Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2019; 14(03): 295-317
DOI: 10.1055/a-0636-7382
Schultergürtel und obere Extremität
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ligamentäre Ellenbogeninstabilitäten

Marc Schnetzke
,
Moritz Bergmann
,
Paul A. Grützner
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Publication Date:
29 May 2019 (online)

Die meisten Ellenbogenluxationen mit rein ligamentärer Instabilität verbleiben nach erfolgter Reposition stabil und können konservativ mit funktioneller Rehabilitation behandelt werden. Die Schwierigkeit bei akuten ligamentären Ellenbogeninstabilitäten besteht darin, diejenigen Patienten frühzeitig zu identifizieren, die von einer primären Bandrekonstruktion profitieren. Der Schwerpunkt dieses Artikels liegt daher auf dem diagnostischen und therapeutischen Vorgehen bei ligamentärer Ellenbogeninstabilität.

Kernaussagen
  • Nach radiologischer Verifizierung einer Luxation des Ellenbogengelenks ist eine möglichst zeitnahe Reposition anzustreben, die aufgrund schmerzbedingter, reflektorischer Muskelgegenspannung unter Analgosedierung bzw. Narkose durchzuführen ist.

  • Post repositionem folgt sowohl eine erneute Röntgenaufnahme in 2 Ebenen zur Stellungskontrolle und Dokumentation als auch die erneute Kontrolle des neurovaskulären Status.

  • In der Röntgenkontrolle sollte neben der Erfolgskontrolle der Reposition auch auf indirekte Warnhinweise für eine persistierende Instabilität geachtet werden.

  • Direkt im Anschluss an die Reposition sollte eine Stabilitätskontrolle unter der dynamischen Durchleuchtung durchgeführt werden, da das Verletzungsausmaß von ligamentären Strukturen im statischen Röntgenbild nicht adäquat zu evaluieren ist.

  • Aufgrund der großen Bedeutung der Muskulatur als dynamische Stabilisatoren sollte die funktionelle Therapie immer früh am Patienten und aktiv durch den Patienten erfolgen.

  • Absolute OP-Indikationen stellen die offene Luxation, neurovaskuläre Verletzungen und/oder ein drohendes bzw. manifestes Kompartmentsyndrom dar.

  • Eine nicht erkannte persistierende Instabilität kann bei konservativer Therapie in einer chronischen Instabilität des Gelenks resultieren.