Indikationen
Die Liste der Indikationen für PET-Untersuchungen in der pädiatrischen Onkologie erweitert
sich fortlaufend. Die S3-Leitlinie zur Ganzkörper-FDG-PET-Bildgebung bei Kindern mit
onkologischen Erkrankungen wird im Moment aktualisiert. Für den Einsatz anderer PET-Tracer
bei Kindern liegen keine eigenen Leitlinien vor.
Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome
Tumore des lymphatischen Systems sind die dritthäufigste Gruppe von Tumoren im Kindes-
und Jugendalter und lassen sich in Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome einteilen. Die
Non-Hodgkin-Lymphome wiederum lassen sich in T- und B-Zell-Lymphome unterteilen [1]
[2].
Hodgkin-Lymphome
Das Auftreten des Hodgkin-Lymphoms im Kindes und Jugendalter ist altersabhängig und
betrifft in den westlichen Industrieländern vor allem die Gruppe der 15- bis 19-Jährigen.
Bei Erstdiagnose liegt in den meisten Fällen eine schmerzlose Lymphadenopathie, besonders
häufig supraklavikulär, zervikal oder mediastinal vor. Der Befall ist primär nodal
und die Ausbreitung erfolgt über weitere Lymphknotenstationen. Milz, Leber, Lunge
und Knochenmark sind in ungefähr 15 – 20 % sekundär befallen. Die Stadieneinteilung
erfolgt nach Ann-Arbor, welche sich wesentlich auf die Lokalisation der befallenen
Lymphknotenstationen mit dem Zwerchfell als Barriere stützt. Die Prognose ist bei
entsprechender Behandlung mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von über 90 % exzellent
[2].
Eine der am besten erforschten Indikationen für die PET-Bildgebung ist die Darstellung
des Hodgkin-Lymphoms ([Abb. 2]). Neben dem initialen Staging und der Beurteilung des Therapieansprechens nach Therapie
wird auch die Bestrahlungsplanung bei Hodgkin-Lymphomen mittels FDG-PET/CT durchgeführt.
Die Bewertung der metabolischen Response schon früh nach Therapiebeginn durch die
Darstellung der verbleibenden Stoffwechselaktivität mittels FDG bestimmt dabei maßgeblich
das klinische Procedere und ist auch prädiktiv für den weiteren Verlauf der Erkrankung
[2]
[3]
[4]
[5].
Non-Hodgkin-Lymphome
Im Kindes- und Jugendalter treten im Unterschied zum Erwachsenen vor allem aggressive
Lymphome, wie das lymphoblastische-, diffus großzellige B-Zell-, Burkitt-, oder großzellig
anaplastische Lymphom auf. Niedrigmaligne Lymphome kommen nur selten vor. Die Non-Hodgkin-Lymphome
zeigen im Kindesalter, im Gegensatz zum Erwachsenenalter, häufiger einen extranodalen
Befall (Mediastinum, Kopf-Hals-Region, Abdomen, Knochenmark, ZNS), bspw. eine abdominelle
Raumforderung beim Burkitt-Lymphom. Bei Non-Hodgkin-Lymphomen ist die St.Jude-/Murphy-Stadieneinteilung
am weitesten verbreitet, die sich am extranodalen Befall orientiert. Die Prognose
hat sich genau wie beim Hodgkin-Lymphom in den letzten Jahren deutlich verbessert
mit 5-Jahres-Überlebensraten zwischen 80 und 90 % [1].
Insbesondere bei Kindern häufig vorkommende aggressive Lymphome, zeigen sich auf hohem
Niveau FDG-positiv [6]
[7]. Ziel der FDG-PET sind analog zum Hodgkin-Lymphom das initiale Staging mit höherer
Sensitivität gegenüber morphologischen Bildgebungsmethoden und die Bewertung der frühen
metabolischen Response. Zur Beurteilung des Therapieansprechens wird, wie auch bei
Hodgkin-Lymphomen, der Deauville 5-point score eingegliedert in die Lugano-Klassifikation
genutzt, der sich an der FDG-Avidität der Tumormanifestationen im Vergleich zum mediastinalen
Blutpool und der Aktivität in der Leber orientiert [5]
[8]. Nicht FDG-avide Non-Hodgkin-Lymphome werden primär mittels KM-gestütztem CT und
mit der MRT untersucht [5]
[7].
Sarkome
Sarkome sind maligne Tumore mesenchymalen Ursprungs. Knochen- und Weichteilsarkome
haben im Kindes- und Jugendalter einen Anteil von 12 % an allen malignen Erkrankungen.
Die häufigsten primären Knochentumore sind das Osteosarkom und das Ewing-Sarkom. Diese
kommen insbesondere im Jugend- und jungen Erwachsenenalter vor. Die häufigsten Weichteilsarkome
des Kindes- und Jugendalters sind alveoläre/embryonale Rhabdomyosarkome. Die Heilungsraten
pädiatrischer Knochen- und Weichteilsarkome liegen im lokalisierten Stadium über 70 %,
wohingegen die Prognose im metastasierten Stadium weiterhin schlecht ist [9]
[10]
[11]
[12].
Osteosarkom
Osteosarkome sind meist osteoidproduzierende primäre Knochentumore, die häufig die
Metaphyse der langen Röhrenknochen, besonders den distalen Femur, die proximale Tibia
und den proximalen Humerus, betreffen. Die Altersverteilung der Inzidenz zeigt 2 Häufigkeitsgipfel,
einen im jugendlichen Alter und einen zweiten bei älteren Erwachsenen über 65 Jahren.
Häufige Lokalisationen von Metastasen, die in 10 – 20 % der Fälle vorkommen, sind,
neben den lokoregionären Lymphknoten, insbesondere pulmonale Metastasen und Knochenmetastasen
[10].
Bei Osteosarkomen zeigen sich prognostisch relevante Metastasen, insbesondere der
Lunge aber auch des Knochens, teilweise ohne signifikante FDG-Aufnahme. Eine stoffwechselaktive
Darstellung des Primärtumors ist bei dieser Erkrankung nicht immer mit einer ähnlich
stoffwechselaktiven Metastasierung assoziiert. Verfahren der Wahl zum Ganzkörperstaging
sind daher die Skelettszintigrafie und die MRT, kombiniert mit morphologischer Bildgebung
der Lunge (CT) [13]
[14]. Häufig zitierte Studien, die die Bedeutung der FDG-PET für die Detektion von Osteosarkommetastasen
unterstreichen, ziehen Rückschlüsse aus Mischkollektiven, die nicht hinreichend durch
Daten belegt werden können [15]
[16]. In der angeführten Studie sind nur wenige Osteosarkompatienten eingeschlossen worden,
mit konsekutiv geringer Zahl an Lymphknotenmetastasen (n = 1) und Patienten mit Knochenmetastasen
(n = 4) [15]
[16].
Die morphologische Darstellung des Primärtumors mit der Frage nach Infiltration benachbarter
Strukturen erfolgt analog zu anderen Sarkomtypen durch die MRT. Zusätzlich kann mittels
FDG-PET die Vitalität des Primärtumors quantitativ bestimmt und eine Prognoseabschätzung
aufgrund der Veränderungen der metabolischen Bildgebungsparameter gegeben werden [17]
[18]
[19].
Dieser quantitative PET-Ansatz mit Bestimmung und Evaluation der Total Lesion Glycolysis
(TLG) und des metabolischen Volumens (MV) aller Tumorläsionen in Bezug auf Response
oder/und Outcome zeigt vielversprechende Ergebnisse für alle Sarkome, die in großen
prospektiven Studien bestätigt werden müssen [17]
[20]
[21]
[22].
Ewing-Sarkome
Ewing-Sarkome treten meist im Knochen auf, können jedoch auch im Weichteilgewebe entstehen,
letzteres vor allem bei älteren Patienten. Häufigste Lokalisation sind das Becken
sowie die untere Extremität, insbesondere der Femur, gefolgt vom Rippenskelett. Bei
einem Viertel der Patienten liegen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits Metastasen,
jeweils zur Hälfte in Lunge oder Knochen, vor. Die Therapie des Ewing-Sarkoms erfolgt
im Rahmen von Studien mittels neoadjuvanter Chemotherapie, gefolgt von einer Resektion
und histologischen Aufarbeitung [12]
[23]. Zur Therapieplanung ist eine genaue morphologische Darstellung des Primärtumors
erforderlich. Therapierelevante Fragestellungen sind die Tumorausbreitung, die Infiltration
benachbarter Strukturen durch die Weichteilkomponente, eine mögliche Gelenkbeteiligung
und der Nachweis diskontinuierlicher Zweitläsionen im gleichen Kompartiment sog. „Skip-Lesions“.
Darüber hinaus ist ein sorgfältiges und vollständiges initiales Ganzkörperstaging
notwendig, da das Therapiekonzept häufig eine Lokaltherapie auch von Metastasen beinhaltet
[24]. Für die Operationsplanung und die primäre lokale Diagnostik ist, je nach Lokalisation,
ein MRT oder CT (Thorax) unerlässlich. Für das Ganzkörperstaging stellt das FDG-PET/CT
ein sehr gutes Verfahren zur Darstellung von Knochenmetastasen (PET) und eines Lungenbefalls
(CT) dar ([Abb. 1]) [14]
[16]
[25]
[26].
Abb. 1 PET/CT Staging eines 14-jährigen Patienten mit einem Ewing-Sarkom im proximalen linken
Femur. Der Primärtumor zeigt sich in der Ganzkörperaufnahme (a) und der Fusion (e) mit deutlich vermehrter FDG-Anreicherung und teilweise nekrotischen, nicht stoffwechselaktiven
Arealen. Im korrespondierenden MRT zeigt sich der Tumor in der T1-gewichteten Sequenz
deutlich KM-aufnehmend (d). Im Ganzkörperstaging stellen sich zusätzlich iliakale Lymphknoten (Pfeile) mit
vermehrter Nuklidanreicherung im Sinne von Lymphknotenmetastasen dar. In der Niedrigdosis-CT
zeigt sich ein kleiner subpleuraler Rundherd mit 5 mm im rechten Unterlappen (c), im Rahmen der Grunderkrankung als metastasensuspekt gewertet.
Im Staging nach 2 von 6 Zyklen Chemotherapie kann ein sehr gutes Therapieansprechen
mit nur noch geringer Nuklidbelegung des Primärtumors (b, h) und einer deutlichen Größenabnahme in der MRT (g) gezeigt werden. Die iliakalen Lymphknotenmetastasen, die in der prätherapeutischen
Ganzkörperaufnahme (a) noch deutlich auszumachen waren, kommen unter Chemotherapie in den Ganzkörperaufnahmen
(e) nicht mehr zur Darstellung. Der als metastasensuspekt vorbeschriebene Rundherd pulmonal
lässt sich nur noch angedeutet abgrenzen (f).
In der Ganzkörperaufnahme unter Chemotherapie (b) zeigt sich trotz Prämedikation mit einem Betablocker eine leicht vermehrte Nuklidanreicherung
im braunen Fettgewebe (Pfeile).
Abb. 2 Initiales PET/MRT-Staging einer 16-jährigen Patientin mit Hodgkin Lymphom (Stadium
II, Ann-Arbor-Klassifikation). In den Ganzkörperaufnahmen (a) und der Fusion (b) zeigen sich die zervikalen, mediastinalen und bihilären Lymphknoten mit einem maximalen
Uptake von SUV: 12.1 bei einem Leberreferenzwert von SUV:1.8. In der koronaren T2-gewichteten
(c) sowie den transversalen T1-gewichteten Sequenzen mit KM (d, e) ist die zervikale und mediastinale Lymphadenopathie markiert (Pfeile).
Die Bedeutung quantitativer PET-Parameter für eine Prognoseabschätzung ist zum jetzigen
Zeitpunkt nicht abschließend geklärt. In mehreren retrospektiven Untersuchungen war
eine Abschätzung der Prognose hinsichtlich progressionsfreiem bzw. eventfreiem Überleben
ausgehend vom initialen maximalen SUV möglich [27]
[28]. Eine der ersten Studien von Hawkins konnte diese Korrelation jedoch nur zwischen
dem SUVmax des Stagings nach neoadjuvanter Chemotherapie und dem progressionsfreien Überleben
sowie dem histologischen Ansprechen zeigen [17]. Raciborska et al. bestätigen den Zusammenhang zwischen posttherapeutischen SUVmax und Outcome und konnte einen Zusammenhang zwischen initialem SUVmax und histologischem Ansprechen zeigen. Einen Zusammenhang zwischen metabolischem Ansprechen,
also der Veränderung der quantitativen PET-Parameter, unter Chemotherapie und histologischem
Ansprechen kann von einigen Arbeitsgruppen bestätigt werden [17]
[29], wobei Palmeri et al. im Gegensatz zu Hawkins et al. sogar einen Einfluss auf das
eventfreie Überleben zeigen konnten [17]
[28]. Einschränkend gilt, dass die vorliegenden Studien in den meisten Fällen retrospektiv
ausgewertet wurden und teilweise nur sehr geringe Patientenzahlen, knapp über 10 Ewing-Sarkom-Patienten,
aufweisen. Zusammenfassend gilt, dass die zum Teil kontroversen Ergebnisse der dargelegten
Studien durch große prospektive Studien validiert werden müssen. Eine prospektive
Studie zur Auswertung dieser Fragen wird derzeit im Rahmen der EWING 2008 Studie durchgeführt
[30].
Nach erfolgreicher Behandlung des Ewing-Sarkoms sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen
notwendig. Die bildgebende Darstellung des Rezidivs im Rahmen des Nachsorgeprotokolls
zeigt, insbesondere bei Rezidiven der Lunge, einen signifikanten Vorteil im Gesamtüberleben
gegenüber der Rezidivdetektion bei symptomatischen Patienten außerhalb des geplanten
Nachsorgeprotokolls [31]. Vor dem Auftreten von Symptomen können die meisten Rezidive durch FDG-PET/CT im
Vergleich zu konventionellen Bildgebungsmethoden detektiert werden [32]. Die Detektion von Rezidiven gelingt mittels PET/CT dabei mit sehr hoher Genauigkeit
[33]
[34]. Die im PET/CT integrierte Low-Dose-CT in Inspiration zeigte sich suffizient zur
Erkennung kleiner pulmonaler Herde [32].
Rhabdomyosarkom
Rhabdomyosarkome des Kindes- und Jugendalters lassen sich histologisch in einen alveolären
und einen embryonalen Subtyp einteilen. Andere (z. B. pleomorphe) Subtypen liegen
selten vor. Die Lokalisation und das Alter bei Erstdiagnose erlauben Rückschlüsse
auf die wahrscheinlichste Histologie und Prognose des Primärtumors. Rhabdomyosarkome
können im gesamten Körper vorkommen. Bei jüngeren Kindern sind Kopf-Hals-Tumore des
embryonalen Typs häufig, wohingegen Extremitätentumore häufiger Jugendliche betreffen
und dem alveolären Typ zugehörig sind. Tumore der Harn- und Geschlechtsorgane sind
in den meisten Fällen vom embryonalen Typ, welcher sich weniger aggressiv und mit
geringerer Tendenz zum Rezidiv als der alveoläre Subtyp zeigt. Metastasen der Rhabdomyosarkome
zeigen sich vorwiegend in den lokoregionären Lymphknoten, pulmonal und im Skelettsystem
[9]
[12].
Für das Primärstaging pädiatrischer Rhabdomyosarkome liegen im Gegensatz zum Therapiemonitoring
mittels FDG-PET bereits einige Studien und eine Metaanalyse vor. Norman et al. kommen
in ihren 8 Studien und insgesamt 272 Rhabdomyosarkom-Patienten unter 24 Jahre umfassenden
Metaanalyse zu dem Schluss, dass Sensitivität und Spezifität der Detektion von Lymphknoten
und Fernmetastasen mittels FDG-PET/CT deutlich höher war, als mit konventionellen
Bildgebungsmethoden [35]. Eine Unterscheidung zwischen Fernmetastasen nach Lokalisation war bei geringer
Fallzahl nicht möglich. Angenommen werden kann jedoch, dass die PET für die Erkennung
von Knochen-, Weichteilmetastasen und einer Knochenmarksinfiltration konventionellen
Bildgebungsmethoden in den Punkten Sensitivität und Spezifität überlegen ist [34]
[35]
[36]. Bez. der Detektion von Lungenmetastasen ist die CT- der PET-Komponente überlegen.
Aufgrund der geringeren Anzahl an postentzündlichen Rundherden bei Kindern im Vergleich
zu Erwachsenen ist auch die Spezifität der CT für Lungenmetastasen hoch. Für das initiale
Staging zeigt die Kombination beider Verfahren im PET/CT somit eine hohe diagnostische
Sicherheit und sollte das Verfahren der Wahl darstellen [34].
Wie bereits für andere Sarkome beschrieben, hat die Intensität des Stoffwechsels des
Primärtumors zum Zeitpunkt der Erstdiagnose eine prognostische Bedeutung [37].
Bez. einer Vorhersage der Überlebensrate anhand von frühem Therapieansprechen in der
PET kann auf Basis der aktuellen Datenlage keine eindeutige Aussage getroffen werden.
Eine Studie von Casey et al. zeigt bspw. eine Korrelation zwischen metabolischem Ansprechen
im PET und progressionsfreiem Überleben, wohingegen erste prospektive Studiendaten
der Gruppe um Harrison et al. keine Korrelation zu eventfreiem Überleben finden konnten
[34]
[38]
[39].
Neuroblastome
Neuroblastome gehören zur Gruppe der embryonalen Tumore und sind die häufigsten extrakraniellen
Tumore des Kindesalters. Betroffen sind am häufigsten das Nebennierenmark und die
abdominellen, paraaortalen oder intrathorakalen Paraganglien. Häufigste Erstmanifestation
ist ein retroperitonealer, abdomineller Tumor. Die Metastasierung erfolgt bereits
nach kurzer Zeit in Skelett, Leber oder generalisiert und liegt in 70 % der Fälle
zum Zeitpunkt der Diagnosestellung vor. Die Prognose ist altersabhängig und mit 90 %
5-Jahres-Überlebensrate bei Kindern unter einem Jahr exzellent, wobei Patienten zwischen
1 und 14 eine vergleichsweise geringe 5-Jahres-Überlebensrate von 68 % aufweisen.
Bei Säuglingen unter einem Jahr ist eine spontane Rückbildung möglich [40].
Das Standardverfahren zum Primärstaging und zur Beurteilung des Therapieansprechens
von Neuroblastomen ist die 123I-Metaiodobenzylguanidin(MIBG)-Szintigrafie. Bei MIBG-negativen Tumoren oder komplementär
in fortgeschrittenen Stadien kann eine FDG-PET-Untersuchung durchgeführt werden [14]. Erste Studien weisen zudem daraufhin, dass eine initial hohe FDG-Anreicherung mit
einer schlechteren Prognose korreliert [41]. Die Bedeutung von Tracern für die Darstellung der Somatostatinrezeptor-Expression
(DOTATATE) oder für das sympathische Nervensystem (HED: Hydroxyephedrin, DOPA: Dihydroxyphenylalanin)
ist für die Bildgebung der Neuroblastome im Kindesalter nicht abschließend geklärt
[42]
[43].
Hirntumore
Die Häufigkeit histologischer Subtypen, die Therapie und die Prognose kindlicher Hirntumore
unterscheiden sich wesentlich von der Situation bei Erwachsenen. ZNS-Tumore sind die
häufigste Entität solider Tumore im Kindesalter und haben die höchste Mortalität aller
malignen Erkrankungen in dieser Altersgruppe. Im Kindes- und Jugendalter liegt der
Anteil maligner Hirntumore an den Hirntumoren um 2 Drittel, wohingegen nur ungefähr
ein Drittel der Hirntumore im Erwachsenenalter maligne sind. Der häufigste Hirntumor
im Kindes- und Jugendalter ist das pilozytische Astrozytom, ein benignes Gliom, gefolgt
von malignen Gliomen, embryonalen Tumoren, insbesondere dem Medulloblastom, sowie
Tumore der Hirnanhangsdrüse. Im Erwachsenenalter stellen Metastasen die größte Zahl
der malignen Raumforderungen im Gehirn dar, wohingegen bei Kindern und Jugendlichen
hirneigene Tumore dominieren. Der häufigste maligne Tumor des Kindesalters ist das
Medulloblastom, welcher ausschließlich das Kleinhirn betrifft und beim Erwachsenen
ab der vierten Lebensdekade aufgrund des embryonalen Ursprungs nahezu nicht mehr vorkommt.
Die häufigste Lokalisation aller Tumore im Kindesalter (0 – 14) ist die hintere Schädelgrube,
wohingegen bei Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren Tumore der Hirnanhangsdrüse
gefolgt vom Cerebellum am häufigsten vorkommen. Im Erwachsenenalter kommen Tumore
im Bereich der hinteren Schädelgrube nur äußerst selten vor, sondern betreffen meist
die Meningen, die Hirnanhangsdrüse oder den Neokortex [44].
Ziel der Diagnostik von Hirntumoren ist es, die genaue anatomische Lokalisation und
den Bezug zu funktionell wichtigen Hirnarealen darzustellen sowie eine Differenzialdiagnostik
zu nicht neoplastischen Hirnraumforderungen zu ermöglichen [45]. Initial wird im Regelfall eine MRT-Untersuchung mit Kontrastmittel (KM) durchgeführt.
Einschränkungen sind das teilweise unterschiedliche, teilweise identische KM-Aufnahme-Verhalten
der verschiedenen benignen und malignen Hirntumore und die eingeschränkte Differenzierungsmöglichkeit
vitalen Tumors von Gliose oder Ödem. Das pilozytische Astrozytom bspw., der häufigste
Hirntumor des Kindesalters, benigne und mit guter Langzeitprognose, zeigt genau wie
maligne Gliome eine Kontrastmittelanreicherung. In Verlaufskontrollen zum Therapieansprechen
oder zur Rezidivdiagnostik sind therapiebedingte Schrankenstörungen in der MRT nicht
sicher von vitalem Tumorrestgewebe zu unterscheiden. Insbesondere die Darstellung
dieses vitalen Tumorgewebes mit der PET ist von außerordentlicher Bedeutung für die
Planung des weiteren Therapieverlaufs mit stereotaktischer Biopsie/Resektion [46]
[47]
[48] oder Bestrahlung (ESRT) [49]
[50].
Der FDG-Uptake in die Hirntumore korreliert bei Erwachsenen zwar mit dem Malignitätsgrad
und besitzt eine prognostische Bedeutung [46]
[51]. Im Kindesalter trifft diese Regel allerdings nur bedingt zu, da z. B. die o. g.
pilozytischen Astrozytome auch einen gesteigerten Glukosestoffwechsel aufweisen können.
Auch ist der Tumorkontrast aufgrund des ausgeprägten Glukosestoffwechsels des angrenzenden
gesunden Hirngewebes, nicht nur bei niedrig malignen Gliomen unzureichend. Daher werden
heute Tracer zur Darstellung des Aminosäurestoffwechsels (FET, DOPA) eingesetzt
([Abb. 3]) [52]
[53]
[54]. Das Aminosäure-PET kann in vielen Fällen zwischen therapiebedingten Gewebsveränderungen
und Tumorrezidiven/Resttumorgewebe unterscheiden und zur Beurteilung des Ansprechens
auf die Therapie eingesetzt werden [55]
[56]
[57].
Abb. 3 FET-PET/MRT eines 3-jährigen Kindes mit einem desmoplastischen Medulloblastom im
Bereich der hinteren Schädelgrube. Die infratentorielle Raumforderung (d) zeigt eine deutlich vermehrte Nuklidanreicherung bei gleichzeitig geringem Hintergrundsignal
im umgebenden Hirngewebe im PET (a), der MIP (b) sowie der Fusion aus PET und MRT (c). In der MIP zeigen sich keine weiteren fokalen Nuklidanreicherungen im Hirnparenchym.
Die publizierten Daten zur Wertigkeit der PET mit FDG oder Tracern zur Darstellung
des Aminosäure-Stoffwechsels (FET) bei Kindern stützen sich bis auf wenige Ausnahmen
[48]
[52]
[53] maßgeblich auf Ergebnisse von Untersuchungen am Erwachsenen. Die Ergebnisse einer
prospektiven, multizentrischen Studie (FET-PET 2010) zur Evaluation der FET-PET gegenüber
der konventionellen MRT bei Kindern stehen noch aus [58].
Seltene Tumore
Weitere seltene Indikation für PET im Kindes- und Jugendalter sind bspw. die frühkindliche
Histiozytose, entdifferenzierte Schilddrüsenkarzinome oder die Neurofibromatose Typ
I mit der Frage nach einer malignen Transformation. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankungen
liegt nur wenig Evidenz für die PET bei Kindern vor. Die vorhandene Datenlage stützt
sich hauptsächlich auf Studien bei Erwachsenen oder gemischten Kollektiven.
Histiozytose
Histiozytäre Veränderungen sind durch klonale Proliferation verschiedener Zellen des
mononukleären Phagozytensystems gekennzeichnet. Die bekannteste Form der Langerhans-Histiozytose
zeigt sich durch Akkumulation aktivierter dendritischer Zellen und Makrophagen in
einem oder mehreren Organen oder disseminiert. Betroffen sind hauptsächlich Kinder
unter 15 Jahren, von denen wiederum Kinder unter 2 Jahren häufig zur Gruppe der Hochrisiko-Patienten
gehören. Die Einteilung in Hoch- und Niedrigrisiko-Patienten erfolgt nach befallenen
Organen, wobei die am häufigsten befallenen Organe, Haut und Knochen, zu den Niedrigrisiko-Organen
gerechnet werden [59]. Die Bedeutung der PET bei malignen histiozytären Veränderungen des Kindesalters
liegt im primären Staging sowie der Rezidivdiagnostik mittels FDG [60]
[61]
[62]. Zudem kann das Therapieansprechen in der PET mit größerer Genauigkeit im Vergleich
zu konventionellen anatomischen Bildgebungsmethoden eingeschätzt werden [60].
Schilddrüsenkarzinom
Schilddrüsenkarzinome sind insbesondere bei Kindern unter 15 Jahren mit einer Inzidenz
von 1,5 % selten. Die in den meisten Fällen vorliegenden differenzierten Schilddrüsenkarzinome
präsentieren sich zum Zeitpunkt der Erstdiagnose deutlich öfter mit Lymphknoten oder
Lungenmetastasen als bei Erwachsenen. Trotz in 20 – 30 % vorliegenden Lungenmetastasen
(Erwachsene ca. 2 %) haben junge Patienten mit Schilddrüsenkarzinom eine exzellente
Prognose, was vor allem durch die gute Behandelbarkeit mit 131I bedingt ist [63]. Bei 131I negativen Metastasen oder Rezidiv kann die PET durch Darstellung der Stoffwechselaktivität
(FDG) ein Restaging, bspw. bei ansteigendem Tumormarker, ermöglichen. Komplementär
kann bei iod- und FDG-negativen Metastasen die Darstellung der Somatostatin-Rezeptordichte
(DOTATATE/-TOC/-NOC) angewandt werden. Dieses Vorgehen zeigt bei Erwachsenen vielversprechende
Ergebnisse, ist jedoch für Kinder, aufgrund der Seltenheit iodnegativer Schilddrüsentumore,
nicht abschließend evaluiert [63].
Neurofibromatose Typ I
Die Neurofibromatose Typ I ist eine autosomal dominant vererbte Multiorganerkrankung,
die vor allem die Haut (Café-au-lait-Flecken) und das Nervensystem (Neurofibrome)
befällt. Eine maligne Transformation, insbesondere plexiformer und nodulärer Neurofibrome
in einen peripheren Nervenscheidentumor (Weichteilsarkom), ist bei Neurofibromatose
Typ I mit einem Risiko von 8 – 13 % verknüpft [64]. Patienten mit malignen Nervenscheidentumoren und Neurofibromatose Typ I sind dabei
deutlich jünger, häufig im Jugendlichen- und jungen Erwachsenenalter, als Patienten
mit einem sporadischen malignen Nervenscheidentumor. Aufgrund der schlechten Prognose
und der chirurgischen Exzision als Therapie der Wahl im operablen Stadium ist eine
frühe Sicherung der Diagnose notwendig [64]
[65]. Die FDG-PET erlaubt durch Darstellung und Quantifizierung des Glukosemetabolismus
in vielen Fällen eine Unterscheidung zwischen Neurofibromen und peripheren Nervenscheidentumoren
auch im Kindesalter [66]
[67]. Die Möglichkeit der Reduktion der Strahlenexposition bei wiederholten Untersuchungen
von Neurofibromatose Typ I Patienten und die Anwendung funktioneller MRT zur zusätzlichen
Charakterisierung der verdächtigen Neurofibrome stellen die Vorteile der PET/MRT bei
dieser Erkrankung dar [68].
Pitfalls/Besonderheiten der PET-Bildgebung bei Kindern
Die Untersuchung von Kindern, insbesondere jüngeren Alters, am PET/CT oder PET/MRT
stellt an das medizinische Personal besondere Anforderungen. Kind und Eltern müssen
in die Aufklärung und während der Untersuchung miteinbezogen werden. Bei sehr jungen
Kindern ist häufig eine Untersuchung in Sedierung oder Kurznarkose erforderlich. In
15 – 20 % der FDG-PET-Untersuchungen kommt es bei Kindern und jungen Erwachsenen zu
einer FDG-Aufnahme in das braune Fettgewebe, wodurch Läsionen übersehen oder vorgetäuscht
werden können [69]. Bei Aufnahmen mit Hybridsystemen können durch sorgfältige Betrachtung der morphologischen
Bildgebung Fehldiagnosen vermieden werden. Um eine Aufnahme in das braune Fettgewebe
zu verhindern, wird die Gabe eines Betablockers nach Ausschluss von Kontraindikationen
60 Minuten vor Applikation des Radiopharmakons empfohlen. Weitere Fehldiagnosen können
durch Anreicherungen im Thymus entstehen. Bei Kindern und Jugendlichen können Thymusanteile
nicht nur mediastinal, sondern auch abgetrennt davon zervikal vorliegen und nur in
Kombination mit morphologischen Bildgebungsmethoden sicher diagnostiziert werden.
Die Dosis des injizierten Radiopharmakons hängt von der Sensitivität der PET-Kamera
sowie den Akquisitionsparametern ab. Zudem orientiert diese sich am Gewicht des jungen
Patienten. Weiterführende Informationen sind den aktuellen Leitlinien der DGN und
EANM sowie die „EANM Dosage card“ zu entnehmen.
Bei vielen Tumorerkrankungen des Kindesalters erfolgt eine bioptische Sicherung, häufig
schon vor Durchführung des Ganzkörper-Stagings. Operative Zugangswege sowie Manipulationen
am Tumor zeigen sich stoffwechselaktiv (FDG-positiv) und können zu einer Überschätzung
der Aktivität des Tumors führen. Nach Biopsie können zudem die lokoregionären Lymphknoten
reaktiv leicht stoffwechselaktiv zur Darstellung kommen. Teilresektionen des Tumors
im Rahmen der Probenentnahme können zu einer Unterschätzung der Tumoraktivität führen.
Nach Resektion des Primärtumors kann es zu einer erheblichen mechanischen Alteration
sowie Veränderung der Statik kommen, die zu langanhaltenden Veränderungen des Stoffwechsels
führt, bspw. nach Hemipelvektomie bei einem Ewing-Sarkom im Bereich des Hüftknochens.
Eingebrachtes Fremdmaterial kann durch eine Fremdkörperreaktion oder als Folge einer
Entzündung einen deutlich erhöhten Stoffwechsel aufweisen.
Weitere Fehlerquellen können die physiologisch erhöhte Stoffwechselaktivität in den
Epiphysenfugen sowie im blutbildenden Knochenmark nach Chemotherapie oder Gabe von
Granulozyten-koloniestimulierenden Faktoren (G-CSF) sein.
Im Falle einer FDG-PET des Kopfes ist zusätzlich das altersabhängige Anreicherungsmuster
des Tracers im Gehirn zu beachten [69]
[70].
PET/CT-Protokoll
In der Diagnostik wird bei erwachsenen Patienten häufig eine Rumpfuntersuchung von
der Schädelbasis bis zur Mitte des Oberschenkels durchgeführt. Je nach Indikation
müssen weitere Regionen mituntersucht werden. Ausnahme bildet die PET-Diagnostik des
Gehirns bei der lediglich die Akquisition einer Bettposition notwendig ist.
Bei jungen Patienten mit einem Neuroblastom, Sarkom oder Lymphom ist zusätzlich zur
Darstellung des Rumpfes eine Abbildung der Arme und Beine notwendig. Grund dafür ist,
dass die Knochenmetastasierung über den Markraum stattfindet und das blutbildende
Knochenmark bei Kindern deutlich weiter nach distal reicht. Bei FDG-PET-Untersuchungen
wird auf die Abbildung des Gehirns wegen der geringen Sensitivität für Hirnmetastasen
häufig verzichtet, nicht zuletzt zur Minimierung der Linsendosis in der Niedrigdosis-CT.
Kalottenherde können dadurch aber dem Nachweis entgehen. Zumindest bei den Hodgkin-Lymphomen
ist ein Verzicht auf die Akquisition des Kopfes aber gerechtfertigt, wobei die Schädelbasis
großzügig miterfasst werden muss, um hochzervikale Lymphknoten nicht zu übersehen.
Insgesamt gilt, dass es bei Kindern noch wichtiger ist, die applizierte Aktivität
durch hochsensitive PET-Scanner gering zu halten und die Akquisitionszeit zu verkürzen.
Durch die zunehmende Verfügbarkeit von PET-/CT-Systemen und den Eingang der PET-Diagnostik
in Leitlinien bspw. bei Staging und Therapiemonitoring des Hodgkin-Lymphoms ist eine
genauere Beschäftigung mit den möglichen Risiken einer wiederholten Strahlenexposition
notwendig. Bei onkologisch erkrankten Kindern liegt die durchschnittliche kumulative
effektive Dosis durch PET/CT-Untersuchungen bei ungefähr 80 mSv, für ein einzelnes
PET/CT durchschnittlich bei ungefähr 25 mSV [71]
[72]. Das führte in der Studie von Nievelstein zu einer Wahrscheinlichkeit für strahlenbedingte
Todesfälle durch radiologische und nuklearmedizinische Bildgebung bei Kindern mit
Hodgkin-Lymphom von 0,4 % für Jungen und 0,7 % für Mädchen, im Vergleich zu Erwachsenen
mit Non-Hodgkin-Lymphomen von 0,07 % (männlich) und 0,09 % (weiblich) [72]. Der Anteil der CT-Komponente an der Strahlenbelastung überwiegt dabei, wobei deutliche
Unterschiede je nach Protokoll vorliegen. Eine diagnostische CT-Untersuchung bei Kindern
implizierte in der Studie von Chawa et al. im Durchschnitt ungefähr 20 mSV effektive
Dosis [71]. Neuere CT-Protokolle mit dem Ziel der Strahlenreduktion kommen auf 5 – 13 mSv [72] oder sogar 2 – 10 mSv für ein diagnostisches CT im Rahmen der PET/CT [73]. Die Strahlenbelastung durch ein Ganzkörper-Niedrigdosis-CT liegt demgegenüber unter
3 mSv und die der FDG-PET bei ungefähr 3 bis 8 mSv [71]
[72]
[73]. Für CT-Untersuchungen gilt, dass die Wahrscheinlichkeit an einem strahleninduzierten
Tumor zu erkranken zwischen den frühen 90er-Jahren und 2000 – 2008 aufgrund der Strahlenreduktion
um 50 – 70 % auf 0,3 – 1 /1000 Patienten für Kopfaufnahmen, sowie 1 – 5 /1000 Patienten
für CT des Körperstammes sank [74]. Junges Alter und weibliches Geschlecht erhöhen dabei die Wahrscheinlichkeit, für
das weibliche Geschlecht bspw. um das 1,5 bis 3-Fache bei CTs des Körperstammes (Thorax,
Abdomen, Pelvis) [74]
[75]. Das ist verbunden mit einem höheren Risiko für Schilddrüsen-, Lungen-, gynäkologische-
und insbesondere Mammakarzinome, da das in der Entwicklung befindliche Brustdrüsengewebe
besonders strahlensensibel ist [72]
[74]
[76].
Eine Optimierung der Untersuchungsprotokolle, insbesondere der variablen CT-Komponente,
sowie die Überprüfung der Notwendigkeit der regelmäßigen Exposition sind somit zwingend
erforderlich und führen zu einer größtmöglichen Reduzierung der Strahlenexposition.
Die Anpassung der Röhrenspannung und der Dosisleistung des CT an den kleineren Körperquerschnitt
ist unerlässlich. Dosis-Modulationssysteme sollen standardmäßig verwendet werden,
um die Strahlenexposition zu minimieren. Bei jedem Patienten muss individuell und
je nach vorliegenden Voraufnahmen entschieden werden, ob ein diagnostisches CT einzelner
Körperregionen notwendig oder ein Niedrigdosis-CT zur Schwächungskorrektur ausreichend
ist. Beim Hodgkin-Lymphom werden häufig diagnostische CTs mit KM von Hals, Abdomen/Becken
sowie des Thorax in tiefer Inspiration notwendig. Die Durchführung der Thorax-CT zum
Ausschluss von Lungenmetastasen, bspw. bei einem Ewing-Sarkom, sollte als Niedrigdosis-CT
in tiefer Inspiration durchgeführt werden [77]. Die Rekonstruktion mit einem Lungenkernel des Niedrigdosis-CT, das zur Schwächungskorrektur
angefertigt wird, reicht nicht aus, da in Atemmittellage Rundherde übersehen werden
können. Der Einsatz von Röntgenkontrastmittel oder eines diagnostischen CT muss sorgfältig
abgewogen werden.
In vielen Fällen ist die deutlich höhere Dosis eines diagnostischen CTs bei nur geringem
Zuwachs an Information nicht gerechtfertigt. Sämtliche Hirnuntersuchungen werden inklusive
Niedrigdosis-CT zur Schwächungskorrektur oder aber am PET/MRT durchgeführt.
Neben der Möglichkeit der Anpassung der CT-Komponente der PET/CT-Untersuchung ist
die Durchführung eines PET/MRT unter dem Gesichtspunkt der Reduktion der Strahlenexposition
möglich.
PET/MRT
Die Kombination aus klinisch etablierter morphologischer Bildgebung mit hohem Weichteilkontrast
und molekularer Ganzkörperdiagnostik ist nicht nur aus strahlenhygienischen Gründen
verlockend.
Ziel ist die Evaluation komplementärer Eigenschaften der multiparametrischen MRT mit
bspw. Darstellung der Diffusion, Traktografie, T1- oder T2-Mapping, die über die rein
morphologische Bildgebung mittels CT hinausgehen. Auf der anderen Seite lassen sich
diese Informationen mit quantitativen PET-Messungen, wie z. B. Bestimmung von SUV-Werten,
MV und TLG vergleichen [6]. Bei ZNS Tumoren bspw. enthalten PET und MRT komplementäre Informationen zu Blut-Hirnschrankenstörungen,
funktionellen MR-Parametern, wie Diffusionseinschränkungen und Stoffwechselalterationen
in der PET [79]
[80]. Eine gleichzeitige Akquisition vereinfacht die Koregistrierung und Bildfusion und
senkt die Akquisitionszeit.
Die hochauflösende Lokaldiagnostik durch die Magnetresonanztomografie ist bei Sarkomen
([Abb. 1]), ZNS-Tumoren ([Abb. 3]) und Neurofibromatose Typ I auch bei zusätzlich durchgeführtem PET/CT (Ganzkkörperdiagnostik)
unter anderem für die Planung einer Biopsie oder Resektion zwingend erforderlich.
Aus diesem Grund erscheint die Kombination beider Verfahren in einer Untersuchung
vielversprechend.
Bei Sarkomen im Kindesalter ist trotz steigender Sensitivität für Lungenmetastasen
in der MRT die Durchführung eines Niedrigdosis-CT in Inspiration aufgrund der prognostischen
Relevanz für das Outcome der Patienten empfohlen [16]. Ein CT-Thorax wäre zudem für die OP-Planung vor einer geplanten kurativen Resektion
von Lungenmetastasen notwendig [80].
Insgesamt gilt, dass die PET-MR-Bildgebung eine äquivalente PET-Diagnostik bei potenziell
zusätzlichen Informationen durch die MRT, besonders bei geringer oder heterogener
Nuklidanreicherung, liefert. Eine genauere Evaluation der PET/MRT in großen Studien
im Vergleich zum PET/CT ist geboten.
Anmerkung: Diese Arbeit wurde unterstützt von der Deutschen Krebshilfe, Fördernummer 108128
(UD); ERA-Net-TRANSCAN Konsortium, Projektnummer 01KT1310 und von David Dressler (UD).
Wolfgang Roll hat eine Rotationsstelle für Forschung der medizinischen Fakultät der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster inne.