Kang G.
et al.
Wrist inflammation: a retrospective comparison between septic and non-septic arthritis.
J Hand Surg Eur Vol 2018;
43: 431-437
Umgekehrt würde eine große Zahl von Patienten einem unnötigen operativen Eingriff
unterzogen, wenn zur Diagnosesicherung routinemäßig eine chirurgische Eröffnung des
Gelenks erfolgen würde.
Die klinische Differenzialdiagnose kann aber schwierig sein: Weder die körperliche
Untersuchung noch schnell verfügbare Laborparameter können eine infektiöse Genese
eindeutig sichern oder ausschließen. Und bis zum Vorliegen mikrobiologischer Ergebnisse
vergeht wertvolle Zeit. Eine Gruppe aus Singapur hat nun Patienten mit später gesicherter
bzw. später ausgeschlossener Infektion des Handgelenks einander gegenübergestellt
und nach Unterschieden zwischen diesen beiden Gruppen gesucht.
Die Mediziner um Gavrielle Kang haben dazu zwischen Mai 2012 und April 2015 Daten
von 77 stationär in ihrer Klinik behandelten Patienten retrospektiv ausgewertet. Darunter
waren laut Abschlussdiagnose
-
15 Patienten mit gesicherter Infektion des Handgelenks (20 %; Gruppe 1), im Wesentlichen
durch grampositive Erreger, und
-
62 Patienten mit gesicherter nicht-infektiöser Arthritis (80 %; Gruppe 2), v. a. aufgrund
akuter Exazerbation einer Gicht oder Pseudogicht (n = 57).
Patienten mit akuten Frakturen und Traumata waren von der Auswertung ausgeschlossen.
Patienten der Gruppe 2 wiesen signifikant häufiger
-
eine chronische Niereninsuffizienz (37,1 % vs. 0 % in Gruppe 1),
-
eine anamnestisch bekannte Gichterkrankung (54,8 % vs. 13,3 %) und
-
erhöhte Harnsäurekonzentrationen im Serum (37,1 % vs. 0 %).
auf.
Umgekehrt fanden sich bei Patienten der Gruppe 1 signifikant häufiger
-
erhöhte Werte bei ≥ 2 von 3 Entzündungsparametern (C-reaktives Protein [CRP], Leukozytenzahl,
Erythrozytensedimentationsgeschwindigkeit [ESG]) bei gleichzeitig normaler Harnsäurekonzentration
(100 % vs. 50 % in Gruppe 2).
Dagegen zeigten sich zwischen den Gruppen keine Unterschiede bei der Häufigkeit eines
Diabetes mellitus und der Häufigkeit immunsuppressiver Erkrankungen und/oder Behandlungen
(z. B. aktive Malignom unter Zytostatikatherapie und rheumatologische Erkrankungen
unter Steroidtherapie). Ebenso schloss die Beteiligung mehrerer Gelenke eine infektiöse
Ursache nicht aus, dagegen war der Nachweis einer Chondrokalzinose im Standard-Röntgenbild
des Handgelenks nahezu beweisend für eine nicht-infektiöse Arthritis.
In einer Subgruppenanalyse, in die nur Patienten mit ausschließlicher Handgelenkentzündung
ohne Begleiterkrankungen eingeschlossen wurden, fanden die Forscher darüber hinaus
einen signifikanten Unterschied bei den CRP-Konzentrationen: Der Mittelwert betrug
218 mg/l in Gruppe 1 gegenüber 85,6 mg/l in Gruppe 2.
Die schnelle Abgrenzung von infektiösen gegenüber nicht-infektiösen Ursachen einer
Handgelenkentzündung bleibt nach diesen Ergebnissen weiterhin schwierig, fassen die
Autoren zusammen. Manche Befundkombinationen sprechen allerdings eher für die eine
oder die andere Genese. Ihre Untersuchung könnte Anhaltspunkte für die Planung einer
zukünftigen prospektiven Studie liefern, so Kang et al. abschließend, die Klinikern
mehr Sicherheit bei der Differenzialdiagnose verleiht.
Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim