Öle in der Säuglingspflege
Öle sind aus der Pflege von Neugeborenen und Säuglingen nicht wegzudenken. Doch welche
sind besonders zu empfehlen – pflanzliche Öle oder Paraffinöle? Diese Frage wird schon
lange kontrovers diskutiert. Nachfolgend seien die wichtigsten Fakten zu Eigenschaften
und Wirkungen verschiedener Ölvarianten zusammengefasst. Grundsätzlich können weder
für die eine noch die andere Variante pauschale Aussagen getroffen werden. Spezifische
Eigenschaften, Herstellungsverfahren und Qualitäten spielen eine entscheidende Rolle.
Wie Öle auf die Hautschutzbarriere wirken
Geeignete Pflegeöle können positive Wirkungen auf die Funktion der Hautschutzbarriere
entfalten. Denn sie helfen, einen erhöhten transepidermalen Wasserverlust (TEWL) zu
vermeiden und die Feuchtigkeit in den obersten Hautschichten zu halten.
Babypflegeöle unterstützen die noch nicht voll ausgebildete Barrierefunktion der Säuglingshaut.
Die Feuchtigkeit der Haut wird bewahrt, ohne ihre Atmung zu blockieren. Dieser sogenannte
teilokklusive Effekt ist bei Pflanzen- und Paraffinölen vergleichbar. Beide dringen
gleich tief in das Stratum corneum, die aus Korneozyten bestehende äußerste Schicht
der Epidermis (Oberhaut) ein. Die Annahme, dass Paraffinöle zu einem vollständigen
Abschluss der Haut führen, ist heute wissenschaftlich widerlegt.
Unterschiede in der Wirkung auf die Hautschutzbarriere bestehen in folgenden Punkten:
Pflanzenöle
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werden größtenteils in der Haut enzymatisch in ihre Bestandteile aufgespalten und
in die Hautstruktur eingebaut. Dadurch ziehen sie besser in die Haut ein.
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enthalten zusätzliche Wirkstoffe, die positiv auf die Haut wirken können, z. B. entzündungshemmende
Linolensäure oder als Radikalfänger wirkendes Vitamin E.
Paraffinöle
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werden nicht wie Pflanzenöle aufgespalten und interagieren nicht mit dem Stoffwechsel
der Haut. Dadurch hält der schützende, d. h. wasserhaltende Effekt länger an.
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enthalten in ihrer reinen Form keine zusätzlichen Inhaltsstoffe. Aufgrund dieser Neutralität
sind sie besonders für die Pflege von zu Allergien neigender Haut geeignet.
Qualität und Sicherheit von Pflanzen- und Paraffinölen
Wie beurteilen nun Wissenschaftler die Eignung unterschiedlicher Ölsorten für die
Säuglingspflege? Die wichtigste Erkenntnis: Qualität und Sicherheit hängen wesentlich
vom Herstellungsverfahren und den spezifischen Eigenschaften des Öls ab.
Grundlage aller Pflanzenöle sind pflanzliche Fettsäuren, die denen der Haut ähneln.
Paraffinöle basieren ursprünglich auf Pflanzen und Mikroorganismen, die sich zu Erdöl
umgewandelt haben. Daraus ergeben sich Unterschiede in Zusammensetzung, Verarbeitung
und Wirkung [Tab. 1].
Tab. 1
Eigenschaften von Pflanzenölen und Paraffinölen
Pflanzenöle
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Paraffinöle
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Ursprung:
pflanzliche Bestandteile
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Ursprung:
Pflanzen und Organismen, die auf natürliche Art zu Erdöl umgewandelt wurden.
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Herstellungsverfahren:
meist (Kalt-)Pressung, Extraktion mit Lösungsmitteln oder Raffination
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Herstellungsverfahren:
meist Destillation oder Raffination
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Qualität:
schwankend je nach Herkunftsort, Klima, Erntezeitpunkt und Herstellungsverfahren
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Qualität:
gleichbleibend, unterliegen keinen natürlichen
Schwankungen
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Reinheit und Sicherheit:
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bei Kaltpressung: höherer Gehalt an wertvollen Begleitstoffen wie Vitamin E, können
aber auch Pestizidspuren oder Geruchsstoffe enthalten
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bei Raffination: weniger naturbelassen, dafür reiner bei hohem Gehalt an Ölsäure,
z. B. in Olivenöl: können schon in geringen Mengen die Hautbarriere angreifen
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Reinheit und Sicherheit:
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frei von allergenem Potenzial
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Weißöle (Paraffinum Liquidum) sind hoch gereinigt, farb- und geruchslos
-
gehören zu den sichersten Stoffen in der Kosmetik
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enthalten keine Ölsäure und greifen somit die Hautbarriere nicht an
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Haltbarkeit:
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steigt, je weniger ungesättigte Fettsäuren enthalten sind
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„Ranzigwerden“ kann durch stabilisierende oder antioxidative Zusatzstoffe wie Vitamin
E verzögert werden
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Haltbarkeit:
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sehr lang
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hohe Stabilität gegenüber Luftsauerstoff, Wasser oder Mikroorganismen
-
keine Konservierungsstoffe notwendig
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Eignung für die Säuglingspflege:
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Eignung für die Säuglingspflege:
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Anwendung von Ölen in der Säuglingspflege
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Pflegeöle grundsätzlich für die Pflege
von Säuglingshaut geeignet sind. Doch wann ist welches Öl die beste Wahl? Hier einige
praktische Empfehlungen für die wichtigsten Anwendungsbereiche.
Trockene Haut
Pflanzen- und Paraffinöle erhöhen die Wasserspeicherung in den oberen Hautschichten
und senken den transepidermalen Wasserverlust. Gleichzeitig schützen Öle die Säuglingshaut
vor äußeren Einflüssen und unterstützen ihre Regeneration. Sie stärken somit die Hautschutzbarriere.
Differenzierung und Empfehlungen: Bei Paraffinölen hält der Schutzeffekt länger an. Unter den Pflanzenölen sind solche
mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren zu empfehlen: Linolensäure beispielsweise kann
Entzündungen hemmen und die Barrierefunktion stärken.
Empfindliche und zu Allergien neigende Haut
Da Paraffinöle kein allergenes Potenzial aufweisen, sind sie uneingeschränkt anwendbar.
Differenzierung und Empfehlungen: Einige Pflanzenöle sind wegen ihres Allergiepotenzials nicht zu empfehlen, z. B.
Erdnuss- und Sesamöl. Auch Pflanzenöle, die nicht lichtgeschützt, kühl und verschlossen
gelagert wurden, oder Speiseöle sollten nicht verwendet werden. Außerdem sind raffinierte
Öle, die weitgehend von (allergenen) Begleitstoffen befreit wurden, kaltgepressten
vorzuziehen.
Kopfgneis (seborrhoische Dermatitis)
Kopfgneis lässt sich mit Ölen schonend entfernen.
Differenzierung und Empfehlungen: Pflanzen- und Paraffinöle sind hier gleichermaßen gut geeignet. Am besten Babypflegöl
über Nacht einwirken lassen und am nächsten Morgen mit einem Babyshampoo gründlich
auswaschen.
Reinigung
Babypflegeöle sind zur Reinigung des Windelbereichs gut geeignet, weil sie schonend
wasserunlösIiche Rückstände entfernen. Die teilokklusive Wirkung des Öls auf der Haut
hilft, Austrocknung zu vermeiden.
Differenzierung und Empfehlungen: Pflanzenöle wirken zusätzlich rückfettend, während die hautschützende Wirkung bei
Paraffinölen länger anhält. Bevor eine Creme zur möglichen Prophylaxe aufgetragen
wird, sollte das Öl mit einem Tuch abgetupft werden.
Bad
Im Badewasser gehen Öle keine Verbindung mit Wasser ein, sondern schwimmen an der
Oberfläche. Daher kann die Haut des Säuglings glitschig werden. Auch haben Öle allein
im Wasser keine reinigende Wirkung. Es sollte kein Öl ohne Emulgator in das Wasser
gegeben werden. Spezielle hydrophile Babybadeöle oder Babybadezusätze mit milden Reinigungsstoffen
sind zu bevorzugen.
Massage
Eine sanfte Massage mit Ölen kann entspannen, beruhigen und die Eltern-Kind-Bindung
fördern.
Differenzierung und Empfehlungen: Pflanzenöle ziehen besser in die Haut ein als Paraffinöle. Sie haben zusätzlichen
Wirkcharakter. Für die Säuglingsmassage sollten nur speziell für die Säuglingspflege
ausgewiesene Öle verwendet werden. Speiseöle sind nicht geeignet, da diese reizende
Bestandteile enthalten können. Paraffinöle eignen sich besonders für empfindliche
und zu Allergien neigende Säuglingshaut.
Hautschutz
Öle können die Haut durch ihre Fähigkeit schützen, wasserlösliche Stoffe abzuweisen,
z. B. Urin im Windelbereich. Hinzu kommt der teilokklusive, vor Wasserverlust schützende
Effekt.
Differenzierung und Empfehlungen: Bei der Verwendung von Pflanzenölen können Fettsäuren und mögliche zusätzliche Inhaltsstoffe
wie Phytosterine und Carotinoide die Hautschutzbarriere stärken.
Evidenzbasierte Empfehlungen für die Anwendung von Ölen in der Säuglingspflege
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Bei leichter, zeitweiliger Hauttrockenheit können speziell für die Bedürfnisse von
Säuglingshaut entwickelte Pflegeöle dünn auf die Haut aufgetragen werden.
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Wissenschaftlicher Hintergrund: Öle von pharmazeutischer Qualität, sowohl pflanzlicher als auch mineralischer Herkunft,
helfen, Feuchtigkeit in der Haut zu speichern, und unterstützen so die Barrierefunktion
der Haut.
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Haushaltsöle sollten bei der Pflege von Säuglingen nicht verwendet werden. Wissenschaftlicher Hintergrund: Haushaltsöle können für die Hautpflege unerwünschte Bestandteile enthalten und ihre
Eigenschaften z. B. unter Lichteinfluss verändern. Sie unterliegen weder den Vorgaben
der Kosmetikverordnung noch der des Deutschen Arzneibuchs.
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Pflanzenöle mit hohem Ölsäureanteil (zum Beispiel einige Olivenölsorten) können sogar
einen schädigenden Einfluss auf die Hautbarriere ausüben.
Inhaltsstoffe von Reinigungs- und Pflegeprodukten für die Säuglingspflege
Immer wieder wird über Inhaltsstoffe in kosmetischen Produkten diskutiert. Häufig
kommt es hierbei auf die persönliche Perspektive an, ob eher pflanzliche oder synthetische
Stoffe bevorzugt werden. Auf jeden Fall sollte genauer hingesehen werden, sobald es
um die Vermeidung allergener Stoffe geht.
Die Inhaltsstoffangaben auf Produktverpackungen orientieren sich an der Internationalen Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe (INCI). Dies ist eine internationale Richtlinie, die insbesondere Allergikern eine Hilfestellung
bei der Identifikation von für sie bedenklichen Stoffen geben soll. Bei der Erläuterung
der folgenden Inhalts- und Hilfsstoffe haben wir Beispiele von gängigen Stoffen mit
ihrer INCI-Bezeichnung aufgeführt.
Kosmetika enthalten unter anderem Grundstoffe und Hilfsstoffe. Diese sorgen zum Beispiel
für optimale Konsistenz oder Haltbarkeit. Wir erklären die gängigsten Stoffgruppen
und beispielhafte Inhaltsstoffe innerhalb dieser Gruppen.
Spezielle und besondere Inhaltsstoffe
Calendula
Die Blüten der Calendula officinalis (Ringelblume) enthalten unter anderem ätherische
Öle, Carotinoide und Flavonoide. Calendula-Extrakt hat beruhigende Eigenschaften.
Calendula ist häufig in Pflegeprodukten für trockene und rissige Haut oder auch in
Sonnenschutzcreme enthalten.
Vorsicht: Bei besonders empfindlicher Säuglingshaut kann Calendula Kontaktekzeme auslösen.
→ INCI-Bezeichnung: Calendula Officinalis
Kamille
Die Kamille enthält unter anderem Bisabolol, welches als hautberuhigend gilt. Der
Inhaltsstoff der echten Kamille (Chamomilla recutita), die am häufigsten in der Kosmetik
eingesetzt wird, zeichnet sich durch seine hohe Milde und Verträglichkeit aus.
Reinigungs-, Pflege- und Sonnenschutzprodukte enthalten oft Kamille. Auch für Haarpflegemittel
oder entspannende Bade- und Massageöle wird der Inhaltsstoff eingesetzt. In sehr seltenen
Fällen kann die Anwendung von Kamille zu Allergien führen (Schleimhautschwellungen
und Kontaktekzem).
→ INCI-Bezeichnung: Chamomilla Recutita
Zink
Zink ist ein unentbehrliches Spurenelement für den menschlichen Stoffwechsel. In Babypflegeprodukten
kommt es meist als Zink-Sauerstoff-Verbindung (Zinkoxid) vor. Der Inhaltsstoff hilft,
schädigende Einwirkungen auf die Haut durch äußere Einflüsse zu vermeiden und reizbare
Haut zu beruhigen. Er wirkt antiseptisch. Zinkoxidhaltige Cremes werden häufig als
Schutzcreme im Windelbereich verwendet.
→ INCI-Bezeichnung: Zinc Oxide
Panthenol
Panthenol {meist Dexpanthenol) ist ein in der Regel synthetischer Inhaltsstoff, der
im Körper zu dem Vitamin Pantothensäure umgewandelt wird. Dexpanthenol beruhigt die
Haut und unterstützt die Bildung neuer Hautzellen. Der Inhaltsstoff lindert durch
Hauttrockenheit bedingten Juckreiz und erhöht sowie stabilisiert den hauteigenen natürlichen
Feuchtigkeitshaushalt. Aufgrund seiner beruhigenden Wirkung wird Panthenol häufig
in Wundschutzcremes für den sensiblen Windelbereich verwendet.
→ INCI-Bezeichnung: Panthenol
Grundstoffe
Öle
Die Gruppe der Öle teilt sich in Pflanzen- und Mineral- beziehungsweise Paraffinöle
auf: Beide helfen, Feuchtigkeit länger in der Haut zu speichern, und beugen so erhöhtem
Wasserverlust vor. Eingesetzt werden sie in der Hautpflege und Massage sowie als Zusatzstoffe
in Lotionen und Cremes oder auch zur Reinigung, z. B. im Windelbereich.
Sowohl Paraffin- als auch Pflanzenöle ziehen nur in die obersten Hautzellschichten
des Stratum corneum ein und wirken dort teilokklusiv, d. h., sie können den Feuchtigkeitsverlust
der Haut reduzieren und gleichzeitig die Haut „atmen“ lassen. Sie verstopfen die Hautporen
also nicht.
Pflanzenöle werden aus Samen, Blüten oder Blättern gewonnen. Sie besitzen zum Teil
Inhaltsstoffe, welche die Hautschutzbarriere stärken können. So enthält Nachtkerzenöl
Gamma-Linolensäure, eine Fettsäure, die – in die Lipidmembranen eingebaut – der Haut
hilft, ihren Feuchtigkeitsgehalt zu regulieren. Auch Mandelöl ist reich an ungesättigten
Fettsäuren sowie an Vitamin E. Es gilt als reizlindernd und feuchtigkeitsspendend,
kann aber Allergien auslösen.
Paraffinöle (auch Mineralöle genannt) basieren im ursprünglichen Sinne auf Pflanzen
und Meeresorganismen. In komplexen Verfahren werden hoch gereinigte, schadstofffreie,
farb- und geruchlose Paraffine gewonnen. Sie sind frei von allergenen Stoffen, etwa
Proteinen, und daher sehr verträglich.
Haushaltsöle, etwa Oliven- oder Sonnenblumenöl, eignen sich nicht für die Babypflege,
da sie eine undefinierte, schwankende Qualität besitzen und nicht dermatologisch geprüft
sind.
→ INCI-Bezeichnungen (Beispiele): Simmondsia Chinensis Oil (Jojobaöl), Glycine Soja
Oil (Sojaöl), Helianthus Annuus Seed Oil (Sonnenblumenöl), Prunus Amygdalus Dulcis
Oil (Mandelöl), Oenothera Biennis Oil (Nachtkerzenöl), Olea Europaea Oil (Olivenöl),
Paraffinum Liquidum (Paraffinöl), Elaeis Guineensis Oil (Palmöl)
Ölkomponenten (Emollients)
Ölkomponenten erfüllen ähnlich wie reine Öle den Zweck, Feuchtigkeit in der Haut zu
halten und eine Emulsion reichhaltiger zu gestalten, d. h., den Pflegeeffekt zu erhöhen.
Dazu gehören beispielsweise Lipide, Fettalkohole, Fettsäuren und deren Ester (Mono-,
Di- und Triglyceride), Phospholipide, Wachse und Silikone.
→ INCI-Bezeichnungen (Beispiele): Cetyl Alcohol, Ethylhexyl Stearate, Squalan, Dimethicone,
Cyclopentasiloxane, lsopropyl Palmitate, C12-15 Alkyl Benzoate, Lanolin
Feuchthaltemittel (Humectants)
Feuchthaltemittel speichern Wasser in der Haut beziehungsweise helfen, Feuchtigkeit
auf der Haut zu halten.
→ INCI-Bezeichnungen (Beispiele): Glycerin, Urea (Harnstoff), Sorbitol, Propylene
Glycol (Propylenglykol), Lactic Acid (Milchsäure)
Grenzflächenaktive Substanzen
Grenzflächenaktive Substanzen setzen die Oberflächenspannung einer Flüssigkeit herab
und ermöglichen so die Durchmischung von Substanzen. Je nach Zusammensetzung und Anwendung
bezeichnet man sie auch als Tenside oder Emulgatoren.
Tenside
Unter Tensiden versteht man waschaktive Substanzen. Sie sind notwendig, um die Haut
von fettlöslichen Substanzen zu reinigen, was mit Wasser alleine nur schwer möglich
wäre.
→ INCI-Bezeichnungen (Beispiele): Coca Glucoside, Glyceryl Oleate, Cocamidopropyl
Betaine, Sodium Lauroamphoacetate, Sodium Laureth Sulfate.
Emulgatoren
Emulgatoren sind die wahrscheinlich größte und vielseitigste Stoffgruppe in der Kosmetik.
Durch die Herabsetzung der Oberflächenspannung ermöglichen sie die Verbindung zweier
nicht mischbarer Flüssigkeiten zu einer Emulsion (Öl und Wasser). In der Kosmetik
sind sie unerlässlich, um Fett- und Wasserphase für Lotionen und Cremes zu mischen.
Mit ihrer Hilfe werden sowohl Öl-in-Wasser- (höherer Wasseranteil) als auch Wasser-in-Öl-Emulsionen
(höherer Fettanteil) hergestellt.
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Eine Öl-in-Wasser-Emulsion (0 / W) zieht rasch in die Haut ein, hinterlässt kaum einen Fettfilm und ist mit Wasser leicht
zu entfernen. Produkte mit dieser Emulsionsform werden meist zur Pflege normaler Haut
eingesetzt.
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Eine Wasser-in-Öl-Emulsion (W / 0) hinterlässt einen leichten Fettfilm. Wasser perlt von der eingecremten Haut ab. Produkte
mit dieser Emulsionsform werden meist zur Pflege trockener Haut eingesetzt. Die Gruppe
der Emulgatoren ist in mehrere Klassen unterteilt: Unter anderem gibt es Zuckeremulgatoren,
PEG-Emulgatoren, Fettalkohole, Silikonemulgatoren, Polyglycerin-Emulgatoren.
→ INCi-Bezeichnungen (Beispiele): Hydrogenated Castor Oil, Polyglyceryl-4 Isostearate,
Lecithin, Hydrogenated Palm Glycerides, Potassium Cetyl Phosphate, Polysorbate 20
Sheabutter
Sheabutter, aus den Nüssen des afrikanischen Sheabaums gewonnen, besitzt eine hohe
rückfettende Wirkung. Sie enthält wasserunlösliche Stoffe wie Vitamin E, die dafür
sorgen, dass die Haut die Fettsäuren der Sheabutter gut aufnimmt, weich und geschmeidig
bleibt.
Sheabutter ist aufgrund ihrer streichfähigen Konsistenz Grundlage vieler Cremes und
Lotionen. Sie eignet sich besonders zur Pflege trockener, empfindlicher und reizbarer
Haut.
→ INCI-Bezeichnung: Butyrospermum Parkii Butter
Wollfett
Das Wollfett (Wollwachs / Lanolin) wird aus der Wolle von Schafen gewonnen und anschließend
gereinigt. Das wachsartige Fett kann bis zum Dreifachen seines Gewichts an Wasser
binden und ist den körpereigenen Hautfetten ähnlich. Hochreines Lanolin ist sehr gut
verträglich und pflegt die Haut geschmeidig, ohne sie auszutrocknen. Lanolin ist als
Grundlage für Salben geschätzt, weil es ihnen eine geschmeidige Konsistenz verleiht.
Vorsicht: Lanolin kann, je nach Reinheitsgrad, geringe Spuren von Lanolinalkohol enthalten,
der Allergien auslösen kann.
→ INCI-Bezeichnung: Lanolin
Galenik (Zusammensetzung) von Pflegeprodukten
Je nach Darreichungsform von Pflegeprodukten sind die Fett- bzw. Wasserphasen von
Emulsionen unterschiedlich gewichtet:
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Salbe: Gemisch aus überwiegend Fettstoffen und ge-ringem Wasseranteil
-
Creme: Gemisch aus Fett- und Wasserphasen mit hö-herem Fettanteil
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Lotion: Gemisch aus Fett- und höherem Wasseranteil
Hilfsstoffe
Konservierungsmittel
Konservierungsmittel werden in der Regel benötigt, sobald ein Produkt Wasser enthält.
In Wasser können sich Mikroorganismen vermehren. Die Kontamination eines Hautpflegeprodukts
durch solche Mikroorganismen, z. B. Bakterien, Hefe- oder Schimmelpilze, kann zu einer
gesundheitlichen Gefährdung des Benutzers führen. Deshalb sind Konservierungsmittel
unverzichtbar für die Produktsicherheit. Sie verhindern sowohl das Eindringen als
auch die Vermehrung von Mikroorganismen in einem Produkt – von der Herstellung über
die Lagerung bis hin zur Verwendung.
Die Gruppe der Konservierungsstoffe ist in mehrere Klassen unterteilt. Unter anderem
gibt es halogenorganische Verbindungen, Parabene, Formaldehydabspalter und organische
Säuren. Im Gegensatz zu Parabenen, Sodium Benzoaten und Potassium Sorbaten können
sowohl halogenorganische Verbindungen (diese enthalten Chlor oder Jod) als auch Formaldehydabspalter
und Phenoxyethanol häufiger Kontaktsensibilisierungen bewirken.
→ INCI-Bezeichnungen (Beispiele): Phenoxyethanol, Methylparaben, Ethylparaben, Sodium
Benzoate, Potassium Sorbate
Duftstoffe
Duftstoffe dienen sowohl in der Tier- als auch in der Pflanzenwelt zur Kommunikation.
Zudem sind sie beim Menschen stark mit Erinnerungen verbunden. Bei Säuglingspflegeprodukten
wirken sie positiv in Verbindung mit Pflegeritualen zur Vertiefung der Eltern-Kind-Bindung
und zur Stärkung der sensorischen Wahrnehmung.
Angenehme Gerüche ziehen an, unangenehme stoßen ab. So werden Kosmetikprodukte häufig
mit Düften aufgewertet. Auch lässt sich mit Duftstoffen der manchmal unangenehme Eigengeruch
einer Rezeptur ausgleichen. Hierzu können sowohl synthetische als auch natürliche
Duftstoffe (z. B. ätherische Öle) eingesetzt werden.
Meist werden Duftstoffe kombiniert und in der Inhaltsstoffangabe als „Parfum“ zusammengefasst.
Über diesen Sammelbegriff wird häufig diskutiert, weil solche Zusammensetzungen mitunter
Duftstoffe enthalten, die Allergien auslösen können. Seit 2005 müssen daher die 26
gängigsten allergieverdächtigen Duftstoffe nach Europäischer Kosmetikverordnung in
der Inhaltsstoffangabe separat aufgelistet werden.
→ INCi-Bezeichnungen (Beispiele): Parfum; zu den gängigsten allergieverdächtigen Duftstoffen
gehören z. B. : Geraniol, Linalool, Citral, Benzyl Alcohol, lsoeugenol
Antioxidanzien
Antioxidanzien werden eingesetzt, um zu verhindern, dass im Produkt enthaltene Öle
oder Fette vorzeitig oxidieren und somit ranzig werden.
→ INCI-Bezeichnungen (Beispiele): Tocopherol (Vitamin E), Ascorbyl Palmitate, Tocopheryl
Acetate, BHT
Weitere Hilfsstoffe
Für die pH-Justierung: Zitronensäure, Milchsäure, Natriumhydroxid.
→ INCI-Bezeichnungen (Beispiele): Citric Acid, Lactic Acid, Sodium Hydroxide
Für die Viskositätseinstellung: Salze, Cellulosen, Polymere
→ INCI-Bezeichnungen (Beispiele): Sodium Chloride, Hydroxyethyl Cellulose, Carbomer,
PEG-150 Distearate, Hydroxypropyl Starch Phosphate
Empfehlungen zur Beschaffenheit von Reinigungs- und Pflegeprodukten für die Säuglingshautpflege
Die Vielfalt der erhältlichen Babypflegeprodukte und ihre unterschiedliche Ausprägung
und Zusammensetzung machen ein näheres Eingehen auf einzelne Produkteigenschaften
im Rahmen dieses Fachartikels nahezu unmöglich. Auch gibt es für unterschiedliche
Konsistenzen, z. B. Gel, Lotion, Milch, Creme usw., keine eindeutig festgelegten differenzierenden
Standards. Jedoch lassen sich einige Grundaussagen machen, die auf alle Babypflegeprodukte
zutreffen.
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Die Formulierung von Reinigungs- und Pflegeprodukten sollte einen pH-Wert der Haut
um 5,5 erhalten.
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Die Formulierung von Reinigungs- und Pflegeprodukten sollte weder die Flora normaler
Haut beeinflussen noch die Entwicklung der Säuglingshaut stören.
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Formulierungen sollten keine Irritationen der Säuglingshaut oder der Augen verursachen.
Die dreiteilige Artikel-Serie zur Pflege der Haut von Neugeborenen und Säuglingen
basiert auf dem Handbuch für die Hebammenpraxis „Evidenzbasierte Pflege der Säuglingshaut“
von Claudia Dachs, Ulla Busmann und Prof. Dr. Hans F. Merk, Stuttgart 2016, Thieme