundation)
Dies steigerte sich noch nach der Mittagspause, als es an die praktischen Übungen
ging. Nach der klassischen „Platten & Schrauben“-Übung wurden die Teilnehmer ins kalte
Wasser geworfen: Ohne vorherige Erklärungen oder Unterstützung durch die Tischinstruktoren
galt es, ein Knochenmodell mit distaler Tibiaschaftfraktur möglichst stabil mit einem
Fixateur externe zu versorgen. Die Studenten erkannten so eine Vielzahl Gesetzmäßigkeiten
in der Fixateurhandhabung, auch wenn die meisten Konstrukte ihre Stabilität nur durch
einen recht hohen Materialaufwand erreichten. Zum Abschluss der Session wurden die
Exponate fotografiert.
Nachdem Prof. Tina Histing anschließend die theoretische Grundlage zur Fixateuranwendung
nachgeliefert hatte, ging es erneut in den Übungssaal. Nun stand die „Original“-AO-Übung
zum Fixateur externe mit Video- und Instruktorenunterstützung auf dem Programm (neudeutsch:
„How to do it right?“). In der Abschlussrunde mit Projektion der Fotos der Fixateur-Eigenbauten,
launigen Kommentaren der Faculty und Prämierung des skurrilsten Konstrukts fand der
1. AOTrauma-Studentenkurs seinen harmonischen Abschluss.
Abb. 4 Prämierte ExFix-Konstrukteure Lennart Raschke und Lisa Krause. (Quelle: AO Foundation)
Fazit: Teilnehmer und Faculty äußerten sich überaus zufrieden mit dem Kurs, der von
dem Team aus Halle und der AO-Technik perfekt vorbereitet wurde. Die Feedback-Bögen
ergaben eine Weiterempfehlungsquote von 100%, als einziger Verbesserungsvorschlag
wurde empfohlen, mehr dieser Kurse anzubieten. Diesem Wunsch entsprechend wird der
nächste Kurs an den AOTrauma-Kurs I in Düsseldorf angedockt und voraussichtlich am
31.3.2019 stattfinden.
Tina Histing, Homburg/Saar, Thomas Mendel, Erfurt, Gereon Schiffer, Bergisch-Gladbach