Journal Club AINS 2018; 07(04): 216
DOI: 10.1055/a-0667-6581
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Übersedierung konsequent vermeiden – Evaluation eines neuen Sedierungsindex mit Fokus auf das Langzeitüberleben nach Intensivtherapie

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Publication Date:
19 December 2018 (online)

Das Einmaleins des Intensivmediziners ist neben der Therapie von Kreislaufstörungen und Organversagen das Management von Schmerz, Erregungs- und Unruhezuständen. Zahlreiche Studien belegen, dass neben der Frühmobilisation durch die Vermeidung von „Übersedierung“ Beatmungs- und Intensivverweildauer gesenkt werden können. Unklar sind immer noch die Langzeitfolgen einer Analgosedierung.

Fazit

Durch den Sedierungsindex kann bei konsequenter Erhebung des RASS erstmals der zeitliche Verlauf einer Sedierung in der Auswertung berücksichtigt werden. Das Ergebnis ist aufrüttelnd: Jede numerische Erhöhung des Sedierungsindex um einen Punktwert erhöht die prädiktive Todeswahrscheinlichkeit um 30 %, das Risiko für ein Delir um 25 % und verlängert die Zeit bis zur Extubation um 24 Stunden.
Auch wenn die Studie durch ihr länderübergreifendes Multicenter-Design punktet, ist die Zahl der eingeschlossenen Patienten relativ gering. Zusätzlich wurden Substanzen (Midazolam, Fentanyl) verwendet, die unter Umständen Delir fördernd sind und deren Anwendung in Deutschland zunehmend kritischer gesehen wird. Leider wird keine Aussage über die Art der Applikation von Sedativum und Analgetikum (kontinuierlich vs. Bolus) und die applizierte Dosis gemacht.
Insgesamt zeigt die Studie aber deutlich, dass eine zu tiefe Sedierung mit einem schlechteren Outcome assoziiert ist und wir beginnen sollten umzudenken. Anstatt die übliche Analgosedierung postoperativ zu starten, sollten wir vielmehr kritisch nach zu rechtfertigen Indikationen suchen und die suffiziente Therapie von Schmerzen durch ein dezidiertes analgetisches Konzept optimieren. Es bleibt spannend!