Aktuelle Dermatologie 2018; 44(10): 419
DOI: 10.1055/a-0631-5324
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mycosis fungoides und Parapsoriasis: erhöhtes Risiko für Thrombosen und Embolien

Lindahl LM. et al.
Risk of venous thromboembolism in patients with mycosis fungoides and parapsoriasis: A Danish nationwide cohort study.

J Am Acad Dermatol 2018;
78: 1077-1083
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Publication History

Publication Date:
02 October 2018 (online)

 

Patienten mit Mycosis fungoides oder Parapsoriasis haben ein erhöhtes Risiko für tiefe Venenthrombosen und Lungenembolien, wie eine dänische Studie belegt.


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Aktive Krebserkrankungen greifen in die molekularen und zellulären Mechanismen der vaskulären Regulation und Blutgerinnung ein – venöse Thrombosen und Embolien sind deshalb bei Krebspatienten 4- bis 7-mal so häufig wie bei anderen Menschen. Das Forschungsteam wollte wissen, ob das auch für Mycosis fungoides und seinen Vorläufer/sein Frühstadium (das ist nicht vollständig geklärt) Parapsoriasis gilt. Es nutzte dafür das dänische Krebsregister und das dänische Patientenregister – und konnte so für die Jahre 1980 – 2013 Daten von über 8,3 Millionen Menschen auswerten.

Risiko bis zu 6,7-fach erhöht

Für Patienten mit Mycosis fungoides betrug das absolute 10-Jahre-Risiko für eine Thromboembolie 3,7 %. Das adjustierte Relative Risiko (RR) lag bei 2,41 für venöse Thromboembolien und 4,01 für Lungenembolien. Interessanterweise war das Risiko für eine Lungenembolie in den ersten 5 Jahren nach der Diagnosestellung am höchsten: Es war dann 6,7-mal so hoch wie bei Menschen ohne Krebserkrankung. Patienten mit Parapsoriasis hatten ein 2,7-faches Risiko für thromboembolische Ereignisse, wenn keine weiteren Risikofaktoren für eine Thrombose vorlagen.


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Entzündung und Gerinnung

Mycosis fungoides ist eine eher träge Krebsart, angetrieben von einem Zusammenspiel maligner und nichtmaligner Zellen sowie einer Stimulierung durch exogene Faktoren wie Infektionen. All diese Faktoren prädisponieren die Patienten für eine Thromboembolie, betonen die Autoren. Dabei kommt es auch darauf an, wie aggressiv der Krebs ist und wie heftig die Entzündung.

Patienten mit Mycosis fungoides erleiden oft Hautinfektionen (meist lokale Staphylococcus-aureus-Infektionen), Bakteriämien und Sepsis. Diese könnten unabhängige Risikofaktoren für Thromboembolien sein – und erklären, warum Patienten mit solchen Infektionen in der Studie besonders häufig Thromboembolien hatten. Für Hautinfektionen lag die adjustierte Inzidenzrate bei 12,2. Vermutlich spielen S. aureus und seine Enterotoxine eine entscheidende Rolle, denn sie rufen eine heftige Entzündungsreaktion hervor.

An der Therapie wird es dagegen nicht liegen, mutmaßt das Forschungsteam. Für keines der bei Mycosis fungoides oder Parapsoriasis eingesetzten Therapeutika ist bekannt, dass es das Risiko für Thrombosen oder Embolien erhöht. Niedrig dosiertes Methotrexat hat sogar eine entzündungshemmende Wirkung, Bexaroten hemmt die Gerinnung. Das gefundene erhöhte Risiko ist also ziemlich sicher auf die Erkrankungen selbst zurückzuführen. Das Ergebnis unterstreicht außerdem die Tatsache, dass es sich um systemische Erkrankungen handelt –  auch wenn extrakutane Symptome vielleicht nicht auf den ersten Blick sichtbar sind.

Fazit

Patienten mit Mycosis fungoides und Parapsoriasis haben ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Ereignisse. Das absolute Risiko ist allerdings relativ gering. Eine gute Aufklärung der Patienten hilft, zusätzliche Risikofaktoren zu vermeiden und Symptome früh zu erkennen.

Dr. Nina Drexelius, Hamburg


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