Krankenhaushygiene up2date 2019; 14(02): 151-166
DOI: 10.1055/a-0663-0490
Präventionsmaßnahmen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Infektionsprävention in der Augenheilkunde

Tim Götting
,
Thomas Neß
,
Winfried Ebner
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Publication Date:
12 July 2019 (online)

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Die „klassischen“ nosokomialen Infektionen wie Harnwegsinfektionen und Pneumonien werden nicht mit der Augenheilkunde assoziiert. Dennoch sind Infektionen, die mit ophthalmologischen und ophthalmochirurgischen Behandlungen in Verbindung stehen, sehr ernst zu nehmen. Sie können zu einer erheblichen Verschlechterung des Sehvermögens bis hin zur völligen Erblindung führen.

Kernaussagen
  • Die postoperative Endophthalmitis und die Keratoconjunctivitis epidemica sind die wichtigsten nosokomialen Infektionen in der Augenheilkunde.

  • Die postoperative Endophthalmitis ist ein seltenes Ereignis. Durch die Häufigkeit der durchgeführten Eingriffe, vor allem Kataraktoperationen und intravitreale Medikamentengaben (IVOM), sind die absoluten Zahlen trotzdem nicht unerheblich.

  • In der Regel stammen die Erreger einer postoperativen Endophthalmitis von der Augenoberfläche des Patienten selbst (meist Koagulase-negative Staphylokokken).

  • Eine perioperative und/oder postoperative Gabe von Antibiotika hat keinen positiven Effekt auf die Endophthalmitis-Rate. Beides sollte unterlassen werden.

  • Adenoviren können viele Krankheiten hervorrufen. Meistens sind es aber okuläre, respiratorische oder gastrointestinale Infektionen.

  • Unbelebte Oberflächen, gemeinsam benutzte Gegenstände und Utensilien können bei der Übertragung der durch Adenoviren verursachten Keratokonjunktivitis eine wichtige Rolle spielen. In augenärztlichen Einrichtungen wurde die Übertragung über Tonometermesskörper beobachtet.

  • Zur Hände- bzw. Flächendesinfektion im Falle einer Keratokonjunktivitis epidemica werden als „viruzid“ gekennzeichnete Mittel empfohlen. Auch „begrenzt viruzid plus“ Desinfektionsmittel haben eine ausreichende Wirksamkeit gegen Adenoviren.

  • Die chirurgischen Instrumente der Ophthalmochirurgie verlangen eine besondere Sorgfalt bei der Aufbereitung und Ausbildung der damit betrauten Mitarbeiter der ZSVA. Vor allem darf es bei der maschinellen Aufbereitung nicht zu einer Partikelverschleppung in die engen Lumina kommen.

  • Bei den semikritischen Medizinprodukten stehen die Tonometermesskörper im besonderen Fokus der Aufbereitung, da sie sicher wirksam gegen Adenoviren desinfiziert werden müssen.