Der Klinikarzt 2018; 47(10): 444-449
DOI: 10.1055/a-0662-3668
Schwerpunkt
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Huntington-Erkrankung

Pathomechanismus, klinisches Bild und Behandlungsstrategien
Christina Lang
Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Ulm
,
Bernhard G. Landwehrmeyer
Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Ulm
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Publication Date:
31 October 2018 (online)

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Zusammenfassung

Die Huntington-Krankheit ist durch fortschreitende Beschwerden mit motorischen Beeinträchtigungen und kognitivem Abbau sowie Verhaltensauffälligkeiten gekennzeichnet. Die Ursache liegt in einer Verlängerung einer Triplett-Repeat-Sequenz in einem spezifischen Gen, Huntingtin-Gen genannt. Bei einer deutlich erhöhten Anzahl an Triplett-Repeats, kann die Erkrankung bereits im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter beginnen. Eindrücklichstes motorisches Symptom ist die Chorea, die sich in Form von unwillkürlichen, plötzlichen, kurzen Bewegungen darstellt. Bereits vor dem Auftreten von motorischen Symptomen können Patienten kognitive Einschränkungen entwickeln. Die kognitiven Einschränkungen betreffen primär Exekutivfunktionen wie beispielsweise Problemlösen. Als dritter großer Symptombereich können in jedem Stadium der Erkrankung psychiatrische Störungen hinzukommen. Häufig leiden Patienten unter Depressionen, später kommen vermehrt Irritabilität oder Perseverationen vor. Das Genprodukt Huntingtin ist ubiquitär in allen Körperzellen vorhanden – man vermutet verschiedene Funktionen, die insbesondere in Neuronen wichtig zu sein scheinen. Aufgrund des autosomaldominanten Vererbungsmodus hat die prädiktive Diagnostik bei dieser Erkrankung einen wichtigen Stellenwert. Trotz der Entdeckung der genetischen Ursache vor nun 25 Jahren ist die Behandlung der Huntington-Krankheit gegenwärtig noch auf die Therapie der Symptome und den Erhalt von Funktionen beschränkt. Für die Huntington-Krankheit gibt es noch keine Behandlung, die eine weitere Krankheitsprogression bremsen oder den Krankheitsbeginn verzögern könnte. Allerdings gibt es Hoffnung – klinische Studien mit Therapieformen, die auf die genetische Ursache abzielen, sind bereits auf dem Weg.