Daly BT.
et al.
Effect of Push-Up Position on Wrist Joint Pressures in the Intact Wrist and Following
Scapholunate Interosseous Ligament Sectioning.
J Hand Surg Am 2018;
43: 339-345
Über die Belastung, die bei Liegestütz-Übungen auf das Gelenk einwirken, ist dagegen
wenig bekannt. Ebenso ist unklar, wie sich Rupturen des skapholunären Bandes auf diese
Verhältnisse auswirken. Eine US-amerikanische Arbeitsgruppe hat nun die Druckveränderungen
im radiokarpalen Gelenk unter verschiedenen Bedingungen geprüft.
Die Forscher um Brett Daly haben dazu Handgelenke von 8 Leichen in einer biomechanischen
Studie untersucht (4 Männer, 4 Frauen; Durchschnittsalter der Verstorbenen 78 Jahre,
skapholunäres Band in allen Fällen intakt). An ihnen simulierten sie Liegestütz-Übungen
und maßen die Druckbelastung im Handgelenk
-
mit dem Gelenk in Neutralstellung (Liegestütz-Übung mit der geschlossenen Faust) und
in Hyperextension von 90° (wie sie bei Liegestützen oft üblich ist), jeweils mit
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intaktem skapholunärem Band und nach vollständiger Durchtrennung des Bandes (dorsale,
palmare und proximale Anteile).
Die axiale Belastung im Gelenk betrug dabei 50 % des jeweiligen Körpergewichtes. Die
Wissenschaftler beurteilten die maximalen Druckbelastungen an der Fossa lunata und
der Fossa scaphoidea der Radiusgelenkfläche unter den verschiedenen Bedingungen. Die
Auswertung ergab am intakten Gelenk bei den Liegestütz-Simulationen mit überstrecktem
Handgelenk im Vergleich zur Simulation mit dem Handgelenk in Neutralstellung
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in der Fossa scaphoidea eine signifikant höhere Druckbelastung als bei der Simulation
mit dem Handgelenk in Neutralstellung,
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eine signifikante Zunahme der Kontaktfläche in der Fossa lunata,
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eine signifikante Dorsalverschiebung des Druckzentrums
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um 5,7 mm in der Fossa scaphoidea gegenüber
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2,9 mm in der Fossa lunata.
Nach Durchtrennung des skapholunären Bandes fanden die Forscher, im Vergleich zu den
Positionen bei intaktem Band,
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keine Veränderungen des maximal einwirkenden Drucks, weder in der Fossa scaphoidea
noch in der Fossa lunata, jedoch
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eine signifikante Verlagerung des Druckzentrums in der Fossa scaphoidea
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um 2,2 mm nach radial bei Handgelenk-Neutralstellung und
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um 0,6 mm bei Handgelenk-Hyperextension, aber
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keine wesentlichen Verlagerungen in der Fossa lunata.
Verschiebungen des Druckzentrums in der dorsal-palmaren Achse waren nach Durchtrennung
des Bandes in beiden Bereichen nicht nachweisbar.
Liegestützen mit überstrecktem Handgelenk führen am distalen Radius in der Fossa scaphoidea
zu einer erhöhten Druckbelastung im Vergleich zu Liegestützen mit geschlossener Faust,
so die Autoren. In der Fossa lunata ließen sich dagegen keine solchen Veränderungen
messen. Das könnte (mit) erklären, warum degenerative Veränderungen des Handgelenks
in der Fossa scaphoidea ihren Ausgang nehmen und die Fossa lunata lange Zeit ausgespart
wird.
Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim