Colangeli R.
et al.
Bacterial Factors That Predict Relapse after Tuberculosis Therapy.
N Engl J Med 2018;
379: 823-833
Die Untersuchung führten die Teams der beiden Studien DMID 01-009 und Tuberculosis
Trials Consortium Study 22 durch. Die Daten von 1004 Patienten aus der Tuberculosis
Trials Consortium Study 22 dienten als Entwicklungskohorte. An ihr wurden Isolate
von später geheilten Patienten und solchen mit Rezidiv untersucht, um die prätherapeutischen
MIC-Werte von Isoniazid und Rifampin unterhalb der Standardresistenzschwelle (0,1 μg/ml
bei Isoniazid und 1,0 μg/ml bei Rifampin) zu bestimmen. Unter Zuhilfenahme von klinischen,
radiologischen und Laborparametern wurde dann ein prädiktives Modell für die Rezidivwahrscheinlichkeit
entwickelt, das anhand der Daten aus der DMID 01-009 Studie validiert wurde.
Ergebnisse
In der Entwicklungskohorte lag die mittlere MIC unter der Isoniazid-Resistenzschwelle
in der Gruppe von Patienten mit Rezidiv bei 0,0334 (± 0,0085) μg/ml, in der Gruppe
mit geheilten Patienten bei 0,0286 (± 0,0092) μg/ml. Damit lag die MIC in der Rezidivgruppe
um den Faktor 1,17 höher (p = 0,02). Die entsprechenden MIC-Werte für Rifampin lagen
bei 0,0695 (± 0,0276) und 0,0453 (± 0,0223) μg/ml, was einer um den Faktor 1,3 höheren
MIC bei späterem Rezidiv entspricht (p < 0,001). Eine multivariable Analyse, die auch
andere Unterschiede in den Gruppen berücksichtigte, bestätigte die Assoziation von
höheren MIC-Werten und späterem Rezidiv. Eine Analyse der Grenzwertoptimierungskurve
der Rezidive basierend auf diesen MIC-Werten ergab eine Fläche unter der Kurve (Area
under the curve; AUC) von 0,779. Wurden weitere Einflussfaktoren einbezogen, ergab
sich in der Entwicklungskohorte eine AUC von 0,875. In der Validierungskohorte lag
die AUC auf Basis der MIC vor Therapie alleine bei 0,929, im multivariablen Modell
bei 0,929. Die Sensitivität des Modells erreichte in der Validierung eine 75 %ige
Sensitivität und eine 76,5 %ige Spezifität in der Entwicklungskohorte und eine Sensitivität
von 70,0 % und eine Spezifität von 100 % in der Validierungskohorte.
Der Unterschied zwischen den MIC-Werten von Isoniazid und Rifampin von Mycobacterium-tuberculosis-Isolaten
vor Therapiebeginn und den Standardresistenzschwellen der beiden Therapeutika hat
einen Einfluss auf das Behandlungsergebnis, schlussfolgern die Autoren. Sie betonen
aber auch, dass diese Befunde noch in größeren prospektiven Kohorten bestätigt werden
müssen, bei denen bereits vor Behandlungsbeginn die MIC der Isolate bestimmt werden
und nicht retrospektiv.
Friederike Klein, München