Zahnmedizin up2date 2019; 13(02): 167-177
DOI: 10.1055/a-0644-8812
Oralmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Oralchirurgie: Mediatoren der Wundheilung

Marjan Nokhbehsaim
,
Benedikt Eggers
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Publication Date:
15 April 2019 (online)

Die Ursachen für das Entstehen von Wunden sind vielfältig. Sie reichen von unfallbedingten Wunden über chirurgische Wundsetzungen bis zur Entstehung von Wundarealen aufgrund chronischer Erkrankungen, z. B. Dekubitus bei Diabetes mellitus. Wesentlich ist es, in Abhängigkeit von der Art und Entstehung ein Bewusstsein für die genaue Pathophysiologie ihrer Heilung zu entwickeln, um die jeweils sinnvolle Therapie der individuellen Verletzung auszuwählen.

Kernaussagen
  • Die Wundheilung kann über 2 grundsätzliche Mechanismen erfolgen: Bei der Reparation findet mit der Bildung von Narbengewebe eine qualitativ minderwertige Heilung statt, bei der Regeneration wird die ursprüngliche Form und Art der beteiligten Gewebe vollständig wiederhergestellt.

  • Die Wundheilung erfolgt in mehreren Phasen: Die Latenzphase leitet die Blutgerinnung ein, deren Kaskade in der anschließenden exsudativen Phase zu ihrem Abschluss kommt. Maßgeblich dafür ist die Ausbildung eines Thrombozytenaggregats. In der resorptiven Phase erfolgt die Reinigung und beginnt zugleich die Reorganisation der Wunde, die in der proliferativen Phase durch die Zielzellen ausgeführt wird. Die Reparationsphase wird durch Kollagen- und Gefäßneubildung charakterisiert, welche schließlich den vollständigen Wundverschluss herbeiführt.

  • Für die Wundheilung muss ein ausreichendes Sauerstoff-, Energie- und Nährstoffangebot vorhanden sein. Hierzu zählt das Vorliegen von Aminosäuren, Spurenelementen und Vitaminen ebenso wie die Gewährleistung einer adäquaten Gewebsperfusion.

  • Die Wundheilung wird negativ beeinflusst einerseits durch systemische Faktoren wie hohes Alter, Grunderkrankungen oder Medikamente, andererseits durch lokale Faktoren wie hoher Druck oder ein unsauberes Wundgebiet.

  • Eine gute lokale Blutstillung bildet die Grundlage für den weiteren Wundverlauf. Eine ausreichende Abwehrlage und gute Mundhygiene gewährleisten schließlich eine unkomplizierte Heilung der Wunden.