Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86(07): 399
DOI: 10.1055/a-0631-3928
Fokussiert
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Musik hilft Menschen mit Bewusstseinsstörungen

Further Information

Publication History

Publication Date:
20 July 2018 (online)

Patienten mit schweren Bewusstseinsstörungen können von Musik profitieren, wenn sie zielgerichtet eingesetzt wird. Das ist das Ergebnis einer Übersichtsstudie von Teresa Grimm und Prof. Dr. Gunter Kreutz vom Institut für Musik der Universität Oldenburg. Die beiden Musikwissenschaftler haben Studien zusammengetragen und ausgewertet, die sich mit der Wirkung von Musik auf Patienten mit Bewusstseinsstörungen befassen.

Tiefgreifende Bewusstseinsstörungen verwehren den Patienten weitgehend die Kontaktaufnahme mit der Umwelt, so die Forscher. Um die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern, wird häufig Musik abgespielt, die sie in ihrem früheren Leben gerne mochten. Manchmal kommen auch verschiedene Formen von Musiktherapie zum Einsatz, bei denen ein Therapeut singt oder Rhythmen und Melodien an den Atemrhythmus des Patienten anpasst. Grimm und Kreutz werteten insgesamt 22 Studien aus, die zum größten Teil in den letzten 10 Jahren erschienen und insgesamt 329 Patienten einschlossen.

Das Ergebnis ist, dass Musikinterventionen und Musiktherapien häufig positive Effekte nach sich zogen. Die Patienten blinzelten z. B. häufiger mit den Augen, veränderten ihren Gesichtsausdruck und atmeten tiefer. Bei einigen veränderte sich der Herzschlag. In einzelnen Studien wurden auch verstärkte Gehirnaktivitäten beobachtet. Methodisch hochwertige Untersuchungen seien allerdings noch selten, berichtet Kreutz. Die beiden Wissenschaftler konnten daher nicht eingrenzen, ob etwa bestimmte Eigenschaften der Musikstücke oder eher biografische Faktoren für die positive Wirkung der Musik verantwortlich waren. Der Musikwissenschaftler betont jedoch: „Musikbasierte Therapien und Interventionen bleiben aufgrund ihrer hohen Sicherheit und relativen Nebenwirkungsfreiheit ein wichtiger Baustein in der Lebensbegleitung von Menschen mit Bewusstseinsstörungen.“

Nach einer Meldung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg