PSYCH up2date 2020; 14(01): 15-31
DOI: 10.1055/a-0748-9061
Affektive Störungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychodynamische Psychotherapie der Depression

Henning Schauenburg

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. med. Henning Schauenburg, Heidelberg.
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Publication Date:
07 January 2020 (online)

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Zur Behandlung der Depression eignet sich die psychodynamische Psychotherapie in gleichem Maße wie die kognitive Verhaltenstherapie. Erstere berücksichtigt in besonderem Maße bestimmte Persönlichkeitsmuster der Patienten. Ziel der Therapie ist die Verbesserung der sozialen Kompetenz und die Entlastung von neurotischer Selbstanforderung bzw. -entwertung. Dabei ist die Balance wichtig zwischen Bindungswunsch und frei gewählter Autonomie.

Kernaussagen
  • Psychodynamische Psychotherapie der Depression ist evidenzbasiert; es gibt vielfältige Wirksamkeitsnachweise.

  • Psychodynamische Modelle der Depression betonen den Risikoaspekt bestimmter (neurotischer, d. h. konfliktbezogener bzw. bindungsunsicherer) Persönlichkeitsmuster.

  • Der therapeutische Umgang mit akut Depressiven orientiert sich an allgemein klinisch bewährten Vorgehensweisen.

  • Die weiterführende Therapie berücksichtigt spezifische Abwehrformationen und Übertragungsmuster („Enactments“), um ein vertieftes Verständnis unbewusster Befürchtungen, manifester Ängste und sozialer Blockaden zu erreichen.

  • Ziel der Therapie ist u. a. eine Verbesserung der sozialen Kompetenz und Verbundenheit und eine Entlastung von neurotischen Selbstanforderungen.

  • Es gilt die Maxime, dass Psychotherapie Menschen befähigen soll, die eigene soziale Umgebung (wieder) als Korrektiv und Konstituierende für die eigene Persönlichkeitsentwicklung zu nutzen.

  • Die Herstellung einer Balance von zwischenmenschlicher Bezogenheit und frei gewählter Autonomie ist dabei der tragende Grundgedanke.