Schlüsselwörter
Neugeborenes - kritischer angeborener Herzfehler - Herzkatheterintervention
Abkürzungen
AHF:
angeborener Herzfehler
AK:
Aortenklappe
ASD:
Vorhofseptumdefekt
BAS:
Ballonatrioseptostomie
d-TGA:
dextro-Transposition der großen Arterien
FiO2
:
inspiratorische Sauerstofffraktion
GG:
Geburtsgewicht
ISTA:
Aortenisthmusstenose
kAHF:
kritischer angeborener Herzfehler
LV:
linker Ventrikel
LVEDP:
linksventrikulärer enddiastolischer Druck
LVOTO:
linksventrikuläre Ausflusstraktobstruktion
MI:
Mitralinsuffizienz
MK:
Mitralklappe
PA-IVS:
Pulmonalatresie mit intaktem Ventrikelseptum
PDA:
offener Ductus arteriosus
PFO:
offenes Foramen ovale
PHT:
pulmonale Hypertension
PPHN:
persistierende pulmonale Hypertension des Neugeborenen
R/L-Shunt:
Rechts-links-Shunt
RV:
rechter Ventrikel
SpO2
:
pulsoxymetrische Sauerstoffsättigung
SSW:
Schwangerschaftswoche
VSD:
Ventrikelseptumdefekt
Neugeborene mit kritischen angeborenen Herzfehlern können postnatal oligo- oder asymptomatisch sein.
Allgemeine Aspekte
Ein breites Spektrum von Herzkatheterinterventionen hat mittlerweile einen wichtigen Stellenwert in der Behandlung von Neugeborenen mit angeborenen Herzfehlern. Die wachsende Erfahrung der behandelnden Zentren und die Miniaturisierung des Materials haben dazu geführt, dass auch komplexe Eingriffe mit einem vertretbaren Risiko durchgeführt werden können.
Durchführung der Herzkatheterintervention und Gefäßzugänge
Herzkatheterinterventionen können in Analgosedierung mit Lokalanästhesie oder – je nach den institutionellen Erfahrungen – in Allgemeinnarkose durchgeführt werden.
Außer den im Kindesalter meist üblichen inguinalen Gefäßzugängen kommen beim Neugeborenen auch die Nabelgefäße in Betracht; seltene Alternativen sind in Abhängigkeit von der geplanten Intervention die A. axillaris oder die A. carotis.
Eine mittels Seldinger-Technik in das Gefäß eingebrachte Schleuse erlaubt den Wechsel zwischen verschiedenen Kathetern. Beim Neugeborenen können viele Eingriffe über Schleusen durchgeführt werden, deren Innendurchmesser 4 French beträgt ([Abb. 1]). „French“ wird im angloamerikanischen Sprachraum vereinfacht für „Charrière“ verwendet; 3 French entsprechen somit 3 Charrière bzw. 1 mm.
Abb. 1 Über den nach Punktion eines Femoralgefäßes mit einer Venenkanüle vorgeschobenen Führungsdraht wird eine 4-Fr-Schleuse platziert.
Grundsätzliche Optionen von Herzkatheterinterventionen
-
Öffnen (Ballons, Perforation)
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Offen halten (Stents)
-
Schließen (Coils, Occluder, Plugs)
-
Entfernen (Snare-Katheter, Bioptome)
Komplikationen
Genaue Daten für die Komplikationsrate bei Herzkatheterinterventionen in Deutschland sind nicht bekannt – bislang gibt es für die Behandlung von Patienten mit angeborenen Herzfehlern keine gesetzlich verpflichtende Qualitätssicherung. Viele Zentren beteiligen sich jedoch auf freiwilliger Basis am Projekt „Nationale Qualitätssicherung angeborener Herzfehler“, das gemeinsam von den deutschen Fachgesellschaften für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie und für Pädiatrische Kardiologie getragen wird. Die Daten werden jährlich ausgewertet und den jeweiligen Zentren mitgeteilt.
Die Rate an Komplikationen bei Herzkatheterinterventionen im Neugeborenenalter ist zwar höher als bei älteren Kindern [2]
[3]
[4], die prozedurbezogene Mortalität ist aber auch in dieser Altersgruppe sehr gering [5]
[6]
[7].
Zu den häufigsten Komplikationen zählen Herzrhythmusstörungen und Gefäßkomplikationen:
-
Extrasystolen, (supra-)ventrikuläre Tachykardien, Schenkelblockierungen und AV-Blockierungen II° – III° sistieren meist spontan. Selten ist eine medikamentöse oder elektrische Kardioversion, Defibrillation, temporäre Schrittmacherstimulation oder eine kardiopulmonale Reanimation erforderlich. Bei häufigem Wechsel von Kathetern kann es zu einem transfusionsbedürftigen Blutverlust kommen.
-
In mehreren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die Häufigkeit von Gefäßkomplikationen nach Herzkathetereingriffen im 1. Lebensjahr mit alleiniger klinischer Untersuchung deutlich unterschätzt wird. So lassen sich bei Anwendung einer gezielten Ultraschalldiagnostik arterielle Thrombosen in ungefähr 20 – 30 % der Fälle nachweisen [8]
[9]
[10]. Allerdings bilden sich davon bis zu 90 % unter Behandlung mit unfraktioniertem oder niedermolekularem Heparin zurück [11]
[12].
Embolien, Perforationen von Herz und Gefäßen sowie Dislokationen von Implantaten sind seltene, aber potenziell schwerwiegende Komplikationen von Herzkatheterinterventionen.
Ballonatrioseptostomie
Fall 1: d-Transposition der großen Arterien (d-TGA)
Während der Schwangerschaft waren beim Fetus die Diagnose einer d-Transposition der großen Arterien (d-TGA) gestellt und die Entbindung an einem Perinatalzentrum geplant worden. Bei der Spontangeburt war neben dem neonatologischen Team geplant auch eine Kinderkardiologin anwesend. Während eine Neonatologin einen Nabelvenenkatheter legte und mit der Volumensubstitution begann, kümmerte sich ihr Kollege um die Intubation und die maschinelle Beatmung. Nach diesen Maßnahmen stieg die präduktal gemessene pulsoxymetrische Sauerstoffsättigung (SpO2) auf 55 %, die postduktale auf 64 %. Eine Erhöhung des FiO2 von 0,21 auf 0,4 führte nur zu einer geringen Verbesserung.
Die Kinderkardiologin bestätigte echokardiografisch die Diagnose einer d-TGA. Der Ductus arteriosus war offen, das Foramen ovale aber hoch restriktiv, sodass das Team die Indikation zur Ballonatrioseptostomie (BAS) stellte.
Der Neonatologe verabreichte eine Analgosedierung über den inzwischen gelegten periphervenösen Zugang. Unter echokardiografischer Führung durch dessen Kollegin führte die Kinderkardiologin die BAS über die Nabelvene durch. Die präduktale SpO2 stieg auf 76 %, die postduktale auf 84 %. Das Neugeborene wurde auf die neonatologische Intensivstation verlegt, wo es nach 6 Stunden extubiert werden konnte. Eine Dauerinfusion mit Prostaglandin E1 wurde mit 5 ng/kgKG/min fortgeführt.
Der Nahrungsaufbau verlief unkompliziert. Nach der Korrektur-OP am 6. Lebenstag konnte das Kind am 12. postoperativen Tag nach Hause entlassen werden.
Rashkind und Miller beschrieben 1966 die Ballonatrioseptostomie (BAS) bei einem zyanotischen Kind mit d-Transposition der großen Arterien (d-TGA) als erste kinderkardiologische Katheterintervention [13]. Die BAS ist heute eine der häufigsten Katheterinterventionen beim Neugeborenen und wird meist echogestützt (ohne Fluoroskopie) bettseitig auf der Intensivstation durchgeführt, oder wie in Kasuistik 1 geschildert, bereits im neonatologischen Erstversorgungsraum neben dem Kreißsaal.
Die typische Indikation für die BAS ist eine restriktive Vorhofkommunikation bei Neugeborenen mit einer d-TGA oder Herzfehlern mit einer ähnlichen Hämodynamik. Die Diagnose wird echokardiografisch gestellt.
Die im Fallbeispiel 1 beschriebene Situation stellt einen idealen Verlauf dar: Die Diagnose war pränatal bekannt, und ein komplettes Team aus Geburtshilfe, Neonatologie und Kinderkardiologie stand geplant zur Geburt bereit. Ein solches Vorgehen erscheint sinnvoll, da mit den gegenwärtig verfügbaren Methoden pränatal keine sichere Vorhersage über den zu erwartenden Verlauf der postnatalen Anpassung im Allgemeinen sowie die Größe und Funktionalität des offenen Foramen ovale (PFO) im Besonderen getroffen werden kann [14].
Die Vermeidung einer tiefen Hypoxie bei Kindern mit restriktivem PFO rechtfertigt aus klinischer Sicht den erhöhten Organisations- und Personalaufwand. Allerdings ist auch eine nicht gerechtfertigte Zunahme der Behandlungsintensität denkbar, wenn die Indikation zur BAS vor Optimierung der konservativen Therapie gestellt wird. Diese besteht im Wesentlichen aus einer Dauerinfusion mit Prostaglandin E1 sowie einer Volumensubstitution und erlaubt in den meisten Fällen eine semielektive Planung der Intervention.
Beim Neugeborenen bietet sich die Nabelvene als idealer Zugangsweg an. Unter sonografischer Kontrolle wird der Katheter über den Ductus venosus zunächst in den rechten und dann über das PFO weiter in den linken Vorhof geschoben. Anschließend wird der Ballonkatheter gefüllt, mit einem kurzen Ruck über das Vorhofseptum in den rechten Vorhof gezogen und wieder entleert ([Video 1]). Das Interventionsergebnis wird echokardiografisch kontrolliert ([Video 2], [Video 3]). Meist kann ein unmittelbarer Anstieg der SpO2 beobachtet werden.
Video 1 Ballonatrioseptostomie nach Rashkind bei einem Neugeborenen mit d-Transposition der großen Gefäße (echokardiografische Darstellung von subkostal): Der mit physiologischer Kochsalzlösung gefüllte Ballon befindet sich im linken Vorhof. Von dort wird er mit einem kurzen Ruck über das Vorhofseptum in den rechten Vorhof gezogen.
Video 2 Nach Ballonatrioseptostomie: große Vorfhofkommunikation.
Video 3 Nach Ballonatrioseptostomie: große Vorfhofkommunikation (s. [Video 2]) mit farbdopplersonografisch kräftigem, nicht restriktiven Fluss.
Wenn bei älteren Kindern die Nabelvene nicht mehr sondierbar ist oder der Ductus venosus nicht passiert werden kann, wird der Eingriff über einen femoralvenösen Zugang durchgeführt.
Neugeborene mit kritischen angeborenen Herzfehlern sind postnatal von einer plötzlichen Verschlechterung ihres Allgemeinzustandes bis hin zum kardiogenen Schock, Multiorganversagen und Tod bedroht.
d-Transposition der großen Arterien (d-TGA)
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Kategorie:
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Häufigkeit:
-
Anatomie:
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Pathophysiologie:
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einfache d-TGA: Pulmonal- vom Systemkreislauf getrennt (parallel geschaltet)
-
Überleben nur mit Verbindungen zwischen den Kreisläufen (Shunts: PDA, PFO) möglich
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Therapie:
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Prognose:
In den aktuellen Mutterschaftsrichtlinien ist lediglich die Darstellung des Vierkammerblicks gefordert; dieser ist bei d-TGA typischerweise unauffällig.
Ballonvalvuloplastie
Pulmonalklappe
Seit ihrer Einführung Anfang der 1980er-Jahre hat sich die Ballonvalvuloplastie der Pulmonalklappe, unabhängig vom Alter des Patienten, zur Methode der Wahl bei der Behandlung der isolierten Pulmonalklappenstenose entwickelt [15]
[16]. Beim Neugeborenen ist sie vor allem bei der kritischen Pulmonalstenose indiziert (s. Infobox).
Über einen femoralvenösen Zugang werden der rechte Vorhof und der rechte Ventrikel unter fluoroskopischer Kontrolle (Durchleuchtung) sondiert. Die Position der Pulmonalklappe und die Größe des Klappenrings lassen sich gut im seitlichen Strahlengang beurteilen ([Abb.2]).
Abb. 2 Kontrastmitteldarstellung im rechtsventrikulären Ausflusstrakt bei einem Neugeborenen mit kritischer valvulärer Pulmonalstenose (seitlicher Strahlengang). a Die Klappe bildet eine Kuppel mit einer minimalen Öffnung (Pfeil). b Wenn das Kontrastmittel die Pulmonalarterie erreicht hat, sind die Struktur der Klappe und die Größe ihres Rings (Pfeile) besser abgrenzbar.
Über einen in der Peripherie des pulmonalarteriellen Gefäßbettes oder in der (über den Ductus arteriosus erreichbaren) Aorta descendens belassenen Führungsdraht wird ein Ballonkatheter vorgeschoben, sodass die Mitte des Ballons ungefähr auf Höhe des Klappenrings zu liegen kommt. Der Durchmesser des Ballons wird meist etwas größer (um ca. 20 – 30 %) als der des Klappenrings gewählt. Die verfügbaren Niederdruckballons passen durch Schleusen mit einem Durchmesser von 4 bzw. 5 Fr ([Abb. 3]). Ihr Arbeitsdruck liegt in einem Bereich um 3 – 4 atm. Während der Inflation des Ballons kann das Verstreichen einer Kerbe auf Höhe der Stenose fluoroskopisch beobachtet werden ([Video4]).
Abb. 3 Niederdruckballon zur Dilatation von Klappenstenosen. Nominaler Druck 3,5 bar, maximal 4 bar. Radioopaque Marker (Gold) helfen bei der Positionierung.
Video 4 Ballonvalvuloplastie bei einem Neugeborenen mit kritischer Pulmonalstenose (seitlicher Strahlengang): Der Ballon bildet auf Höhe der Stenose eine Kerbe, die mit Erreichen des Arbeitsdruckes verstreicht.
Die kurz- und mittelfristigen Ergebnisse sind sehr gut [17]
[18]
[19]. Langfristig muss auch auf die Entwicklung einer Pulmonalinsuffizienz geachtet werden [20].
Die meisten kritischen angeborenen Herzfehler können bereits mit echokardiografischen Grundkenntnissen nachgewiesen oder zumindest vermutet werden.
Wichtige Ausnahme: Abgrenzung einer totalen Lungenvenenfehlmündung mit Obstruktion von der persistierenden pulmonalen Hypertension des Neugeborenen (PPHN).
Kritische valvuläre Pulmonalstenose
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Kategorie:
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Häufigkeit:
-
Anatomie:
-
Pathophysiologie:
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Druckbelastung und Hypertrophie des RV
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in ausgeprägten Fällen ductusabhängige Lungenperfusion
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hochgradige Trikuspidalinsuffizienz
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Dilatation des rechten Vorhofes
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R/L-Shunt auf Vorhofebene
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systemische Untersättigung
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Differenzialdiagnose:
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Therapie:
-
Prognose:
Aortenklappe
Die Ballonvalvuloplastie ist die an vielen Zentren bevorzugte Alternative zur Behandlung von Patienten mit kritischer Aortenklappenstenose. Dies gilt insbesondere für Neugeborene, deren linksventrikuläre Funktion bei Diagnosestellung bereits so stark beeinträchtigt ist, dass sie eine Herzinsuffizienz aufweisen oder sogar einen kardiogenen Schock erlitten haben; hier ist ein operatives Vorgehen mit Kommissurotomie und Rekonstruktion der Aortenklappe unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine mit einem deutlich erhöhten Risiko verbunden.
Die Entscheidung, ob Neugeborenen mit einer kritischen Aortenklappenstenose primär eine katheterinterventionelle oder eine operative Behandlung angeboten wird, hängt wesentlich von den Behandlungsergebnissen im jeweiligen Zentrum ab [21]
[22].
Vor der Intervention ist eine detaillierte Echokardiografie erforderlich. Eine Kontraindikation zur Ballonvalvuloplastie kann sich aus einer assoziierten Hypoplasie der linken Herzanteile ergeben, die langfristig keine Etablierung einer biventrikulären Zirkulation erlaubt. Bei grenzwertig ausgeprägter Hypoplasie muss das therapeutische Vorgehen in enger Zusammenarbeit mit den Kinderherzchirurgen im Hinblick auf die Alternative einer univentrikulären Palliation erörtert werden.
Zur Planung der Behandlung von Neugeborenen mit kritischen angeborenen Herzfehlern ist eine umfassende, detaillierte Echokardiografie erforderlich.
Für den Eingriff kommen die gleichen Ballonkatheter wie zur Behandlung der Pulmonalklappe zum Einsatz. Der Durchmesser des Ballons wird allerdings etwas kleiner als der des Klappenringes (ca. 90 %) gewählt. Beim retrograden Zugang wird über einen femoralarteriellen Zugang die Aorta ascendens sondiert. Eine Angiografie zeigt die Morphologie der Aortenklappe, die meist eine Kuppel bildet und nur eine kleine Öffnung aufweist ([Abb. 4]). Diese wird mit einem feinen Führungsdraht sondiert, über den ein Katheter in den linken Ventrikel platziert werden kann. Nach Wechsel auf den Ballonkatheter kann die Valvuloplastie durchgeführt werden.
Abb. 4 Aortografie (p. – a. Strahlengang) bei einem jungen Säugling mit kritischer Aortenklappenstenose. Die Aortenklappe bildet eine Kuppel mit einer winzigen zentralen Öffnung (Pfeil), über die (kontrastmittelfreies) Blut aus dem linken Ventrikel in die Aorta kommt. Nebenbefundlich ist eine ausgeprägte Kardiomegalie zu erkennen. Die Ventrikelgröße lässt sich auch aus den gleichzeitig mit angefärbten Koronarien abschätzen. Die Schwangerschaft kam nach assistierter Fertilisierung zustande. Die Feindiagnostik hatte einen unauffälligen Befund ergeben. Bei der U3 war ein Herzgeräusch festgestellt worden. Die Abklärung erfolgte im Alter von 7 Wochen. Nach sofortiger Einweisung ins Herzzentrum erfolgte die Ballonvalvuloplastie kurz nach der stationären Aufnahme. Klinisch hatte das Kind eine schwere Herzinsuffizienz. Der Eingriff führte zu einer klinischen Stabilisierung mit Normalisierung der Herzfunktion des inzwischen 4 Jahre alten Kindes.
Ein Vorteil des retrograden Zuganges liegt in der raschen Durchführbarkeit. Wesentlicher Nachteil ist die Notwendigkeit der Punktion der Femoralarterie, die mit dem Risiko einer postinterventionellen Perfusionsstörung verbunden ist.
Alternativ ist ein antegrades Vorgehen über einen femoralvenösen Zugang möglich. Die Sondierung des linken Ventrikels ist bei offenem Foramen ovale in der Regel unproblematisch. Zur Passage der Aortenklappe mit dem Draht und v. a. dem Ballonkatheter ist jedoch – in Abhängigkeit von der Geometrie des linken Ventrikels – eine Richtungsänderung von fast 360° nötig. Während der dafür erforderlichen Manipulationen besteht ein erhöhtes Risiko für eine zusätzliche hämodynamische Beeinträchtigung, z. B. durch Herzrhythmusstörungen oder Verschlechterung einer Mitralinsuffizienz. Grundsätzlich sind in geübten Händen beide Zugangswege möglich und führen zu vergleichbaren Ergebnissen [23].
Ziel der Behandlung ist eine möglichst weitgehende Reduktion der Stenose ohne Ausbildung einer höhergradigen Insuffizienz, sodass sich die Herzfunktion erholen kann und – gegebenenfalls mit moderaten Restbefunden – längerfristig stabil bleibt. Inwieweit dies erreicht werden kann, hängt wesentlich von den oben beschriebenen anatomischen und funktionellen präinterventionellen Befunden ab.
Mittel- und langfristig sind mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit weitere Eingriffe erforderlich. Die Vergleichbarkeit der Literatur zu dieser Frage ist u. a. durch Unterschiede in der Patientenauswahl, der Indikationsstellung und der Behandlungstechnik erschwert. In einer in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführten multizentrischen retrospektiven Studie lag der Anteil von Patienten, die nach neonataler Ballonvalvuloplastie der Aortenklappe eine operative Behandlung benötigten, nach 5 und 10 Jahren bei 30 % bzw. 50 % [24].
Hochgradige Stenosen von Pulmonal- und Aortenklappe können pränatal bei ausschließlicher Darstellung des Vierkammerblickes zumindest an indirekten Zeichen (z. B. Ventrikelhypertrophie, AV-Klappeninsuffizienz) vermutet werden.
Kritische valvuläre Aortenstenose
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Kategorie:
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Häufigkeit:
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Anatomie:
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Pathophysiologie:
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eingeschränkte, manchmal PDA-abhängige Systemperfusion
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Druckbelastung des LV bis zum LV-Versagen
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beeinträchtigte Koronarperfusion durch reduzierten Systemdruck bei gleichzeitig erhöhtem LVEDP, MI
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postkapilläre PHT möglich
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Differenzialdiagnose:
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assoziierte Fehlbildungen: Hypoplasie linker Herzanteile (Aortenklappenring, LV, MK, LVOTO, ISTA)
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Therapie:
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Prognose:
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abhängig vom Ausmaß der vor Behandlungsbeginn eingetretenen Schädigung
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nach Normalisierung der LV-Funktion sehr gut bezüglich Lebenserwartung
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weitere Eingriffe mit hoher Wahrscheinlichkeit erforderlich
Ein Herzgeräusch beim Neugeborenen bedarf einer sofortigen Abklärung (s. a. Infobox „Hintergrundwissen“).
Anmerkung
Nach den aktuellen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie bedarf ein Herzgeräusch beim Neugeborenen einer sofortigen Abklärung. Auch wenn dies im Text nicht explizit erwähnt ist, dürften damit v. a. Geräusche gemeint sein, die sich anhand des Untersuchungsbefundes und des – kurzfristig kontrollierten – klinischen Verlaufs nicht eindeutig als funktionell einordnen lassen. Die Planung der Abklärung eines bei Entlassung aus der Geburtsklinik persistierenden Herzgeräusches zur U3 kann für ein Neugeborenes mit kAHF allerdings deutlich zu spät und mit schwerwiegenden Folgen verbunden sein (s. klinisches Beispiel in [Abb. 4]).
Radiofrequenzperforation der Pulmonalklappe
Radiofrequenzperforation der Pulmonalklappe
Die Pulmonalatresie mit intaktem Ventrikelseptum (PA-IVS) zählt zu den kritischen angeborenen Herzfehlern mit ductusabhängigem Lungenkreislauf. Das anatomische Spektrum der Erkrankung ist ausgesprochen vielfältig (s. Infobox).
Bei ausgewählten Neugeborenen mit isolierter membranöser Atresie hat sich die Radiofrequenzperforation mit nachfolgender Ballonvalvuloplastie als Alternative zum chirurgischen Vorgehen etabliert. Je geringer die Hypoplasie des rechten Ventrikels und der Trikuspidalklappe ausgeprägt sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, langfristig eine biventrikuläre Zirkulation etablieren zu können. Weitere Voraussetzungen sind u. a. gut entwickelte zentrale Pulmonalarterien und das Fehlen einer Koronaranomalie, bei der die Reduktion des rechtsventrikulären Druckes die Koronarperfusion gefährdet (s. Infobox). Über die Indikation zur Intervention kann daher erst nach einer detaillierten Echokardiografie entschieden werden.
Über einen femoralvenösen Zugang wird, ähnlich dem Vorgehen bei kritischer Pulmonalstenose, der rechte Ventrikel sondiert. Allerdings können ein kleines rechtsventrikuläres Volumen und eine ausgeprägte Hypertrophie die Sondierung erschweren. Größe, Struktur und Funktion des rechten Ventrikels und der Trikuspidalklappe, v. a. aber des rechtsventrikulären Ausflusstraktes, werden angiografisch beurteilt ([Abb. 5]).
Abb. 5 Kontrastmitteldarstellung des rechtsventrikulären Ausflusstraktes bei einem Neugeborenen mit Pulmonalatresie und intaktem Ventrikelseptum (seitlicher Strahlengang): Das Kontrastmittel verlässt den Ventrikel nicht: Die Pulmonalklappe ist atretisch.
Über einen endoffenen Katheter wird ein Radiofrequenzdraht idealerweise in der Mitte der atretischen Klappe platziert. Nach Erreichen der Zielposition wird er unter gleichzeitiger Energieabgabe (5 – 10 W für ca. 2 s) über die Klappe bewegt ([Video 5]). Ein besonderes Risiko des Eingriffes stellt die Perforation des rechtsventrikulären Ausflusstraktes mit Ausbildung eines Hämatoperikards bis hin zur Perikardtamponade oder eines Hämatothorax dar. Eine genaue Kontrolle der Draht- und Katheterposition ist daher unverzichtbar. Ein Ultraschallgerät sollte bereitstehen, um einen Erguss ausschließen und ggf. eine Punktion oder Drainage unterstützen zu können.
Video 5 Radiofrequenzperforation der Pulmonalklappe bei einem Neugeborenen mit Pulmonalatresie mit intaktem Ventrikelseptum (seitlicher Strahlengang): Ein endoffener Katheter liegt unmittelbar vor der Klappe. Unter Abgabe von mittels Radiofrequenz an der Spitze des Drahtes erzeugter Wärme wird die Klappe perforiert, sodass der Draht vorgeschoben werden kann.
Nach erfolgreicher Perforation der Klappe erfolgt eine sequenzielle Ballondilatation der Pulmonalklappe. Anschließend wird das Interventionsergebnis angiografisch kontrolliert ([Video 6]).
Video 6 Angiografie nach Radiofrequenz-Perforation der atretischen Pulmonalklappe mit Anfärbung der Pulmonalarterie und des rechten Ventrikels. Über eine noch bestehende Trikuspidalinsuffizienz fließt auch Kontrastmittel in den rechten Vorhof zurück.
Meist muss postinterventionell der Ductus arteriosus (PDA) weiter offen gehalten werden, um im Verlauf zu beurteilen, ob sich ein ausreichender antegrader Fluss über den rechtsventrikulären Ausflusstrakt entwickelt. Dies hängt nicht nur von dessen Größe und dem Erfolg der Klappeneröffnung ab, sondern auch vom Volumen, der Hypertrophie und der Compliance des rechten Ventrikels, außerdem von Größe und Funktion der Trikuspidalklappe. Die Entwicklung dieser Prozesse kann durchaus mehrere Wochen oder auch länger dauern, sodass, in Abhängigkeit von der Befundentwicklung, eine erneute Ballonvalvuloplastie und oder eine Stentimplantation im PDA erforderlich werden können. Ob die Versorgung des PDA mit einem Stent gleich beim ersten Eingriff erfolgen sollte, ist noch umstritten [25]
[26].
Pulmonalatresie mit intaktem Ventrikelseptum
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Kategorie:
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Häufigkeit:
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Anatomie: breites Spektrum der Ausprägung, u. a. sind möglich:
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rein membranöse versus zusätzliche langstreckige infundibuläre Atresie
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unterschiedlich ausgeprägte Hypoplasie des RV
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Verbindungen (Sinusoide, Fisteln) zwischen RV und Koronarien
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Hypoplasie, Stenose und/oder Insuffizienz der Trikuspidalklappe
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Pathophysiologie:
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immer: PDA-abhängige Lungenperfusion, meist suprasystemischer Druck im rechten Ventrikel, R/L-Shunt auf Vorhofebene, Zyanose
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möglich: beeinträchtigte Koronarperfusion
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Therapie, Optionen stark abhängig von anatomischer Ausprägung:
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bei isolierter membranöser Pulmonalatresie und gut entwickelten rechten Herzanteilen biventrikuläre Korrektur möglich:
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katheterinterventionell: Radiofrequenzperforation der Pulmonalklappe und sequenzielle Ballondilatation, langfristig ASD-Verschluss, Pulmonalklappenersatz
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operativ: Anlage eines modifizierten Blalock-Taussig-Shunts, Eröffnung/Erweiterung des rechtsventrikulären Ausflusstraktes, langfristig: ASD-Verschluss, Pulmonalklappenersatz
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bei hypoplastischen rechten Herzanteilen: univentrikuläre Palliation
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bei Zwischenformen: ggf. Versuch einer Rekrutierung des RV für eine biventrikuläre Zirkulation und bei Bedarf späterer Wechsel auf Einkammer- oder 1,5-Kammer-Zirkulation
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Prognose: variabel:
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sehr gut bei isolierter PA-IVS mit biventrikulärer Funktion
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in manchen Fällen entscheidet sich erst nach längerer Zeit, ob eine biventrikuläre Zirkulation möglich ist
Stentimplantation – Ductus arteriosus
Stentimplantation – Ductus arteriosus
Ductusabhängige Lungenperfusion
Als chirurgisches Standardverfahren zur Sicherung der pulmonalen Perfusion bei Vitien mit ductusabhängiger Lungendurchblutung hat sich der modifizierte Blalock-Taussig-Shunt etabliert und über viele Jahrzehnte bewährt. Dabei wird eine Goretex-Prothese zwischen dem arteriellen und dem pulmonalen Gefäßsystem implantiert: meist zwischen Truncus brachiocephalicus und dem ipsilateralen Ast der Pulmonalarterie.
Mit der Verfügbarkeit von kleinen, flexiblen Stents, die meist für die Behandlung von Koronargefäßen entwickelt wurden, besteht die Alternative, den Ductus arteriosus durch Implantation eines oder mehrerer Stents bis zum später erforderlichen operativen Eingriff offen zu halten.
Die zugrundeliegende Anatomie wird echokardiografisch untersucht und entscheidet über den optimalen Gefäßzugang: Bei Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt kann eine antegrade Sondierung über einen venösen Zugang, die rechten Herzanteile, den Ventrikelseptumdefekt und die Aorta sinnvoll sein. Ansonsten wird der Ductus arteriosus retrograd über einen arteriellen Zugang erreicht. Nach angiografischer Darstellung und Platzierung eines Führungsdrahtes in einem der Pulmonalarterienäste wird der auf einem Ballonkatheter vormontierte Stent in den Ductus geschoben. Die Implantation erfolgt durch Inflation des Ballons, der anschließend vorsichtig entfernt wird. Die korrekte Stentposition wird angiografisch und ggf. auch echokardiografisch dokumentiert ([Abb. 6]).
Abb. 6 Stentimplantation als Alternative zu einem chirurgisch angelegten Shunt bei einem Neugeborenen mit hypoplastischem Rechtsherzsyndrom (p. – a. Strahlengang). a Der PDA weist unmittelbar vor der Mündung in die Pulmonalarterie eine Enge auf (Pfeil). b Regelrechte Position und Funktion des Stents im PDA.
Die Entscheidung darüber, ob ein katheterinterventionelles oder ein chirurgisches Vorgehen gewählt wird, sollte im Behandlungsteam gemeinsam mit Vertretern beider Disziplinen getroffen werden. Dabei müssen die zugrunde liegende Anatomie, die Erfahrungen und Behandlungsergebnisse mit der jeweiligen Methode in der Institution und weitere Faktoren wie Alter und Gewicht des Patienten sowie ggf. assoziierte Erkrankungen Berücksichtigung finden.
Inzwischen konnte auch in einer größeren Studie belegt werden, dass die Stentimplantation in den Ductus arteriosus eine sinnvolle Alternative zur chirurgischen Anlage eines modifizierten Blalock-Taussig-Shunts sein kann [28].
Hybridpalliation bei hypoplastischem Linksherzsyndrom – „Gießen-Prozedur“
Trotz erheblicher Fortschritte ist die Behandlung von Patienten mit hypoplastischem Linksherzsyndrom mit einer bedeutsamen Mortalität und vor allem einer ausgeprägten Morbidität verbunden (s. Infobox).
Als Alternative zum ersten operativen Schritt, der univentrikulären Palliation nach Norwood, wurde ein Hybridverfahren entwickelt: Neben chirurgischer Anlage einer Bändelung beider Pulmonalarterienäste erfolgt eine Stentimplantation in den Ductus arteriosus. In Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Anatomie ist zusätzlich eine Vergrößerung der Vorhofkommunikation und/oder eine Stentimplantation im Aortenisthmus erforderlich [29].
Als Hauptvorteil dieses Vorgehens wird die Vermeidung einer großen Herz-Lungen-Maschinen-Operation in der frühen Neonatalzeit angesehen; die erforderliche Rekonstruktion des Aortenbogens erfolgt erst nach einigen Monaten gemeinsam mit der oberen kavopulmonalen Anastomose [30].
Ein Nachteil des Verfahrens besteht in der aus der bilateralen Bändelung resultierenden Beeinträchtigung des Wachstums der Pulmonalarterien, deren adäquate Größe und Funktion wichtige Voraussetzung für die spätere univentrikuläre Palliation sind [31]
[32]. In vielen Zentren wird die Hybridpalliation daher nur bei Patienten eingesetzt, bei denen das Risiko für eine klassische Norwood-1-Operation als zu hoch eingeschätzt wird [33]
[34].
Hypoplastisches Linksherzsyndrom
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Kategorie:
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Häufigkeit:
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Anatomie:
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Hypoplasie der linken Herzanteile (MK, LV, AK, Aorta ascendens, Aortenbogen)
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ISTA
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Sonderfall: restriktives/verschlossenes Vorhofseptum (s. Text)
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Pathophysiologie:
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PDA-abhängige Systemperfusion
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RV als Systemventrikel
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retrograde Perfusion der Aorta ascendens
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kritische Balance zwischen systemischer und pulmonaler Perfusion: bei sinkendem pulmonalem Widerstand pulmonale Überflutung, schwere Herzinsuffizienz, Koronarischämie
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Therapie, Optionen:
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univentrikuläre Palliation nach Norwood in 3 operativen Schritten zur vollständigen Kreislauftrennung
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Hybridpalliation (s. Text)
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Verzicht auf lebensverlängernde Maßnahmen, „comfort care“
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Herztransplantation (aufgrund des Mangels an Spenderorganen nicht realistisch)
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Prognose:
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bei 1) Erreichen des Erwachsenenalters in ca. 70 % der Fälle [35], an einzelnen Zentren z. T. höher
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bei restriktivem/verschlossenem Vorhofseptum deutlich schlechter
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erhebliche Morbidität
Neugeborene mit hypoplastischem Linksherzsyndrom und hochgradig restriktivem oder verschlossenem Vorhofseptum sind unmittelbar nach Geburt akut bedroht.
Dekompression des linken Vorhofes bei Patienten mit hypoplastischem Linksherzsyndrom mit restriktivem/intaktem Vorhofseptum
Dekompression des linken Vorhofes bei Patienten mit hypoplastischem Linksherzsyndrom mit restriktivem/intaktem Vorhofseptum
Unbehandelt versterben Neugeborene mit hypoplastischem Linksherzsyndrom meist in den ersten Lebenstagen. Wenn zusätzlich das Vorhofseptum hochgradig restriktiv oder sogar verschlossen ist, sind die Kinder bereits unmittelbar nach Geburt akut gefährdet: Das Blut staut sich vom linken Vorhof in die Lunge, deren Perfusion hochgradig eingeschränkt ist, was zu einer akuten refraktären Hypoxie führt, die nur durch Schaffung einer ausreichenden Vorhofkommunikation behoben werden kann.
Wenn die Diagnose pränatal bekannt ist, kann nach ausführlicher Beratung die Entbindung an einem Zentrum in Kooperation von Geburtshilfe, Anästhesie, Neonatologie, Kinderkardiologie und -chirurgie geplant werden. Nach Geburt, Erstversorgung und Bestätigung der Diagnose muss möglichst schnell eine ausreichend große Vorhofkommunikation geschaffen werden, um eine Stabilisierung zu ermöglichen.
Eine chirurgische Septektomie ist mit sehr hohem Risiko verbunden. Daher kommen bevorzugt katherinterventionelle Techniken zum Einsatz. Die Perforation des Vorhofseptums ist mit einer transseptalen Punktionsnadel oder einem RF-Draht möglich. Zur Vergrößerung des Defektes kommen Ballonkatheter in Betracht. Mit Implantation eines Stents lässt sich die Öffnung auf einen definierten Durchmesser anhaltend vergrößern [36]
[37] ([Abb. 7]). Oft ist die Prozedur durch die hämodynamische Instabilität und die geringe Körpergröße der Patienten sowie durch die besonderen anatomischen Verhältnisse (verdicktes Vorhofseptum, kleiner linker Vorhof) erschwert [22].
Abb. 7 Frühgeborenes mit hypoplastischem Linksherzsyndrom und pränatal bekanntem hoch restriktivem Foramen ovale. Die Entbindung erfolgte geplant im Herzzentrum. a Apikaler Vierkammerblick: Der linke Ventrikel ist hypoplastisch, der rechte spitzenbildend. Während die Trikuspidalklappe geöffnet ist, bleibt die Mitralklappe geschlossen. Im Bereich des Vorhofseptums ist farbdopplersongrafisch eine winzige Öffnung zu erahnen (Pfeil). b Nach Erstversorgung, Bestätigung der Diagnose und sofortiger Verlegung ins Herzkatheterlabor wurde nach transseptaler Punktion und Ballondilatation ein Stent in das Vorhofseptum implantiert. Die Echokardiografie zeigt eine regelrechte Stentposition mit farbdopplersongrafisch kräftigem, nicht restriktiven Fluss.
Auch nach erfolgreicher Intervention bleibt die Prognose dieser Patienten schlechter, da die Anomalie des Vorhofseptums häufig bereits intrauterin teilweise irreversible Umbauvorgänge im Bereich der Lungengefäße verursacht hat, die langfristig die Funktion einer univentrikulären Palliation beeinträchtigen können [38]. Die bisherigen Ergebnisse von Versuchen, diese Prozesse bereits beim Fetus mit einer transuterinen Stentimplantation in das Vorhofseptum aufzuhalten, rechtfertigen noch keine Anwendung in der klinischen Routine [39]
[40].
In Anbetracht der Schwere der Erkrankung kann es gegenwärtig als gerechtfertigt erscheinen, mit Familien, die sich gegen eine Unterbrechung der Schwangerschaft entschieden haben, aber auch zurückhaltend gegenüber einer aggressiven Maximaltherapie sind, eine begleitende Pflege unter Verzicht auf lebensverlängernde Maßnahmen nach der Geburt („compassionate care“) zu diskutieren.
Weitere Katheterinterventionen
Weitere Katheterinterventionen
Aortenisthmusstenose
Die Aortenisthmusstenose (ISTA) kann sowohl isoliert als auch in Kombination mit anderen Herzfehlern auftreten. Auch nach genauer pränataler Diagnosestellung ist postnatal eine Wiederholung der Echokardiografie zur Planung der Behandlung erforderlich. Die Standardtherapie der kritischen Aortenisthmusstenose ist die Operation.
Die in den U-Untersuchungen geforderte, wiederholte vergleichende Pulspalpation an oberen und unteren Extremitäten leistet einen wichtigen Beitrag zur Diagnostik der Aortenisthmusstenose.
Bei Neugeborenen, die aufgrund einer späten Diagnose bereits ein Herz-Kreislauf-Versagen oder einen kardiogenen Schock mit Multiorganversagen entwickelt haben, kann eine Ballondilatation des Aortenisthmus aber zur präoperativen Stabilisierung des Kindes beitragen. Bei hohem OP-Risiko ist auch eine Stentimplantation im Bereich des Aortenisthmus möglich, aber mit der Notwendigkeit wachstumsbedingter Folgeeingriffe verbunden.
Verschluss des Ductus arteriosus
Der katheterinterventionelle Verschluss ist die Methode der Wahl beim behandlungsbedürftigen Ductus arteriosus jenseits der Früh- und Neugeborenenperiode.
Grundsätzlich ist ein katheterinterventioneller Verschluss auch bei Neu- und sehr kleinen Frühgeborenen möglich [41]
[42]. In Anbetracht der fortbestehenden Unklarheiten bezüglich des optimalen Vorgehens beim Ductus arteriosus des Frühgeborenen sollte die Indikation zum katheterinterventionellen Verschluss in dieser Altersgruppe vorerst nur in Einzelfällen nach sorgfältiger Abwägung des Risiko-Nutzen-Verhältnisses gestellt werden.
Verschluss vaskulärer Anomalien
In seltenen Fällen können gefäßreiche Tumoren bereits im Neugeborenenalter zu einer schweren Herzinsuffizienz führen. Eine katheterinterventionelle Embolisation der Gefäße ist mit verschiedenen Implantaten möglich ([Abb. 8]). Auch bei arteriellen Gefäßen, die einen Lungensequester (z. B. beim Scimitar-Syndrom) versorgen, oder bei aortopulmonalen Kollateralen, die mit verschiedenen Herzfehlern auftreten, kann ein katheterinterventioneller Verschluss in der Neugeborenenzeit indiziert sein.
Abb. 8 Neugeborenes mit riesigem Lebertumor (V. a. Hämangioendotheliom), Kasabach-Meritt-Syndrom, schwerer kardiorespiratorischer Insuffizienz und beginnendem Multiorganversagen. a Eine Angiografie in der Aorta abdominalis (p. – a. Strahlengang) lässt das Ausmaß der Gefäßversorgung des Tumors erkennen. b Nach Embolisation (insgesamt 28 Coils) von 4 der größeren Tumorgefäße deutliche Besserung. Postinterventionell kam es zu einer raschen Stabilisierung. Nach Rückverlegung in die Neonatologie konnte das Kind am 3. postinterventionellen Tag extubiert werden.
Postoperative Katheterinterventionen
In vielen Fällen können Katheterinterventionen dazu beitragen, das Ergebnis nach einer Herzoperation zu verbessern oder zu erhalten. So können Stenosen von Gefäßen oder chirurgisch angelegten Shunts mittels Ballondilatation und/oder Stentimplantation behandelt werden.
Herzkatheterinterventionen können bei herzoperierten Kindern dazu beitragen, Re-Operationen zu vermeiden.
Bergung von Fremdkörpern
Nicht nur dislozierte Implantate, sondern z. B. auch abgerissene Teile von zentralvenösen Kathetern können katheterinterventionell geborgen werden.
Rhythmologische Katheterinterventionen
Über eine transvenöse Sonde kann der rechte Ventrikel bei symptomatischem AV-Block III° temporär stimuliert werden. Typische rhythmologische Interventionen wie Radiofrequenz- oder Kryoablationen spielen im Neugeborenenalter keine Rolle.
Herzkatheterinterventionen beim Frühgeborenen
Herzkatheterinterventionen beim Frühgeborenen
Herzkatheterinterventionen sind auch bei Kindern mit niedrigem, sehr niedrigem und sogar extrem niedrigem Geburtsgewicht möglich [5]
[6]
[7]
[41]
[42]. Allerdings ist das periinterventionelle Risiko bei Kindern in dieser Alters- und Gewichtsklasse erhöht. Die Indikation sollte daher im Einzelfall in enger Abstimmung zwischen dem neonatologischen, dem kinderkardiologischen und dem kardiochirurgischen Team gestellt werden.
Frühgeborene mit angeborenen Herzfehlern profitieren besonders von einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Neonatologie, Kinderkardiologie und -herzchirurgie.
Fall 2: Frühgeborenes mit Fallot-Tetralogie
Während der Schwangerschaft war bei einem Zwilling eine Fallot-Tetralogie diagnostiziert und die Entbindung im Perinatalzentrum mit Kinderkardiologie/-herzchirurgie geplant worden. Nach vorzeitigem Blasensprung erfolgte die Geburt jedoch mit einem Gestationsalter von 29 + 2/7 SSW im heimatnahen Perinatalzentrum.
Beim ersten Zwilling (GG 1120 g) wurde die Diagnose der Fallot-Tetralogie bestätigt. Nach der Erstversorgung mit Behandlung eines Atemnotsyndroms und nach Absinken des pulmonalen Widerstandes bestand eine pulmonale Überflutung mit hohen Sauerstoffsättigungen. Der Ductus arteriosus verschloss sich spontan. Das Kind war ohne Atemhilfe stabil, entwickelte aber in der 4. Lebenswoche eine zunehmende infundibuläre Pulmonalstenose mit Zyanose. Nach Verlegung ins Herzzentrum wurde – bei einem Gewicht von 1640 g – die Indikation zur Stentimplantation im Bereich des rechtsventrikulären Ausflusstraktes gestellt. Der Eingriff verlief ohne Komplikationen und führte zu einem Anstieg der Sauerstoffsättigung; das Kind konnte am 1. postinterventionellen Tag in die heimatnahe Betreuung zurückverlegt werden.
In der 9. Lebenswoche hatte sich bei einem Gewicht von 2310 g eine symptomatische muskuläre Enge unterhalb des Stents entwickelt, die durch Implantation eines zweiten Stents beseitigt werden konnte. Die Stents wurden im Alter von 7 Monaten nachdilatiert. Die Korrektur-OP – mit komplikationsloser Entfernung der Stents – erfolgte elektiv im Alter von 8 Monaten und bei einem Gewicht von 6100 g.
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Herzkatheterinterventionen haben einen festen Stellenwert in der Behandlung von Neugeborenen mit kritischen angeborenen Herzfehlern.
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Die Ballonvalvuloplastie der Pulmonalklappe stellt eine eigenständige Behandlung dar.
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Häufig sind Herzkatheterinterventionen beim Neugeborenen Teil eines Behandlungskonzeptes, bei dem operative Techniken zentral eingesetzt werden.
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Mit Hilfe von Herzkatheterinterventionen kann häufig der präoperative Zustand stabilisiert oder das OP-Ergebnis erhalten bzw. verbessert werden.
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In Zentren mit entsprechender Erfahrung können auch Eingriffe bei Neu- und sogar bei Frühgeborenen sicher und mit geringem Risiko durchgeführt werden.
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Vor allem nach Verwendung arterieller Zugänge im Neugeborenenalter müssen postinterventionell Gefäßverschlüsse sonografisch ausgeschlossen werden.