Sinharay R.
et al.
Respiratory and cardiovascular responses to walking down a traffic-polluted road compared
with walking in a traffic-free area in participants aged 60 years and older with chronic
lung or heart disease and age-matched healthy controls: a randomised crossover study.
Lancet 2018;
391: 339-349 doi:10.1016/S0140-6736(17)32643-0
An der Studie nahmen 40 gesunde Freiwillige, 40 Patienten mit einer chronisch obstruktiven
Lungenerkrankung (COPD) und 39 Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung (KHK)
teil. Einschlusskriterien waren u. a. ein GOLD-Stadium 2, eine FEV1 ≤ 80 % bzw. koronarangiografisch belegte Koronarstenosen, eine seit 6 Monaten stabile
Krankheitsphase, eine ≥ 12-monatige Nikotinabstinenz und ein Alter ≥ 60 Jahre. Nach
Basisuntersuchungen in einem Londoner Krankenhaus spazierten die Teilnehmer entweder
2 Stunden entlang der durch Taxis und Busse stark mit Dieselabgasen belasteten Oxford
Street oder im verkehrsfreien Hyde Park. Vorgesehen war eine Strecke von etwa 5 km
von 11 – 13 Uhr. Während des Laufens wurde die Belastung durch Rußpartikel, Feinstaub
(PM2,5 und PM10), Ultrafeinstaub, Stickstoffdioxid (NO2) und Lärm gemessen. Nach dem Gang erfolgten weitere 24 Stunden Verlaufsuntersuchungen
der Lungenfunktion, arteriellen Gefäßflexibilität und klinischen Symptome. Nach 3 – 8
Wochen gingen die Teilnehmer die alternative Strecke, erneut mit Vor- und Nachuntersuchungen.
Bei allen Personen verbesserte die Bewegung im Park unabhängig vom Gesundheitsstatus
die Lungenfunktion (FEV1 und FVC) und verminderte die Pulswellengeschwindigkeit und den Augmentationsindex
als Maß der Gefäßsteifigkeit. Die Effekte bestanden auch am Ende des Interventionstages
nach 26 Stunden. Die positiven Gesundheitseffekte des Spazierengehens waren an der
verkehrsbelasteten Straße deutlich abgeschwächt. Verglichen mit dem Park hatten Patienten
mit COPD nach der Oxford Street stärkeren Husten, Auswurf und Atemnot. Patienten mit
KHK gaben stärkeren Husten an. Die Kontrollen bemerkten keine subjektiven Unterschiede.
Die Belastung durch spezifische Luftbestandteile beeinflusste die Lungenfunktion und
Gefäßsteifigkeit. Bei Patienten mit einer COPD korrelierten eine verminderte FEV1
und FVC 3 Stunden nach der Oxford Street signifikant mit der Konzentration von PM2,5, Ultrafeinstaub und NO2. Eine reduzierte FVC war mit zunehmenden PM10 und der Lärmexposition assoziiert. In der 4-Stunden-Untersuchung korrelierte ein
gestiegener Atemwegwiderstand mit PM2,5, Rußpartikeln, Ultrafeinstaub, NO2 und PM10. Bei Patienten mit KHK und Gesunden bestanden keine signifikanten Assoziationen von
Luftverschmutzungsgrad und Lungenfunktion. Analog dazu ergab sich eine Beziehung zwischen
einer verminderten Gefäßelastizität und der Luftbelastung durch Rußpartikel, Ultrafeinstaub
und NO2 nur bei Patienten mit COPD. Nach Subgruppenanalysen führten die Autoren die ausbleibende
Assoziation bei KHK auf die Medikation der Patienten zurück, die offensichtlich modulierende
Effekte hatte. Rauchen beeinflusste die Ergebnisse nicht.
Spaziergänge in frischer Luft wirkten sich positiv auf die pulmonale und vaskuläre
Gesundheit aus. In der belasteten Innenstadt nahmen günstige Effekte auf die Lungengesundheit
und Gefäßflexibilität ab. Patienten mit KHK waren vaskulär möglicherweise durch Medikamente
geschützt, so die Autoren. Die Wissenschaftler empfehlen für Patienten mit COPD oder
KHK 3 Dinge: Spaziergänge in der unbelasteten Natur, Vermeidung von längeren Innenstadtaufenthalten
und eine kardioprotektive Medikation bei KHK.
Dr. med. Susanne Krome, Melle
Spaziergänge in frischer Luft wirkten sich positiv auf die pulmonale und vaskuläre
Gesundheit von Patienten mit COPD und KHK aus. In der abgasbelasteten Innenstadt nahmen
die günstigen Effekte ab. Symbolbild; Bildnachweis: istockphoto.