Einleitung
In vielen frühen Kulturen wurden Behandlungen an der Haut und von Hauterkrankungen
vorgenommen. Die Haut, als unser größtes Organ, war schon in den frühen Hochkulturen,
wie z. B. im alten Ägypten, Therapieobjekt, bei dem pflanzliche Agenzien Verwendung
fanden. Dies ist v. a. auf die Tatsache zurückzuführen, dass Hauterkrankungen für
jedermann sichtbar an der Hautoberfläche zu Tage treten, während internistische Erkrankungen
sich häufig erst durch ihre Symptome bemerkbar machen. Am Körper sichtbare Hauterkrankungen
wurden direkt nach ihrem Auftreten bemerkt und deshalb auch schon früh therapeutisch
angegangen. Zum anderen war es bei Hauterkrankungen auch möglich, eine Therapie direkt
anzuwenden, z. B. auf die Haut aufzubringen, und ihre Wirkung direkt zu beobachten.
Dies war bei internistischen Erkrankungen deutlich schwerer. Aus diesem Grund war
die Therapie von dermatologischen Erkrankungen schon früh im Blickfeld der Heiler
und Ärzte. Als eine der ältesten Formen der Pharmakotherapie an der Haut kann dabei
die Verwendung von Pflanzen und Pflanzenteilen angesehen werden – also die Phytotherapie.
Gerade Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Naturheilkunde nicht unerheblich vom
Dermatologen Ernst Schweninger (1850 – 1924) mitgeprägt. Er, der als Leibarzt des
Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815 – 1898) dessen Gunst erworben hatte, war zunächst
Direktor der Berliner Hautklinik. Nach Aufgabe dieser Position leitete er von 1900
bis 1906 das erste deutsche Naturheilkrankenhaus in Berlin-Lichterfelde.
Heute, über 100 Jahre später, hat sich die Dermatologie gewandelt. Von einer Dermatologie,
die eine große Zahl an infektiösen, venerischen Erkrankungen wie Syphilis und Gonorrhö
behandeln musste, sind unsere heutigen Herausforderungen andere. Immer mehr Patienten
mit Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis konsultieren die dermatologische Sprechstunde.
Nicht nur die Zahl der an einem atopischen Ekzem bzw. Neurodermitis erkrankten Kinder
hat in den letzten 30 Jahren deutlich zugenommen, sondern auch Allergien auf Nahrungsmittel,
Pollen, Hausstaubmilben und Tiere steigen an. Gefragt nach der Ursache dieses Anstiegs,
werden immer wieder der sog. „Western Lifestyle“ und die Hygiene-Hypothese genannt.
Man vermutet, dass unsere „hygienisch saubere“ Wohnumgebung und industriell produzierte
Nahrung, der Kinder von Geburt ausgesetzt sind, dem Immunsystem nicht mehr genug abfordern
und es sich deshalb andere „Spielpartner“ oder „Kontrahenten“ wie Pollen oder Nahrungsmittelallergene
sucht. Gleichzeitig mit dieser Entwicklung beobachtet man aber in der Bevölkerung
den Trend, sich einer biologischen Ernährungsweise und auch einer naturheilkundlich
orientierten Medizin wieder vermehrt zuzuwenden.
Insofern scheint es angebracht, die therapeutischen Möglichkeiten der Pflanzenheilkunde
in der Dermatologie zusammenzustellen und einer Einordnung zu unterziehen.
Methoden
Wissen über Heilpflanzen, deren Wirkung und deren Anwendungsgebiete, ist ein tradiertes,
altes Wissen, welches teils mündlich, teils schriftlich über Jahrhunderte weitergegeben
wurde. Um dieses historische Wissen in die moderne Medizin zu transferieren und für
unsere heutige Phytotherapie nutzbar zu machen, wurden verschiedene Institutionen
beauftragt, das verfügbare Wissen zu bestimmten, Heilpflanzen zusammenzufassen und
einer neuen Bewertung zu unterziehen. Diese Aufgabe wurde zunächst von der Kommission
E seit Ende der 1970er-Jahre umgesetzt. Im Rahmen der europäischen Verträge und der
Vereinheitlichung von Zulassungen und Inverkehrbringen von Medikamenten und Medizinprodukten
wurde auch bei der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) ein Komitee (HMPC) gegründet,
welches Heilpflanzen und Drogen neu bewerten sollte.
Kommission E
Nachdem das 2. Arzneimittelgesetz am 1. Januar 1978 in Kraft getreten war, wurde eine
Sachverständigenkommission gegründet, deren Aufgabe darin bestand, die einzelnen Heilpflanzen
oder deren Teile einer Prüfung auf Wirksamkeit und Verträglichkeit zu unterziehen.
Sie bestand aus einer interdisziplinär zusammengesetzten Expertengruppe, die spezielle
Kenntnisse auf dem Gebiet der wissenschaftlichen und der praktischen Phytotherapie
besaß. So waren Fachleute aus den Gebieten pharmazeutische Biologie, klinische Pharmakologie
und Toxikologie und praktische Anwender von Phytopharmaka in der Kommission E vorhanden.
Diese Experten wurden vom Bundesgesundheitsministerium aus den Fachgesellschaften
der Ärzte, Apotheker, Heilpraktiker und der pharmazeutischen Industrie berufen.
Bis Herbst 1994 arbeitete die Kommission E daran, Heilpflanzen zu überprüfen. Es wurden
publizierte wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirksamkeit und Unbedenklichkeit unter
Einbeziehung der Erfahrung der Experten zu verschiedenen Arzneidrogen begutachtet
und bewertet. Insgesamt wurden 378 Drogen und Drogenzubereitungen bearbeitet und in
sog. Aufbereitungs-Monografien dargestellt und auch im Bundesanzeiger veröffentlicht.
Eine positive Monografie erhielten 252 Arzneidrogen. Hierbei wurde die Wirksamkeit
und Unbedenklichkeit belegt. 129 Drogen wurden mit einer Negativ-Monografie charakterisiert.
Bei diesen Drogen ergab sich ein ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis. Weiterhin gab
es Drogen, bei denen zwar kein Gefährdungspotenzial gesehen wurde, die aber keine
Evidenz für eine Wirksamkeit hatten. Diese Drogengruppe erhielt eine „Null-Monografie“.
HMPC-Monografien
Im Rahmen der Angleichung von pharmakologischen Standards beim Zusammenschluss zur
Europäischen Union (EU) wurde ein Komitee zur Bewertung von Arzneipflanzen gegründet.
Durch das „Committee on Herbal Medicinial Products“ (HMPC) der Europäischen Zulassungsbehörde,
European Medicines Agency (EMA), wurden Monografien zu verschiedenen Arzneipflanzen
erstellt. Hierbei unterschieden die HMPC-Monografien zwischen wissenschaftlich in
der Literatur belegter Wirksamkeit „well-established use“ (WEU) und nur rein aus der
Überlieferung und Tradition her belegter Wirksamkeit. Diese Kategorie von Drogen wurde
mit dem Attribut „traditional use“ (TU) versehen.
Zunächst wurde eine Literaturrecherche durchgeführt. Es wurden alle in der einschlägigen
Literatur vorhandenen Pflanzendrogen und phyotherapeutische Medikamente für den Indikationsbereich
Hauterkrankungen und Schleimhauterkrankungen gesammelt. Diese wurden dann mit verschiedenen
Datenbanken abgeglichen. Da die HMPC-Monografien nach therapeutischer Indikation katalogisiert
sind, konnte gezielt nach den dermatologischen Indikationen gesucht werden. Unter
anderem wurden die HMPC-Monografien der EMA in den Indikationsgebieten Hauterkrankungen
und kleine Wunden („therapeutic area: skin disorder & minor wounds“) und Mund- und
Rachenkrankheiten („mouth and throat disorders“) betrachtet.
Dann erfolgte die Untersuchung auf den deutschen Zulassungsstatus der einzelnen Phytotherapeutika
mit dermatologischem Indikationsgebiet anhand von Roter Liste, Gelber Liste und Herstellerinformationen
aus dem Internet. Eine Zusammenstellung der Daten erfolgte in tabellarischer Form
([Tab. 1]).
Tab. 1
Phytotherapie in der Dermatologie: Alle gängigen Heilpflanzen, die in der Behandlung
von Hauterkrankungen Verwendung finden, sind hier zusammengestellt. Ihre Bewertung
in der Kommission E und in der HMPC-Monografie wird angegeben. Hierbei erfolgt die
Unterscheidung, ob sich die positive Bewertung allgemein auf die Droge oder speziell
auf eine dermatologische Indikation bezieht. Ferner ist aufgeführt, ob eine Standardzulassung
vorhanden ist. Die Abkürzung WEU steht für „well-established use“, die Abkürzung TU
für „traditional use“. Die Abkürzung „kosm.“ wird verwendet, wenn es sich bei dem
vorhandenen Fertigpräparat um ein Kosmetikum oder ein Medizinprodukt und nicht um
ein Arzneimittel handelt. Bei Arzneimitteln mit homöopathischer oder anthroposophischer
Zulassung ist die Abkürzung „homö.“ oder „anthrop.“ in der Tabelle aufgeführt.
Nr.
|
Drogen
|
Kommission E
|
HMPC
|
Standardzulassung
|
|
|
Hauterkrankung
|
Nicht-Dermatose
|
Hauterkrankung
|
Nicht-Dermatose
|
|
1
|
Aloe (Aloe barbadensis)
|
|
+
|
|
WEU
|
|
2
|
Ananas (Ananas comosus) – Bromelain
|
|
+
|
|
|
+
|
3
|
Arnika (Arnica montana)
|
+
|
|
TU
|
|
+
|
4
|
Ballonrebe (Cardiospermum halicacabum)
|
+ (Kommission D)
|
|
|
|
+ (homö.)
|
5
|
Beinwell (Symphytum officinale L.)
|
|
+
|
|
|
+
|
6
|
Birke (Betula pendula)
|
|
+
|
|
TU
|
+ (kosm.)
|
7
|
Bittersüßstängel (Solanum dulcamara L.)
|
+
|
|
TU
|
|
+ (kosm.)
|
8
|
Bohne (Phaseolus vulgaris)
|
|
|
|
TU
|
|
9
|
Borretschsamenöl (Borago officinalis)
|
|
|
|
|
+
|
10
|
Brennnesselkraut (Urtica dioica L.)
|
|
+
|
TU
|
|
|
11
|
Brombeerblätter (Rubus fructicosus L.)
|
+
|
|
|
|
|
12
|
Cayennepfefferfrüchte (Capsicum annuum)
|
|
+
|
|
WEU
|
+
|
13
|
Efeu (Hedera helix)
|
|
+
|
|
WEU
|
+
|
14
|
Eichenrinde (Quercus robur L.)
|
+
|
|
TU
|
|
|
15
|
Erdrauch (Fumaria officinalis)
|
|
+
|
|
TU
|
|
16
|
Fußblattwurzelstock/-harz (Podophyllum peltatum)
|
+
|
|
|
|
|
17
|
Gewürznelkenöl (Syzygium aromaticum L.)
|
+
|
|
TU
|
|
|
18
|
Ginkgo (Ginkgo biloba)
|
+
|
|
TU
|
|
+
|
19
|
Grüner Tee (Camellia sinensis)
|
|
|
|
|
+
|
20
|
Hafer (Avenae stramentum)
|
+
|
|
TU
|
|
|
21
|
Hamamelis (Hamamelis virginiana L.)
|
+
|
|
TU
|
|
+
|
22
|
Hirtentäschelkraut (Capsella bursa pastoris)
|
+
|
|
|
TU
|
|
23
|
Johanniskrautöl (Hypericum perforatum L.)
|
+
|
|
|
WEU
|
+ (kosm.)
|
24
|
Kamillenblüten (Matricaria recutita L.)
|
+
|
|
TU
|
|
+
|
25
|
Knoblauch (Allium sativum L.)
|
|
+
|
|
|
+
|
26
|
Klettenwurzel (Arctium lappa L.)
|
|
|
TU
|
|
+ (kosm.)
|
27
|
Korianderöl (Coriandrum sativum)
|
|
+
|
|
|
|
28
|
Lärchenterpentin (Larix decidua)
|
+
|
|
|
|
+
|
29
|
Lavendel (Lavandula angustifolia)
|
|
+
|
|
|
+ (kosm.)
|
30
|
Lebensbaumtriebspitzen (Thuja occidentalis L.)
|
+ (Kommission D)
|
|
|
|
+ (homö.)
|
31
|
Leinsamen (Linum usitatissimum)
|
+
|
+
|
|
|
|
32
|
Löwenzahnwurzel/-kraut (Taraxacum officinale)
|
|
+
|
|
TU
|
|
33
|
Mäusedorn (Ruscus aculeatus)
|
+
|
|
TU
|
|
+
|
34
|
Mahonie (Mahonia aquifolium)
|
|
|
|
|
+ (homö.)
|
35
|
Malvenblüten/-blätter (Malva sylvestris)
|
+
|
|
|
|
|
36
|
Melisse (Melissa officinalis)
|
|
+
|
|
TU
|
+
|
37
|
Minzöl (Menthae arvensis aetheroleum)
|
|
+
|
|
WEU
|
+
|
38
|
Myrrhe (Commiphora myrrha)
|
+
|
|
TU
|
|
+
|
39
|
Nachtkerzensamenöl (Oenothera biennis)
|
|
|
TU
|
|
+
|
40
|
Odermennigkraut (Agrimonia eupatoria L.)
|
+
|
|
TU
|
|
+
|
41
|
Pappelknospen (Populus nigra L.)
|
+
|
|
|
|
|
42
|
Perubalsam (Myroxylon balsamum)
|
+
|
|
|
|
|
43
|
Queckenwurzel (Agropyron repens)
|
|
+
|
|
TU
|
|
44
|
Ratanhiawurzel (Krameria triandra)
|
+
|
|
|
|
+ (kosm.)
|
45
|
Rhabarberwurzel (Rheum palmatum L.)
|
|
+
|
|
WEU
|
|
46
|
Ringelblumenblüten (Calendula officinalis)
|
+
|
|
TU
|
|
+
|
47
|
Rosmarin (Rosmarinus officinalis)
|
|
+
|
|
TU
|
+ (kosm.)
|
48
|
Rosskastanie (Aesculus hippocastanum L.)
|
+
|
|
WEU
|
|
+
|
49
|
Salbeiblätter (Salvia officinalis)
|
+
|
|
TU
|
|
+
|
50
|
Sandsegge (Carex arenaria)
|
|
|
|
|
|
51
|
Sarsaparillwurzel (Smilax aristolochiifolia)
|
|
|
|
|
|
52
|
Schachtelhalmkraut (Equisetum arvense L.)
|
+
|
|
TU
|
|
+ (anthrop.)
|
53
|
Schöllkraut (Chelidonium majus L.)
|
|
+
|
|
|
+
|
54
|
Sonnenhutkraut, purpurfarbenes (Echinacea purpurea)
|
+
|
|
TU
|
WEU
|
+
|
55
|
Spitzwegerichkraut (Plantago lanceolata L.)
|
+
|
|
TU
|
|
+
|
56
|
Steinklee (Melilotus officinalis)
|
+
|
|
TU
|
|
+
|
57
|
Stiefmütterchenkraut (Viola tricolor L.)
|
+
|
|
TU
|
|
+ (homö.)
|
58
|
Süßholzwurzel (Glycyrrhiza glabra)
|
|
+
|
|
TU
|
+
|
59
|
Syzygiumrinde (Jambulbaum) (Syzygium cumini L.)
|
+
|
|
|
|
|
60
|
Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus)
|
|
+
|
|
TU
|
+
|
61
|
Taubnesselblüten (Lamium album L.)
|
+
|
|
|
|
|
62
|
Teebaumöl (Melaleuca alternifolia)
|
|
|
|
|
|
63
|
Teeblätter (schwarz) (Thea nigra)
|
|
|
|
|
|
64
|
Tormentillwurzelstock (Potentilla erecta L.)
|
+
|
|
TU
|
|
+
|
65
|
Vogelknöterich (Polygonum aviculare L.)
|
+
|
|
|
|
+ (homö.)
|
66
|
Walnussblätter (Juglans regia L.)
|
+
|
|
|
|
+
|
67
|
Wassernabelkraut (Centella asiatica)
|
+
|
|
–
|
|
+ (kosm.)
|
68
|
Weihrauch (Boswellia serrata)
|
|
|
|
|
|
69
|
Weinlaubblätter (Vitis vinifera L.)
|
|
|
WEU
|
|
+
|
70
|
Weizenkleie (Triticum aestivum)
|
|
|
|
|
|
71
|
Zwiebel (Allium cepa L.)
|
|
+
|
|
|
+
|
Ergebnisse: Heilpflanzen und deren Anwendung
Ergebnisse: Heilpflanzen und deren Anwendung
Es erfolgte eine Gliederung der untersuchten Arzneidrogen nach ihren Hauptwirkstoffbestandteilen
in Aromatika, Adstringentien und sonstige Inhaltsstoffe.
Aromatika (Ätherisch-Öl-Drogen)
-
Arnikablüten (Arnicae flos)
Arnikazubereitungen werden bei Verletzungen und Entzündungen der Haut eingesetzt (u. a.
Prellungen, Furunkulose, Insektenstiche). Ein als Salbe verfügbares Arzneimittel ist
Arnikamill® Wund- und Heilsalbe (Kombination Arnikablüten und Kamillenblüten)
-
Johanniskrautöl (Hyperici oleum)
Als Pflegeprodukt ist Bedan® Lotion/Creme und Gesichtscreme erhältlich. Zugelassen ist sonst nur Befelka® Öl, welches eine Mischung aus verschiedenen Ölen, u. a. Johanniskrautöl, beinhaltet.
Von der Kommission E wurde für die ölige Zubereitung die Indikation „scharfe und stumpfe
Verletzungen“ sowie Verbrennungen 1. Grades angegeben.
-
Kamillenblüten (Matricariae flos)
Die bekannte antiinflammatorische Wirkung bei verschiedenen entzündlichen Dermatosen
und Hautverletzungen ist bekannt. Folgende Fertigarzneimittel: Kamillosan® Konzentrat, Kamillin® Konzentrat Robugen, Kamillan® supra Hewekzem® novo Heilsalbe N
-
Ringelblumenblüten (Calendulae flos)
Calendulablütenextrakt wird in der Wundheilungsförderung eingesetzt. Die Kommisson
E empfiehlt Ringelblumenblüten zur Behandlung von Wunden mit schlechter Heilungstendenz.
Dieser Hinweis findet sich in der HMPC-Monografie nicht. Als Fertigpräparat ist nur
das Kombinationspräparat Befelka® Öl (Johanniskraut-, Ringelblumen- und Stiefmütterchenkrautöl sowie Vitamin E) erhältlich.
-
Lärchenterpentin
Wird v. a. bei abszedierenden Entzündungen eingesetzt. Fertigarzneimittel: Ilon® Salbe classic (Mischung aus Lärchenterpentin, gereinigtes Terpentinöl, Eukalyptusöl,
Rosmarinöl, Thymianöl)
-
Melissenblätter (Melissae folium)
Gut belegte Wirkung bei Extrakt aus Melissenblättern auf Herpes simplex. Fertigarzneimittel:
LomaHerpan® Creme zur lokalen Applikation bei Herpes simplex labialis. LomaProtect® Stift zur Prophylaxe vor erneuten Herpesmanifestationen.
-
Minzöl (Menthae arvensis aetheroleum)/Pfefferminzöl (Menthae piperitae aetheroleum)
Das Präparat Euminz® Lösung ist nur für Anwendung bei Spannungskopfschmerzen, nicht aber zur Juckreizstillung
zugelassen.
Gerbstoffdrogen (Adstringentien)
-
Eichenrinde (Quercus cortex)
Nur aus der anthroposophischen Medizin sind die Präparate WALA® Quercus Salbe und Hämorrhoidalzäpfchen vorhanden. Andere Eichenrinde enthaltenden
Phytotherapeutika sind nicht erhältlich.
Lediglich synthetische Gerbstoffe, die der Eichenrindenwirkung ähneln, werden häufiger
bei dermatologischen Krankheitsbildern wie z. B. Analekzemen oder Windeldermatitis
eingesetzt (Tannolact® oder Tannosynt®).
-
Odermenningkraut (Agrimoniae herba)
Laut der HMPC wird im „traditional use“ ein Einsatzgebiet bei Entzündungen der Mund-
und Rachenscheimhaut gesehen. Hautentzündungen und oberflächliche kleine Wunden könnten
nach HMPC-Angaben übereinstimmend mit der Kommission E auch mit Odermenningkraut behandelt
werden. Fertigarzneimittel existieren nicht. Nur homöopathische oder anthroposophische
Zubereitungen sind auf dem deutschen Arzneimittelmarkt vorhanden.
-
Salbeiblätter (Salviae folium)
Ein Salbeiblättertrockenextrakt wird im Medikament Sweatosan® Tabletten verwendet. Sweatosan® wird zu Behandlung der generalisierten Hyperhidrose eingesetzt.
Ein Kombinationsphytotherapeutikum mit Salbeiöl ist Salviathymol® N Madaus, welches neben Salbeiöl auch Eukalyptusöl, Pfefferminzöl, Zimtöl, Nelkenöl,
Fenchelöl, Sternanisöl, Levomenthol und Thymol enthält. Zugelassen ist es für Entzündungen
im Zahnfleisch- und Mundschleimhautbereich.
-
Spitzwegerichkraut (Plantaginis lanceolatae folium aut herba)
HMPC sieht bei Plantaginis einen „traditional use“ bei der Behandlung von Mund- und
Rachenschleimhautentzündungen. Die Kommission E erwähnt auch entzündliche Veränderungen
der Haut. In der Erfahrungsheilkunde wird die Anwendung auch bei Erstversorgung von
Wunden und Insektenstichen erwähnt. Für den dermatologischen Bereich sind keine Fertigpräparate
erhältlich.
-
Teeblätter (Theae nigrae folium und Theae viridis folium)
Es ist ein nicht phytotherapeutisches Fertigarzneimittel, hergestellt aus einem gereinigten
Trockenextrakt aus Blättern des grünen Tees (Camellia sinensis), auf dem Arzneimittelmarkt
vorhanden. Hauptbestandteil der Veregen® 10 % Salbe ist das Epigallocatechingallat. Es ist zugelassen zur Behandlung von Condylomata
acuminata im Genitoanalbereich.
-
Walnussblätter (Juglans folium)
Das Indikationsgebiet der adstringierend und antiphlogistisch wirksamen Walnussblätter
sind laut der Kommission E oberflächliche Hautentzündungen und eine Hyperhidrosis
manuum et pedum. Fertigarzneimittel für das dermatologische Anwendungsgebiet existieren
nicht.
-
Zauberstrauchblätter und -rinde (Hamamelidis folium et cortex)
Für Hamamelis sind 3 HMPC-Monografien vorhanden. Die Einstufung klassifiziert Hamamelis
in die Kategorie „traditional use“. Als Indikationsgebiete werden trockene und entzündete
Haut, Brennen und Juckreiz bei Hämorrhoidalleiden, kleine Entzündungen der Mundschleimhaut
und trockenes Auge genannt. Zugelassene Fertigpräparate sind hier Hametum® Salbe, Haenal® Salbe oder Posterine® Salbe.
-
Rhabarberextrakt (Rhei radix)
Pyralvex® Lösung (Kombination von Rhabarberwurzelextrakt und Salicylsäure). Pyralvex® wird bei Mundschleimhautentzündungen und Aphten eingesetzt.
Arzneidrogen mit sonstigen Inhaltsstoffen
-
Ballonrebenkraut (Cadiospermi herba)
Ballonrebenkraut wird in der Homöopathie eingesetzt. Da es aber in einer 10 %igen
Zubereitung als Urtinktur in Salben eingearbeitet wird, entspricht dies einer phytotherapeutischen
Zubereitung.
Fertigarzneimittel sind Halicar® Salbe und Dermaplant® Salbe.
-
Birkenrinde (Betulae cortex)
Hautpflegeserie mit Birkenkorkextrakt ist auf dem deutschen Kosmetikmarkt und wird
unter dem Namen Imlan® Creme/Lotion verkauft.
Das neu zugelassene Episalvan® Gel, welches ein Oleogel, hergestellt aus Birkenkork, darstellt, ist noch nicht in
Deutschland erhältlich. Es zeigt in den Zulassungsstudien gute Wirksamkeit bei Verbrennungen
und Brandwunden.
-
Bittersüßstängel (Dulcamarae stipites)
Kommission E und HMPC bestätigen einen „traditional use“ als adjuvante Therapie bei
chronischen Ekzemen. Handelspräparat ist Cefabene® Salbe, allerdings nur als Kosmetikum, nicht als Medikament erhältlich.
-
Borretschsamenöl (Oleum boraginis semen)
Präparat sind hier die Glandol® Borretschöl-Kapseln. Wie beim Nachtkerzenöl soll auch beim Borretschsamenöl der therapeutische
Effekt durch das vermehrte Angebot an γ-Linolensäure zustande kommen.
-
Brennnesselkraut/-blätter (Urticae herba/folium)
Brennnesselkraut wird von dem HMPC-Komitee auch zur Behandlung seborrhoischer Hautzustände
angegeben. Es gibt zwar eine Ölzubereitung, in der auch Urtica dioica enthalten ist,
diese wird aber ausschließlich für rheumatische Erkrankungen, nicht für Hauterkrankungen
eingesetzt (Birken Rheumaöl® mit Arnika). Ein Präparat zur Behandlung des seborrhoischen Ekzems in Salben- oder
Cremeform existiert nicht.
-
Cayennepfefferfrüchte (Capsici fructus acer)
Das Präparat Capsagamma Dolor® Creme 0,05 %, welches mittels Cayennepfeffer-Dickextrakt hergestellt wird, ist allerdings
nicht für dermatologische Indikationen zugelassen. Dennoch kann es im Off-Label-Use
bei chronischem Pruritus angewendet werden.
-
Fußblattwurzelstock und -harz (Podophylli peltati rhizoma et resina)
Kein Phytopharmakon, sondern ein chemisch definiertes Arzneimittel mit einem aus dem
Fußblattwurzelstock gewonnenen Einzelstoff sind die verschreibungspflichtigen Medikamente
Condylox® Lösung und Wartec® Creme, die Podophyllotoxin enthalten. Zulassung besteht für die Behandlung von Condylomata
acuminata im Genital- und Analbereich.
-
Hirtentäschelkraut (Bursae pastoris herba)
Die Kommission E gibt als Indikationsgebiet oberflächliche, blutende Hautverletzungen
und auch Nasenbluten an. HMPC beschreibt nur starke Menstruationsblutungen als Einsatzgebiet.
Dermatologische Fertigpräparate nicht erhältlich.
-
Löwenzahnwurzel mit -kraut (Taraxici radix cum herba)
In einer Anwendungsbeobachtung soll Löwenzahnsaft, regelmäßig vor den Mahlzeiten konsumiert,
gegen verminderte Talgproduktion – also Sebostase – wirksam sein. Dieses könnte bei
Atopikern mit teils ausgeprägter Xerosis cutis als adjuvante interne Gabe ergänzend
zur topischen Therapie sinnvoll sein. Fertigpräparate sind nicht vorhanden.
-
Mahonienrinde (Mahoniae aquifolii cortex)
Mahonie wird als Arzneipflanze in der Homöopathie genutzt. Als Standardpräparat ist
Rubisan® erhältlich. Rubisan® Creme/Salbe wird als Fertigarzneimittel aus 10 % homöopathischer Urtinktur hergestellt.
Als Einsatzgebiet wird zumeist die Psoriasis genannt. Wirksamkeit soll aber auch bei
Acne vulgaris vorhanden sein.
-
Nachtkerzenöl (Oelum oenotherae semen)
In der HMPC-Monografie werden als „traditional use“ Hauterkrankungen, die mit Juckreiz
und trockener Haut einhergehen, genannt. Auch in der Erfahrungsheilkunde wird Nachtkerzensamenöl
bei atopischem Ekzem, Schuppung und Rötung der Haut eingesetzt. Zur oralen Gabe steht
das Fertigpräparat Epogam® Weichkapseln zur Verfügung. Zur äußerlichen Anwendung ist Linola® Gamma Creme vorhanden. Ferner besteht die Möglichkeit, Nachtkerzensamenöl auch in
Standardrezepturen vom Apotheker mit einarbeiten zu lassen.
-
Pappelknospen (Populi gemmae)
Als Einsatzgebiet der Pappelknospen wird nach der Kommission E die Behandlung von
oberflächlichen Hautverletzungen angegeben. Auch Perniones und Dermatitis solaris
gilt hier als Indikation. Fertigpräparate sind nicht vorhanden.
-
Pflanzenteere (Pix betulae/Birkenteer, Pix fagi/Buchenteer, Pix liquida/Nadelholzteer)
Teerpräparate (Pices) wurden von der Kommission E nicht bearbeitet. Dennoch soll ihr
Einsatz in der Erfahrungsheilkunde zu einer deutlichen Besserung bei subakuten oder
chronischen Ekzemen sowie bei Psoriasis führen. Die Verarbeitung erfolgt als individuelle
Rezeptur. Fertigpräparate sind nicht erhältlich.
-
Rosskastaniensamen (Hippocastani semen)
Für den standardisierten Trockenextrakt aus den Samen der Rosskastanie hat die HMPC-Monografie
einen „well-established use“ für chronisch-venöse Insuffizienz einhergehend mit Schmerzen
und Schweregefühl in den Beinen sowie Wadenkrämpfen, Ödemen und Juckreiz festgestellt.
Auch die Kommission E nennt die chronisch-venöse Insuffizienz als Indikationsgebiet.
Als Fertigpräparat wären z. B. Aescorin® forte, Aescuven® Tabletten zu nennen.
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Schachtelhalmkraut (Equiseti herba)
Auch für den Schachtelhalm wird von der Kommission E neben Erkrankungen der ableitenden
Harnwege die adjuvante Therapie von schlecht heilenden Wunden angegeben. Auch die
HMPC vergibt einen „traditional use“ bei der Therapie von oberflächlichen Wunden.
Phytotherapeutische Fertigpräparate sind aber nicht vorhanden. Nur eine anthroposophische
10 %ige Equisetum-Salbe wird von der Firma Weleda® angeboten.
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Sonnenhutkraut, purpurfarbenes (Echinaceae herba)
Echinacin-Salbe soll auch antivirale und immunstimulierende Wirkung haben. Eine Anwendung
wird bei rezidivierendem Herpes labialis empfohlen. Keine Bewertung der Wirksamkeit
durch Kommission E oder in der HMPC-Monografie.
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Stiefmütterchenkraut mit Blüten (Violae tricoloris herba cum flore)
HMPC sieht einen „traditional use“ für leichte seborrhoische Hautzustände. Die Kommission
E gibt auch seborrhoische Hautzustände und Milchschorf beim Kind als Indikationen
an. Fertigpräparat ist nicht vorhanden.
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Taubnesselblüten, weiße (Lamii albi flos)
Neben leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut wird von der Kommission
E auch das Einsatzgebiet von leichten, oberflächlichen Entzündungen der Haut genannt.
Fertigpräparate nicht vorhanden.
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Teebaumöl, australisches (Melaleucae alternifoliae aetheroleum)
Die HMPC-Monografie beschreibt einen „traditional use“ für die Indikationen kleine,
superinfizierte Wunden, Insektenbisse, kleine Geschwüre, Fußpilz und kleinere Entzündungen
der Mundschleimhaut. Teebaumöl wird nur als Kosmetik und nicht als Arzneimittel vertrieben.
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Wassernabelkraut (Hydrocotylidis herba)
Auch Centella asiatica soll eine positive Wirkung auf die chronisch-venöse Insuffizienz
haben. Ferner wird eine wundheilungsfördernde Wirkung bei kleinen Wunden und Verbrennungen
angenommen. Ein Fertigpräparat ist nicht erhältlich.
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Weinlaubblätter, rote (Vitis viniferae folium)
Wie bei der Rosskastanie hat auch das rote Weinlaub nur für den Trockenextrakt einen
„well-established use“ für die Anwendung bei chronisch-venöser Insuffizienz erhalten.
Präparat wären hier z. B. Antistax® extra Venentabletten, Antiveno® Heumann Venentabletten.
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Zwiebelextrakt (Extractum cepae)
Neben der innerlichen Wirkung auf Appetitlosigkeit und zur Vorbeugung von Gefäßerkrankungen
hat Zwiebelextrakt auch eine positive Auswirkung auf Wunden und Narben. Es wird zur
Narbenbehandlung als Fertigpräparat Contractubex® Gel zur Vermeidung überschießender Narbenentwicklung (Keloidbildung) postoperativ
eingesetzt.
Für dermatologische Krankheitsbilder haben nur wenige Phytotherapeutika eine Zulassung
als Medikament. Für die große Gruppe der Ekzemerkrankungen, wozu auch das atopische Ekzem gerechnet wird, sind einige Phytotherapeutika mit
antientzündlicher Wirkung zugelassen. Hierbei können als typische Vertreter folgende
genannt werden: Hamamelis-Blätter und -Zweige (Hametum® Wund- und Heilsalbe), Trockenextrakt der Rinde (Haenal®) und Flüssigextrakte der Blätter (Posterine®), Kamillenblüten (Kamillosan® Konzentrat, Kamillin® Konzentrat Robugen), Ballonrebenkraut (Halicar® Salbe und Dermaplant® Salbe), Bittersüßstängel- und Johanniskraut-Pflegecreme (Bedan®). Zusätzlich werden bei Ekzemen aufgrund der Fehlfunktion des Enzyms Delta-6-Desturase
Nachtkerzensamenöl (Epogam® Weichkapseln) und Borretschsamenöl (Glandol® Borretschöl-Kapseln) zur oralen Therapie angeboten.
Zusätzlich existieren zur Exanthemtherapie noch einige Kombinationspräparate: Befelka® Öl (Johanniskrautöl, Ringelblumenöl, Stiefmütterchenkrautöl und Vitamin E), Ekzevowen® derma Creme (homöopathische Urtinktur von Mahoniarinde, Stiefmütterchenkraut und
Wassernabelkraut). Als Pflegeserie wird noch Eubos® Kinder Haut Ruhe Creme mit Nachtkerzensamenöl, Mandelöl, Jojobaöl, Johanniskrautextrakt
und einem Vitaminkomplex angeboten.
Eines der am häufigsten von Patienten beklagen Symptome ist Pruritus. Juckreiz ist das Kardinalsymptom bei vielen Hauterkrankungen. Ein hier zugelassenes
Präparat enthält einen Extakt aus Cayennepfefferfrüchten (Capsici fructus). Allerdings
ist die zugelassene Indikation für das Präparat Capsagamma® Dolor Creme 0,05 % die Behandlung von Fuß- und Unterschenkelschmerzen bei diabetischer
Polyneuropathie. Der Einsatz dieser Creme bei chronischem Pruritus wäre also Off-Label-Use
und damit vom Therapeuten selber zu verantworten.
Bei den infektiösen Dermatosen ist eine der häufigsten Erkrankungen der Herpes simplex, welcher sich meist im Lippenbereich
manifestiert. Hier steht als zugelassenes Präparat LomaHerpan® Creme mit antiviraler Wirkung zur Verfügung.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass von den 71 untersuchten Phytotherapeutika
nur 23 eine Zulassung als Medikament auf dem deutschen Arzneimittelmarkt hatten. Damit
sind nur gut 32 % der Heilpflanzen im dermatologischen Bereich als zugelassene Standardpräparationen
erhältlich. Insgesamt waren 35 Medikamente zugelassen. 12 Arzneimittel besaßen eine
Zulassung außerhalb der dermatologischen Indikationen. 6 Präparate hatten eine homöopathische
oder anthroposophische Zulassung. 8 Cremes waren als reines Kosmetikum bzw. Medizinprodukt
auf dem Markt. 35 der 71 untersuchten Heilpflanzen hatten von der Kommission E eine
positive Monografie für das dermatologische Indikationsgebiet. 22 Pflanzenmonografien
waren für nicht-dermatologische Indikationen als positiv bewertet worden. Ebenso wurden
22 Heilpflanzen vom HMPC mit dem Prädikat „traditional use“ für dermatologische Indikationen
bewertet. Nur 2 Pflanzen erhielten ein „well-established use“. Für das nicht dermatologische
Indikationsgebiet wurde bei 10 Heilpflanzen ein „traditional use“ und bei 7 Heilpflanzen
„well-established use“ vergeben.
Diskussion
Haut- und Schleimhauterkrankungen sind sehr verbreitet. Chronische Hauterkrankungen
wie das atopische Ekzem und die Psoriasis sind in Westeuropa die am häufigsten auftretenden
chronisch-entzündlichen Dermatosen. Auch in der allgemeinmedizinischen und naturheilkundlichen
Sprechstunde kommen viele Patienten mit (chronischen) Hauterkrankungen vor. Dennoch
stehen für den phytotherapeutisch tätigen Arzt nur wenig zugelassene Fertigarzneimittel
zur Verfügung. Diese Tatsache lässt sich anhand der oben dargestellten geringen Anzahl
an Fertigarzneimitteln nachvollziehen. Nur für wenige Erkrankungen sind Cremes und
Salben zur externen Behandlung vorhanden. Orale Medikamente mit antiphlogistischer
Wirkung auf die Haut oder zur Juckreizstillung sind überhaupt nicht erhältlich. Lediglich
den oral einzunehmenden Öl-Präparationen von Nachtkerzensamen und Borretschsamen kommt
eine gewisse antiphlogistische Wirkung beim atopischen Ekzem zu.
Patienten mit chronischen Hauterkrankungen, die teils über viele Jahre einer kontinuierlichen
dermatologischen Therapie bedürfen, fragen häufig nach Möglichkeiten der naturheilkundlichen
oder phytotherapeutischen Behandlung und nach Alternativen zu topischen Kortisonpräparaten
oder synthetischen Medikamenten. Hier wäre es wünschenswert, wirksame Alternativen
aus dem Bereich der Pflanzenheilkunde im therapeutischen Repertoire zu haben.
Derzeit besteht nur die Möglichkeit, vorhandene pflanzliche Extrakte, die nicht als
Fertigarzneimittel erhältlich sind, in Form einer Individualrezeptur in diverse Salbengrundlagen
(z. B. DAC-Basiscreme oder Ungentum emulsificans aquosum) vom Apotheker einarbeiten
zu lassen und so das phytotherapeutische Potenzial von Arzneipflanzen zu nutzen. Da
die Bioverfügbarkeit in der jeweiligen Salbe und die Penetration des pflanzlichen
Vielstoffgemisches durch die Epidermis nicht wissenschaftlich untersucht sind, handelt
es sich bei dieser Art der Therapie immer um einen individuellen Heilversuch. Gerade
bei der hohen Zahl an Hautpatienten und der Häufigkeit von Erkrankungen aus dem dermatologischen
Spektrum sollte eine vermehrte Forschungsaktivität auf dem Gebiete der rationalen
Phytotherapie erfolgen. Auch die Notwendigkeit der Durchführung von klinischen Studien
im universitären Setting sollte in Zusammenarbeit mit den Hautkliniken belebt werden.
So könnten in Zukunft mehr pharmakologisch auf ihre Wirksamkeit hin überprüfte, phytotherapeutische
Externa und Systemtherapeutika zugelassen werden und damit als neue Therapieoption
für dermatologische Patienten zur Verfügung stehen.
Anmerkung
Der hier veröffentlichte Beitrag ist eine Abschlussarbeit aus der Fortbildungsreihe
„Phytotherapie für Ärzte“ in Hattingen-Blankenstein (2016 – 2018). Der Leiter der
Fortbildungsreihe ist Prof. Dr. med. A.-M. Beer, Klinikdirektor der Klinik für Naturheilkunde
in Hattingen-Blankenstein, er begleitete fachlich die Manuskriptentstehung.