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DOI: 10.1055/a-0631-5337
Melanom: Verheiratete entdecken Tumore früher
Publication History
Publication Date:
02 October 2018 (online)
Verliebt? Verlobt? Verheiratet? Der Familienstand scheint nicht nur für das persönliche Glück wichtig, sondern auch für die Prognose einer malignen Erkrankung. Verheiratete Melanom-Patienten haben zum Zeitpunkt der Diagnose seltener Metastasen. Und auch ihre Primärtumoren sind kleiner, wie eine US-Erhebung zeigt.
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Personen mit Brust-, Colon- und Nierenkrebs haben im Schnitt einen besseren Outcome, wenn sie verheiratet sind. Bei Verheirateten mit einem malignen Melanom stehen die Chancen für einen besseren Outcome auch nicht schlecht, legt die Studie von Sharon et al. nahe. Die retrospektive, bevölkerungsbezogene Studie machte sich Daten von 18 Krebsinstituten zunutze – und aus ihnen die Daten aller Melanom-Patienten ab 18 Jahren ohne Anzeichen einer Metastasierung.
Häufiger kleine Tumore
Unter den gut 52 000 Patienten hatten Verheiratete am häufigsten ein Tumorstadium 1 a (45 %), gefolgt von Ledigen (43,0 %), Geschiedenen (39,0 %) und Verwitweten (32,2 %). Umgekehrt hatten Verwitwete zum Zeitpunkt der Diagnose am häufigsten ein Tumorstadium 4 b (9,4 %), aber nur 3,3 % der Verheirateten. Auch nach Herausrechnen verschiedener sozioökonomischer und Patientenfaktoren blieb der Zusammenhang zwischen dem Familienstand und einem höheren T-Stadium für ledige (Odds Ratio 1,32), geschiedene (1,38) und verwitwete (1,70) gegenüber verheirateten Patienten gleich.
Vermutlich gilt das frühere Tumorstadium generell für Menschen in einer festen Beziehung – ob verheiratet oder nicht. Das Forschungsteam hatte als Information zum Beziehungsstatus aber lediglich den Familienstand. Verliebt, verlobt, glücklich oder unglücklich … solche Zustände wurden nicht erhoben.
Ab einer Tumordicke > 1 mm wird eine Sentinel-Lymphknoten-Biopsie (SLB) empfohlen. Unabhängig vom Tumorstadium und anderen Patientenfaktoren waren Verheiratete eher bereit, sich einer SLB zu unterziehen, als Ledige (OR 0,59), Geschiedene (OR 0,87) und Verwitwete (OR 0,69).
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Partner einbeziehen
Möglicherweise entdecken Verheiratete (oder: Menschen in einer festen Beziehung) ihr Melanom früher, weil der Partner mitguckt, überlegen die Autoren. Er könnte den Patienten auch motivieren, einen Arzt aufzusuchen, und ihn vielleicht dorthin begleiten. Diese Überlegungen sollten nach Ansicht der Autoren in die Beratung der Patienten Eingang finden.
So könne man Unverheirateten empfehlen, Hautscreenings bereits in einem früheren Alter zu beginnen und besonders häufig wahrzunehmen. Die Partner von Patienten in einer festen Beziehung könne man ermutigen, zu Terminen mitzukommen – und vielleicht gar, sich in der Hautuntersuchung schulen zu lassen. In einer früheren Studie haben sich regelmäßige Partneruntersuchungen als sehr hilfreich erwiesen – Melanome wurden so schneller entdeckt als durch gelegentliche Arztbesuche, und die Partner fanden ihre Fähigkeit gut. Auch wenn die Möglichkeit einer SLB besprochen wird, könnten Ärzte darauf hinweisen, dass es gut sein kann, einen Freund oder Angehörigen zum Gespräch mitzubringen.
Verheiratete entdecken verdächtige Hautveränderungen offenbar früher. Melanome sind dann zum Zeitpunkt der Diagnose kleiner als bei Menschen ohne feste Beziehung. Die Autoren der Studie empfehlen, diese Erkenntnisse in der Beratung zu berücksichtigen.
Dr. Nina Drexelius, Hamburg


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